Zeit zu handeln


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Die Zeiträuber

Zwischenruf von Max A. Höfer

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Max A. Höfer vergrößern

Ein großes Versprechen der Wirtschaft lautet: Wenn wir immer effizienter werden, dann sparen wir Zeit. Doch wo ist sie geblieben? Je mehr Zeit wir sparen, desto weniger haben wir. Die Effizienz-Apostel sind in Wahrheit Zeit-Räuber. Wir fallen auf sie rein, wenn wir diesen vier Geboten des Zeitgeists folgen:

Jeder muss aktiv sein. Aktivität gilt als etwas Gutes, Nichtstun ist vergeudete Zeit. Sogar der Schlaf soll verkürzt werden. Dabei ist Stille ein Wert an sich: Für Buddhisten ist das, was nicht geschieht oft wichtiger als das, was geschieht.

Neuerung muss sein. Schnelle Veränderungen sind zum Maßstab der Kultur geworden. Wer sich ihnen verweigert, soll zurecht untergehen. Wir zappen uns durchs Leben in der Angst es zu versäumen.

Alles wird dringlicher. Von der Email mit höchster Prioritätsstufe bis zum Reiseportal, das den „best deal" mit dem Hinweis versieht: „nur noch kurze Zeit verfügbar" - immer mehr wird irgendwie unaufschiebbar.

Alles muss intensiver werden. Nespresso erhöhte kürzlich den Intensitätsgrad seiner Kaffeekapseln von 10 auf 12. Die schmecken jetzt also noch kaffeeiger. Aber geht das überhaupt, dass das Gras immer grüner, der Himmel blauer, die Kapitalrenditen immer höher werden?

Der Steigerungskapitalismus tut uns nicht gut. Er raubt uns die Souveränität über die Zeit und verhindert dabei, dass wir das Leben genießen. Seine Verheißung einer smarten, effizienten und besseren Welt ist vor allem eine große Illusion, denn noch nie haben Heilslehren gehalten, was sie versprachen.

Max A. Höfer, 54, ist Ökonom und lebt in Berlin. Im Knaus Verlag erschien zuletzt sein Buch „Vielleicht will der Kapitalismus gar nicht, dass wir glücklich sind?".