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Suffizienz mittels Zertifikaten

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Arno Gahrmann vergrößern

Das rendite- und wachstumshungrige Kapital, das durch einen genügsamen Lebensstil vertrieben wird, sucht sich nicht erst seit heute alternative Anlagen in der Privatisierung der commons, in den „Emerging Markets" der Schwellenländer, und es „grabscht" sich Land in den Entwicklungsländern. Diese "neue Landnahme"(Klaus Dörre) ist dabei, die letzten "ökonomischen Brachen" (Samuelson) umzupflügen und sie droht, Demokratie und Freiheit in kapitalistische Ökonomie zu transformieren. Gerhard Scherhorn verlangt daher eine Transformation des Kapitals dergestalt, dass es nicht mehr zu Lasten Dritter wächst. Doch können wir warten, bis ein entsprechender Ansatz gefunden und(!) weltweit umgesetzt wird? Uwe Schneidewind schrieb dazu nur resignierend, dass auf alle sich hieraus ergebenden Fragen die moderne Wirtschaftswissenschaft kaum Ant­worten bietet.

Wenn auch bislang nur auf CO2 angewandt und lau gehandhabt, bietet das System der Zertifikate prinzipiell die Chance, auch in der herrschenden kapitalistischen Ökonomie ökologische und soziale Ziele unbürokratisch und zu den geringsten Kosten zu erreichen. So könnte man einen gesamthaften Flächen- und Rohstoffverbrauch genauso vorgeben wie etwa die Zahl zu beschäf­tigender Immigranten; die einzelnen Unternehmen haben dies durch entspre­chende Maßnahmen zu erfüllen oder ersatzweise Zertifikate von anderen Unter­nehmen zu kaufen, die diese Vorgaben übererfüllen. Der zu erwartende Gewinnrückgang mag dann auch den Renditeanspruch und daraus folgend den Wachstumsdruck vermindern, besonders wenn dieses umfassende Zertifikatssystem weltweit angewendet wird.

Arno Gahrmann ist Wirtschaftsingenieur und eremitierter Professor an der Hochschule Bremen; er hat kürzlich das Buch „Wir arbeiten und nicht das Geld. Wie wir unsere Wirtschaft wieder lebenswert machen"  veröffentlicht