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Wachstumswende: Absolute Grenzen, Postwachstumsforschung und kurze Vollzeit für alle

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Nicht nur Umweltaktivisten ahnen es: Beständiges Wirtschaftswachstum – so wie wir es kennen und definieren – verträgt sich nicht mit dem Nachhaltigkeitspostulat. Dennoch subventionieren wir zum Beispiel   Massentierhaltung, Flugverkehr, Diesel und Dienstwagen. Ja sogar die Klimaverhandlungen scheitern letztlich am Wachstumsdogma.

Bisher sind führende Ökonomen offenbar nicht bereit, sich eine Republik vorzustellen, in der die Produktion etwa in der Automobilindustrie nicht weiter zunimmt. Ebenso weigern sie sich, ein Szenario für die absolute Begrenzung des Straßen- und Luftverkehrs, des Flächenverbrauchs oder der Fleischproduktion sowie eine Transformationsperspektive zu entwickeln.

Doch genau für solche Entwicklungspfade benötigen wir sozio-ökonomische Modelle. Zu untersuchen sind systemische Ansatzpunkte, um die Abhängigkeit vom schmutzigen Wachstum zu lindern. Notwendig ist beispielsweise Forschung zur Stärkung regionaler Wertschöpfung oder alternativer Geldwirtschaft, zu kooperativen Wirtschaftsformen oder Gemeingütern. Notwendig ist zudem ein verändertes Verständnis vom Normalarbeitsverhältnis. Kürzere Arbeitszeiten lindern die Abhängigkeit von Wachstum und leisten einen maßgeblichen Beitrag für den achtsamen Umgang mit unserem Planeten. Zwar haben sich Teilzeitstellen schleichend etabliert, doch in den Führungsetagen will kaum jemand damit konfrontiert werden. Es fehlt eine Anerkennungskultur für die 30-Stunden-Woche. Ein solcher Wandel kommt nicht von allein. Gefordert sind Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und insbesondere Gewerkschaften.

 

Dr. Michael Kopatz, Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik im Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie