Ausgewählte Zitate
Über die Begriffe Wachstum und Wohlstand wird gegenwärtig intensiv diskutiert. Die einen sehen in Wirtschaftswachstum das Glücks- und Heilsversprechen unserer westlichen Kultur. Die anderen warnen vor den negativen Folgen der damit einhergehenden Lebens- und Konsumstile. Sie suchen daher nach neuen Definitionen von Wachstum und Wohlstand, die neben wirtschaftlichen auch soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen, und plädieren für eine kulturelle Erneuerung.
Das Denkwerk Zukunft hat hierzu Aussagen von Vertretern der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik sowie von staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen und vielen anderen zusammengestellt. Die ausgewählten Zitate spiegeln nicht nur den aktuellen Diskussionsstand zu einem zentralen Zukunftsthema wider, sondern sind auch eine Fundgrube für Journalisten und andere, die an diesem Thema arbeiten.
Falls Sie auf weitere interessante Zitate zu den genannten Themen stoßen, schicken Sie sie uns bitte an: inspiration@denkwerkzukunft.de
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2016
Michael Fuchs, Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU Bundestagsfraktion
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
"Um es klar zu sagen: Deutschland braucht Wachstum, Innovation und einen hohen Grad an Beschäftigung. Die Rezepte des Club of Rome sind hierfür untauglich. Sie führen uns nicht in das anstehende nächste Industrie- und Informationszeitalter, sondern zurück in die Steinzeit."
(Tichys Einblick, 27. September 2016)
2016
Gerd Müller, Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Politiker + Politische Parteien, Neue Wohlstandsdefinition
"[...]Heute haben wir die Situation, dass zehn Prozent der Bevölkerung, also wir, 90 Prozent des Vermögens besitzen und 20 Prozent, also wir, Sie und ich, 80 Prozent der Güter und Ressourcen verbrauchen. Es kann nicht immer so weitergehen, dass diese Schere so weit auseinander geht. Das ist nämlich die Basis für Konflikte, für Spannungen, für Kriege, für Auseinander-setzungen und infolgedessen die Ursache für Flucht von Millionen von Menschen."
(Rede zum Haushaltsgesetz 2017 vor dem Deutschen Bundestag am 7. September 2016 in Berlin)
2016
Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Politiker + Politische Parteien, Kultureller Wandel/Klima und Energie
"[...]Technische Lösungen und „klassische“ Umweltpolitik allein werden nicht ausreichen, um die von Deutschland ausgehenden Umweltbelastungen im erforderlichen Maße zu reduzieren. Es ist Zeit, den notwendigen Wandel in Deutschland voranzubringen."
(Integriertes Umweltprogramm 2030)
2016
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Nachhaltigkeit
"Die Hightech-Strategie, die sich auf globale Kernfragen konzentriert, ist aufs Engste verbunden mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung. Diese erfordert letztlich einen Wandel in sämtlichen Lebens- und Wirtschaftsbereichen. Denn wir brauchen Innovationen, die wirtschaftlichen, sozialen und Umweltbelangen gleichermaßen dienen. Das setzt Offenheit gegenüber neuen Technologien und Offenheit gegenüber nachhaltig erzeugten Gütern voraus. Wirtschaftliche Veränderungen im Sinne von mehr Nachhaltigkeit sind nur mit einem gesellschaftlichen Wandel zu erreichen – das heißt, mit einer breiten Kultur der Nachhaltigkeit."
(Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel auf der 16. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung am 31. Mai 2016 in Berlin)
2016
Papst Franziskus
Staatsoberhäupter + Regierungen, Klimawandel/Kultureller Wandel
„An diesem herrlichen Tag „lobsinge die Erde, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe“ (vgl. Österlicher Lobgesang Exsultet), obwohl sie durch eine geldgierige Ausbeutung so misshandelt und herabgewürdigt wird, so dass die Gleichgewichte der Natur sich verschieben. Ich denke besonders an die Bereiche, die von den Wirkungen des Klimawandels betroffen sind, wo nicht selten Dürren oder heftige Überschwemmungen mit daraus resultierenden Nahrungsmittelkrisen in verschiedenen Teilen der Welt hervorgerufen werden.“
(Osterbotschaft von Papst Franziskus auf dem Petersplatz am Ostersonntag, 27. März 2016)
2016
AfD
Politiker + Politische Parteien, Klima und Energie
"9. Klimaschutzpolitik: Irrweg beenden. Umwelt schützen.
Das Klima wandelt sich, solange die Erde existiert. Die Klimaschutzpolitik beruht auf untauglichen Computer-Modellen des IPCC („Weltklimarat“). Kohlendioxid (CO2) ist kein Schadstoff, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil allen Lebens.
Der IPCC hat den Auftrag nachzuweisen, dass die menschgemachten CO2-Emissionen zu einer globalen Erwärmung mit schwerwiegenden Folgen für die Menschheit führen. Hierzu beruft man sich auf Computermodelle, deren Aussagen durch Messungen oder Beobachtungen nicht bestätigt werden. Solange die Erde eine Atmosphäre hat, gibt es Kalt- und Warmzeiten. Wir leben heute in einer Warmzeit mit Temperaturen ähnlich der mittelalterlichen und der römischen Warmzeit. Die IPCC-Computermodelle können diese Klimaänderungen nicht erklären.
Im 20. Jahrhundert stieg die globale Mitteltemperatur um etwa 0,8 Grad. Seit über 18 Jahren gibt es jedoch im Widerspruch zu den IPCC-Prognosen keinen Anstieg, obwohl in diesem Zeitraum die CO2-Emission stärker denn je gestiegen ist.
IPCC und deutsche Regierung unterschlagen jedoch die positive Wirkung des CO2 auf das Pflanzenwachstum und damit auf die Welternährung. Je mehr es davon in der Atmosphäre gibt, umso kräftiger fällt das Pflanzenwachstum aus.[...]"
(Auszug aus dem Entwurf des Grundsatzprogramms der AfD)
2016
Leonardo DiCaprio, Schauspieler und Oscargewinner
NGOs, Kirchen + Kunst, Klima und Energie
"[...]Climate change is real, it is happening right now. It is the most urgent threat facing our entire species, and we need to work collectively together and stop procrastinating. We need to support leaders around the world who do not speak for the big polluters, but who speak for all of humanity, for the indigenous people of the world, for the billions and billions of underprivileged people out there who would be most affected by this. For our children’s children, and for those people out there whose voices have been drowned out by the politics of greed.[...]Let us not take this planet for granted.[...]"
Auszug aus seiner Oscarrede.
2016
Leonardo DiCaprio, Schauspieler
NGOs, Kirchen + Kunst, Klima und Energie
"We simply cannot afford to allow the corporate greed of the coal, oil and gas industries to determine the future of humanity. Those entities with a financial interest in preserving this destructive system have denied, and even covered up the evidence of our changing climate.
Enough is enough. You know better. The world knows better. History will place the blame for this devastation squarely at their feet.”...
"Our planet cannot be saved unless we leave fossil fuels in the ground where they belong. Twenty years ago, we described this problem as an addiction. Today, we possess the means to end this reliance."
2016
Prof. Jason E. Box, Professor für Glaziologie am Geological Survey of Denmark and Greenland in Kopenhagen und weltweit führender Experte für die Auswirkungen des Klimawandels auf das Eisschild von Grönland
Wissenschaft, Klima und Energie
"[...]Das liegt daran, dass die Schlussfolgerungen unserer Wissenschaft gewisse Ideologien über unser Wirtschaftssystem ins Wanken bringen. Und der Klimawandel als Symptom belegt empirisch, dass der Neoliberalismus fundamental versagt hat. Deregulierung hat die Wirtschaft heißlaufen lassen, aber eben auch das Klima. Sie ist nicht nachhaltig, sie zerstört das Ökosystem."
(Interview für das SZ Magazin 03/2016)
2016
Barack Obama, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika
Staatsoberhäupter + Regierungen, Klima und Energie
“Look, if anybody still wants to dispute the science around climate change, have at it. You will be pretty lonely, because you’ll be debating our military, most of America’s business leaders, the majority of the American people, almost the entire scientific community, and 200 nations around the world who agree it’s a problem and intend to solve it...“
“Now we’ve got to accelerate the transition away from old, dirtier energy sources. Rather than subsidize the past, we should invest in the future -- especially in communities that rely on fossil fuels. We do them no favor when we don't show them where the trends are going. That’s why I’m going to push to change the way we manage our oil and coal resources, so that they better reflect the costs they impose on taxpayers and our planet. And that way, we put money back into those communities, and put tens of thousands of Americans to work building a 21st century transportation system...“
“Now, none of this is going to happen overnight. And, yes, there are plenty of entrenched interests who want to protect the status quo. But the jobs we’ll create, the money we’ll save, the planet we’ll preserve -- that is the kind of future our kids and our grandkids deserve. And it's within our grasp...“
(Rede zur Lage der Nation am 13. Januar 2016)
2016
OPEC, Organization of the Petroleum Exporting Countries
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
“[…] the expected evolution of passenger cars indicates a steady growth for both oil-based and alternative fuel cars. However, oil-based fuels will continue to dominate the market up to 2040 and beyond. Gasoline cars, while growing in numbers and dominating the market, are expected to see a decline in share from 81% in 2013 to 56% in 2040. The diesel share is expected to increase from 14% to 21% over this period. Hybrid electric cars, which mainly use gasoline as fuel, are expected to increase their share that leads to an overall reduction in oil use per vehicle (OPV). The share of hybrid electric cars is projected to grow from 1% to 14% in the period 2013–2040.”
(World Oil Outlook 2015, S.111-112)
2016
Leonardo DiCaprio, Schauspieler
NGOs, Kirchen + Kunst, Klima und Energie
"Für mich ist [der Klimawandel] einfach die monumentalste Herausforderung, vor der die Menschheit je stand. Und alle Entscheidungen, die wir jetzt treffen, werden für die nächsten 10 000 Jahre Auswirkungen auf uns haben. Das größte Problem am Klimawandel ist ja das Ungleichgewicht, in das die Welt gestürzt wird. Die armen Länder und die unterprivilegierten Menschen sind die ersten, die unter den bevorstehenden Katastrophen zu leiden haben. Und sie haben die nicht verursacht. Schuld ist ja vielmehr der Kapitalismus, unser unstillbares Bedürfnis nach Konsum. Und unsere Sucht nach Erdöl. Die Technologien, sie zu ersetzen, sind längst da. Aber wir müssen auch alle an einem Strang ziehen, wenn wir etwas verändern wollen."
Zur Quelle2015
Bernie Sanders, Senator des US-Bundesstaates Vermont und potentieller Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei
Politiker + Politische Parteien, Klima und Energie
“Unless we take bold action to reverse climate change, our children, grandchildren and great-grandchildren are going to look back on this period in history and ask a very simple question: Where were they? Why didn't the United States of America, the most powerful nation on earth, lead the international community in cutting greenhouse gas emissions and preventing the devastating damage that the scientific community was sure would come?”
Zur Quelle2015
Donald Trump, potentieller Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei
Politiker + Politische Parteien, Klima und Energie
"Well I don’t actually think it’s a Chinese hoax but I’m not a believer in man-made climate change. And again I had uncles at M.I.T. and stuff. By the way many smart people agree with me.” - August 2015
"The concept of global warming was created by and for the Chinese in order to make U.S. manufacturing non-competitive." November 2012 via Twitter
2015
Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Politiker + Politische Parteien, Grenzen des Wachstums
"Wir, die Industrieländer tragen eine besondere Verantwortung. Denn heute werden 80% der natürlichen Ressourcen vornehmlich von Industrieländern verbraucht. Und heute besitzen 10% der Menschheit - nämlich wir in den Industrieländern - 90% des Vermögens. Und diese Schere kann und darf nicht weiter auseinander gehen. […] Die Wertschöpfung muss stärker in den Ländern vor Ort bleiben."
