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Deutschland verfehlt bisher Grossteil seiner umweltpolitischen Ziele

Deutschland hat sich wie andere europäische Länder im Rahmen der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zum Teil sehr anspruchsvolle umweltpolitische Zielmarken bis 2015 bzw. 2020 gesetzt. Den Großteil der selbstgesteckten Ziele wird es allerdings nur erreichen, wenn es in den kommenden Jahren seine Anstrengungen, ressourcenschonender zu wirtschaften und zu leben, erheblich verstärkt.

Von elf Indikatoren der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, die einen direkten Bezug zum Thema Umwelt haben und in dieser Analyse berücksichtigt werden, zeigen drei in die falsche Richtung (vgl. Tabelle 1). Beispielsweise soll im Bereich Artenvielfalt und Landschaftsqualität bis 2015 das Niveau des Jahres 1975 in etwa wiederhergestellt werden. In den zurückliegenden fünf Jahren ist der Index "Artenvielfalt- und Landschaftsqualität" jedoch jährlich im Schnitt um 1,8 Prozent gefallen. Artenvielfalt und Landschaftsqualität haben also weiter abgenommen. Um bis 2015 das Ziel dennoch zu erreichen, müsste der Index in den kommenden Jahren um rund sieben Prozent jährlich steigen.

Der Anteil der Binnenschifffahrt an der Güterbeförderungsleistung ist in der Vergangenheit um drei Prozent jährlich zurückgegangen. Zur Erreichung der Zielmarke müsste er jedoch bis 2015 im Schnitt um knapp sechs Prozent zulegen. Auch die Personentransportintensität entwickelt sich gegenläufig zum gewünschten Trend. Obwohl sie rückläufig sein müsste, ist sie in den zurückliegenden Jahren leicht gestiegen.

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Bei einer Reihe weiterer Indikatoren dürften die Ziele, trotz einiger Erfolge, ebenfalls deutlich verfehlt werden. Dies gilt beispielsweise für die Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche (vgl. Tabelle 2): 2009 lag der gleitende Vierjahresdurchschnitt bei 94 Hektar pro Tag. Bis 2020 soll dieser auf 30 Hektar reduziert werden. Zwar konnte der Flächenzuwachs von 2004 bis 2009 jährlich um vier Prozent gesenkt werden. Um die Zielmarke zu erreichen, müsste der Rückgang in den kommenden Jahren jedoch bei knapp zehn Prozent pro Jahr liegen. Auch beim Anteil des Schienenverkehrs an der Güterbeförderungsleistung, bei der Gütertransportintensität sowie der Energie- und Rohstoffproduktivität werden die Ziele bei Fortschreibung der Trends der zurückliegenden Jahren nicht erreicht (vgl. Tabelle 2).

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Dagegen werden die Ziele bei einigen Indikatoren wie dem Ausbau der erneuerbaren Energien bei Fortsetzung der aktuellen Trends vorzeitig erreicht (vgl. Tabelle 3). Der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbauch stieg von 2005 bis 2010 von zehn auf knapp 17 Prozent. Setzt sich diese Entwicklung fort, dürfte die Zielmarke von 30 Prozent schon vor dem Jahr 2020 überschritten werden. Das Vorhaben, den Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch bis 2020 auf zehn Prozent zu erhöhen, wurde bereits 2010 nahezu verwirklicht.

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Auch die jüngste Entwicklung der Treibhausgasemissionen deutet darauf hin, dass diese gemäß der Zielsetzung bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden können (vgl. Tabelle 3). Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass der jüngste Rückgang der Treibhausgasemissionen ganz wesentlich durch die Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 bedingt war. 2010 dürften die Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich angestiegen sein und somit die Erreichung des Ziels fraglich erscheinen lassen. Zudem sind die Pro-Kopf-Treibhausgasemissionen in Deutschland mit knapp elf Tonnen je Einwohner international noch immer auf einem sehr hohen und nicht nachhaltigen Niveau.

(Stand: 27. Oktober 2011, Elias Butzmann)

Quellen:

Hoffmann-Müller, Regina /Lauber, Ursula (2011), Umwelt und Nachhaltigkeit. Umweltöko­nomische Trends und Nachhaltigkeit. In: Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2011), Datenreport 2011: Der Sozialbericht für Deutschland, S. 331 - 340.

Statistisches Bundesamt (2011), Indikatoren zu Umwelt und Ökonomie 2011. Wiesbaden. URL: http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/ Publikationen/Fachveroeffentlichungen/UmweltoekonomischeGesamtrechnungen/Umweltindikatoren/Indikatoren__5850012119004,property=file.pdf