Zeit zu handeln


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Alternative Wohlstandsindikatoren

Workshop am 15. Juni 2010 im Wissenschaftszentrum Bonn

Die Tatsache, dass Wohlstand noch immer in erster Linie durch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessen wird, dürfte maßgeblich zur Verengung des Wohlstandsbegriffs auf dessen materielle Dimension beigetragen haben. Um diese Verengung zu überwinden, wurden in den zurückliegenden Jahren alternative Wohlstandsindikatoren entwickelt, die neben materiellen auch immaterielle Wohlstandsformen beinhalten. Sie sollen evaluiert und wenn möglich weiter geführt und verbessert werden.

Wichtige Ergebnisse:

  • Dass das BIP trotz zahlreicher Mängel nach wie vor der gebräuchlichste Wohlstandsindikator ist, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es den materiellen Wohlstand adäquat abbildet sowie gut dokumentiert und kommunizierbar ist. Hinzu kommen wirtschaftliche und politische Interessen. Viele Lobbygruppen aus der Wirtschaft sind an einem materiellen Verständnis von Wohlstand interessiert. Die Politik hält am BIP fest, da sie dessen positiven Verlauf als ihren Erfolg darstellen kann.
  • Die Definition von Wohlstand sollte künftig neben der materiellen Dimension immaterielle Dimensionen, wie die objektive und subjektive individuelle Lebensqualität, den Grad des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie die Qualität von Natur und Umwelt, aber auch von politischen Institutionen umfassen. Zudem sollten bei den genannten Wohlstandsformen die zeitliche und räumliche Dimension, d.h. ihre Nachhaltigkeit z.B. gegenüber künftigen Generationen oder Bevölkerungen anderer Länder einbezogen werden.
  • Neben diesen inhaltlichen Anforderungen sollte ein alternativer Wohlstandsindikator bestimmte technische und strategische Bedingungen erfüllen. So sollte er theoretisch und methodisch fundiert sowie nachvollziehbar sein. Darüber hinaus sollten die verwendeten Daten möglichst zeitnah, länderübergreifend und in Zeitreihen verfügbar sein. Ferner sollte der Indikator leicht zu kommunizieren und politisch verwertbar sein, d.h. zu konkreten Handlungsempfehlungen führen.
  • Um künftig das Wohlstandsverständnis mit Hilfe eines alternativen Indikators zu erweitern, sind mehrere Wege denkbar. So könnte ein neuer Index konstruiert werden, indem beispielsweise der materielle Wohlstand eines Landes mit dessen Ressourcenverbrauch gewichtet wird. Alternativ könnten bereits existierende Indices und Indikatoren wie BIP, Nationaler Wohlfahrtsindex (NWI), Glücks-BIP sowie subjektive Lebenszufriedenheit regelmäßig zusammen publikumswirksam aufbereitet werden. Schließlich könnte ein Set von Einzelindikatoren zusammengestellt werden, der die oben identifizierten materiellen und immateriellen Wohlstandsdimensionen umfasst. Dargestellt in einem so genannten Radar-Chart könnte dessen Fläche als weiterer Wohlstandsindex dienen.

Das Ergebnisprotokoll können Sie hier herunterladen.