Zeit zu handeln


Übersicht Referenten-Diskutanten

Cordula Kropp

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Cordula Kropp (geb. 1966) ist seit 2009 Professorin für partizipative Innovations- und Zukunftsforschung an der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München. Nach einer kaufmännischen Ausbildung studierte sie von 1991 bis 1996 Soziologie, Ethnologie, Psychologie und Politikwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2001 promovierte sie dort mit einer Arbeit über "Natur - soziologische Konzepte, politische Konsequenzen". Anschließend arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie, wo sie für den Bereich Umwelt- und Techniksoziologie verantwortlich war. Bei ihrer Forschung konzentriert sie sich auf sozialwissenschaftliche Innovations- und Zukunftsforschung mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeitsforschung und Sozialökologie.

Kurzstatement

Viele Bürgerinnen und Bürger sind in ihren Zukunftserwartungen verunsichert: Die bisherigen Erfolgskonzepte scheinen nicht länger gültig, die zugrunde liegenden Überzeugungen (Wachstum, Fortschritt, Wettbewerb und Selbstverwirklichung) revisionsbedürftig, soziale Anerkennung und individuelle Lebensqualität immer fraglicher. Dabei stehen sie vor dem Paradox, dass die alten Eliten in Wirtschaft und Politik an den vorhandenen Steigerungsimperativen als irreversiblen Zwängen des Weiter-so festhalten, aber nicht länger Wohlstand und Gerechtigkeit versprechen (können), sondern bestenfalls den kurzfristigen Erhalt des Status-quo um den Preis weiterer Erschöpfung und (Langzeit-)Risiken.

Die wachsende Sehnsucht nach Solidarität und alternativen Wohlstandsmodellen, nach einer Befreiung vom erdrückenden Überfluss und der in alle Bereiche diffundierten Überbietungsdynamik richtet sich demgegenüber immer häufiger auf zivilgesellschaftliche Initiativen: Urbane Gärten erfahren medial eine kaum zu überbietende Aufmerksamkeit; auf Gründungstreffen finden sich hunderte Interessierte ein; täglich entstehen Energiegenossenschaften; Dorfläden schließen entstehende Versorgungslücken; Pflegenetzwerke hinterfragen die stillschweigende Akzeptanz illegaler Hilfeorganisation; Nachbarschaftscafés, urbane Landwirtschaft, Klimamodelle und eine bunte Palette mannigfaltiger Do-it-yourself-Initiativen versprechen Alternativen zum überkommenen Mehr, Schneller, Weiter. Hier scheint eine neue Kultur der Teilhabe und politischen Mobilisierung zu entstehen: weg von der resignativen Akzeptanz leer laufender Konsumgesellschaften hin zum kollektiven Experimentieren in vitalen, zivilgesellschaftlichen Zusammenschlüssen.

Ausgewählte Veröffentlichungen

Gesellschaft innovativ - Wer sind die Akteure? VS Verlag, Wiesbaden (mit Gerald Beck) (2011)

Diffusionsszenarien: Verbreitung von Nachhaltigkeitsinnovationen durch Nutzerintegration? In: Frank-Martin Belz/Ulf Schrader/Marlen Arnold (Hrsg.): Nachhaltigkeitsinnovationen durch Nutzerintegration, Metropolis, Marburg, S. 257-280 (mit Gerald Beck) (2011)

Gärtner(n) ohne Grenzen: Eine neue Politik des "Sowohl-als-auch" urbaner Gärten? In: Christa Müller (Hrsg.), Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt, Oekom Verlag, München, S. 76-87 (2011)

Open Innovation for Sustainable Futures, in: The Center for Sustainable Design (Hrsg.), Sustainable Innovation 09: Towards a Low Carbon Innovation Revolution. Towards Sustainable Product Design. Proceedings of the 14th International Conference (mit Gerald Beck/Dennis Odukoya) (2009)

Ausgewählte Zitate

"Heutige Gesellschaften sehen sich in vielen Bereichen vor neuen Herausforderungen. Ein unbeschwertes ‚Weiter-so‘ und das Festhalten an bewährten Traditionen sind kaum noch diskursfähig. Generell haben moderne Gesellschaften ihre handlungsleitende Zentralreferenz von der Vergangenheit in die Zukunft verschoben: Orientierende Leitbilder für Innovationsprozesse sind viel weniger im Überkommenen verankert als in den Zukunftserwartungen - oder in Zukunftsängsten"
In: Gesellschaft innovativ - Wer sind die Akteure? Wiesbaden, S. 12.

"Wenn aber die politischen und ökonomischen Eliten ihr Heil nach wie vor in alten Lösungsansätzen und der (nebenfolgenblinden) Erzeugung von Wachstum und Wettbewerb sehen, wem könnte dann die Gestaltung der gesellschaftlichen Zukunft jenseits überkommener Denkroutinen zugetraut werden? Wer sind die Akteure eines zukunftsorientierten Wandels? Politikverdruss, Staatsversagen und Wirtschaftskrise münden in den Ruf nach zivilgesellschaftlichen Innovationen"
In: Gesellschaft innovativ - Wer sind die Akteure? Wiesbaden, S. 13.