Zeit zu handeln


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Gerald Hüther

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Gerald Hüther ist Professor für Neurobiologe und leitet die Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen und das Institut für Public Health der Universität Mannheim/Heidelberg. In seiner Öffentlichkeitsarbeit geht es ihm um die Verbreitung und Umsetzung von Erkenntnissen aus der modernen Hirnforschung. Er versteht sich als "Brückenbauer" zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlicher bzw. individueller Lebenspraxis. Ziel seiner Aktivitäten ist die Schaffung günstigerer Voraussetzungen für die Entfaltung menschlicher Potenziale, speziell im Bereich Erziehung und Bildung sowie auf der Ebene der politischen und wirtschaftlichen Führung. Er schreibt Sachbücher, hält Vorträge, organisiert Kongresse und arbeitet als Berater für Politiker und Unternehmer. Als wissenschaftlicher Beirat unterstützt er zahlreiche Initiativen und er ist Präsident der Sinn-Stiftung.

"Könnten wir anders sein? Ist eine mentale Umprägung möglich?"
(Kurzfassung des Vortrags)

Im Gegensatz zu gegenwärtig noch immer weit verbreiteten Vorstellungen der Determiniertheit menschlichen Verhaltens zeigen neurobiologische Erkenntnisse der letzten Jahre, dass die im menschlichen Gehirn angelegten neuronalen Verschaltungsmuster bis ins hohe Alter umbaufähig und durch neue Erfahrungen überformbar sind. Voraussetzung für solche Umbauprozesse ist allerdings die Aktivierung der sog. emotionalen Zentren und die damit einhergehende Frei­setzung neuroplastischer Botenstoffe. Dazu müsste sich eine Person für etwas be­geistern, es müsste also für sie etwas an Bedeutsamkeit gewinnen, was ihr bisher als unbedeutsam erschienen war. Dazu bedarf es einer Veränderung der bishe­rigen subjektiven Bewertungen. Diese Bewertungen sind Ausdruck bisher gemach­ter und im Frontalhirn verankerter Erfahrungen und der daraus herausgeformten inneren Überzeugungen, Einstellungen und Haltungen. Wie sich diese Metaebenen der Steuerung des Denkens, Fühlens und Handelns von Menschen verändern las­sen, wird in diesem Beitrag dargestellt.

Ausgewählte Veröffentlichungen

Was wir sind und was wir sein könnten, Fischer Verlag, (Mai 2011)

Damit das Denken Sinn bekommt. Herder Verlag, Freiburg (mit W. Roth) (2008)

Die Macht der inneren Bilder, Vandenhoeck & Ruprecht, (Göttingen, 2004)

Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn, Vandenhoeck & Ruprecht, (Göttingen, 2001)

Ausgewählte Zitate

"Man kann einer verunsicherten Gesellschaft nicht von oben, also durch irgendwelche politischen Maßnahmen oder medialen Botschaften Sicherheit bieten. Selbstvertrauen und Zuversicht sind Fähigkeiten, die in den Menschen wachsen müssen, nicht von außen, sondern von Innen. Kleine Kinder tragen diese Kraft, sich dem Leben stellen zu wollen, noch in sich. Wenn sie später verloren geht, so liegt das nicht an ihrem Gehirn, sondern an den Erfahrungen, die sie beim Erwachsenwerden hier und heute leider allzu oft machen."
Interview: psychophysik.com, 2005

"Bei meiner Darstellung und Vermittlung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse und dem Herausarbeiten der Implikationen dieser Erkenntnisse für die Lebenspraxis wende ich mich neben Führungskräften aus Politik und Wirtschaft auch all jene gesellschaftlichen Kräften zu, die sich um das bemühen, was für eine Kultur des Zusammenlebens und der Entfaltung menschlicher Potenziale zumindest ebenso wichtig ist: das gemeinsame Singen, Tanzen, Spielen, Lesen, Märchenerzählen, gemeinsame Naturerfahrungen und die Entdeckung des eigenen Körpers durch Bewegung, Sport und durch körperorientierte psychotherapeutische Interventionen."
In: Wofür ich arbeite, www.gerald-huether.de

"Wir lernen etwas Neues richtig schnell und so, dass es auch sitzt, offenbar nur dann, wenn das noradrenerge System in unserem Gehirn eingeschaltet wird, das uns gehörig wachrüttelt und dazu beiträgt, die erfolgreich zur Lösung des Problems, zur Bewältigung der Angst eingesetzten Verschaltungen zu bahnen. Das, was uns nicht emotional berührt, bekommen wir, wenn überhaupt, nur mit größter Mühe in unseren Kopf, und wenn wir es nicht ständig wieder aufsagen, ist es im Nu auch wieder verschwunden."
In: Der Spiegel 32, 2007

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Vortrag:
Könnten wir anders sein? Ist eine mentale Umprägung möglich?

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