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Menschliche Entwicklung im Einklang mit den Ressourcen der Erde?

Gegenwärtig schafft es kein Land der Erde, einen sehr hohen Entwicklungsstand mit einem ökologisch nachhaltigen Ressourcenverbrauch in Einklang zu bringen. Dies zeigen die aktuellen Daten des Human Development Index (HDI) [1]  und des ökologischen Fußabdrucks [2] (siehe Schaubild 1).

 

Schaubild 1: Menschliche Entwicklung und Ressourcenverbrauch 2011/2008

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Quellen: Global Footprint Network (2011), UNDP (2011b) sowie WBCSD (2010)

2011 wiesen 40 bzw. rund 25 Prozent der 157 erfassten Länder einen HDI von mindestens 0,783 auf und galten damit nach Definition des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) als sehr hoch entwickelt. [3] Zu den sehr hoch entwickelten Ländern zählen überwiegend früh industrialisierte sowie einige asiatische Länder wie Süd-Korea oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Die höchsten HDI-Werte hatten Norwegen mit 0,943, Australien mit 0,929 sowie die Niederlande und die USA mit jeweils 0,910. Deutschland lag mit einem Wert von 0,905 auf Rang acht.

Werden die Daten des HDI mit denen des ökologischen Fußabdrucks in Relation zur global verfügbaren Biokapazität betrachtet, fällt auf, dass keines der materiell sehr wohlhabenden Länder einen ökologischen Fußabdruck unterhalb der ökologischen Tragfähigkeitsgrenze aufweist, das heißt nachhaltig wirtschaftet und konsumiert. Das war vor dreißig Jahren nicht anders (Schaubild 2). Seitdem hat sich allerdings die Situation verschärft. Mit steigendem materiellem Wohlstand vergrößerte sich der Abstand zur ökologischen Tragfähigkeitsgrenze. In vielen europäischen Ländern wird heute knapp das Dreifache der global verfügbaren Biokapazität, in den USA, Kanada und Australien sogar rund das Vierfache verbraucht. Aber auch viele Entwicklungs- und Schwellenländer haben in den zurückliegenden dreißig Jahren die ökologische Tragfähigkeitsgrenze überschritten. Lagen 1980 noch 54 Prozent der betrachteten Länder darunter, waren es 2008 nur noch 36 Prozent.

 

Schaubild 2: Menschliche Entwicklung und Ressourcenverbrauch 1980

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Quellen: Global Footprint Network (2011), UNDP (2011b) sowie WBCSD (2010)

Bisher ist es der Menschheit folglich nicht gelungen, ein ökologisch tragfähiges Entwicklungsmodell zu finden. Ab einem HDI-Wert von rund 0,7 steigt der Ressourcenverbrauch der meisten Länder deutlich an. Umso wichtiger ist es, Wirtschafts- und Lebensweisen zu entwickeln, die keinen Raubbau an Natur und Umwelt, aber auch Mensch und Gesellschaft treiben.

(Stand: 30. Januar 2012, Elias Butzmann)

Quellen:
Global Footprint Network (2010), Calculation Methodology for the National Footprint Accounts, 2010 EditIon. URL:  http://www.footprintnetwork.org/images/uploads/National_Footprint_Accounts_Method_Paper_2010.pdf
Global Footprint Network (2011), National Footprint Accounts, 2011 Edition. URL: http://www.footprintnetwork.org
United Nations Development Programme (UNDP)(2011a), Human Development Report 2011. Sustainability and Equity: A Better Future for All. URL: http://hdr.undp.org/en/reports/global/hdr2011/download/
United Nations Development Programme (UNDP)(2011b), Regional and National Trends in the Human Development Index 1980-2011. URL: http://hdr.undp.org/en/data/trends/
World Business Council of Sustainable Development (WBCSD)(2010), Vision 2050: The new agenda for business. URL: http://www.wbcsd.org/pages/edocument/edocumentdetails.aspx?id=219&nosearchcontextkey=true

 

[1] Der Human Development Index (HDI) wird von den Vereinten Nationen berechnet, um den sozio-ökonomischen Entwicklungsstand von Ländern vergleichen zu können. Hierfür berücksichtigt der HDI die Lebensdauer, den Bildungsstand und den Lebensstandard. Jeder Bereich wird durch einen bis zwei für ihn als repräsentativ erachteten Einzelindikatoren gemessen. Die in unterschiedlichen Einheiten wie Jahren, Prozent oder Dollar erhobenen Indikatoren werden so normiert, dass sie Werte zwischen 0 und 1 annehmen, wobei 0 das Minimum und 1 das Maximum markiert. Der HDI wird anschließend als arithmetisches Mittel der drei Teilindizes berechnet. Vgl. UNDP (2011a).

[2] Der ökologische Fußabdruck ist ein Nachhaltigkeitsmaß, das zeigt, wie viele biologisch produktive Land- und Wasserflächen eine Bevölkerung pro Jahr benötigt, um die von ihr konsumierten Güter und Dienste zu produ¬zieren bzw. die dabei anfallenden Reststoffe (Abfälle, Treibhausgasemissionen etc.) zu absorbieren. Hierfür fasst der ökologische Fußabdruck mehrere Naturkomponenten zu einem Index zusammen. Biologisch produk¬tive Flächen sind beispielsweise Ackerland und Weiden für die Lebensmittel-, Faser- und Biospritproduktion, Wälder als Zellstofflieferanten und als Senken, um die bei der Verbrennung etwa von Kohle und Öl anfallen¬den Kohlendioxidemissionen zu binden, oder Wasserflächen für den Fischfang. Über¬steigt in einem einzelnen Land der ökologische Fußabdruck je Einwohner die global je Erdenbürger verfügbare Biokapazität, bedeutet dies, dass, wenn alle Menschen so leben würden, jährlich mehr Ressourcen verbraucht werden als die Erde im Laufe eines Jahres regenerieren kann. Vgl. Global Footprint Network (2010).

[3] Um den Entwicklungsstand der Länder zu bestimmen, teilt UNDP diese in Quartile. Der Entwicklungsstand der Länder des obersten Viertels wird als sehr hoch und des untersten Viertels als niedrig eingestuft. Vgl. UNDP (2011a).