Zeit zu handeln


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Was ist, wenn Prognosen zur Demografie gar nicht eintreten?

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Zwischenruf von Sonja A. Sackmann

Vorhersagen über künftige Entwicklungen sind bekanntlich mit vielen Unsicherheiten behaftet. Das gilt auch für Bevölkerungsprognosen, obwohl Geburten- und Sterbetrends noch vergleichsweise gut vorhersehbar sind. Die große Unbekannte sind hier Zu- und Abwanderungen, die - wie gerade jetzt wieder zu beobachten ist - binnen kurzem stark anschwellen und auch wieder abschwellen können. Der Fall der Mauer vor 25 Jahren hat beinahe über Nacht umfangreiche Bevölkerungswanderungen innerhalb Deutschlands ausgelöst.

Die aktuelle Flüchtlingswelle ist wiederum ein derart disruptives Ereignis, das die gesamte Gesellschaft, namentlich ihre Wirtschaft und ihren Arbeitsmarkt verändern dürfte. Tausende von arbeitsfähigen und arbeitswilligen Menschen kommen täglich nach Deutschland auf der Suche nach einer neuen Existenz. Sie bilden trotz aller Integrationsprobleme ein Potenzial, von dem ein hoher Innovationsschub ausgehen könnte.

Viele der Flüchtlinge sind qualifiziert und hoch motiviert. Doch ihre Motivation könnte schnell in Frustration umschlagen und ihre positive Energie zu gelernter Hilflosigkeit werden, wenn sie nicht bald die Möglichkeit bekommen, durch sinnvolle Tätigkeiten ihren Beitrag leisten zu können. Rasches Handeln ist vonnöten, nicht nur bei der Bereitstellung von Unterbringungsmöglichkeiten, sondern vor allem auch beim Spracherwerb, dem Erwerb von Qualifikationen und der Möglichkeit, auf der Basis vorhandener Qualifikationen sinnvoll tätig zu werden. Dies ist zugleich die beste Möglichkeit, sich in die Gesellschaft zu integrieren.

Prof. Dr. Sonja A. Sackmann, Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Fakultät für Wirtschafts- und Organisationswissenschaften der Universität der Bundeswehr München