Zur Quelle2015
Papst Franziskus
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
„Leider pflegen viele Anstrengungen, konkrete Lösungen für die
Umweltkrise zu suchen, vergeblich zu sein, nicht allein wegen der Ablehnung der Machthaber, sondern auch wegen der Interessenlosigkeit der anderen. Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen…(Ziff. 14)
Andere Anzeichen der aktuellen Situation stehen im Zusammenhang mit der Erschöpfung der natürlichen Ressourcen. Wir wissen sehr wohl, dass es unmöglich ist, das gegenwärtige Konsumniveau der am meisten entwickelten Länder und der reichsten Gesellschaftsschichten aufrechtzuerhalten, wo die Gewohnheit, zu verbrauchen und wegzuwerfen, eine nie dagewesene Stufe erreicht hat. Es sind bereits gewisse Höchstgrenzen der Ausbeutung des Planeten überschritten worden, ohne dass wir das Problem der Armut gelöst haben…(Ziff. 27)
Wir bemerken nicht mehr, dass einige sich in einem erniedrigenden Elend dahinschleppen ohne wirkliche Möglichkeiten, es zu überwinden, während
andere nicht einmal wissen, was sie mit ihrem Besitz anfangen sollen, voll Eitelkeit eine vorgebliche Überlegenheit zur Schau stellen und ein Ausmaß an Verschwendung hinter sich zurücklassen, das unmöglich verallgemeinert werden könnte, ohne den Planeten zu zerstören. Wir lassen in der Praxis weiterhin zu, dass einige meinen, mehr Mensch zu sein als andere, als wären sie mit größeren Rechten geboren…(Ziff. 90)
Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in einer mutigen kulturellen
Revolution voranzuschreiten. Wissenschaft und Technologie sind nicht neutral, sondern können vom Anfang bis zum Ende eines Prozesses verschiedene Absichten und Möglichkeiten enthalten und sich auf verschiedene Weise gestalten. Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu sammeln und zugleich
die Werte und die großen Ziele wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen Größenwahn vernichtet wurden…(Ziff. 114)
Die konsumistische Sicht des Menschen, die durch das Räderwerk der aktuellen
globalisierten Wirtschaft angetrieben wird, neigt dazu, die Kulturen gleichförmig zu machen und die große kulturelle Vielfalt, die einen Schatz für die Menschheit darstellt, zu schwächen…(Ziff. 144)
Das Verschwinden einer Kultur kann genauso schwerwiegend sein wie das Verschwinden einer Tier- oder Pflanzenart, oder sogar noch gravierender. Die Durchsetzung eines vorherrschenden Lebensstils, der an eine bestimmte Produktionsweise gebunden ist, kann genauso schädlich sein wie die Beeinträchtigung der Ökosysteme…(Ziff. 145)
Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt
hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht…(Ziff. 161)
Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und Entwicklung geben kann…(Ziff. 191)
Viele Dinge müssen ihren Lauf neu orientieren, vor allem aber muss die Menschheit sich ändern. Es fehlt das Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben. So zeichnet sich eine große kulturelle, spirituelle und erzieherische Herausforderung ab, die langwierige Regenerationsprozesse beinhalten wird…(Ziff. 202)
2015
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Weltweit sind wir von einem nachhaltigen Leben, Wirtschaften und Arbeiten noch weit entfernt – an einigen Stellen auch in Deutschland; das muss man ganz offen sagen. Das zeigt sich auch in gewaltigen wirtschaftlichen und sozialen Unterschieden. Wir nähern uns den Belastungsgrenzen der Erde und haben sie zum Teil schon überschritten.... Wir brauchen einen Paradigmenwechsel. Gelingt uns ein solcher Paradigmenwechsel nicht, dann entziehen wir nachfolgenden Generationen wichtige Lebensgrundlagen."
Zur Quelle2015
Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)
NGOs, Kirchen + Kunst, Klima und Energie
"Klimaschutz ist christliches und konservatives Anliegen! "Wer sich für den Klimaschutz einsetzt, engagiert sich für die Schöpfung Gottes und damit für christliche Werte! Es ist mir unverständlich, warum in vielen Ländern ausgerechnet konservative Kräfte die Fortschritte im Klimaschutz blockieren."
(Alois Glück vor der ZdK-Vollversammlung am 7. Mai 2015 in Würzburg)
2015
Ludger Dohm, Sprecher der Geschäftsführung des Flughafens Düsseldorf
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Doch muss jedem bewusst sein, ohne Mobilität gibt es keinen Austausch, ohne Austausch kein Wachstum und ohne Wachstum keinen Wohlstand!“
Zur Quelle2015
Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Staatsoberhäupter + Regierungen, Nachhaltigkeit
"Wenn wir etwas für die nachhaltige Entwicklung tun wollen, müssen wir bei der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung immer auch die ökologischen Belastungsgrenzen der Erde im Blick behalten und dürfen sie nicht weiter überschreiten. Deshalb müssen die OECD-Staaten – also auch wir – ihren Lebensstil so verändern, dass er bei weltweiter Anwendung die Umweltbelastungsgrenzen der Erde nicht verletzt."
(Rede zur deutschen Position für die Verhandlungen über die Post-2015-Agenda für nachhaltige Entwicklung vor dem Deutschen Bundestag am 26. Februar 2015 in Berlin)
2014
Naomi Klein, Journalistin und Autorin
Medien + Journalisten, Kultureller Wandel
"We need to work on elevating those parts of ourselves that value quality-of-life rather than economic enrichment. Green groups, unfortunately and perhaps unknowingly, reinforce the neoliberal view that we are first and foremost consumers by focusing their efforts on telling people what to buy and where to shop. We need to emphasize the parts of ourselves that love nature, our families, and our communities, and we need to rediscover our identities as active community members and engaged workers, not just consumers."
(Interview mit der Great Transition Town Initiative, Dezember 2014)
2014
Naomi Klein, Journalistin und Autorin
Medien + Journalisten, Kultureller Wandel
"People need to know that moving away from our obsession with GDP growth does not have to mean deprivation and suffering; on the contrary, the “managed degrowth” model means putting our well-being, health, and leisure time back at the center of our economic lives and aspirations. The idea of a Great Transition, along with much other inspiring work coming out of the New Economy movement, expresses that optimism beautifully."
(Interview mit der Great Transition Town Initiative, Dezember 2014)
2014
Papst Franziskus
Staatsoberhäupter + Regierungen, Ökonomisierung der Gesellschaft
"Dazu kommen einige etwas egoistische Lebensstile, die durch einen mittlerweile unhaltbaren Überfluss gekennzeichnet und oft ihrer Umgebung, vor allem den Ärmsten gegenüber gleichgültig sind. Mit Bedauern ist festzustellen, dass im Mittelpunkt der politischen Debatte technische und wirtschaftliche Fragen vorherrschen auf Kosten einer authentischen anthropologischen Orientierung. Der Mensch ist in Gefahr, zu einem bloßen Räderwerk in einem Mechanismus herabgewürdigt zu werden, der ihn nach dem Maß eines zu gebrauchenden Konsumgutes behandelt, so dass er - wie wir leider oft beobachten - wenn das Leben diesem Mechanismus nicht mehr zweckdienlich ist, ohne viel Bedenken ausgesondert wird, wie im Fall der Kranken im Endstadium, der verlassenen Alten ohne Pflege oder der Kinder, die vor der Geburt getötet werden. Es ist das große Missverständnis, das geschieht, 'wenn sich die Verabsolutierung der Technik durchsetzt', die schließlich zu einer 'Verwechslung von Zielen und Mitteln' führt. Das ist ein unvermeidliches Ergebnis der 'Wegwerf-Kultur' und des 'hemmungslosen Konsumismus'.
(Ansprache im Europaparlament in Straßburg am 25. November 2014)
2014
Papst Franziskus
Staatsoberhäupter + Regierungen, Nachhaltigkeit
"Europa hat in einem lobenswerten Einsatz zugunsten der Ökologie immer in der vordersten Reihe gestanden. Diese unsere Erde braucht tatsächlich eine ständige Pflege und Aufmerksamkeit, und jeder trägt eine persönliche Verantwortung in der Bewahrung der Schöpfung, dieses kostbaren Geschenkes, das Gott in die Hände der Menschen gelegt hat. Das bedeutet einerseits, dass die Natur uns zur Verfügung steht, wir uns an ihr freuen und sie in rechter Weise gebrauchen können. Andererseits bedeutet es jedoch, dass wir nicht ihre Herren sind. Hüter, aber nicht Herren. Wir müssen sie deshalb lieben und achten, stattdessen sind wir 'oft vom Hochmut des Herrschens, des Besitzens, des Manipulierens, des Ausbeutens geleitet; wir 'hüten' sie nicht, wir achten sie nicht, wir betrachten sie nicht als unentgeltliches Geschenk, für das wir Sorge tragen müssen.' Die Umwelt achten bedeutet aber nicht nur, sich darauf zu beschränken, sie nicht zu verderben, sondern auch, sie für das Gute zu nutzen. Ich denke vor allem an den landwirtschaftlichen Sektor, der berufen ist, dem Menschen Unterstützung und Nahrung zu liefern. Es ist nicht tolerierbar, dass Millionen von Menschen in der Welt den Hungertod sterben, während jeden Tag Tonnen von Lebensmitteln von unseren Tischen weggeworfen werden. Außerdem erinnert uns die Achtung gegenüber der Natur daran, dass der Mensch selbst ein grundlegender Teil von ihr ist. Neben der Ökologie der Umwelt bedarf es daher jener Ökologie des Menschen, die in der Achtung der Person besteht, die ich heute in meinen Worten an Sie ins Gedächtnis rufen wollte."
(Ansprache im Europaparlament in Straßburg am 25. November 2014)
2014
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Nachhaltigkeit
"Aber ein Indikator alleine wird nicht ausreichen. Und deshalb werden wir dafür sorgen, dass es andere Indikatoren gibt, neben dem klassischen Wachstum. Und erst aus der Summe dieser Indikatoren – Wie sieht das mit
der Umwelt aus? Wie sieht das mit der sozialen Gerechtigkeit aus? Welche anderen Bedürfnisse gibt es, zum Beispiel der menschlichen Zuwendung? – dann kann erst daraus ein Bild entstehen, wie sich eine Gesellschaft entwickelt."
(Video-Podcast mit Michael Flohr vom "netzwerk n" am 22. November 2014)
2014
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Nachhaltigkeit
"Und Wachstum um den Preis, dass ich die Umwelt zerstöre oder den
Klimawandel nicht im Blick habe, ist auch ein falsches Wachstum. Auf der der anderen Seite kann ich durch technische Innovationen – mehr Energieeffizienz zum Beispiel – auch Wachstum generieren. Also Wachstum ist weder gut noch schlecht, sondern es muss ein nachhaltiges Wachstum sein; und auch ein auf soliden Finanzen beruhendes Wachstum sein."
(Video-Podcast mit Michael Flohr vom "netzwerk n" am 22. November 2014)
2014
Monika Rühl, Direktorin Economiesuisse
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Die Schweiz braucht Wachstum, aber echtes, qualitatives Wachstum durch Innovation. Wir müssen der Bevölkerung erklären, was wirkliches Wachstum ist […] Während man in der ganzen Welt wachsen will, diskutieren wir hier die künstliche Begrenzung von Wachstum. Viele sehen das jährliche Wachstum und den Wohlstand in der Schweiz einfach als gegeben an. Das ist gefährlich."
(Interview mit dem Tagesanzeiger am 18. November 2014)
2014
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Klima und Energie
"Alle Kräfte zu bündeln, ist auch die einzige Chance, um beim Klimaschutz voranzukommen. Bleibt der Klimawandel ungebremst, dann werden sich seine verheerenden Folgen unaufhaltsam Bahn brechen – sowohl mehr Stürme, Hitze- und Dürrekatastrophen als auch steigende Meeresspiegel und zunehmende Überschwemmungen. Der Klimawandel kennt keine Grenzen. Er macht auch vor den Pazifischen Inseln nicht Halt. Die gesamte Weltgemeinschaft steht in der Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung."
(Rede am Lowy Institut für Internationale Politik am 17. November 2014 in Sydney)
2014
Guido Quelle, Managementberater
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Wachstum ist ein immanentes Lebensprinzip. Wer nicht wächst, stirbt. […] Unternehmen, die ein solches Wachstumsverständnis mitbringen und die wissen, dass es des Investments bedarf, damit Wachstum entsteht - der Bauer gibt der Kuh erst Gras, bevor sie Milch geben kann - sind regelhaft erfolgreicher, als andere Unternehmen."
(Interview mit Springer für Professionals am 18. Februar 2014)
2014
Martin Neff, Chefökonom Raiffeisen
Wirtschaft + Interessengruppen, Grenzen des Wachstums
"Ob Wirtschaftswachstum aber wirklich noch mit höherem Wohlstand gleichzusetzen ist, scheint mir zumindest in unseren wirtschaftlich hoch entwickelten Breiten fragwürdig. Jeder Verkehrsunfall erhöht unseren Wohlstand, genauso wie Drogen- oder Alkoholmissbrauch zum BIP-Wachstum beitragen. Jede Naturkatastrophe steigert das Bruttosozialprodukt und damit den rechnerischen Wohlstand. Dabei lässt sich der entscheidende Teil unseres Wohlbefindens doch längst nicht mehr mit Zahlen ausdrücken. Wenn sämtliche Grundbedürfnisse gestillt sind und fast alle materiellen Bedürfnisse befriedigt, werden die berühmten immateriellen Werte bekanntlich wichtiger. […] Materielle Sättigung ist aber in der wachstumsgläubigen neoliberalen Welt ein Fremdkörper. Dort gibt es immer neue Bedürfnisse, die es zu befriedigen gilt und kein Wirtschaftswachstum ist schlichtweg nicht vorstellbar. Da passt es nicht ins Konzept, dass heute oft von weniger anstatt mehr die Rede ist."
(Interview auf www.moneycab.com vom 10. November 2014)
2014
Joachim Gauck, Bundespräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Nachhaltigkeit
"Dass wir alternative Arten des Umgangs mit Ressourcen und Ökosystemen entwickeln müssen, wenn wir nicht langfristig die Grundlagen unseres Wohlergehens zerstören wollen – diese Erkenntnis ist inzwischen so weit verbreitet wie nie zuvor. Aber es ist auch klar: Solch eine Transformation ist ein Kraftakt. Sie fordert uns als Gesellschaft, sie fordert uns aber auch persönlich heraus. Und sie bedarf in der 'Einen Welt' der Entschlossenheit und Geschlossenheit aller […] Langfristig ist ökonomisch nur machbar, was auch ökologisch vertretbar ist. Eine entscheidende Frage wird dabei sein: Bekommen klimaschädliche Emissionen endlich überall einen Preis, damit sich umweltschonende Produktionsweisen, innovative Technologien und sparsame Produkte auch lohnen? Weltweit wird an solchen Preissystemen für Kohlendioxid gearbeitet, einige Länder haben sie bereits. Auch in Europa muss daran weiter gearbeitet werden, einen funktionierenden Emissionshandel aufzubauen."
