Frequently Asked Questions (FAQ)
zum Wohlstandsquartett
Was soll das Wohlstandsquartett bewirken?
Warum werden nur vier Indikatoren gewählt?
Warum werden die vier Indikatoren des Wohlstandsquartetts nicht zu einem Index zusammengefasst?
Wie setzt sich das Wohlstandsquartett zusammen?
Was misst die gesellschaftliche Ausgrenzungsquote?
Was misst die Relation von ökologischem Fußabdruck und Biokapazität?
Welche Stärken hat das Wohlstandsquartett?
Welche Schwächen hat das Wohlstandsquartett?
Was soll das Wohlstandsquartett bewirken?
Mit dem Wohlstandsquartett will das Denkwerk Zukunft dazu beitragen, das Wohlstandsverständnis zu verbreitern. Mit seinen vier Indikatoren macht es beispielsweise auf einen Blick sichtbar, dass die Zunahme materieller Güter und kommerzieller Dienste nicht automatisch mehr Wohlstand bedeutet, wenn diese auf Kosten von Natur und Umwelt und des gesellschaftlichen Zusammenhalts erwirtschaftet werden. Umgekehrt steht ein Rückgang der Güter- und Dienstemenge nicht zwangsläufig für sinkenden Wohlstand, wenn sich im Gegenzug ein steiles Einkommensgefälle verringert, mehr Menschen gesellschaftlich eingebunden sind und der Natur- und Umweltverbrauch auf ein langfristig tragfähiges Maß abnimmt.
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Warum werden nur vier Indikatoren gewählt?
Das Wohlstandsquartett beschränkt sich auf vier "Schlüsselindikatoren", damit der Wohlstand der Gesellschaft einerseits differenziert und breit gemessen, andererseits aber noch auf einen Blick erfasst und historisch bzw. international verglichen werden kann.
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Warum werden die vier Indikatoren des Wohlstandsquartetts nicht zu einem Index zusammengefasst?
Werden wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Indikatoren zu einem Gesamtindex zusammengefasst, ist nicht mehr unmittelbar erkennbar, durch welchen Bereich Niveau und Entwicklung des Wohlstands bestimmt werden. Dies erschwert einen differenzierten Blick auf den Wohlstand einer Gesellschaft. Zudem sind die Verfahren der Indexbildung mit methodischen Problemen verbunden, die bei der Zusammenfassung der Daten zu teils großen Informationsverlusten führen. Vor allem aber sollten Gesellschaft und Politik, nachdem sie sich lange Zeit auf einen einzigen materiellen Wohlstandsindikator - das BIP - konzentrierten, ein Bewusstsein für Bedeutung und Verlauf nicht-materieller Wohlstandsindikatoren, wie sie in der 80/20-Relation, der gesellschaftlichen Ausgrenzungsquote und dem ökologischen Fußabdruck ausgedrückt sind, entwickeln. Die Ersetzung des BIP durch wiederum einen einzigen Wohlstandsindex würde diese Entwicklung erschweren.
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Wie setzt sich das Wohlstandsquartett zusammen?
Das Wohlstandsquartett besteht aus vier Indikatoren. Das Pro-Kopf-BIP dient als Indikator für den materiellen Wohlstand der Bevölkerung, die 80/20-Relation misst, wie dieser auf die Bevölkerung verteilt ist, die gesellschaftliche Ausgrenzungsquote ist der Gradmesser für den Zusammenhalt der Gesellschaft und die Relation des ökologischen Fußabdrucks zur Biokapazität ein Maß für ökologische Nachhaltigkeit.
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Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner (Pro-Kopf-BIP) ist ein Indikator für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft und die Versorgung der Bevölkerung mit materiellen Gütern und kommerziellen Diensten.
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Die 80/20-Relation - auch 80/20-Maß genannt - ist das Verhältnis der Summe der (äquivalenzgewichteten) Nettohaushaltseinkommen der oberen 20 Prozent der Einkommensbezieher zur Summe der Nettohaushaltseinkommen der unteren 20 Prozent der Einkommensbezieher. Sie zeigt an, ob am materiellen Wohlstand eines Landes breite Bevölkerungsschichten teilhaben oder nur kleine Gruppen hiervon profitieren.
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Was misst die gesellschaftliche Ausgrenzungsquote?
Die gesellschaftliche Ausgrenzungsquote ist der Anteil der Personen im Alter von 15 Jahren und älter an der gleichaltrigen Gesamtbevölkerung, die auf die Aussage "Ich fühle mich von der Gesellschaft ausgegrenzt" ("I feel left out of society") mit "stimme voll und ganz zu" ("strongly agree") oder "stimme eher zu" ("agree") antworten. Als Indikator ist sie ein Gradmesser für den Zusammenhalt und die Inklusionskraft einer Gesellschaft. Als subjektives Maß erfasst sie gut verschiedene Ursachen gesellschaftlicher Ausgrenzung wie schwache Sozialkontakte, (Langzeit-)Arbeitslosigkeit oder einer Minderheit anzugehören.
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Was misst die Relation von ökologischem Fußabdruck und Biokapazität?
Der ökologische Fußabdruck misst die biologisch produktive Fläche, die eine Bevölkerung zur Aufrechterhaltung ihres Lebensstils beansprucht. Übersteigt in einem Land der ökologische Fußabdruck je Einwohner die global je Erdenbürger verfügbare Biokapazität, bedeutet dies, dass, wenn alle Menschen so leben würden, jährlich mehr Ressourcen verbraucht werden, als die Erde im Laufe eines Jahres regenerieren kann. Damit macht dieser Indikator sichtbar, wenn ökologische Grenzen überschritten werden und eine Bevölkerung auf Kosten der Natur sowie künftiger Generationen wirtschaftet und konsumiert.
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Welche Stärken hat das Wohlstandsquartett?
Die vier Indikatoren des Wohlstandsquartetts sind wissenschaftlich anerkannt und erprobt sowie historisch und international verfügbar. Folglich kann das Wohlstandsquartett sofort zur Wohlstandsmessung verwendet werden. Zudem verändern sich die Indikatoren im Zeitverlauf, so dass Handlungsbedarfe abgeleitet bzw. die Wirkung politischer und gesellschaftlicher Maßnahmen überprüft werden kann.
Zusammen betrachtet zeichnen die Indikatoren ein differenziertes Bild des Wohlstands. Sie decken wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Dimensionen des Wohlstands ab und erlauben Aussagen über die künftigen Grundlagen des Wohlstands. Beispielsweise machen sie auf einen Blick sichtbar, dass materielle Gewinne nicht zwingend mehr Wohlstand bedeuten, wenn sie mit gesellschaftlichen und ökologischen Verlusten einhergehen und umgekehrt.
Die separate Darstellung der Indikatoren fördert zudem bei Politik und Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Bedeutung immaterieller Wohlstandskomponenten. Außerdem ermöglicht sie je nach kulturellem Hintergrund unterschiedliche Interpretationen des Wohlstands.
Trotz dieser differenzierten Wohlstandsbetrachtung ist das Wohlstandsquartett wegen der Begrenzung auf nur vier Indikatoren einfach öffentlich zu kommunizieren und für jeden leicht zu verstehen.
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Welche Schwächen hat das Wohlstandsquartett?
Datenqualität und -verfügbarkeit der Indikatoren sind teilweise verbesserungsbedürftig. So liegt die gesellschaftliche Ausgrenzungsquote erst ab 2001 und seither nicht für jedes Jahr bzw. der ökologische Fußabdruck jeweils erst mit drei Jahren Verzögerung vor. Allerdings zeichnet sich in beiden Fällen eine Verbesserung der Datengrundlage ab.
Mit vier Indikatoren wird der Wohlstand eines Landes zwar differenziert dargestellt, ist aber nicht mehr so leicht international und historisch zu vergleichen wie mit einem integrierten Wohlstandsindex, bei dem mehrere Indikatoren des Wohlstands zu einer einzigen Zahl zusammengefasst werden.
Bestimmte Bereiche insbesondere des gesellschaftlichen Wohlstands werden durch das Wohlstandsquartett nicht oder nur indirekt erfasst. So fehlen beispielsweise Gesundheits-, Bildungs- und Zufriedenheitsindikatoren. Auf diese wurde verzichtet, um Komplexität zu reduzieren. Allerdings korrelieren viele gesellschaftliche Indikatoren mit der gesellschaftlichen Ausgrenzungsquote oder der 80/20-Relation, so dass sie im Wohlstandsquartett mittelbar in die Wohlstandsbetrachtung einbezogen werden.
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