Stimmen in der Presse


Übersicht Pressemitteilungen

Hybris. Die überforderte Gesellschaft

6. März 2014

Aus Anlass der Vorstellung des Buches "Hybris. Die überforderte Gesellschaft" am 6. März 2014 in Berlin erklärt dessen Autor Professor Dr. Meinhard Miegel:

Noch nie hat sich die Menschheit, mit den Völkern der früh industrialisierten Länder an der Spitze, in einer ähnlich paradoxen aber auch bedrohlichen Lage befunden! Mit jedem Schritt, mit dem sie meint, ihren selbst gesteckten Zielen näher zu kommen, entfernt sie sich weiter von ihren natürlichen Lebensgrundlagen. Jedem Gewinn steht ein Verlust gegenüber, wobei die Gewinne immer kleiner und die Verluste immer größer zu werden scheinen.

Ursache dieses Dilemmas ist eine Ideologie, der zufolge durch fortwährendes wirtschaftliches Wachstum ein irdisches Himmelreich entstehen soll, in dem niemand mehr bedürftig ist oder leidet und alle ihren Neigungen und Bedürfnissen gemäß leben können. Doch so sehr sich die Menschen auch mühen: Sie kommen diesem Traumbild kaum näher. Zugleich werden die Schattenseiten ihres Tuns immer deutlicher.

Diese Verfolgung utopischer Ziele hat die Menschheit, namentlich ihre wirtschaftlich entwickeltsten Teile, dazu gebracht, nicht nur die Tragfähigkeitsgrenzen der Erde gefährlich weit zu überschreiten, sondern auch sich selbst zu überfordern. Ständig werden alle zu noch größeren Anstrengungen angehalten. Nur gebracht hat das wenig. Deshalb fragen sich immer mehr, wozu dieses ganze Rennen und Hasten eigentlich gut sein soll. Sie können kein Ziel mehr erkennen, für das sich der Aufwand lohnt.

Die Zahl derer wächst, die sich bewusst und freiwillig zu beschränken suchen. Sie wollen kein Teil mehr von jenen Mechanismen sein, die Unmögliches doch noch möglich machen sollen: wuchernde Wirtschaftsaktivitäten, entfesselte Finanzmärkte, gigantische Datenmengen, wachstumsfokussierte Bildungs- und Infrastrukturen oder globales Allmachtsstreben. Viele, wenn auch bislang noch eine Minderheit, haben die Hybris der derzeitigen Kultur des Westens erkannt.

Die Mehrheit wird ihnen folgen, folgen müssen, wenn sie einer Ideologie entkommen will, die in ihrem unablässigen Streben nach Entgrenzung unvermeidlich zerstörerisch wirkt. Menschlichem Handeln sind Grenzen gesetzt. Menschengemäße Zielsetzungen tragen dem Rechnung. Grenzen nicht anzuerkennen ist Selbstüberhöhung und Größenwahn - ist Hybris.

Meinhard Miegel, Hybris. Die überforderte Gesellschaft, Propyläen-Verlag, Berlin 2014, 320 Seiten, ISBN: 978-3-549-07448-0, € 22,99

Pressekontakt:

Stefanie Wahl, E-Mail: stefanie.wahl@denkwerkzukunft.de
Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung
Ahrstraße 45, 53175 Bonn, Telefon: 0228 372044