(Rede zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises am 26. Oktober 2014 in Kassel)
2014
Kent Nagano, Stardirigent
NGOs, Kirchen + Kunst, Ökonomisierung der Gesellschaft
" Wir leben im Zeitalter ökonomischer Obsession. Alles unterliegt dem Kosten-Nutzen-Kalkül, dem Abwägen von Einsatz und Ertrag, dem erwarteten Return, ohne den ein Investment nicht lohnt. Aber die Rendite eines Konzertbesuchs lässt sich genauso wenig berechnen, wie wenn Kinder ein Instrument lernen - auch wenn wir alle wissen, wie wichtig die Künste für die Menschen sind […]Wir verlieren dadurch unglaublich viel: Inspiration, Trost, Gemeinsinn, einen Teil unserer großen abendländischen Tradition. Wir verlieren die Möglichkeit, Dinge zu entdecken und zu erfahren, die größer sind als wir selbst. Das ist der Sinn ästhetischer Erfahrungen, ohne die wir alle in unserer Vorstellungskraft sehr viel ärmer würden."
(Interview der Deutschen Presse Agentur New York vom 15. Oktober 2014)
2014
Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel/Nachhaltigkeit
"Wir nehmen vielen Menschen die Chance auf eine friedliche Zukunft, wenn wir glauben, den Status quo unserer Lebensweise fortführen zu können. […] Die Wende zu einer Wirtschafts- und Lebensweise, die die planetarischen Grenzen der Erde respektiert, ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Sie ist das Fundament für die Zukunft der uns folgenden Generationen."
(Rede in der Debatte zur Klimapolitik der Bundesregierung am 9. Oktober 2014 in Berlin)
2014
Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel/Nachhaltigkeit
"Der Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise ist eben keine Bürde, sondern ein Gewinn. Er macht unser Land zukunftsfähig, führt zur Modernisierung unserer Wirtschaft und macht uns unabhängig von Energieimporten, was natürlich schon jetzt für den inländischen Konsum von höher Bedeutung ist und in Zukunft zunehmend sein wird."
(Rede in der Debatte zur Klimapolitik der Bundesregierung am 9. Oktober 2014 in Berlin)
2014
Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel/Nachhaltigkeit
"Verantwortung zeigen wir erst, wenn auch die Näherin in Bangladesch, der Kakaobauer und seine Familie in Westafrika oder die Baumwollproduzenten in Indien einen Lohn bekommen, von dem sie leben können und ihre Kinder zur Schule schicken können."
(Rede in der Debatte zur Verantwortung für Produktion in Entwicklungsländern vor dem Deutschen Bundestag am 9. Oktober 2014 in Berlin)
2014
Leonardo DiCaprio, Schauspieler
NGOs, Kirchen + Kunst, Klima und Energie
"Every week, we’re seeing new and undeniable climate events, evidence that accelerated climate change is here now. […] To be clear, this is not about just telling people to change their light bulbs or to buy a hybrid car. This disaster has grown BEYOND the choices that individuals make. This is now about our industries, and governments around the world taking decisive, large-scale action. […] We need to put a pricetag on carbon emissions, and eliminate government subsidies for coal, gas, and oil companies. We need to end the free ride that industrial polluters have been given in the name of a free-market economy, they don’t deserve our tax dollars, they deserve our scrutiny. For the economy itself will die if our ecosystems collapse."
(Rede auf dem Weltklimagipfel am 23. September 2014 in New York)
2014
Andreas Freytag, Professor für Wirtschaftspolitik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Wissenschaft, Plädoyer für Wachstum
"Dies sind spannende Fragen, die auch das Kernproblem der europäischen Wirtschaftspolitik berühren - nämlich die enorme Arbeitslosigkeit. Zu dessen Reduzierung, insbesondere unter Jugendlichen, ist Wachstum notwendig.
Wachstum ist außerdem erforderlich, um die Umweltprobleme zu lösen und Klimaziele zu erreichen. Denn Wachstum hat sehr viel mit Strukturwandel, Innovation und geringerem Ressourcenverbrauch zu tun. Ohne Wachstum gibt es keinen Strukturwandel. Länder ohne Wachstum wiesen in der Vergangenheit die größten Umweltprobleme auf."
(in seinem Beitrag "Warum brauchen wir Wachstum" für die Wirtschaftswoche am 5. September 2014)
2014
Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds
Wirtschaft + Interessengruppen, Klima und Energie
"Our fortunes will melt with the ice, evaporate like water under a relentless sun, and wither away like sand in a desert storm. And the planet’s poorest and most vulnerable people will be the first to feel the pain. Clearly, that is simply not an option. […] Fossil fuels, we have learned, are a doubled-edged economic sword. The unprecedented improvement in global living standards over the past century certainly would not have been possible without the energy derived from these fuels. […] For while the world became richer as energy fueled economic expansion, only recently have we come to fully appreciate the damage done to our precious - and irreplaceable - natural resources. […] The only viable solution is for policymakers to protect rather than plunder the environment, […]. The message is simple: to get it right, price it right. Make sure that prices reflect not only the costs of supplying energy, but also the environmental side effects. […] For example, we have been pushing hard for the elimination of energy subsidies, which - as discussed in IMF research published last year - are bad for the planet, bad for the economy, bad for the budget, and bad for social equity. But we need to go well beyond the elimination of direct cash subsidies, and make sure that energy tax systems around the world properly reflect environmental side effects."
(in ihrer Rede beim Center for Global Development am 31. Juli 2014)
2014
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Klima und Energie
"Wird es gelingen, den Klimawandel wirkungsvoll zu begrenzen? Sind wir in der Lage, unsere Lebensgrundlagen gut zu schützen? Begreifen wir überhaupt den Ernst der Lage? Eigentlich möchte man meinen, dass die Erkenntnisse des IPCC doch inzwischen allen bekannt sind. Trotzdem werden Entscheidungen immer wieder verschoben und nicht rechtzeitig gefällt. Es ist eine Kehrtwende notwendig; und zwar weltweit. Jede Verzögerung wird letztlich zu noch höheren Kosten führen. Wir haben das ja mit dem Stern-Report vor Augen geführt bekommen. Deshalb müssen wir als diejenigen, die den Klimaschutz voranbringen wollen, immer dann, wenn wir darüber reden, was das Handeln kostet, auch sagen, was das Nicht-Handeln kostet. Die Kosten durch verheerende Folgen des Klimawandels werden natürlich immer schwieriger zu tragen sein, je weiter der Klimawandel voranschreitet. Klimaschutz und Wohlstandssicherung müssen also zusammengedacht werden, weil sie zusammengehören."
(in ihrer Rede auf dem 5. Petersberger Klimadialog am 14. Juli 2014)
2014
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Weiter hinten sagt sie aber folgendes, wobei sie sich da auch auf EL beziehen könnte:
„Kohlenstoffarme Wirtschaft: Das ist keineswegs ein Luxus, den sich nur wohlhabende Länder leisten können. Kohlenstoffarmes Wirtschaften bedeutet nicht, dass man auf Wohlstand verzichten muss. So gelangt zum Beispiel die Folgenabschätzung der Europäischen Union zum Klima- und Energierahmen 2030 zu dem Ergebnis, dass mit ambitionierten Klimazielen das Wirtschaftswachstum langfristig höher ausfällt als ohne solche Ziele. Auch die Berechnungen der Internationalen Energieagentur zeigen, dass Wachstum und Klimaschutz sehr gut zueinander passen können. Deshalb muss niemand auf Wachstum verzichten."
(in ihrer Rede auf dem 5. Petersberger Klimadialog am 14. Juli 2014)
2014
Gerhard Schick, Finanzpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen
Politiker + Politische Parteien, Grenzen des Wachstums
"Es kann sein, dass sich durch technische Innovationen die negativen Folgen des Wachstums sehr stark bremsen lassen. Aber wie stark, ist völlig unklar. Ob das dann ausreicht, weiß niemand und wann es soweit sein wird, steht völlig in den Sternen. Bei dem, was auf dem Spiel steht, wäre es fahrlässig, sich bei all diesen Fragezeichen zurück zu lehnen und sich mit dem Prinzip Hoffnung zu begnügen. Zumal das, was uns in einer Niedrig- oder Postwachstumsgesellschaft erwartet, kein Schreckens- sondern ein sehr positives Szenario sein kann. Nur wenn wir Konzepte entwickeln, wie wir auch ohne Wachstum Wohlstand für alle ermöglichen können, werden wir global Nachahmer finden."
(in seinem Beitrag "Grüne Revolution und Postwachstumsgesellschaft zusammen denken auf blog.postwachstum.de vom 14. Juli 2014)
2014
Jeffrey D. Sachs, Leiter des UN-Expertennetzwerks United Nations Sustainable Development Network (UNSDSN)
Internationale Organisationen, Ökonomisierung der Gesellschaft
"Dennoch bleibt der Klimawandel für viele einflussreiche Interessengruppen ein Spiel mit dem Ziel, entsprechende Maßnahmen so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Großkonzerne im Bereich fossiler Brennstoffe lobbyieren weiterhin hinter den Kulissen gegen Änderungen in Richtung kohlenstoffarmer Energiequellen und setzen ihren enormen Reichtum ein, um sich eine Medienberichterstattung zu kaufen, mit der Verwirrung gestiftet wird. Rupert Murdochs Medienimperium in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Australien und anderswo spielt eine herausragende und besonders zynische und schädliche Rolle bei der Verbreitung antiwissenschaftlicher Propaganda."
(in seinem Gast-Essay auf solarify.eu vom 15. Juni 2014)
2014
Papst Franziskus
Staatsoberhäupter + Regierungen, Ökonomisierung der Gesellschaft
"Wenn man Fotos von unterernährten Kindern aus verschiedenen Teilen der Welt sieht, kratzt man sich am Kopf. Das versteht man nicht. Das Wirtschaftssystem sollte im Dienst des Menschen stehen. Aber wir haben das Geld in den Mittelpunkt gerückt, das Geld als Gott".
(im Interview der spanischen Zeitung La Vanguardia, zitiert auf Zeit-Online am 13. Juni 2014)
2014
Burkhard C. Kosminski, Intendant Schauspiel Nationaltheater Mannheim
Medien + Journalisten, Ökonomisierung der Gesellschaft/Kultureller Wandel
"Es gibt keine Ziele mehr jenseits des Sparzwangs. Es gibt keine verbindenden Werte jenseits der Ökonomie. Ich möchte nicht, dass unsere Kinder von Schulden erdrückt werden, ich will aber auch nicht, dass sie in einer orientierungs- und wertlosen Welt aufwachsen müssen. […] Ich wünsche mir, […] eine neue Wertedebatte zu führen, jenseits der zynischen Finanz- und Rentabilitätsdiskussion! Warum sollten wir Angst haben vor einer solchen Auseinandersetzung? Warum können wir die Diskussion, wie wir selbst und unsere Kinder leben sollen und wollen, nicht offen führen?"
(in seinem offenen Brief "Die Kultur erlebt einen Bedeutungsschwund in erschreckendem Ausmaß" an u.a. Bildungsministerin Johanna Wanka vom 11. Juni 2014)
2014
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"International wird sicherlich die schwierigste Aufgabe sein, das deutlich zu machen, was Kofi Annan gesagt hat: dass Wohlstand und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sind. Deshalb ist es so wichtig, dass wir, die wir im Zuge unserer Industrialisierung in Deutschland und in Europa schon viele Ressourcen verbraucht haben, dazu bereit sind, jetzt auch Wege zu gehen, neue Wege zu gehen – Beispiel Energiewende –, die deutlich machen: Man kann auch anders in Wohlstand leben. Deshalb ist die Energiewende nicht nur ein Projekt, das technisch und innovatorisch große Aufmerksamkeit von uns verlangt. Es ist nicht nur etwas, das im Kern die Menschen in Deutschland wünschen, sondern es ist auch ein Verantwortungsprojekt für andere in der Welt, die heute um ihren Wohlstand kämpfen."
(in ihrer Rede auf der 14. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung am 2. Juni 2014 in Berlin)
2014
Konstantin Wecker, Musiker
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
"Nachhaltigkeit war bislang überwiegend nur auf die Erneuerbarkeit von Energie fokussiert. Ich rege an, auch über die Erneuerbarkeit von Stoffen nachzudenken. Was wir brauchen, ist eine “Reparaturoffensive” gegen die Wegwerfgesellschaft, an der Nach-uns-kommende ersticken dürften. Das heisst für mich: […] endlich reparaturfreundlich zu produzieren. Aber eben auch: mehr Freiheit für die Zulieferer, Werkstätten und Reparateure – besonders Freiheit von der Patent-Sklaverei aus den Konzern-Chefetagen. Also weniger Dagobert Duck – und mehr Daniel Düsentrieb! […]Nachhaltigkeit wäre Weitsicht und Frieden zwischen Mensch und Natur. Und: zwischen Mensch und Mensch. Wir sollten die Nachhhaltigkeit in unser Grundgesetz aufnehmen. Der Würde des Menschen zuliebe. […] Dass diese Welt nie ende, nur dafür lasst uns leben!"
