Zeit zu handeln


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Der Topos des 21.Jahrhunderts:
Die Würde des Menschen!

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Zwischenruf von Hubertus Deßloch

Die beiden sozioökonomischen Modelle der Moderne, Liberalismus und Sozialismus, sind in ihren beiden extremen Formen, dem Kommunismus und dem Turbokapitalismus, gescheitert. Sie waren zum Selbstzweck degeneriert und zur Rücksichtslosigkeit verkommen. Dem Menschen dienten sie nicht, geschweige seiner Würde.

Wollen wir die Würde des Menschen als Bezugsgröße aller Menschenrechte in einer Zeit des Übergangs zu neuen Bedingungen des Lebens bewahren, sind wir gezwungen, dem Begriff von der Würde des Menschen inhaltlich Kontur zu geben.

  • Was also unterscheidet den Menschen von der übrigen belebten Natur? Vernunft, Gewissen und Wille!
  • Was benötigt der Mensch zur Entfaltung dieser drei, ihm von der Natur mitgegebenen Talente? Die Freiheit! 

Wie sind unter den Bedingungen der Freiheit die zwischenmenschlichen Beziehungen zu denken? Man wird als Antwort auf diese Frage an Ethik denken. Doch Ethik ist eine normative Kategorie. Ist normatives Denken vom Begriff her mit Freiheit vereinbar? Ist die heute verbreitete Diskursethik zielführend? Hat die Mehrheit immer Recht? Sind Kompromisse nachhaltig? Kommen Erziehung und Bildung ohne Liebe aus?

  • Warum sollte man es in den zwischenmenschlichen Beziehungen nicht einfach mit Liebe versuchen? Liebe ist mit der Freiheit kompatibel! Mehr noch, sie füllt sie mit Inhalt, insbesondere mit Respekt vor der Persönlichkeit und dem Urteilsvermögen des Anderen.

Vernunft, Gewissen und Wille des Menschen, sein grundsätzlicher Anspruch auf die Freiheit der Person und ein gegenseitiger Umgang in wohlwollendem Respekt verschaffen dem Begriff von der Würde des Menschen inhaltliche Kontur und breiten Konsens.

Im Diskurs über die großen Fragen der Gegenwart macht es einen nicht geringen Unterschied, ob man die Wirklichkeit in Liebe verständlich zu machen sucht oder Interessen und Hypothesen im Urteilsstil verkündet und ihre Durchsetzung ankündigt.

Ministerialdirigent a.D. Dr. jur. Hubertus Deßloch ist Vorstandsmitglied der Internationalen Akademie für Philosophie, München/Vaduz

Zum Weiterlesen: Reinhard Marx. "Das Kapital  - Ein Plädoyer für den Menschen", München 2008