Zeit zu handeln


Erste Sitzung des Denkkreises "Funktionsfähigkeit der Gesellschaft"

am 25. Juni 2009 im Wissenschaftszentrum Bonn

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Im Mittelpunkt der Sitzung standen u.a. die Fragen, ob bzw. unter welchen Bedingungen rückläufiges Wirtschaftswachstum und sinkender materieller Wohlstand die Stabilität der Gesellschaft und der freiheitlich-demokratischen Ordnung in den westlichen Industrieländern gefährden können.

Wichtige Ergebnisse

  • Vieles spricht dafür, dass die Zustimmung zur Demokratie maßgeblich von materiellen Wohlstandssteigerungen in Verbindung mit individuellen Selbstverwirklichungsrechten abhängt. Politik legitimiert sich dadurch, beides zu gewährleisten. Bleiben Wohlstandssteigerungen aus, dürfte die Zufriedenheit mit der demokratischen Ordnung auch bei weiterhin bestehenden Freiheitsrechten abnehmen.
  • Neben der absoluten Höhe des materiellen Wohlstands bemisst sich die Zufriedenheit der Bürger mit der Demokratie danach, ob sie das Gefühl haben, dass der materielle Wohlstand einigermaßen gerecht verteilt ist, sie vor materiellen Unsicherheiten geschützt sind und/oder für sie die Möglichkeit besteht, durch eigene Anstrengungen sozial aufzusteigen.
  • Die Bedeutung der einzelnen Faktoren variiert in Abhängigkeit von Mentalitäten und kulturellen Prägungen. Während beispielsweise Skandinavier und Deutsche eher eine geringe Einkommensungleichheit als gerecht empfinden, legen Amerikaner und Schweizer mehr Wert darauf, dass Einkommen auch individuelle Erfolge und Leistungsunterschiede widerspiegeln.
  • Im Falle eines langfristig rückläufigen Wirtschaftswachstums dürften in allen westlichen Industrieländern Gerechtigkeit, Sicherheit und soziale Aufstiegschancen für die Legitimation von Politik und Demokratie noch wichtiger werden. Anders als bisher kann die Politik allerdings Konflikte, die zwischen diesen Zielen bestehen, nicht mehr durch zusätzliches Wirtschaftswachstum entschärfen. Folglich spricht vieles dafür, dass das Risiko gesellschaftlicher und politischer Instabilität zunimmt.
  • Um dies zu vermeiden, müssen etwaige materielle Verluste einigermaßen gleichmäßig auf alle Bevölkerungsgruppen verteilt werden. Insbesondere müssen ein Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie die Zunahme unverhältnismäßig ungleicher Arbeits- und Lebensbedingungen vermieden werden. Dies setzt voraus, dass bisher privilegierte Bevölkerungsteile („Insider") bestehende Ansprüche und Besitzstände zugunsten anderer Bevölkerungsgruppen („Outsider") zurücknehmen.
  • Hierfür sind tief greifende Veränderungen der herrschenden Wirtschafts- und Sozialordnung sowie von Sicht- und Verhaltensweisen erforderlich. Dazu müssen Politik - auch unter Hinnahme des Risikos, abgewählt zu werden -, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gleichermaßen beitragen.

Das vollständige Ergebnisprotokoll können Sie hier herunterladen