(in seiner Rede auf der 14. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung am 2. Juni 2014 in Berlin)
2014
Ban Ki-Moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen
Internationale Organisationen, Klima und Energie
“We have little time to lose. Climate change is the defining issue of our time. The effects are already widespread, costly and consequential -- from the tropics to the poles, from small islands to large continents, and from the poorest countries to the wealthiest. If we do not take urgent action, all our plans for increased global prosperity and security will be undone. […] Many of the solutions we need already exist. Many others are being rapidly developed. But we need to deploy them at a scale that matches the challenge. And we need to do it now, because we may not get a second chance. […] The longer we delay, the more we will pay.”
(in seiner Rede bei der Eröffnung des Ministertreffens zur Vorbereitung des Klimagipfels in New York am 4. Mai 2014)
2014
Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und Infrastruktur
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
“Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Aufschwung. Die deutsche Wirtschaft wächst stabil und kräftig […]. Das ist eine gewaltige Leistung, die aber auch gewaltige Herausforderungen für unsere Verkehrssysteme wie auch für unsere Infrastruktur bedeuten wird. […] Wirtschaftswachstum und wachsende Verkehrsströme auf einer Infrastruktur, die leistungsfähig ist, sind die Grundlage für unseren Wohlstand. […]Wer glaubt, man könnte Wirtschaftswachstum vom Wachstum der Infrastruktur abkoppeln, wird uns am Schluss vom Wohlstand abkoppeln. Deswegen werden wir das nicht zulassen.“
(in seiner Rede zum Haushaltsgesetz 2014 vor dem Deutschen Bundestag am 11. April 2014 in Berlin)
2014
Desmond Tutu, ehemaliger Erzbischof von Kapstadt
NGOs, Kirchen + Kunst, Klima und Energie/Kultureller Wandel
“Who can stop [climate change]? Well, we can, you and I. And it is not just that we can stop it, we have a responsibility to do so. It is a responsibility that begins with God commanding the first human inhabitants of the garden of Eden "to till it and keep it". To keep it; not to abuse it, not to destroy it. The taste of "success" in our world gone mad is measured in dollars and francs and rupees and yen. Our desire to consume any and everything of perceivable value – to extract every precious stone, every ounce of metal, every drop of oil, every tuna in the ocean, every rhinoceros in the bush – knows no bounds. We live in a world dominated by greed. We have allowed the interests of capital to outweigh the interests of human beings and our Earth.”
(in seinem Kommentar "We need an apartheid-style boycott to save the planet" in theguardian vom 10. April 2014)
2014
Philipp Lepenies, Ökonom und Senior Fellow am IASS in Potsdam
Wissenschaft, Ökonomisierung der Gesellschaft/Grenzen des Wachstums
"[…] zumindest wurde damals mit dem Bruttosozialprodukt […] mehr eingeführt als nur eine Rechenmethode. Mit dem Bruttosozialprodukt kam auch die Idee des Wirtschaftswachstums in die Politik. Und der damalige Administrator des Marshallplans sagte einmal, dass es vor allem darum ging, den westlichen Ländern zu vermitteln, dass sie so werden könnten wie die USA. Man verband mit erhöhter Produktion Modernisierung. Deswegen ist die Steigerung des BIP für viele immer noch Allheilmittel für alle möglichen Krisen. Diese Vorstellung hat sich seitdem trotz aller Kritik gehalten. Vielleicht auch deswegen, weil der Welt ein ähnlich mächtiges Rezept bislang nicht eingefallen ist."
(im Interview "Die mächtigste Kennzahl der Menschheitsgeschichte" auf Süddeutsche.de am 8. April 2014)
2014
Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Staatsoberhäupter + Regierungen, Klima und Energie/Kultureller Wandel
"Ich weiß auch, dass wir das Klima nicht dadurch retten, dass wir Pullover anziehen. Aber ich weiß […], dass auch wir in Mitteleuropa unsere Lebensweise überprüfen müssen. […] Wir sollten nicht vergessen, dass die Menschen in den Tropen oder in den Subtropen ihr Leben sozusagen total auf den Kopf stellen – oder es sogar verlieren. Im Gegensatz dazu sind die Anpassungsmaßnahmen, die von uns erwartet werden, verhältnismäßig überschaubar."
(in ihrer Rede in der Aktuellen Stunde zu den Konsequenzen der Bundesregierung aus dem IPCC-Weltklimabericht vor dem Deutschen Bundestag am 2. April 2014 in Berlin)
2014
Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Mein Leitbild ist eine sozial und ökologisch ausgerichtete Marktwirtschaft. Ökonomie und Ökologie dürfen nicht gegeneinander ausspielt werden, gleichzeitig müssen wir die sozialen, kulturellen und politischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts mitberücksichtigen. […] Seit der ersten Veröffentlichung über "Die Grenzen des Wachstums" durch den Club of Rome im Jahr 1972 wissen wir, dass für den Erhalt der Umwelt die Industrie- und Schwellenländer eine besonders große Verantwortung tragen. Eine global nachhaltige Entwicklung, die Armut und Hunger beseitigt und planetare Wachstumsgrenzen berücksichtigt, kann nur durch eine umfassende Verhaltensänderung aller Menschen erreicht werden."
(im Newsletter der "Eine Welt Internet Konferenz" zum Start der Zukunftscharta "EINEWELT – unsere Verantwortung")
2014
Reiner Klingholz, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Es gibt zwar viele Gründe, warum das Wachstum in den Industrienationen anders als in den Schwellenländern nur noch kleine Sprünge macht: Sie sind vom Konsum her bereits weitgehend gesättigt, die Produktivität steigt nur noch wenig. Das Erlahmen des Wirtschaftswachstums hat aber auch demografische Gründe. Wenn die produktiven Babyboomer ins Rentenalter wechseln, wenn die Bevölkerung altert und zu schrumpfen beginnt, dürften sich die ohnehin geringen Wachstumsraten weiter reduzieren. Die sozioökonomische Entwicklung, die das Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft und den Menschen ein Leben in Wohlstand überhaupt erst ermöglicht hat, trägt somit dazu bei, dass es wieder ein Ende findet. Dieses Ende des Wachstums ist somit die Folge unseres Handelns und keineswegs das Ergebnis einer weisen, verantwortungsbewussten Planung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. […]Dies ließe sich als die „vierte Kränkung der Menschheit" verstehen. Aber wir haben auch die ersten drei, nach einer gewissen Schockphase, jeweils gut überstanden: Die Einsicht, dass die Erde nicht das Zentrum des Universums ist, sondern nur ein Staubkorn darin; dass der Mensch nicht die Krone der Schöpfung, sondern nur ein gewöhnlicher Teil der Evolution ist; und dass er nicht immer vom freien Willen, sondern von einem Unterbewusstsein gesteuert wird. All diese Erkenntnisse haben die Menschen eher befreit denn gekränkt. Deshalb wird es Zeit, die Dynamik der gesellschaftlichen Entwicklung als Geschenk zu akzeptieren. Zeit, Gesellschafts- und Wirtschaftsmodelle zu entwickeln, die ein Wohlergehen der Gesellschaften ohne Wachstum ermöglichen, anstatt sich mit allen Kräften gegen das notgedrungene Ende des Wachstums zu wehren."
(in seinem Artikel "Das Ende des Wachstums ist näher, als wir denken. Lernt das Schrumpfen zu lieben!" auf Huffingtonpost.de vom 29. März 2014)
2014
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Ich meine das Drama permanenten Wachstums. Ich meine das Drama, dass der Mensch sich vorgestellt hat, dass er durch die ständige Mehrung materieller Güter immer glücklicher, immer zufriedener werden könnte. Er rennt und rennt und er versucht alles Mögliche. Er versucht an allen Ecken und Kanten zu expandieren, er versucht alle Grenzen zu durchbrechen und stellt fest, erstens, er hat überhaupt kein Ziel, er weiß gar nicht, wo er herauskommen soll, und zweitens, dieses Grenzdurchbrechen führt ihn nirgendwohin, weil er eben kein Ziel hat."
(im Interview "Wir müssen entschleunigen“ mit dem Deutschlandradio Kultur vom 13. März 2014)
2014
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Und für alle Mitgliedstaaten gilt: Alle europäischen Politiken - ob Energie- und Klimapolitik, Gestaltung des Binnenmarktes oder der Außenhandelsbeziehungen - müssen sich daran messen lassen, ob sie zur Stärkung der europäischen Wirtschaftskraft beitragen oder nicht."
(in ihrer Rede vor beiden Häusern des britischen Parlaments am 27. Februar 2014 in London)
2014
John Kerry, US-Außenminister
Staatsoberhäupter + Regierungen, Klima und Energie
“If the worst-case scenario about climate change, all the worst predictions, if they never materialize, what will be the harm that is done from having made the decision to respond to it? We would actually leave our air cleaner. We would leave our water cleaner. We would actually make our food supply more secure. Our populations would be healthier because of fewer particulates of pollution in the air – less cost to health care. […] But imagine if the 97 percent of those scientists are correct and the people who say no are wrong. Then the people who say no will have presented us with one of the most catastrophic, grave threats in the history of human life. […] We just don’t have time to let a few loud interests groups hijack the climate conversation. […] I’m talking about big companies that like it the way it is that don’t want to change, and spend a lot of money to keep you and me and everybody from doing what we know we need to do. […]This is not opinion. This is about facts. This is about science. The science is unequivocal. And those who refuse to believe it are simply burying their heads in the sand. […]The bottom line is this: […] in a sense, climate change can now be considered another weapon of mass destruction, perhaps the world’s most fearsome weapon of mass destruction.“
(in seiner Rede "Remarks on Climate Change“ in Jakarta am 16. Februar 2014)
2014
Nicholas Stern, Britischer Ökonom und Professor an der London School of Economics
Wissenschaft, Klima und Energie
“What we have experienced so far is surely small relative to what could happen in the future. We should remember that the last time global temperature was 5C different from today, the Earth was gripped by an ice age. So the risks are immense and can only be sensibly managed by reducing greenhouse gas emissions, which will require a new low-carbon industrial revolution. […]We are already seeing low-carbon technologies being deployed across the world, but further progress will require investment and facing up to the real prices of energy, including the very damaging emissions from fossil fuels. […]Delay is dangerous. Inaction could be justified only if we could have great confidence that the risks posed by climate change are small. But that is not what 200 years of climate science is telling us. The risks are huge.“
(in seinem Artikel "Climate change is here now and it could lead to global conflict” auf theguardian.com am 14. Februar 2014)
2014
Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Seit meiner Geburt 1955 hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt. Wir haben in diesem Zeitraum aber auch eine Verdreifachung des Wasserverbrauchs, eine Vervierfachung des CO2-Ausstoßes und eine Versiebenfachung der Produktion der Weltwirtschaft zu verzeichnen. Würden alle Menschen heute auf der Erde auf dem Konsumniveau von uns Deutschen und Europäern leben, dann brauchten wir drei Planeten; denn die Menschen hinterlassen einen gewaltigen ökologischen Fußabdruck. So stellt sich für uns natürlich auch die Frage nach den Grenzen dieses Wachstums.[…] Uns allen ist klar: Die Menschheit überlebt nur dann in Würde, wenn wir die Schöpfung erhalten und uns an global geltenden Grundwerten orientieren, eine humane und gerechte Weltordnung schaffen, die Lebensperspektive für alle schafft. An dieser Stelle sind wir uns einig, dass wir nicht business as usual, einfach so weitermachen können; wir brauchen vielmehr einen Paradigmenwechsel, im Denken und im Handeln, national, europäisch und international. […] Dazu brauchen wir ein neues Denken, ein neues Handeln von Staat und Gesellschaft, aber auch von jedem Einzelnen. Nachhaltigkeit muss das Prinzip alles Tuns und aller Entwicklung sein. Deshalb müssen wir die Globalisierung so gestalten, dass sie den Menschen dient und nicht ausschließlich den Märkten und der Wirtschaft. […] Im ökologischen Sinne müssen wir unser Konsumverhalten verändern, den Wachstumsbegriff qualitativ neu definieren. Die Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" des Bundestages hat dazu vor einem Jahr eine hervorragende Vorlage geliefert, die wir nur aufzugreifen haben."
(in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung am 29. Januar in Berlin)
2014
Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
, Kultureller Wandel
"Wir müssen die Globalisierung so gestalten, dass sie den Menschen dient. Nicht der freie Markt ohne jede Kontrolle ist unser Leitbild, sondern eine ökologisch-soziale Marktwirtschaft. Im ökologischen Sinne müssen wir unser Konsumverhalten verändern, die Ressourceneffizienz steigern und neue Formen der verstärkten Entwicklungszusammenarbeit mit Schwellenländern und Entwicklungsstaaten auf den Weg bringen. Ökologische und soziale Standards müssen Eingang finden in die Finanz- und Wirtschaftswelt, in internationale Handelsabkommen und globale Handelsströme."
(beim Empfang der Bill und Melinda Gates Stiftung im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos am 24. Januar 2014)
2014
Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Die Würde des Menschen ist unantastbar – weltweit. Und wir stehen als reichste Industrienation und auch als Einzelner in der Pflicht, unseren Beitrag gegen die Armut zu leisten. […] Der Mensch hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck. Besonders groß ist der Abdruck von uns Einwohnern der Industrieländer. 20 Prozent der Menschheit beanspruchen 80 Prozent des Reichtums für sich, und sie verursachen auch zwei Drittel der Umwelt- und Klimaschäden. Ist das gerecht?"
