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Gesellschaftliche Ausgrenzungsquote in Europa gesunken - in Deutschland gestiegen

2014 fühlte sich einer von 10 Europäern aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Dies sind 17 Prozent weniger als auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2009, als die Quote zwölf Prozent betrug (Tabelle). Zwar nahm seitdem die Quote in genauso vielen Ländern ab wie zu, doch waren die Rückgänge der Ausgrenzungsquote deutlich ausgeprägter als die Zunahmen.

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*Originalfrage: To what extent do you agree or disagree with the following statement: You feel left out of society?

Quelle: European Commission (2014), Living Conditions in the European Union, Standard Eurobarometer 81, Brüssel

Deutsche Ausgrenzungsquote gestiegen

Am häufigsten gesellschaftlich ausgegrenzt fühlten sich Bulgaren (20 Prozent), Litauer (16 Prozent) und Italiener (14 Prozent). Allerdings war die gesellschaftliche Ausgrenzungsquote 2009 in allen drei Ländern spürbar höher gewesen. Die niedrigste Quote verzeichneten Malta (3 Prozent), Dänemark (4 Prozent) sowie Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Slowenien und Spanien (je 5 Prozent). In Deutschland fühlten sich, wie im Vereinigten Königreich, 11 Prozent gesellschaftlich ausgegrenzt und damit zum ersten Mal seit Anfang des Jahrhunderts wieder geringfügig mehr als im Durchschnitt der EU. 2009 hatte die Ausgrenzungsquote bei 9 Prozent und damit deutlich unter dem EU-Schnitt gelegen. Ursächlich für den Anstieg könnte die Tatsache sein, dass in Deutschland die Einkommensungleichheit nach der Finanz- und Wirtschaftskrise wieder zugenommen hat und der Anteil von Migranten, die in der Regel weniger integriert sind, gestiegen ist.

Das Gefühl gesellschaftlicher Ausgrenzung wird unter anderem stark von der materiellen Situation sowie dem gesellschaftlichen Selbstwertgefühl der Befragten beeinflusst. Entsprechend fühlen sich Arbeitslose überdurchschnittlich oft gesellschaftlich ausgegrenzt. 2014 gaben dies 23 Prozent der Arbeitslosen in der EU an. Aber auch Nichterwerbspersonen bekundeten überdurchschnittlich oft, gesellschaftlich ausgegrenzt zu sein. Gleiches gilt für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen (27 Prozent) und diejenigen, die ihren gesellschaftlichen Rang als gering einstuften (21 Prozent). Kaum je gesellschaftlich ausgegrenzt fühlten sich Manager (5 Prozent), Studenten und höhere Angestellte (je 7 Prozent), Selbstständige (8 Prozent) sowie wirtschaftlich starke Bevölkerungsgruppen (6 Prozent) und Personen, die sich selbst gesellschaftlich hoch einstuften (5 Prozent).

Höhere Ausgrenzungsquote verschlechtert Deutschlands Wohlstandsposition

Wird der Wohlstand eines Landes mit dem Wohlstandsquintett des Denkwerks Zukunft, bestehend aus Pro-Kopf-BIP, der 80/20-Relation für die Einkommensverteilung, der gesellschaftlichen  Ausgrenzungsquote, dem ökologischen Fußabdruck sowie der Schuldenquote der öffentlichen Hand gemessen, hat sich Deutschlands Wohlstandsposition aufgrund der gestiegenen gesellschaftlichen Ausgrenzungsquote am aktuellen Rand leicht verschlechtert. Deutschland schnitt 2014 nur beim Pro-Kopf-BIP, der 80/20-Relation und der Schuldenquote besser ab als der EU-Durchschnitt. Beim ökologischen Fußabdruck und der gesellschaftlichen Ausgrenzungsquote lag Deutschland auf bzw. unter dem EU-Durchschnitt.

Stand: April 2015/ Stefanie Wahl