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Otfried Höffe - Demokratie in Zeiten sinkenden Wohlstands

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Otfried Höffe (Photo: Jan Konitzki) vergrößern

Otfried Höffe (geb. 1943) ist Professor für Philosophie an der Universität Tübingen sowie Gründer und Leiter der Forschungsstelle Politische Philosophie. Er befasst sich u.a. mit Demokratietheorien, Staatsbürgertugenden sowie Fragen der Institutionen- und Individualethik. In seinem neuen Buch „Ist die Demokratie zukunftsfähig?"(2009) legt Höffe die scheinbare Ohnmacht dar, der sich die westliche Politik angesichts der weltweiten sozialen, ökonomischen und ökologischen Probleme ausgesetzt sieht. Diese haben das Vertrauen vieler Menschen in die Demokratie erschüttert. Zudem stellt er die Frage, wie demokratische Systeme befähigt werden können, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.

Kurzfassung des Vortrags

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Otfried Höffe (Photo: Jan Konitzki) vergrößern

Schaut man auf die reale Politik, so erscheint die Demokratie von wachsendem Wohlstand abzuhängen. In Wahrheit versteht sich die Staatsform des Westens primär als liberale und soziale, nicht als wohlstandsmehrende Demokratie. Folgerichtig hat die Wirtschaftskrise die Demokratie nicht gefährdet. Ohnehin, zeigt die europäische Glücksforschung, leben in armen Ländern ähnlich viele glückliche Menschen wie in reichen Industrienationen. Vielleicht hängt der sinkende Wohlstand auch mit einer globalen sozialen Gerechtigkeit zusammen; namentlich Schwellenländer holen auf.

Bedroht wird die westliche Staatsform

  • in ihrer Liberalität, wenn Freiheitsrechte und der Rechtsschutz eingeschränkt werden (bspw. durch Gewalt in öffentlichen Verkehrswegen und Verkehrsmitteln);
  • in ihrer Sozialstaatlichkeit (bspw. bei Fragen intergenerationeller Gerechtigkeit, wenn das Bruttoinlandsprodukt zunehmend der Erwachsenengeneration und abnehmend deren Kindern und Kindeskindern zugute kommt);
  • in ihrem demokratischen Charakter durch eine (anscheinend) abgehobene Politikerkaste und einen Quasi-Autismus des „politischen Systems".

Einige Alternativen zu materiellem Wohlstand werden glücklicherweise schon praktiziert:

  • Arbeitsplätze sind wichtiger als materielles Auskommen;
  • „für Jung und Alt" Bildung, Ausbildung und Kultur;
  • Spiel, Sport und Musik;
  • Freundschaften und Vereinsleben;
  • Bürgerengagement und (noch zu wenig) mehr direkte Demokratie.

Otfried Höffe