(im Interview "Hier sitzt Müller, nicht Niebel" mit Zeit Online vom 23. Januar 2014)
2014
Niko Paech, Außerplanmäßiger Professor am Lehrstuhl für Produktion und Umwelt an der Universität Oldenburg
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Die Verknappung strategischer Ressourcen wird uns bereits viel früher als die Klimaerwärmung zu Verhaltensänderungen zwingen. Da werden wir gar keine Wahl haben. Wir sind völlig abhängig geworden von unserem hohen Verbrauch an Fläche, Rohöl, Phosphor, Coltan. Das begrenzte Angebot trifft auf eine explodierende Nachfrage, vor allem aus Indien und China. Das kann nicht gut gehen. Die Preise für die meisten Dinge, die wir uns heute leisten, werden steigen. Wir werden unseren Lebenswandel einfach nicht mehr bezahlen können. Punkt. […]Es macht also Sinn, schon jetzt vorbereitend eine Avantgarde zu schaffen, die neue Lebensstile ausprobiert, welche mit wenig Energie und Produkten, ohne Fluggeräte oder aufwändig hergerichtete Urlaubsorte auskommt. Deren Erfahrungswissen dient dann den anderen, die jetzt noch in Konsumträumen schwelgen. Die sehen dann: Die Pioniere lächeln über den Wachstumseinbruch. Und deren Leben ist gar keine Wurzelbehandlung. Diese Vorbildfunktion reduziert Frustration, Ängste und letztlich die Möglichkeit von Gewalt."
(im Interview "Grünes Wachstum gibt es nicht“ auf sz.de vom 17. Januar 2014)
2014
Jeffrey Sachs, Ökonom und Sonderberater der UN für die Millennium Development Goals
Wissenschaft, Klima und Energie
"Die Atmosphäre kann nur eine bestimmte Menge Kohlendioxid aufnehmen, bis es zu einem starken Klimawandel kommt. Diese Menge CO2 ist unser Treibhausgas-Budget. Es gibt derzeit aber keine ernsthaften Pläne, um dieses CO2-Budget einzuhalten. Denn vor lauter Positiv-Geschichten darüber, wie viel Erneuerbare wir nutzen, vergessen wir die negativen Geschichten. Nämlich, dass kein Liter Öl, kein Kilogramm Kohle weniger auf der Welt genutzt wird. […] Unser Verbrauch von fossilen Energieträgern steigt unverändert schnell an. Was wir brauchen, ist ein wirklicher Systemwechsel. […] Wir stoßen 35 Milliarden Tonnen CO2 in diesem Jahr aus. Im Jahr 2050 dürfen es bei einer sehr viel größeren Weltwirtschaft nur noch 15 Milliarden Tonnen sein. […] Das ist reine Mathematik. Aber die Politiker ignorieren das. Sie sagen der Kohleindustrie nicht, dass ihre Kohle […] im Boden bleiben muss. Sie sagen der Ölindustrie nicht, dass ab 2030 Autos nur noch mit sauberem Strom fahren dürfen. […] Mehr als 1000 neue Kohlekraftwerke sind weltweit geplant, wir werden in den kommenden Jahren zig Millionen neue Autos mit Verbrennungsmotoren auf die Straße bringen. Wir müssen das endlich ernst nehmen. Mehr Effizienz bei den Motoren oder bei den Kraftwerken reicht uns nicht.
Mein Vorschlag: Wir dürfen nur noch die derzeit bekannten Reserven von Erdöl und Erdgas nutzen, die Kohle bleibt im Boden. Aber wir werden keine neuen unkonventionellen Öl- und Gasreserven mehr entwickeln. Sprich, wir sollten keine neuen Ölfelder mehr suchen. Wir haben genug fossile Brennstoffe, bis unser CO2-Budget aufgebraucht ist. Es macht also gar keinen ökonomischen Sinn, neue Felder zu suchen.“
(in seiner Rede auf dem World Future Energy Summit am 15. Januar 2014 in Abu Dhabi)
2014
Simonetta Sommaruga, Justizministerin der Schweiz
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
„Im Zentrum steht die Frage des Wachstums. Um unseren Wohlstand und unsere Lebensqualität zu sichern, brauchen wir ein gewisses Wachstum.“
(im Interview "Wir wissen nicht wie die EU reagieren würde“ mit der Aargauer Zeitung vom 11. Januar 2014)
2014
Leonardo DiCaprio, Schauspieler
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel/Grenzen des Wachstums
"Das spiegelt aber auch unsere Zeit wider. Diese Haltung liegt ja all dem zugrunde, was mit unserer Welt nicht stimmt: dem Drang, immer mehr zu konsumieren, nur das zu tun, was von Vorteil für mich ist. Ich bin als Umweltschützer in vielen Projekten rund um die Welt engagiert, um indigenen Menschen zu helfen, die von Ölkonzernen von ihrem Land verdrängt wurden, oder um die Zerstörung unserer Wälder, unserer Ozeane, die Plünderung der Natur im Namen des allmächtigen Dollars zu verhindern. Opportunismus und Gier sind Überlebensmechanismen; mit ihrer Hilfe sind wir da angekommen, wo wir sind. Aber heute sind wir sieben Milliarden, und die destruktiven Auswirkungen dieser Tendenzen werden immer stärker beschleunigt. Wenn wir weiter Geld als unseren Gott verehren, sieht die Zukunft nicht sehr rosig aus. […]
Die Idee, dass wir uns grenzenlos ausdehnen können, dass wir immer weiter wachsen und immer reicher werden können, ohne Konsequenzen, ist ja verquer. Irgendwo muss etwas nachgeben, und es gibt nach – mehr und mehr."
(im Interview "Ich liebe Pflaumenkuchen“ auf faz.net vom 4. Januar 2014)
2013
Silja Graupe, Professorin für Wirtschaft und Philosophie und Jochen Krautz, Professor für Kunstpädagogik
Wissenschaft, Ökonomisierung der Gesellschaft
"Das OECD-Programm sagt der gewachsenen Pluralität von Bildungszielen und Diskursen, die diese Ziele beständig reflektierten und erneuerten, den Kampf an, um sie durch eine einzige, neuartige Vorstellung zu ersetzen […] Der Mensch soll nicht mehr lernen, sich in Verantwortung für die Gemeinschaft seine eigenen Maßstäbe zu setzen. Zum Ziel der Bildung wird vielmehr die 'Befähigung zu immer neuer Anpassung', und zwar Anpassung an die abstrakten Erfordernisse der Wirtschaft. Anpassungsbereitschaft und -fähigkeit gilt der OECD heute sogar als Schlüsselkompetenz. […] Bei allem Dissens über Bildungsfragen gerade in der deutschen Diskussion war vor Pisa unbestritten, dass Bildung mit Anpassung nichts zu tun hat, im Gegenteil. Zudem widerspricht eine solche Auffassung dem Grundanspruch an Bildung in einem demokratischen Rechtsstaat, zur Mündigkeit zu befähigen, und damit auch dem Bildungsauftrag, wie ihn die Länderverfassungen in Deutschland normieren. Die OECD aber erhebt nun genau jene Anpassung an eine äußere Umwelt zum Maß allen Bildungserfolges."
(in ihrem Artikel "Anpassung an eine Scheinwelt" in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. Dezember 2013, S. 3,7)
2013
Rudolf Herren, Biologe und Träger des Alternativen Novelpreises
Wissenschaft, Kultureller Wandel
“Das Ziel muss die Anpassung unserer gesellschaftlichen Bedürfnisse an die natürlichen Grenzen und Gegebenheiten unserer Erde sein. Unsere aktuellen Konsum- und Produktionsmuster brauchen mehr Ressourcen auf, als unser Planet nachhaltig zur Verfügung stellen kann. […] Wir dürfen diese einmalige und vielleicht auch letzte Chance für einen Kurswechsel nicht verpassen. Aufgrund des heutigen, kurzfristigen und linearen Denkens bestehen berechtigte Zweifel an der Machbarkeit dieses Kurswechsels - nicht zuletzt, weil auch machtvolle private Interessenträger es noch nicht verstanden haben, langfristig und ganzheitlich vorzugehen.“
(in seinem Artikel “Landwirtschaft und Ernährungssystem neu denken“ auf Geo.de vom 3. Dezember 2013)
2013
Stefan Rahmsdorf, Ozeanograf und Klimatologe am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung
Wissenschaft, Klima und Energie
„Man kann es natürlich aufschlüsseln, wo die Emissionen herkommen. Und wenn man sagt, Zweidrittel der Emissionen kommen von etwa 90 Unternehmen, dann mag das richtig sein. Aber letztlich sind es ja wir Konsumenten, die deren Produkte – im konkreten Fall sind es ja hauptsächlich Energieunternehmen – kaufen. Sicherlich ist es eine Betrachtungsweise, es auf Unternehmen aufzuschlüsseln, aber man muss genauso auch die Konsumenten berücksichtigen.
Dasselbe Argument kann man auch verwenden, wenn man es nach Ländern aufschlüsselt. Dann könnte man auch sagen, die Chinesen emittieren sehr viel. Aber das liegt zu einem erheblichen Teil auch daran, dass sie eine Menge Güter herstellen, die wir dann kaufen. Die Emissionen entstehen in China, weil dort die Fabriken stehen.
Also man kann das Problem so oder so aufschlüsseln, auch nach Sektoren wie Verkehr, Heizung usw. Das sind alles interessante Betrachtungsweisen. Es hat aber keinen Sinn, eine Schuldzuweisung auf irgendwelche Teilgruppen zu machen. Wir müssen stattdessen auf allen Ebenen, auf der Ebene der Politik, der Wirtschaft, des einzelnen Verbrauchers, unseren Beitrag leisten, dass die Emissionen fallen.“
(im Interview “Wie sähe die Welt in 100 Jahren aus“ mit T-Online vom 28. November 2013)
2013
Papst Franziskus
Staatsoberhäupter + Regierungen, Ökonomisierung der Gesellschaft/Kultureller Wandel
"Es gibt noch andere schwache und schutzlose Wesen, die wirtschaftlichen Interessen oder einer wahllosen Ausnutzung auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Ich beziehe mich auf die Gesamtheit der Schöpfung. Wir sind als Menschen nicht bloß Nutznießer, sondern Hüter der anderen Geschöpfe. Durch unsere Leiblichkeit hat Gott uns so eng mit der Welt, die uns umgibt, verbunden, dass die Desertifikation des Bodens so etwas wie eine Krankheit für jeden Einzelnen ist, und wir können das Aussterben einer Art beklagen, als wäre es eine Verstümmelung. Lassen wir nicht zu, dass an unserem Weg Zeichen der Zerstörung und des Todes zurückbleiben, die unserem Leben und dem der kommenden Generationen schaden. In diesem Sinne mache ich mir die schöne und prophetische Klage zu Eigen, die vor einigen Jahren die Bischöfe der Philippinen geäußert haben: »[…] Gott wollte diese Erde für uns, seine besonderen Geschöpfe, aber nicht, damit wir sie zerstören und in eine Wüstenlandschaft verwandeln könnten […] Wie können die Fische in Abwasserkanälen wie dem Pasig und vielen anderen Flüssen schwimmen, die wir verseucht haben? Wer hat die wunderbare Meereswelt in leb- und farblose Unterwasser-Friedhöfe verwandelt?«“
(im apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium“ vom 24. November 2013, Nr. 215)
2013
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Somit ist es ratsam, die Anfälligkeit von Volkswirtschaften gegenüber krisenhaften Zuspitzungen zu vermindern, selbst wenn dies bedeutet, dass aufgrund dieser Betonung der ökonomischen Nachhaltigkeit deren durchschnittliche Wachstumsleistung aktuell geringer ausfällt, als es ohne entsprechende Vorsichtsmaßnahmen möglich wäre."
(in seinem Jahresgutachten 2013/14 "Gegen eine rückwärtsgewandte Wirtschaftspolitik", S. 482)
2013
Yeb Sano, Chefunterhändler der philippinischen Delegation bei der Klimakonferenz in Warschau
Staatsoberhäupter + Regierungen, Klima und Energie/Kultureller Wandel
"To anyone who continues to deny the reality that is climate change, I dare you to get off your ivory tower and away from the comfort of your armchair. I dare you to go to the islands of the Pacific, the islands of the Caribbean and the islands of the Indian ocean and see the impacts of rising sea levels; […] to the large deltas of the Mekong, the Ganges, the Amazon, and the Nile where lives and livelihoods are drowned, to the hills of Central America that confronts similar monstrous hurricanes, to the vast savannas of Africa where climate change has likewise become a matter of life and death as food and water becomes scarce. Not to forget the massive hurricanes in the Gulf of Mexico and the eastern seaboard of North America. And if that is not enough, you may want to pay a visit to the Philippines right now.
[…] Typhoons such as Yolanda (Haiyan) and its impacts represent a sobering reminder to the international community that we cannot afford to procrastinate on climate action. Warsaw must deliver on enhancing ambition and should muster the political will to address climate change.
[…] What my country is going through as a result of this extreme climate event is madness. The climate crisis is madness. We can stop this madness. Right here in Warsaw."
