Zeit zu handeln


Übersicht Zwischenruf

Lebensstandard mit Fähigkeiten zur Deckung bringen

Zwischenruf von Meinhard Miegel

smallImage

Meinhard Miegel vergrößern

Was haben der Großflughafen Berlin-Brandenburg, Dauerstaus auf deutschen Autobahnen, Bankencrashs und überschuldete Staaten gemeinsam? Sie alle wurzeln in der fatalen Neigung vieler Menschen, ihre Einsichts- und Handlungsfähigkeit maßlos zu überschätzen. Sie setzen etwas in Gang, was sie weder überblicken noch steuern können. Die unvermeidliche Folge sind mehr oder minder dramatische Krisen.

Und was für Einzelbereiche gilt, gilt auch für das Große und Ganze. Das Wissen und Können der Menschheit reicht nicht aus, um ohne schwere Beeinträchtigungen von belebter und unbelebter Natur und nicht zuletzt der Menschen selbst so produzieren und konsumieren zu können, wie dies seit langem geschieht. Dabei ist die Lücke zwischen Wissen und Können auf der einen und materiellen Ansprüchen auf der anderen Seite umso größer, je entwickelter ein Land ist. Gerade diejenigen, die sich besonders gerne ihrer hohen technischen und ökologischen Standards rühmen - Deutschland eingeschlossen - gehören oft zu den größten Umweltsündern. Innerhalb der Tragfähigkeitsgrenzen der Erde befindet sich keines von ihnen.

Mit wohlklingenden Deklarationen lässt sich diese Lücke nicht schließen. Vielmehr müssen Können sowie materieller Lebensstandard wieder zur Deckung gebracht werden. Konkret: Unser Lebensstandard kann dauerhaft nicht höher sein als unser jeweiliger Wissens- und Könnensstand. Es liegt an uns, diesen zu heben. Allerdings erfordert dies große individuelle und kollektive Anstrengungen.

Professor Dr. Meinhard Miegel ist Vorstandsvorsitzender des Denkwerks Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung in Bonn