Zeit zu handeln


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Wirtschaften unter Bedingungen stagnierenden bzw. sinkenden Wohlstands

Workshop am 19. April 2010 im Wissenschaftszentrum Bonn

Auf Einladung des Denkwerks Zukunft diskutierten Experten verschiedener Fachrichtungen unter anderem, ob und wie die Funktionsfähigkeit der Marktwirtschaft aufrecht erhalten werden kann, wenn die Wirtschaftskraft langfristig langsamer wächst, stagniert oder sogar sinkt.

Nach Ansicht der Teilnehmer ist die westliche Marktwirtschaft anderen Wirtschaftsordnungen überlegen. Bei gleichem Ressourceneinsatz gewährleistet sie ein höheres materielles Wohlstandsniveau. Auch viele immaterielle Wohlstandsquellen - wie Gesundheit und Bildung - können durch sie verlässlicher bereitgestellt werden.

Allerdings steht die Marktwirtschaft vor einem Dilemma:

  • Vieles spricht dafür, dass sie in ihrer gegenwärtigen Form ohne Wachstum nicht funktionsfähig ist. Stagniert oder schrumpft sie, schwinden ihre Wohlfahrt steigernden Anreizstrukturen, geht die Fähigkeit verloren, sozioökonomische Unterschiede auszugleichen und bricht die Versorgung mit Kapital als Voraussetzung für Innovationen und leistungsstarke Produktionsprozesse zusammen.
  • Wirtschaftswachstum kann aber in einer physisch endlichen Welt nicht dauerhaft garantiert werden. Trotz erheblicher Effizienzgewinne steigt der absolute Ressourcen- und Umweltverbrauch global kontinuierlich. Aufgrund des hohen Konsumniveaus in den westlichen Industrieländern, des großen materiellen Aufholbedarfs der restlichen Weltbevölkerung und weiterem globalen Bevölkerungswachstum wird sich hieran auf absehbare Zeit nichts ändern. Früher oder später zerstört diese Entwicklung die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit.

Um die Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung zu erhalten, muss diese künftig auch mit weniger oder sogar ohne Wirtschaftswachstum funktionsfähig bleiben. Darüber, wie dies gelingen kann, besteht Forschungsbedarf. Mehrere Vorschläge werden als diskussionswürdig erachtet:

  • Wirtschaftswachstum vom Wachstum des materiellen Wohlstands entkoppeln
  • Monetäre und physische Kreisläufe entkoppeln
  • Neues Geldsystem einführen
  • Alternative Unternehmensformen stärken
  • Externe Kosten internalisieren („wahre Preise")
  • Dezentraler wirtschaften
  • Wohlstandsverständnis erweitern und alternative Wohlfahrtsmaße einführen
  • Nachhaltige Lebensstile verbreiten

Das Ergebnisprotokoll können Sie hier herunterladen.