(in seiner Rede bei der Auftaktveranstaltung der 19. Klimakonferenz in Warschau, am 11. November 2013)
2013
Ulrich Renz, Autor und Publizist
Medien + Journalisten, Ökonomisierung der Gesellschaft
"Wir definieren unseren Wert als Mensch über unsere Arbeit - und damit darüber, wie gut wir in der wirtschaftlichen Sphäre funktionieren. Früher war das die typisch männliche Selbstdefinition, Frauen konnten ihren Selbstwert auch über andere Rollen bekommen, zum Beispiel darüber, dass sie sich um die Kinder kümmern. Heute stürzen sich beide Geschlechter ganz auf die berufliche Identität. Alle anderen Rollen im Leben werden abgewertet. Wer seine Talente nicht dafür einsetzt, dass irgendeine Firma daraus Gewinn schlägt, der verschwendet seine Talente - so die gesellschaftliche Überzeugung, die immer weiter um sich greift. Dabei gäbe es jetzt die Chance, dass Männer und Frauen sich von dieser einseitigen Fixierung auf einen einzigen Lebensbereich frei machen."
(im Interview "Schluss mit der Ökonomisierung des Lebens" mit sueddeutsche.de vom 30. September 2013)
2013
Benno Fürmann, Schauspieler
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
„All die Initiativen von Genossenschaften und Bürgern, die durch Betreiben von Solaranlagen und Energieparks ihre eigenen Energiewirte sind, übernehmen bereits Eigenverantwortung. Und genau das brauchen wir. Eigenverantwortung. Politische Maßnahmen sind das eine, eine Reduktion unserer Maßlosigkeit das andere. Wie viel Wachstum, wie viel Konsum brauchen wir wirklich? Wie viele Lampen müssen brennen? Wo kommen die Textilien her, die wir kaufen? Wie viel Fleisch kann der Mensch in der westlichen Welt essen, ohne darüber nachzudenken, wer den tatsächlichen Preis dafür zahlt?“
(im Artikel “Ich würde so gerne in einem modernen Land leben“ auf handelsblatt.de vom 16. September 2013)
2013
Klaus Töpfer, Exekutivedirektor des IASS Potsdam
Internationale Organisationen, Kultureller Wandel/Klima und Energie
"Wenn man sich im globalen Maßstab die Frage nach Gerechtigkeit stellt, muss man sich erst im Klaren darüber sein, dass viele der Kosten, die wir durch unseren Lebensstil verursachen, nicht in den Preisen berücksichtigt werden, die wir für Güter und Dienstleistungen zahlen. Diese Kosten werden auf die Zukunft abgewälzt. Sie werden abgewälzt auf andere Menschen in anderen Regionen dieser Welt, und sie werden auf die Natur abgewälzt. Ein Beispiel: Bei uns wurden giftige Abfallstoffe erzeugt, die dann in Entwicklungsländer legal oder illegal exportiert wurden. Die Probleme dort sind dann nicht mehr in den Griff zu bekommen. Von Gerechtigkeit gibt es da keine Spur. Zwischenzeitlich ist diese Abwälzung von Kosten verboten.
[…]
Es muss jedem klar werden, dass Umweltpolitik nicht Kosten verursacht, sondern darüber entscheidet, wer wann welche Kosten trägt. […] sie stellt stets die Frage nach Gerechtigkeit. Die deutschen Bischöfe haben vor längerer Zeit sehr klar festgestellt, dass es um drei Arten von Gerechtigkeit geht: die Gerechtigkeit zwischen den Generationen, die Gerechtigkeit zwischen den jetzt lebenden Menschen in aller Welt und um die Gerechtigkeit mit der Natur."
(im Interview "Wir Leben unter dem Diktat der Kurzfristigkeit" mit der Stuttgarter Zeitung vom 22. Juli 2013)
2013
Harald Welzer, Direktor Futurzwei - Stiftung Zukunftfähigkeit
Wissenschaft, Kultureller Wandel
„Interessant wird Widerstand ja erst, wenn man nicht gegen einen Flughafen, sondern gegen das Fliegen ist. Solange die Leute bei Amazon ihre Bücher bestellen, weil es so praktisch ist, und solange sie sich keine Gedanken machen, was mit dem Geld passiert, das sie bei der Deutschen Bank anlegen, oder sich über BP und Deepwater Horizon aufregen, aber sich keine Gedanken machen, wo der Stoff herkommt, mit dem sie gerade ihr Auto betankt haben, solange ist es sehr wohlfeil zu demonstrieren. Also muss die Schleife erst über die eigene Lebenspraxis gehen, und dann erst kann man überlegen, wo es sinnvoll ist, Widerspruch einzulegen und zu demonstrieren. […] wir alle sind diejenigen, für die expandiert und extrahiert wird. Der durchschnittliche Bundesbürger besitzt etwa 10.000 Dinge. Das ganze Zeug wird ja nicht zum Selbstzweck hergestellt und um die Welt transportiert. Da sitzt am Ende jemand, der die Dinge kauft. Und das sind Sie und ich.“
(im Interview “Das Menschenbild der Ökonomen ist Quatsch“ auf wiwo.de vom 8. Juni 2013)
2013
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
“Denn auf Dauer ist eine wirtschaftliche Entwicklung nicht denkbar, die auf Raubbau der Natur gründet. Heute leben etwas mehr als 7,1 Milliarden Menschen auf der Welt. 2050 werden es voraussichtlich über neun Milliarden sein. Jeder von ihnen hat ein Recht auf Versorgung mit Nahrung, Wasser, Energie und Rohstoffen. Deshalb brauchen wir einen Bewusstseinswandel. Denn wenn wir mehr verbrauchen als wir erwirtschaften, wenn wir mehr verbrauchen als nachwächst, dann verbrauchen wir Zukunft auf Kosten nachfolgender Generationen.“
(in Ihrer Rede beim 11. Deutschen Weltbankforum am 20. Juni 2013 in Berlin)
2013
Karl-Heinz Paqué, Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft Otto-von Guericke-Universität Magdeburg
Wissenschaft, Plädoyer für Wachstum
“Tatsächlich hat das Wachstum hierzulande das Leben der Menschen rundum angenehmer gemacht […].“
(in seinem Artikel “Lest doch bitte euren Popper richtig“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 13. Juni 2013)
2013
Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Kultur umfasst die Wahrnehmungs- und Wertsysteme sowie die eingeübten Handlungsroutinen einer Gesellschaft. […] Und sie ist erstaunlich langlebig, so leitet uns das aus dem Epochenumbruch des 18. Jahrhunderts stammende Programm einer "expansiven Moderne" auch heute noch. Jede Große Transformation ist daher im ersten Schritt immer kultureller Wandel."
(im Artikel "Die Zeichen richtig deuten" in Band 133 der Zeitschrift Politische Ökologie "Baustelle Zukunft", S. 43)
2013
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition/Kultureller Wandel
"Es ist ja so, dass wir sehr viele Jahre einfach nur auf das Wirtschaftswachstum geguckt haben. Aber wir sehen heute, dass das alleine auch noch nicht ausreicht, um die Lebensqualität wirklich auch gut zu gestalten. Und deshalb gibt es jetzt an vielen Stellen Diskussionen darüber: Was macht Lebensqualität eigentlich aus? Das ist zum Teil eine individuelle Frage, aber auch eine Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts. […] Zum Beispiel wird in einigen Ländern die Frage diskutiert: Wie viele Menschen habe ich eigentlich – und kenne ich – , die mir helfen würden, wenn es mir gesundheitlich ganz, ganz schlecht geht, und wer würde sich um mich kümmern? Und das ist natürlich – genauso wie materieller Wohlstand – eine ganz wichtige Frage meines Wohlbefindens. Und um solche Fragen geht es.“
(in ihrem Podcast „Lebensqualität ist mehr als Wachstum“ vom 1. Juni 2013)
2013
Papst Franziskus
Staatsoberhäupter + Regierungen, Ökonomisierung der Gesellschaft/Kultureller Wandel
"So lässt uns die Finanzkrise, die wir gerade erleben, deren eigentlichen Ursprung vergessen: eine tiefe anthropologische Krise – die Negation des Primats des Menschen! Wir haben neue Götzen geschaffen. Die Anbetung des alten goldenen Kalbes (vgl. Ex 32,15–34) hat ein neues und grausames Bild gefunden im Fetischismus des Geldes und in der Diktatur der gesichtslosen Wirtschaft ohne wirklich menschliche Ziele und Zwecke. Die globale Krise, von der Finanz und Wirtschaft betroffen sind, scheint deren Deformierung und vor allem das schwerwiegende Fehlen ihrer anthropologischen Perspektive ins Licht zu rücken, die den Menschen auf ein einziges Bedürfnis reduziert: den Konsum. Und schlimmer noch, heute wird der Mensch selbst als Konsumgut betrachtet, das man benutzen und wegwerfen kann. Wir haben diese Wegwerfkultur begonnen. […] Hinter dieser Haltung verbirgt sich die Zurückweisung der Ethik, die Ablehnung Gottes. Genau wie die Solidarität so stört auch die Ethik! Sie wird als kontraproduktiv angesehen: als zu menschlich, weil sie Geld und Macht relativiert; als eine Bedrohung, weil sie Manipulation und Unterwerfung des Menschen zurückweist. Weil die Ethik zu Gott führt, der außerhalb der Kategorien des Marktes steht."
(in seiner Ansprache an die neuen, beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschafter aus Kirgisistan, Antigua und Barbuda, Luxemburg und Botswana am 16. Mai 2013)
2013
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Klima und Energie
Man kann lange darüber streiten, welche Klimaschwankungen in welchem Jahr Ausdruck des wirklichen Wandels sind. Dazu kann man sich viele Theorien anschauen. Ich glaube aber, die Gesamtevidenz – egal, ob zwei Jahre früher oder zwei Jahre später – fällt beim Klimawandel so massiv aus, dass es wirklich verlorene Zeit ist, sich darüber zu streiten, ob man schon jetzt etwas tun muss oder vielleicht erst später und ob man noch warten kann. Warten ist keine Option.
(in ihrer Rede auf dem Petersberger Klimadialog IV “Shaping the Future“ am 6. Mai 2013 in Berlin)
2013
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Ich bin immer wieder überrascht, mit welcher Selbstverständlichkeit auch nach der großen Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009 international an vielen Stellen gesagt wird 'Hauptsache wir wachsen; egal um welchen Preis' und dass das Schuldenmachen um des Wachstums willen sozusagen fast zur Pflicht erhoben wird. Dazu kann ich, gerade auch hier in diesem Kreise, nur sagen: Das Ganze ist falsch und langfristig nicht tragfähig."
(in ihrer Rede bei der Festveranstaltung "300 Jahre Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft in Deutschland" in Berlin am 16. April 2013)
2013
Ulrich Brand, Professor für Internationale Politik an der Universität Wien
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
"Wenn wir einen neuen Wohlstandsbegriff wollen, dann müssen wir auch jene Bereiche in den Blick nehmen, die nicht über den Markt organisiert sind, also Hausarbeit, Freiwilligenarbeit oder Gemeingüter. Die Hauptschwäche der Enquete-Kommission ist, dass die allermeisten der Sachverständigen Ökonomen sind, bei denen diese Bereiche nicht oder kaum zählen. Interessanterweise haben das einige christlich-soziale Mitglieder der Kommission noch am ehesten gesehen. Die meisten stellen wohl mal fest, dass es so was gibt, sagen dann aber: Unsere déformation professionnelle ist, dass wir uns nur Marktprozesse ansehen. Das zeigte sich, als einige Ökonomen Inputs zum Begriff Wohlstand lieferten. Sie redeten natürlich nur über den marktförmigen Wohlstand; sie verwechselten die Mannigfaltigkeit gesellschaftlichen Wohlstands mit dem, was sie durch ihre ökonomische Brille sehen. Wir wissen doch, dass Unfälle und Maßnahmen gegen die Umweltverschmutzung das Wachstum anheizen; und wenn die Leute Burn-Outs haben und in die Reha gehen, dann erhöht das auch das BIP. All das wird zwar konstatiert, aber nie systematisch in den Blick genommen. Für mich ist das die interessanteste Erfahrung der Enquete-Kommission."
(im Interview "Wachstum ist nicht die Krisenlösung" mit derStandard.at vom 13. April 2013)
2013
Ingeborg Gabriel, Professorin am Institut für Sozialethik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Und weltweit gilt: Neun Milliarden Menschen können nicht so leben, wie wir leben, was den Verbrauch der natürlichen Ressourcen betrifft. Da sehe ich den Wert von Zeichen des Papstes: Wir sollen sparsamer, einfacher leben.[…] Es ist eine Schwerpunktverlagerung. Für Johannes Paul II. war der Kampf gegen den Kommunismus seine große Aufgabe. Papst Benedikt hat eher auf eine aus der Dogmatik kommende Widerlegung der europäischen Säkularität gesetzt. Und jetzt haben wir einen Papst, der die Frage der Armut und Ökologie offenbar in den Mittelpunkt stellen will. Das ist in sich schon befreiend und erfrischend."
