Zeit zu handeln


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Lebensstandard und Lebenszufriedenheit keine siamesischen Zwillinge

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Meinhard Miegel vergrößern

Zwischenruf von Meinhard Miegel

"Rechnen Sie damit, dass Ihr Lebensstandard in den nächsten Jahren steigt oder sinkt oder in etwa gleich bleibt?" Auf diese unlängst gestellte Frage antworteten neun Prozent mit "steigt", 36 Prozent mit "bleibt gleich" und 54 Prozent mit "sinkt". 90 Prozent der Bevölkerung gehen also davon aus, dass in absehbarer Zukunft das große Glücks- und Heilsversprechen dieser Gesellschaft, fortwährend den materiellen Wohlstand mehren zu wollen, nicht eingelöst werden wird.

Diese Einschätzung dürfte realistisch sein. Doch wie geht die Bevölkerung mit ihr um? Sie kann gegen die sich abzeichnende Entwicklung aufbegehren, sich ihr resignierend fügen oder versuchen, ihre Chancen zu erkennen und zu nutzen.

Geht sie letzteren Weg, wird sie bald merken, dass materieller Lebensstandard und Lebenszufriedenheit keineswegs die siamesischen Zwillinge sind, als die sie lange Zeit ausgegeben wurden. Das gilt zumindest für so wohlhabende Völker wie die Deutschen. Hier hängt die Lebenszufriedenheit der meisten nicht länger von der Mehrung materieller Güter ab. Offen bekunden sie, dass ihnen reicht, was sie haben und dass sie gegebenenfalls auch mit weniger auskommen.

Damit eröffnen sich ihnen neue Horizonte. Sie können immaterielle Quellen von Wohlstand und Lebenszufriedenheit erschließen, die sie bislang wenig beachtet haben. Um das zu tun, müssen sie nur ihre Blickrichtung ändern. Dann ängstigt sie auch nicht länger der Gedanke, dass in den nächsten Jahren ihr Lebensstandard nicht mehr steigt oder auch sinkt.

Ard-Deutschlandtrend Juni 2010

"Zufrieden trotz sinkenden materiellen Wohlstands" Memorandum der Arbeitsgruppe "Zufriedenheit" der Ernst Freiberger Stiftung