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Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit von Gesellschaft und Demokratie

Funktionsfähigkeit der Gesellschaft und Zustimmung zur Demokratie hängen in früh industrialisierten Ländern in hohem Maße von Wirtschaftswachstum und materieller Wohlstandsmehrung ab. Sollten letztere, wofür vieles spricht, ausbleiben, droht der Verlust gesellschaftlicher und politischer Stabilität. Dies ist vor allem zu erwarten, wenn die Bevölkerungsgruppen vom materiellen Wohlstandsrückgang höchst unterschiedlich betroffen sind. Wie die Stabilität einer freiheitlich-demokratischen Ordnung ohne Wirtschaftswachstum gewährleistet werden kann, war das Thema des Workshops am 2. Dezember 2013.

Wichtige Ergebnisse

  • Bei der Frage, inwieweit die Funktionsfähigkeit von Gesellschaft und Demokratie in früh industrialisierten Ländern wie Deutschland auf Wirtschaftswachstum und materieller Wohlstandsmehrung beruht, besteht Uneinigkeit. Während einige Gesprächsteilnehmer die Auffassung vertreten, dass sich der Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Zustimmung zur Demokratie gelockert habe, führen andere die sinkenden Wahlbeteiligung wirtschaftlich schwacher Bevölkerungsgruppen als Beleg dafür an, dass die Zustimmung zur Demokratie immer noch stark von der jeweiligen materiellen Situation abhänge. Nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Einkommens- und Vermögensspreizung hätten immer mehr Menschen bis weit in die Mittelschichten hinein das Gefühl, dass Chancen ungerecht verteilt seien und sich Leistung nicht lohne.
  • Einige Gesprächsteilnehmer vermuten, dass die materielle Ungleichheit künftig anhalten werde. Hierfür spreche, dass Transformationsphasen, wie sie Deutschland und andere früh industrialisierte Länder gegenwärtig durchliefen, häufig mit materieller Ungleichheit einhergingen.
  • Sollte diese Vermutung zutreffen, stünde sie im Widerspruch zu der Forderung einiger Gesprächsteilnehmer nach mehr materieller Gleichheit, da sich nur so ressourcenschonendere Lebensweisen verwirklichen ließen. Dies wird damit begründet, dass wirtschaftlich starke Bevölkerungsgruppen einen wesentlich höheren ökologischen Fußabdruck als wirtschaftlich schwache hätten. Außerdem führe größere materielle Gleichheit zu höherer individueller Lebenszufriedenheit, die wiederum kompensatorischen materiellen Konsum überflüssig mache.
  • Die Teilnehmer sind sich einig, dass die Bevölkerungen der früh industrialisierten Länder in ein Dilemma geraten, sollten sie die Ziele Ressourcenschonung, hohe materielle Gleichheit und Wirtschaftswachstum gleichzeitig erreichen wollen. Auf der einen Seite reiche der gegenwärtige Wissens- und Könnensstand nicht aus, um innerhalb der ökologischen Tragfähigkeitsgrenzen der Erde zu wirtschaften. Auf der anderen Seite sei es schwierig, den Lebensstandard breiter Bevölkerungsgruppen ohne Wirtschaftswachstum zu erhöhen und mehr materielle Gleichheit für möglichst große Bevölkerungsgruppen zu erzielen. Politische Parteien, die die zunehmende Schere zwischen arm und reich schließen wollen, würden bei Wahlen abgestraft.
  • Die Politik sei sich dieses Dilemmas nur unzureichend bewusst. Sie setze zur Lösung der Probleme weiter auf Wachstum und materielle Gütermehrung. Doch was ist der Wert von immer mehr Gütern, wenn ihre Nutzung die Lebensgrundlagen aller beeinträchtigt?
  • Einige Teilnehmer fordern deshalb einen grundlegenden gesellschaftlichen Paradigmenwechsel. Dieser sollte, ähnlich wie die Energiewende, sofort und relativ unvorbereitet eingeleitet werden. Dem wird entgegengehalten, dass die Energiewende sehr wohl mental vorbereitet gewesen sei und darüber hinaus durch Fukushima Handlungsdruck bestanden habe. Die Bevölkerung müsste auf unterschiedliche Weise von der Notwendigkeit des Wandels überzeugt und Maßnahmen, die sowohl zum gesellschaftlichen Zusammenhalt als auch zur Ressourcenschonung beitrügen, wie bürgerschaftliche nachhaltige Energieversorgung, gefördert werden.

Das ausführliche Protokoll kann hier heruntergeladen werden.

Leitfragen des Workshops (pdf)

Liste der Mitwirkenden (pdf)

Lebensläufe der Mitwirkenden (pdf)

ausgewählte Schaubilder (pdf)

Bibliographie (pdf)

Fotos