(Im Interview “Unser aller Wohlstand ist bedroht“ mit DiePresse.com vom 30. März 2013)
2013
Kai Carstensen, Bereichsleiter am ifo-Institut sowie Professor für Makroökonomie an der Universität München und
Karl-Heinz Paqué, Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Magdeburg
Wissenschaft, Plädoyer für Wachstum
"Aber er macht klar, um was es letztlich bei Wachstum geht: um die individuelle Freiheit, Altes zu verbessern, Neues zu erfinden und am Markt zu verkaufen. Er verdeutlicht auch unser zentrales Anliegen. Es geht nicht darum, einem "Wachstumsfetisch" zu huldigen, sondern die Freiheit - ja, auch die wirtschaftliche Freiheit - als die Voraussetzung für Wachstum zu verteidigen. Genau diese Freiheit garantiert die Marktwirtschaft. Wenn noch soziale Absicherung hinzukommt, verdient sie das Prädikat Soziale Marktwirtschaft."
(in ihrem Artikel “Ist Wirtschaftswachstum schädlich?“ in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. Februar 2013)
2013
Barack Obama, Präsident der USA
Staatsoberhäupter + Regierungen, Klima und Energie
”But for the sake of our children and our future, we must do more to combat climate change. Now, it’s true that no single event makes a trend. But the fact is the 12 hottest years on record have all come in the last 15. Heat waves, droughts, wildfires, floods -- all are now more frequent and more intense. We can choose to believe that Superstorm Sandy, and the most severe drought in decades, and the worst wildfires some states have ever seen were all just a freak coincidence. Or we can choose to believe in the overwhelming judgment of science -- and act before it’s too late.”
(in seiner Rede zur Lage der Nation vor dem Kongress in Washington, D.C. am 12. Februar 2013)
2013
Jeffrey D. Sachs, Ökonom und UN-Sonderberater
Internationale Organisationen, Grenzen des Wachstums
"Die schlichte Tatsache ist: Die Menschheit steht vor einer klaren Entscheidung. Setzen sich die derzeitigen Wachstumsmuster fort, stehen wir vor einer ökologischen Katastrophe. […] Ich nenne das heutige Wachstumsmuster das Schema F. Das auf intelligenter Technologie beruhende Wachstumsmuster stellt im Gegensatz dazu die Option nachhaltiger Entwicklung dar. Schema F funktioniert gewöhnlich für eine Weile, aber endet in Tränen, während der Pfad nachhaltiger Entwicklung zu langfristigem Wohlstand führen kann. Was also ist nötig, um das Happy End zu schreiben? Erstens müssen wir anerkennen, dass wir – als globale Gesellschaft – eine Entscheidung treffen müssen. Nach Schema F weiterzumachen ist bequem. Wir haben das Gefühl, dass wir es verstehen. Trotzdem reicht es nicht aus. Unser derzeitiges Modell bringt uns kurzfristigen Wohlstand auf Kosten zu vieler künftiger Krisen."
(im Artikel "Wachstum: Zwischen Wohlstand und Ruin" in der Handelszeitung vom 02. Februar 2013)
2013
Irmi Seidl, Ökonomin an der Universität Zürich
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Nachhaltiges Wachstum würde bedeuten, dass wir eine absolute Entkopplung von Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum haben, aber bislang gibt es das nicht. Und ich befürchte auch, dass wir das nicht so schnell hinkriegen werden, weil wir starke Reboundeffekte haben. […] wenn Effizienzverbesserungen da sind, werden die wieder durch mehr Konsum ausgeglichen und dann haben wir Wachstumseffekte."
(Auf der Tagung "Mehr oder weniger oder anders? Wachstum auf dem Prüfstand“ am 31. Januar und 1. Februar in Basel)
2013
David Simon, US-amerikanischer Autor, Journalist und Produzent
, Ökonomisierung der Gesellschaft
"Unser System funktioniert hervorragend, wenn es darum geht, schnelle Profite zu erzielen - losgelöst von jeglichem greifbaren Resultat in der realen Welt. An der Wall Street passiert das seit 50 Jahren. Mittlerweile bestimmt es aber unsere gesamte Wirtschaft und unser gesamtes Leben. Die moralische Leere im Zentrum des US-Systems resultiert aus der Verwechslung von Kapitalismus und Politik. Kapitalismus ist aber kein soziales Regelwerk, sondern ein ökonomisches Werkzeug. Kaufen und Verkaufen alleine verändert nichts. Wir lösen unsere Probleme nicht, indem wir nur den richtigen Preis für alles suchen. Dieses Denken ist eine unglaubliche Perversion, der wir seit 1980 verfallen sind."
(im Interview "Das US-System ist moralisch leer" mit Spiegel-Online vom 16. Januar 2013)
2012
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
, Grenzen des Wachstums
"Ludwig Erhards Formel 'Wohlstand für alle' ist noch immer unübertroffen. […] Ein Land, das seinen Wohlstand sichern will, braucht Wachstum, aber nicht ein Wachstum als Selbstzweck, sondern ein Wachstum, um den Menschen zu dienen, genauso wie es die Gründerväter der Sozialen Marktwirtschaft gewollt haben.[…] Sie wollten kein Wachstum um jeden Preis. Sie wollten nachhaltiges Wachstum, ein Wachstum, bei dem man ökonomisch, ökologisch und sozial Rücksicht aufeinander nimmt, damit die Lebensgrundlagen künftiger Generationen nicht zerstört, sondern bewahrt und gesichert werden. Wachstum – auch das wusste Ludwig Erhard – lässt sich nicht per Gesetz verordnen. Dafür braucht es Menschen, die eine Idee haben, die etwas produzieren, die ihrerseits Menschen einen Arbeitsplatz geben, die wiederum ihrerseits Menschen auf der Welt finden, die die Produkte oder Leistungen, die dort produziert oder erstellt werden, kaufen wollen, haben wollen, die ein Interesse daran haben."
(in ihrer Rede auf dem Bundesparteitag der CDU in Hannover am 4. Dezember 2012)
2012
Joachim Gauck, Bundespräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Wer Zeit gibt, wer Zuwendung gibt, wer seine Erfahrungen und Talente mit anderen teilt, wer anderen hilft, auf eigenen Beinen zu stehen, der bekommt meist ganz direkt etwas zurück. Daran zu erinnern, dazu zu ermutigen, ist eine Aufgabe, die nicht nur für mich wichtig ist […] sondern vor allem für die ganze Gesellschaft. Wir tun nichts, was uns kaputt macht - wir tun in unseren Ehrenämtern etwas, was uns glücklich macht. Uns allen aber sollte daran gelegen sein, dass Ihr Engagement nicht nur als Privatangelegenheit angesehen wird. […] Unsere Gesellschaft braucht das Ehrenamt - sie lebt auch vom Ehrenamt. Die Bürgergesellschaft sagt uns: Ja, wir leben in einer lebendigen und zukunftsfähigen Demokratie. Was engagierte Bürgerinnen und Bürger einbringen, freiwillig einbringen, das ist kein nettes Plus, es ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Bürgerkultur."
(in seiner Rede zur Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland zum Tag des Ehrenamtes am 3. Dezember 2012 in Berlin)
2012
Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der EKD
NGOs, Kirchen + Kunst, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Wachstum ist zum ideologischen Begriff geworden. Im Namen des Wirtschaftswachstums scheint alles legitimierbar. Da wird in Kauf genommen, dass unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert wird, Umweltzerstörung wird ignoriert. Hauptsache Wachstum. […] Aber wachsen an sich ist noch kein Wert. Wie wollen wir wachsen? Was ist denn entscheidend im Leben. Gibt es nicht auch eine Ethik des Genug? […]
Wir können uns doch nicht einfach abfinden. Und noch immer gilt das afrikanische Sprichwort: “Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte gehen, können das Gesicht der Welt verändern.“ Es tut uns gut, eine “Ethik des Genug“ zu kennen. All das Rasen nach “Mehr“ macht ja nicht glücklicher."
(in ihrer Predigt zum Buß- und Bettag am 21. November in Leipzig zum Auftakt des Aktionstags "anders wachsen")
2012
Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der EKD
NGOs, Kirchen + Kunst, Ökonomisierung der Gesellschaft/Neue Wohlstandsdefinition
"Martin Luther hat ja einmal gesagt, woran wir unser Herz hängen, das sei unser Gott. Heute hängt das Herz der meisten Menschen anscheinend am Geld, am Haben. Konsum wird da zur großen Religion: Ich konsumiere, also bin ich. Wie hohl dieser Gott allerdings ist, merke ich spätestens, wenn ich kein Geld mehr habe, um zu konsumieren. Und woran das Herz unserer Gesellschaft hängt, begreifen wir, wenn wir uns bewusst machen, dass wir täglich, manchmal stündlich informiert werden über die Börsenkurse. Ob es dem DAX gut geht, oder schlecht, das scheint das allein entscheidende Kriterium zu sein.
Ein schönes Gegenbeispiel ist Bhutan. Der König von Bhutan wurde 1979 von einem indischen Journalisten nach dem Bruttoinlandsprodukt seines Landes gefragt. Er sagte, dass das Bruttonationalglück entscheidender sei. Er fühle sich einer Wirtschaftsentwicklung verpflichtet, die Bhutans einzigartiger Kultur und ihren Werten gerecht werde. Statt Wachstum in den Vordergrund zu stellen, soll nachhaltige Entwicklung und der Blick auf die Lebenssituation der Menschen im Vordergrund politischer Entscheidungen stehen."
(in ihrer Predigt zum Buß- und Bettag am 21. November in Leipzig zum Auftakt des Aktionstags "anders wachsen")
2012
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Soeben […] wurde auch darauf hingewiesen, dass wir als eine hochentwickelte Industrienation aufgefordert sind, noch mehr darüber nachzudenken, welche Art von Wachstum wir haben wollen. Die Bevölkerungszahl wird nicht mehr unbedingt anwachsen. Wir werden auch bei bestimmten Fragen an unsere Grenzen kommen, was das Bruttoinlandsprodukt anbelangt. Dann stellt sich die Frage: Wo liegen eigentlich noch Wachstumsmöglichkeiten einer solchen Nation? Dabei ist Kultur mit Sicherheit eine ganz wichtige Komponente."
(in ihrer Rede zur Eröffnung des Neubaus der Kulturstiftung des Bundes am 30. Oktober 2012 in Halle)
2012
Jim Yong Kim, Präsident der Weltbank
, Klima und Energie
”As the world’s diverse economies address their specific challenges, they must do so in a sustainable way that does not deplete our shared natural resources. As a practitioner trained in the sciences, I know that we cannot ignore the scientific evidence on climate change and that we must embrace the urgent task of protecting our environment. If we do not, we risk creating a physical environment which will undermine and reverse development.”
(in seiner Rede zur Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds in Tokyo am 12. Oktober 2012)
2012
Michael Diekmann, Vorstandsvorsitzender der Allianz
, Grenzen des Wachstums
„Genau, das ist der Reflex. Immer wenn etwas finanziert werden soll, heißt es: Das machen wir steuerfinanziert. Das baut auf der Fantasie auf, dass das Wachstum immer weitergeht. Aber wir haben viel von dem Wachstum über Hebelung, über sogenanntes Leverage, erreicht. Davon wollen wir wegkommen. Alle wollen das mit Leverage verbundene Risiko aus dem System rausnehmen. Große Wirtschaftssprünge in der Form von früher können daher nicht mehr stattfinden. Wir müssen deshalb die Ansprüche an den Staat zurückführen. Das heißt nichts anderes als die hohen Staatsquoten zu senken. […] Ich saß im Februar mit dem Chef von Greenpeace auf einem Podium zum Thema Ressourcenverbrauch. Er brachte ein sehr anschauliches Bild: Wenn wir so weitermachen wie bisher, verbrauchen wir vier Planeten gleichzeitig. Auch hier sind deutliche Grenzen gesetzt. Die Wachstumsstory ist nicht mehr so glaubhaft.“
(im Interview: "Die alte Wachstumsstory hat ausgedient“ mit dem Handelsblatt vom 28. September 2012)
2012
Ulrich Brand, Professor für Internationale Politik an der Universität Wien
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
“Worauf es ankommt, ist eine Welt ohne den Zwang zu kapitalistischem Wachstum. Das heißt: die Macht von Investoren und Unternehmen zu schwächen. Und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, von Wohnungen, von Mobilität, von Kommunikation anders zu organisieren. Beispiel Handy: Es muss nicht immer schneller die nächste Innovation geben. Nein, das Wichtigste am Handy ist die Recyclingfähigkeit, nur eines zu besitzen und das lange. Ich selbst habe gar kein Handy. Das ist für mich ein Wohlstandsgewinn: Ich bin nicht immer erreichbar. Auch die Erwerbsarbeit müssen wir anders denken: mehr mitgestalten und mehr Zeit für andere Tätigkeiten haben. Weg von der Fixierung auf die Erwerbsarbeit. Hier müssen auch die Gewerkschaften dazulernen.“
(im Interview “Wohlstand geht bald anders“ mit Der Freitag vom 25. September 2012)
2012
Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
„Ökonomie und Ökologie gehören zusammen. Nur so kann es gelingen, globale Probleme wie Hunger, Bevölkerungsexplosion, Klimawandel und Artensterben in den Griff zu bekommen. Es geht um eine gerechte Wirtschaftsordnung, die es allen Menschen ermöglicht, an Entwicklung, Bildung und Wohlstand teilzuhaben. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch von einander abzukoppeln. Es geht also um eine neue Qualität von Wachstum.“
(in ihrer Rede zur Eröffnung der Konferenz „Green Economy – Ein neues Wirtschaftswunder?“ am 4. September 2012 in Berlin)
2012
David Bosshart, CEO des Gottlieb Duttweiler Institut
, Kultureller Wandel
„Der irische Staatsphilosoph Edmund Burke wusste schon im 18. Jahrhundert: Eine nachhaltige Gesellschaft zeigt Respekt vor den Toten, Respekt vor den Lebenden und Respekt vor den Nachgeborenen. Was wir heute machen, ist respektlos gegenüber künftigen Generationen. Wir leben bequem im grösstenteils geerbten Wohlstand und häufen Schulden an, die wir nicht mehr berappen werden. Dabei wäre es höchste Zeit, dass wir das Pensum der Erwerbsarbeit reduzieren, mehr Freiwilligenarbeit leisten und Glück und Wohlstand nicht länger so stark im Materiellen suchen. Freiwilligkeit ist der Preis der Freiheit, sagte Duttweiler.“
(im Interview „Wir drucken Geld, um die Probleme zuzukleistern“ mit Der Bund vom 25. August 2012)
2012
Reinhard Madlener, Leiter des Institute for Future Energy Consumer Needs and Behavior (FCN) am E.ON Energy Research Center der RWTH Aachen
Wissenschaft, Kultureller Wandel/Klima und Energie
"Es ist für viele eine wenig erfreuliche Wahrheit, dass es so wie bisher vermutlich nicht mehr lange weitergehen kann. Verhaltens- und Bedürfnisänderungen werden notwendig sein. Vielleicht ist die Energiewende mit freiwilligen, auf entschleunigten und weniger materialistischen Lebensstilen basierenden Maßnahmen wesentlich kostengünstiger zu bewerkstelligen als durch forcierte technische Lösungen."
