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Licht aus, Spot an: Schattenbanken ins Visier nehmen

Zwischenruf von Marlehn Thieme

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Marlehn Thieme vergrößern

Im Gefolge der großen Wirtschafts- und Finanzkrise der Jahre 2007/2008 hat sich ein neuer Berufszweig etabliert: Finanzdienstleister, die sich als Schattenbanken dem Zugriff und Licht der Öffentlichkeit entziehen und dadurch neue, kaum kalkulierbare Risiken für alle Finanzmärkte schaffen. Die Staaten haben diesen Finanzmarktakteuren keine Geschäftslizenz erteilt, was ihr Volumen geradezu ins Unvorstellbare hat wachsen lassen. Die Schätzungen über ihre Bilanzsummen liegen so beeindruckend weit auseinander wie ihre Intransparenz sie vor öffentlicher Begutachtung schützt. Die Rede ist von 51 bis 67 Billionen Euro Gesamtumsatz per anno! Das bedeutet, dass ein Viertel der globalen Finanztransaktionen derzeit über Schattenbanken läuft, deren Risiko an sich und deren Auswirkungen auf die Finanzmärkte nicht einschätzbar sind. Ihr Umfang kann die Wirkung finanz- und währungspolitischer Maßnahmen von Staaten und Währungsgemeinschaften aushebeln, was sie zu einem strukturellen Problem macht.

In Anbetracht der Durchschlagskraft dieser Risiken auf die Finanzierung von Unternehmen und Staaten ist eine globale Regulierungsoffensive notwendig. Erforderlich sind Berichtspflichten, welche die Schnittstellen von Banken und bisher nicht regulierten Schattenbanken sichtbar machen und auch Letztere Regeln verlässlicher Risikobewertung unterwerfen. Regulierungsarbitrage und schnell gemachtes Geld vergrößern ausgerechnet die größten Risiken am Finanzmarkt. Daher ist es dringend geboten, das Finanzmarktgefüge hier international übergreifend zu ordnen.

Marlehn Thieme ist Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung und  Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland