Zeit zu handeln


Übersicht 4-Referenten-Diskutanten

Volker Gerhardt

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Volker Gerhardt ist Seniorprofessor für Praktische Philosophie an der HU Berlin, er lehrt und forscht zu Fragen der Ethik, der Politik und der Theologie, ist Mitglied verschiedener Akademien und leitet die Berliner Akademie-Kommissionen zur Herausgabe der Werke Kants und Nietzsches. 

Kurzstatement

Die fünf größten Affekthindernisse, die der Umsetzung von einsichtig begründeten Erkenntnissen entgegenstehen, sind einfach zu benennen:

  1. Sie liegen zum einen in der Furcht, den einmal erreichten Lebensstatus und das damit verbunden Ansehen zu verlieren. Die unterschiedliche Empfänglichkeit oder Anfälligkeit für diese Furcht, begründet die mitunter großen Unterschiede im Verhalten der Individuen.   
  2. In politischen Systemen werden die Affekthindernisse nicht selten bewusst von Parteien oder Machthabern erzeugt. Sie nutzen die Angst, Opfer von Gewalt zu werden. Diese Angst durch dauernde Bedrohung wach zu halten, ist das seit Jahrtausenden zum Einsatz gebrachte Mittel totalitärer Herrschaft.   
  3. Die Angst kann nicht nur durch die Androhung von Schmerz und Tod, sondern auch mit der Sorge entstehen, unverdient in Not zu geraten. Auch diese Furcht lässt sich manipulativ erzeugen oder verstärken, so dass die Menschen nicht ihrer eigenen Einsicht folgen, sondern sich von Demagogen leiten lassen.   
  4. Das größte Hindernis liegt in die Beharrlichkeit der an ihre Macht und ihren Reichtum gebundenen Menschen, die auch heute noch gegen alle Vernunft Kriege führen, größte Verbrechen verüben und unfassbares Leid über von Millionen von Menschen bringen, wenn sie dadurch die Chance zu haben glauben, ihre einmal erreichte Position halten zu können.   
  5. Man kann Menschen durch mangelnde Bildung und durch systematische Fehlinformation daran hindern, das zu tun, was in ihrem eigenen Interesse vernünftig wäre. Wo Aufklärung nicht stattfindet, kann das Denken (von dem Menschen, außer in Panik, auf ihre Weise immer Gebrauch machen) notorisch unzureichend sein. Doch es ist nicht das Denken als solches, dass die Irrtümer erzeugt, sondern es sind die fehlenden Kenntnisse, die unzureichende Übung und der Mangel an Urteilskraft, die zu einem Denken gehören, das seinen Namen verdient. 

Ausgewählte Veröffentlichungen

Glauben und Wissen. Ein notwendiger Zusammenhang, Stuttgart (2016)

Der Sinn des Sinns. Versuch über das Göttliche, München (2014)