Zeit zu handeln


Übersicht Bewusstseinswandel

Erste Sitzung des Denkkreises "Bewusstseinswandel"

am 28. Januar 2010 in Bonn

Warum verhalten sich Gesellschaften häufig nicht ihren Erkenntnissen gemäß? Was verhindert oder verzögert notwendige Anpassungen? Was muss verändert werden, damit sie auf künftige Herausforderungen angemessen und vor allem schneller als bisher reagieren? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der ersten Sitzung des Denkkreises „Bewusstseinswandel" des Denkwerks Zukunft.

Wichtige Ergebnisse

Die Diskussion wurde unter der Prämisse geführt, dass der materielle Wohlstand der westlichen Bevölkerungen künftig stagnieren oder wahrscheinlich sogar sinken wird. Dies unter anderem deshalb, weil diese mit ihrer wachstums- und konsumfokussierten Wirtschafts- und Lebensweise die sozialen, kulturellen und ökologischen Fundamente ihres ökonomischen Erfolges untergraben. Obwohl dies seit Jahrzehnten bekannt ist, wurde hierauf bisher nicht angemessen reagiert.

Mögliche Ursachen hierfür sind unter anderem:

  • Viele Menschen lehnen Veränderungen ab. Entweder fühlen sie sich mit der derzeitigen Lebens- und Wirtschaftsweise nach wie vor sehr wohl und/oder sie verdrängen etwaige Herausforderungen und Risiken, weil diese zu abstrakt, komplex und emotional nicht fassbar sind bzw. sie Angst vor Veränderungen haben.
  • Die politischen Systeme sind nur eingeschränkt handlungsfähig: Auf der nationalen Ebene sind Politiker aus Sorge vor Wahlniederlagen nicht in der Lage, Veränderungen insbesondere gegen den Widerstand starker Interessengruppen herbeizuführen. Vor allem aber gibt es keine funktionsfähigen globalen Handlungsmechanismen.
  • Es fehlen tragfähige Alternativen zur gegenwärtigen Wirtschafts- und Lebensweise: Eine Abkehr vom Wachstumsmodell würde unter gegebenen Bedingungen beispielsweise zu erheblichen Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt und in den sozialen Sicherungssystemen führen. Alternative Entwürfe sind bisher noch recht vage und geben vor allem keine Antworten darauf, wie der Übergang gestaltet werden kann.

Um künftig die notwendigen Veränderungen in der gebotenen Zeit herbeizuführen, stehen folgende Alternativen zur Verfügung:

  • Notwendige Anpassungen werden von der Politik durch veränderte Rahmenbedingungen „erzwungen" (top down).
  • Veränderungen werden maßgeblich aus der (Zivil-)Gesellschaft heraus angestoßen (bottom up).
  • Beides ergänzt sich. Zwar werden Veränderungen durch geeignete institutionelle Rahmenbedingungen i.d.R. schneller herbeigeführt als durch Entwicklungen von unten. Die Politik kann den Rahmen aber nur verändern, wenn sie hierbei zumindest von einem Teil der Bevölkerung unterstützt wird. Insbesondere ist sie auf inhaltliche Anregungen aus der Zivilgesellschaft angewiesen.

Folglich sollte das Denkwerk Zukunft versuchen, sowohl

  • die öffentliche Meinung zu beeinflussen als auch
  • Politik direkt zu beraten.

Voraussetzung hierfür ist, dass glaubwürdige Lösungen angeboten werden können. In vielen Bereichen müssen diese jedoch erst noch entwickelt werden.