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Corporation 2020. Warum wir Wirtschaft neu denken müssen

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"Bisher ist es für die global agierenden Unternehmen Usus, ihre Kosten abzuwälzen: auf die Natur, auf die Menschen in den Ländern des Südens, auf die nachfolgenden Generationen. Konzerne und Manager kassieren - die Zeche zahlen Natur und Gesellschaft. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Sukhdevs zentrale Forderung: Naturkapital darf nicht länger kostenlos sein. Nicht Gewinne müssen versteuert werden, sondern der Verbrauch von Ressourcen. Die Zeit ist reif für eine neue Managergeneration, die sich der Gesellschaft verpflichtet fühlt, für kleinere Unternehmensstrukturen und für mehr Ehrlichkeit - auch in der Werbung. Auf dem Erdgipfel in Rio 2012 präsentierte Sukhdev seine Kampagne Corporation 2020; nun liegt seine Vision von einer anderen Wirtschaft auch als Buch vor - eine Streitschrift gegen die Ausbeutung der Natur, ein Buch, das das Zeug hat, zur 'Bibel des nachhaltigen Unternehmertums' (manager magazin) zu werden."

Sukhdev stellt zu Beginn des Buches seine Sicht auf die derzeitige Wirtschafts- und Unternehmenskultur dar. Diese bezeichnet er als "Corporation 1920". Bis 1920 waren Unternehmen neben dem Gewinnziel auch dem Gemeinwohl verpflichtet. 1919 versetzte das US-amerikanische Urteil im Fall Dodge gegen Ford dem sozialen Unternehmen, wie Sukhdev sagt, "den Todesstoß": "es sollte keine Verwirrung über die Pflichten bestehen, von denen Herr Ford glaubt, dass er und die Aktionäre sie der Öffentlichkeit gegenüber haben. [...] Ein Unternehmen wird in erster Linie zu Gewinnzwecken für die Aktionäre gegründet und durchgeführt." (S. 44). Hauptziel des Unternehmens und einziger Existenzgrund waren von nun an die Profitmaximierung zugunsten der Shareholder. Dies finde seine  Entsprechung im Streben der Volkswirtschaften nach Wachstum des BIP, so Sukhdev. Dieser Wachstumsdrang führe jedoch zu massiven Kollateralschäden in der Gesellschaft: Den Interessen der Anteilseigner oder Shareholder wird das Gemeinwohl - das Interesse der Stakeholder - untergeordnet. Das wird besonders deutlich an der beständig zunehmenden Externalisierung von Umwelt- und sozialen Kosten sowie unethischem Verhalten. Sukhdev wirft hier die Frage auf, ob dies im Namen der kurzfristigen Profite wirklich gerechtfertigt sei.

Dieses schädliche Verhalten möchte er mit seiner Vision der Corporation 2020 überwinden. Die Unternehmen müssten sich angesichts ihrer Bedeutung in der Weltwirtschaft ihrer Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft bewusst werden. Als Beispiel führt er die Werbebranche an, die aus Wünschen Bedürfnisse kreiere und so einen unreflektierten Konsumismus fördere. Er schlägt vor, dass jede Werbung die Lebensdauer des Produktes, die Herkunftsländer der Inhaltsstoffe sowie Entsorgungsvorschläge mit angeben muss, um dem Konsumenten eine echte Entscheidung zu ermöglichen. Ähnliche Vorschläge für eine neue "Unternehmens-DNA" entwickelt er für die Internalisierung externer Effekte, den verantwortungsvolleren Einsatz von Fremdkapital und ein neues Steuersystem, das vor allem auf Ressourcensteuern beruht. Darüber hinaus müsse ein neues Selbstverständnis innerhalb der Unternehmerschaft entstehen, das die Verantwortung für Planet und Gesellschaft mit einschließt.

Quelle: Oekom Verlag

Sukhdev, Pavan (2013), Corporation 2020. Warum wir Wirtschaft neu denken müssen, München, 287 S.