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Verdeckte Inflation

Zwischenruf von Jürgen Löwe

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Die Inflation ist deutlich höher als offiziell ausgewiesen, da bisher ein wesentlicher Bestimmungsfaktor des Geldwertes ausgeblendet wird: Maßgebend für den Wert des Geldes ist nicht nur, welche Menge bestimmter Güter für eine bestimmte Anzahl Geldeinheiten erhältlich ist sondern welcher Güter-Wert, wobei der Wert von Gütern nicht nur von deren Art und Anzahl abhängt, sondern auch von deren Qualität.

Die Qualität insbesondere von Konsumgütern verschlechtert sich im Trend, da die Kaufentscheidung hier mehr durch den Preis als durch die - erst später offensichtlich werdende - Qualität bestimmt wird. Anreize zu einer Verminderung der Qualität resultieren zudem aus dem Prozess der Globalisierung: Infolge geringerer Lohnkosten sowie niedrigerer Sozial- und Umweltstandards in weiten Teilen der Welt entsteht ein Preisdruck, dem westliche Unternehmen nur standhalten können, wenn sie ihre Produktionskosten senken. Insoweit dies - über eine Erhöhung der Prozesseffizienz hinaus - Einsparungen bei Material und Verarbeitung erfordert, vermindert sich die Produktqualität. - Die hierdurch verkürzte Haltbarkeit von Gebrauchsgütern liegt zudem im längerfristigen Interesse der Anbieter, da sich damit die zukünftige Nachfrage erhöht.

Mit der aus diesen Gründen sinkenden Qualität von Gütern reduziert sich deren Wert, d.h. es verringert sich der reale Wert. Da die Preise in der Regel nicht entsprechend sinken sondern im Trend sogar steigen, verstärkt diese Entwicklung somit die Verminderung des Geldwertes, die wesentliche Verteilungswirkungen hat.

PD Dr. Jürgen Löwe ist Privatdozent an der Universität St. Gallen und arbeitet seit 2007 in der Energiewirtschaft.