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Plädoyer für eine erneuerte Esskultur

5. Mai 2010

Anlässlich der Vorstellung des Memorandums "Für eine erneuerte Esskultur. Wie Essen und Trinken bei sinkendem materiellen Wohlstand zu mehr Wohlbefinden beitragen." erklären die Mitglieder des Denkkreises "Lebens-Mittel" PD Dr. Thomas Ellrott, Otto Geisel, Prof. Dr. Klaus Hahlbrock, PD Dr. Gunther Hirschfelder und Stefanie Wahl:

Wenige Dinge machen so zufrieden, wie ein gutes Essen mit Menschen, die man mag. Essen und Trinken können aber nicht nur Genuss und Gemeinschaft stiften, sondern auch die Familie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, der Fürsorge und Erziehung dienen, Quellen der Kreativität und kulturellen Identität sein und nicht zuletzt die Gesundheit fördern. Alles dies lässt sich mit begrenzten finanziellen Mitteln erreichen. Deshalb sind Essen und Trinken wie kaum ein anderer Kulturbereich geeignet, Wohlbefinden und Lebensqualität selbst bei anhaltendem Rückgang des materiellen Wohlstands - für den vieles spricht - zu erhöhen.

Dies ist ein Ergebnis des Denkkreises "Lebens-Mittel" des Denkwerks Zukunft. Allerdings zeigt die Untersuchung auch, dass heute viele Menschen die wohlstandssteigernden Potentiale von Essen und Trinken gar nicht oder viel zu wenig nutzen. Stattdessen ernähren sie sich so, dass ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität darunter leiden. Gewollt oder ungewollt essen sie zu süß, zu fett oder zu viel Fleisch sowie undiszipliniert und unter Zeitdruck. Zudem landen wegen mangelnder Planung oder aus Unkenntnis zu viele Lebensmittel im Müll. Dies beeinträchtigt nicht nur die eigenen finanziellen Möglichkeiten, sondern auch die Umwelt.

Um etwaige Einkommensverluste zumindest teilweise zu vermindern und die Umwelt zu schonen, müssen Verbraucher, Produzenten, Handel, Außerhausversorger u.a. bewusster und haushälterischer mit Lebensmitteln umgehen, Qualität an die Stelle von Quantität setzen sowie ökologisch, sozial und ethisch verantwortungsvoller produzieren und konsumieren. Nicht "Masse statt Klasse" darf künftig die Maxime sein, sondern "besser statt mehr". Darüber hinaus muss Essen wieder zu einem sinnlichen, genussvollen und gemeinsamen Erlebnis gemacht werden. Dies erfordert eine grundlegend andere Einstellung zu Lebensmitteln. Jeder Einzelne muss sich bewusst sein, dass er durch die Art, wie er sich ernährt, nicht nur sein eigenes körperliches Wohlbefinden, sondern auch Gesellschaft, Natur und Umwelt tiefgreifend beeinflusst.

Um die Esskultur zu erneuern, plädiert der Denkkreis "Lebens-Mittel" des Denkwerks Zukunft dafür:

  • die Ernährungs- und Verbraucherbildung zu verbessern und sinnliche Erfahrungen im Umgang mit Lebensmitteln insbesondere bei Kindern zu fördern
  • z.B. in den Medien gelungene Beispiele einer erneuerten Esskultur - wie sie im Anhang des Memorandums dargestellt sind - zu verbreiten
  • zuhause öfter gemeinsam zu kochen und zu essen und auch in Schulen sowie Alten- und Pflegeheimen Möglichkeiten gemeinsamen Kochens und Essens zu schaffen und dadurch Räume für Kreativität und Sinnlichkeit zu eröffnen
  • durch die Ausweitung des ökologischen Landbaus, die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe, den Aufbau einer multifunktionalen Land- und Lebensmittelwirtschaft sowie die Internalisierung externer Kosten Lebensmittel umweltverträglicher, sozial und ethisch verantwortlicher zu produzieren und zu konsumieren
  • die Qualität von Außerhausversorgung und Fertigprodukten zu verbessern
  • durch verständliche und EU-weit einheitliche Kennzeichnung von Lebensmitteln und Ernährungsangeboten sowie verantwortungsvolleres Marketing die Transparenz zu erhöhen.

Dem Denkkreis "Lebens-Mittel" gehören folgende Experten an:

  • Dr. Ulrike Eberle
  • PD Dr. Thomas Ellrott
  • Otto Geisel
  • Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald
  • Prof. Dr. Klaus Hahlbrock
  • Prof. Dr. Alois Heißenhuber
  • PD Dr. Gunther Hirschfelder
  • Dr. Anke Möser
  • Mag. Hanni Rützler
  • Dr. Gesa Schönberger
  • Dr. Frank Thiedig
  • Prof. Dr. Bernhard Tschofen.

Das Memorandum zur Esskultur steht in einer Reihe von Veröffentlichungen, mit denen das Denkwerk Zukunft beispielhaft zeigen will, wie die westliche Kultur erneuert und dadurch zukunftsfähig gemacht werden kann. Im Mittelpunkt stehen dabei die Überwindung des tradierten Wachstumsdenkens und die Erweiterung des Wohlstandsverständnisses sowie die Erarbeitung von Maßnahmen, durch die die Funktionsfähigkeit des Gemeinwesens bei abnehmender Wirtschaftskraft erhalten werden kann.

Denkkreis "Lebens-Mittel" des Denkwerks Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung, Für eine erneuerte Esskultur. Wie Essen und Trinken bei sinkendem materiellen Wohlstand zu mehr Wohlbefinden beitragen, 68 Seiten, Bonn 2010

Zum Memorandum

Stefanie Wahl, Geschäftsführerin

Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung
Ahrstraße 45, 53175 Bonn
Telefon: 0228 372044
E-Mail: stefanie.wahl@denkwerkzukunft.de
Internet: www.denkwerkzukunft.de