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Rückläufiger Wachstumstrend in Europa

Trotz aller Anstrengungen verlangsamt sich das Wachstum der Wirtschaft in Europa stetig. Nimmt man die Gründungsstaaten der Europäischen Union, fiel die Wachstumsrate des realen Bruttoinlands-produkts (BIP) pro Kopf von reichlich 4 Prozent in den 1960er Jahren auf 2 Prozent in den 1980er Jahren und auf 0,6 Prozent im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts. Im laufenden Jahrzehnt dürfte die Rate erneut etwa 0,6 Prozent erreichen. Bei Fortschreibung des jahrzehntelangen Trends geht das Wirtschaftswachstum weiter zurück und tendiert gegen Null (Schaubild 1). 

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Zwar haben sich die aktuellen Trend-Werte gegenüber der letzten Berechnung aus dem Jahr 2012 geringfügig erhöht. Dies ist allerdings fast ausschließlich auf die besonders gute Wirtschaftsentwicklung in Deutschland in diesem Jahrzehnt zurückzuführen (Schaubild 2). Trotzdem ist der Abwärtstrend ungebrochen.

 

Dabei sinken nicht nur die Wachstumsraten. Auch die absoluten Zuwächse des Pro-Kopf-BIP nehmen ab: von durchschnittlich 5.500 Euro in den 1970er Jahren auf knapp 4000 Euro in den 1990er Jahren und rund 1000 Euro in den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrhunderts. Und sie werden weiter sinken, wenn sich das Pro-Kopf-BIP wie dargestellt entwickelt.

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Daraus folgt: Auf Wirtschaftswachstum kann die Politik in den Gründungsstaaten der EU zur Lösung ihrer Probleme nicht länger bauen. Die Jahre, in denen die Wirtschaft kräftig wuchs, sind unwiederbringlich vorbei. Daran werden auch Flüchtlingszuströme kaum etwas ändern. Denn selbst wenn die Wirtschaft dadurch stärker wachsen sollte, müsste das BIP aufgrund der gestiegenen Einwohnerzahl auf mehr Köpfe verteilt werden.

Umso wichtiger ist eine politische Strategie, die einen hohen Beschäftigtenstand, soziale Gerechtigkeit, eine intakte Umwelt und ausgeglichene öffentliche Haushalte auch ohne oder mit geringem Wachstum bewirkt. Hier besteht nach wie vor Forschungsbedarf. Zugleich müssen die Grundlagen dafür gestärkt werden, dass die Bürger Europas individuelle Zufriedenheit und gesellschaftliches Wohlergehen auch aus immateriellen Quellen ziehen können. Die Voraussetzungen hierfür sind in Europa aufgrund seiner klimatischen und geographischen Lage sowie seiner reichen Kultur besonders günstig.

(Stand Februar 2016, Stefanie Wahl)

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