Zeit zu handeln


Übersicht Beiträge und Veröffentlichungen

Für einen Bewusstseinswandel.
Von der Konsum- zur Wohlstandskultur

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Wichtige Ergebnisse:

1. Die Gesellschaften früh industrialisierter Länder sind Konsumgesellschaften, ihre Kultur ist eine Konsumkultur. Das Problem: Das Fundament dieser Kultur zerfällt. Voraussetzung für ihren Bestand sind fortwährendes Wirtschaftswachstum und materielle Wohlstandsmehrung. Künftig wird der materielle Wohlstand breiter Bevölkerungsschichten jedoch spürbar sinken.
Zum einen stößt der generationenlange Raubbau an natürlichen Ressourcen, Umwelt sowie Mensch und Gesellschaft an Grenzen. Zum anderen dürfte in alternden Gesellschaften die Leistungs-, vor allem aber die Risikobereitschaft abnehmen. Hinzu kommt die manifest gewordene Unmöglichkeit, den materiellen Wohlstand durch immer höhere Schulden zu steigern. 

2. In Gesellschaften, die wie die deutsche auf steigenden Konsum und materielle Wohlstandsmehrung fokussiert sind, dürften deren Rückgang soziale Spannungen und möglicherweise sogar erhebliche Störungen auslösen. Sollen diese vermieden oder zumindest gemildert werden, müssen die Grundlagen individueller Zufriedenheit und gesellschaftlicher Funktionsfähigkeit den veränderten Bedingungen angepasst werden.
Dies setzt eine kulturelle Erneuerung voraus. Die Verengung auf Konsum und materiellen Wohlstand muss gelockert und das Wohlstandsverständnis um immaterielle Aspekte erweitert werden: Zeit für sich selbst und andere, um sich an der Natur und den Künsten zu erfreuen, sich zu bilden und seinen Horizont zu weiten, eine Fremdsprache zu erlernen, Sport zu treiben, müßig zu sein oder sich am politisch-gesellschaftlichen Leben zu beteiligen.
Unverzichtbar für ein erweitertes Wohlstandsverständnis sind darüber hinaus Wirtschafts- und Lebensformen, die ökologisch ungleich nachhaltiger sind als die Wirtschafts- und Lebensformen von Konsumkulturen.

3. Auf diesen Bewusstseinswandel sind weite Teile der Gesellschaft bisher kaum vorbereitet. Zwar wächst seit geraumer Zeit die Zahl derer, die meinen, dass die gegenwärtigen Wirtschafts- und Lebensweisen nicht zukunftsfähig sind. Doch folgen dieser Erkenntnis keine Taten, da es äußerst schwierig ist, Menschen von ihren lange praktizierten und tief verinnerlichten Verhaltensmustern abzubringen. Mitunter dauert dies Generationen.
Angesichts von Herausforderungen wie dem Klimawandel, rasant schwindenden natürlichen Ressourcen und zunehmenden sozialen Konflikten ist die Zeit für einen Bewusstseinswandel allerdings knapp bemessen. Um ihn möglichst rasch herbeizuführen, bedarf es der Aktivierung aller individuellen und kollektiven Kräfte.

4. In einem offenen und breiten Suchprozess muss die Gesellschaft stärker immateriell geprägte Lebensstile entwickeln. Besonders gefordert sind dabei Menschen, die Vorbilder und/oder aufgrund überdurchschnittlicher Fähigkeiten sowie Einkommen und Vermögen in der Lage sind, mehr zu leisten und weitsichtiger zu handeln als andere. Ohne ihr stärkeres und verlässliches Engagement für das gemeine Wohl wird die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft früher oder später nachhaltig beeinträchtigt werden.

5. Besondere Verantwortung tragen darüber hinaus Vertreter der Medien, des Bildungswesens und zivilgesellschaftlicher Organisationen. Sie müssen die Bevölkerung umfassend über die Risiken ihres derzeitigen, materiell geprägten Lebensstils aufklären und sie gleichzeitig dabei unterstützen, Kompetenzen und Fertigkeiten zu entwickeln, um mit weniger materiellem Aufwand erfüllte Leben zu haben.

6. Angesichts der kurzen Zeitachse muss der Wandel von der materiell geprägten Konsum- hin zu einer stärker immateriell geprägten Wohlstandskultur durch den Staat beschleunigt werden. Konkret muss dieser Hemmnisse, die immateriellen Lebensweisen im Weg stehen, abbauen, die Förderung ressourcenaufwändiger Wirtschafts- und Lebensweisen beenden und stattdessen Maßnahmen verstärken, die den Ressourcenverbrauch senken. Zugleich muss der Staat soziale Sicherungssysteme und politische Strukturen so gestalten, dass sie der Bevölkerung auch bei sinkendem materiellen Wohlstand ein ausreichendes Maß an Sicherheit bieten. Ferner muss er auf internationaler Ebene für eine kulturelle Erneuerung werben.

Memorandum - Für einen Bewusstseinswandel (pdf)

Pressemitteilung zum Memorandum

Pressespiegel zum Memorandum

Informationen zum Denkkreis "Bewusstseinswandel"

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