(im Interview mit "et - Energiewirtschaftliche Tagesfragen" vom 14. August 2012)
2012
Reinhard Madlener, Leiter des Institute for Future Energy Consumer Needs and Behavior (FCN) am E.ON Energy Research Center der RWTH Aachen
Wissenschaft, Kultureller Wandel/Klima und Energie
"Energiesparen durch Effizienzfortschritte ist in einem weiter wachsenden System und angesichts vieler ungesättigter materieller Bedürfnisse schlichtweg eine Illusion. […]Technischer Fortschritt ist Fluch und Segen zugleich, aber wir kommen wohl nicht länger umhin, mehr in Gesamtzusammenhängen zu denken, die Endlichkeit unseres Planeten endlich anzuerkennen und vielleicht die Arterhaltung dem unmittelbaren eigenen kurzfristigen Vorteil überzuordnen."
(im Interview mit "et - Energiewirtschaftliche Tagesfragen" vom 14. August 2012)
2012
Johannes Hirata, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Osnabrück
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Selbst wenn man die Möglichkeiten des technologischen Wandels sehr optimistisch einschätzt und absolute Entkopplung für möglich hält, wäre dem Planeten auf absehbare Zeit immer noch mehr geholfen, wenn darüber hinaus auch die Lebensstandards in den wohlhabenden Ländern nicht weiter wachsen würden."
(in seiner Ausarbeitung "Wirtschaftswachstum und gute Entwicklung. Was ist dran an der Wachstumskritik?" für das Roman Herzog Institut, 2012)
2012
Institute for New Economic Thinking
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"The deficiency of aggregate demand at present leaves many resources unnecessarily idle, narrows the tax base at a time of fiscal stress, and is on the cusp of rendering the euro zone system socially unsustainable. […] As the IMF has suggested, monetary policy should be accommodative during this emergency period, using both conventional and non-conventional policies to support nominal GDP and facilitate the real exchange rate adjustments needed. Surplus countries with fiscal space should use that space to help maintain aggregate demand in the euro zone as a whole.
And euro zone member states should explore as a matter of urgency whether there is greater scope for E.U. institutions to promote E.U.-wide growth."
(in dem Statement "Breaking the Deadlock: A Path Out of the Crisis" des INET Council vom 23. Juli 2012)
2012
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Deshalb brauchen wir ein konsequentes Umdenken, insbesondere auch in dem Verständnis von dem, was wir unter 'Wachstum' verstehen. Wir haben großes Verständnis dafür, dass sich Wachstum auch in einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts ausdrücken muss. […] Aber wir werden die Aufgabe nur schaffen, wenn wir Wachstum mehr als nur als quantitatives Wachstum betrachten.
Gerade Sie alle aus den Schwellenländern wissen, dass ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, verbunden mit Verschmutzung von Flüssen, Zerstörung von Umwelt, Abnahme von verfügbaren Ressourcen für Ernährungsgrundlagen, kein wirklich gutes Wachstum im Sinne einer besseren Lebensqualität für die Menschen ist. Deshalb wird uns ein neues Verständnis von Wachstum auch den Wandel leichter machen."
(in Ihrer Rede auf dem "Petersberger Klimadialog III" am 16. Juli 2012 in Berlin)
2012
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Ist das also die Alternative, welche die Menschheit 250 Jahre nach ihrem großen Aufbruch hat: lange, gesunde Leben bei guter Bildung und einem im internationalen und historischen Vergleich hohen Wohlstandsniveau bei gleichzeitiger Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen oder Wahrung eben dieser Grundlagen bei Leben, die in den Worten des britischen Philosophen Thomas Hobbes zumeist elend, brutal und kurz sind? Das ist die eigentliche Wachstums- und Wohlstandsfrage, die der Menschheit auf den Nägeln brennen müsste [...]"
(in seinem Essay "Welches Wachstum und welchen Wohlstand wollen wir?", Aus Politik und Zeitgeschichte "Wohlstand ohne Wachstum" 27-28/2012, Juli 2012)
2012
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Die Völker der früh industrialisierten Länder sind bisher nur darin geübt, unter Bedingungen historisch beispielloser Wachstumsraten Verteilungskonflikte zu entschärfen, Beschäftigung zu sichern oder zu investieren. Dass sie das alles auch einmal ohne Wachstum zu bewältigen haben würden, kam ihnen nicht in den Sinn. Doch jetzt ist es so weit. Die Weichen müssen gestellt werden: noch ein Weilchen weitermachen wie bisher und dann gegebenenfalls der steile Absturz oder vorausschauende Anpassung der materiellen Lebensbedingungen an den jeweiligen Wissens-, Könnens- und Erkenntnisstand."
(in seinem Essay "Welches Wachstum und welchen Wohlstand wollen wir?", Aus Politik und Zeitgeschichte "Wohlstand ohne Wachstum" 27-28/2012, Juli 2012)
2012
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
Denn der Fortschritt der zurückliegenden 250 Jahre hat zwar den materiellen Wohlstand von Milliarden gemehrt. Zugleich hat er sie jedoch – und hier schließt sich der Kreis – aus den Tragfähigkeitsgrenzen der Erde katapultiert. Mit diesem Fortschritt wurden vor allem Pyrrhussiege errungen.
Der Fortschritt der Zukunft muss darauf gerichtet sein, das materielle und immaterielle Wohl der Menschen innerhalb der Tragfähigkeitsgrenzen der Erde zu schaffen und zu sichern. Von diesem Ziel sind wir heute weit entfernt. Das aber heißt: Der Fortschritt der Zukunft muss ein anderer sein als der bisherige. Bedingungen der Mäßigung dürften diesen Kurswechsel erleichtern.
(in seinem Essay "Welches Wachstum und welchen Wohlstand wollen wir?", Aus Politik und Zeitgeschichte "Wohlstand ohne Wachstum" 27-28/2012, Juli 2012)
2012
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Denn unsere Art zu leben und zu wirtschaften erweist sich als nicht mehr wirklich zukunftsfähig. Schon ein Blick auf das globale Bevölkerungswachstum genügt, um dies zu verdeutlichen. ... Bis 2050 ist ein Anstieg auf neun Milliarden zu erwarten. Wenn wir vor diesem Hintergrund unsere bisherigen Lebensweisen nicht deutlich ändern, berauben wir uns selbst unserer Lebensgrundlagen."
(in ihrer Rede auf der 12. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung am 25. Juni 2012 in Berlin)
2012
Reinhard Loske, Ökologe
Wissenschaft, Kultureller Wandel/Grenzen des Wachstums
"Den Wachstumsdruck zu reduzieren, ist keine individuelle Strategie, sondern vornehmlich eine politische. Ich setze darauf, dass die Politik bekömmliche Rahmenbedingungen schafft, um diese sozialen Innovationen voranzubringen. Dann wäre ihr ökologisches Minderungspotenzial ähnlich groß wie das der technologischen Variante. Hinzu kommt: An den Erfolgsaussichten der großtechnischen Lösung kann man starke Zweifel hegen. Für die absolute Entkopplung von Wirtschaftswachstum und schädlichen Umweltauswirkungen - zunehmende Produktion bei sinkenden CO2-Emissionen - gibt es bislang nur wenige Beispiele."
(in einem Streitgespräch mit Ralf Fücks in der taz vom 20. Juni 2012)
2012
Klaus Töpfer, Exekutivedirektor von IASS Potsdam
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums/Ökonomisierung der Gesellschaft
"Es gibt auch bei uns immer mehr Arme, bei denen der Rat, weniger zu konsumieren, reiner Zynismus wäre. Für die meisten in Deutschland gilt aber in der Tat: Wir leben ökonomisch und ökologisch über unsere Verhältnisse. Wenn ich durch die Straßen gehe, kommt es mir so vor, als hätten wir im Grundgesetz einen Artikel, der Konsum zur Pflicht erklärt. Wir haben unseren Wohlstand nicht nur durch Ressourcen-Raubbau, sondern auch durch massive Verschuldung subventioniert. Beides müssen wir durch intelligentes Einsparen in den Griff bekommen, auch wenn es schmerzhaft wird."
(Im Interview "Wir waren so euphorisch" mit der Frankfurter Rundschau vom 9. Juni 2012)
2012
Joachim Gauck, Bundespräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Klima und Energie
"Dabei hängt unser Wohlstand, unser Wohlergehen davon ab, ob es gesunde Wälder und fruchtbare Böden gibt, sauberes Trinkwasser und fischreiche Meere, biologische Artenvielfalt und ein stabiles Klima."
(in seiner Rede zur Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland anlässlich der Woche der Umwelt 2012 am 6. Juni 2012 in Berlin)
2012
Jürgen Manemann, Leiter des Forschungsinstituts für Philosophie der Universität Hannover
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Jede Generation steht vor ihren eigenen ganz spezifischen Herausforderungen; und die unserer Generation besteht aus einem gewaltigen Umbau der Gesellschaft. Das ist mit Belastungen verbunden und vielleicht auch mit weniger Wohlstand. Aber das heißt doch nicht, dass wir dann in unglücklicheren Zeiten leben! Denn längst hat sich gezeigt, dass der Zusammenhang von materiellem Wohlstand und einem glücklichen Leben in den Industriegesellschaften brüchig geworden ist. Mehr Wachstum macht uns mit Sicherheit nicht glücklicher! Wer das begriffen hat, der braucht sich erst einmal vor den Belastungen nicht zu fürchten und der hat erkannt, dass wir zunächst einmal neu über die Frage was ist Wohlstand ist, nachdenken müssen. Wohlstand ist ein positiver Zustand, der aus materiellen Dingen aber auch aus immateriellem Wohlergehen besteht. Wohlstand bedeutet mehr, als sich etwas leisten können. Denn das wir wollen, ist doch, dass jeder ein glückliches und humanen Leben führen kann."
(Im Interview "Das Problem der Energiewende ist nicht technisch lösbar" mit domradio.de vom 6. Juni 2012)
2012
Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Für das große Ziel, unsere Erde auch in Zukunft lebenswert zu belassen, gilt es für jeden Einzelnen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern und weniger Ressourcen zu verbrauchen. Das bedeutet: Wir werden künftig anders Bauen und wohnen, essen und trinken, unterwegs sein und kommunizieren. Ich bin mir sicher, dass das Bewusstsein dafür bei vielen Menschen vorhanden ist. Ein nachhaltiger Lebensstil wird von vielen Bürgerinnen und Bürgern längst nicht mehr als Verzicht, sondern als eine Möglichkeit betrachtet, Lebensqualität zu steigern. Und selbstverständlich erwarten die Menschen nachhaltiges Handeln auch von der Politik. Ich halte es beispielsweise für notwendig, dass wir die Erkenntnisse der Geistes- und Sozialwissenschaften und neue Technologien stärker miteinander verzahnen."
(im Interview „Auf dem Weg in eine nachhaltige Gesellschaft“ mit BMBF-Online vom 04. Juni 2012)
2012
Nikolaus Schneider, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel/Neue Wohlstandsdefinition
"So gefährdet der Irrglaube, Wohlstand für alle durch immerwährendes quantitatives Wirtschaftswachstum zu erzielen, die Zukunft der Erde und der nächsten Generationen. Unsere Welt braucht eine gerechtere Verteilung der Güter und ein neues Wachstumsmodell, das sich nicht allein an der Höhe des Bruttoinlandsprodukts misst, sondern ein qualitatives Wachstum befördert. Für den Frieden in unserer Gesellschaft brauchen wir gerechte Zugänge zu Gesundheit, Bildung und Arbeit und eine Beteiligung Vieler an der Gestaltung unserer politischen Prozesse."
(in seiner Pfingstbotschaft vom 26. Mai 2012)
2012
Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
"Wir spüren: Unser Lebensstil ist nicht zukunftsfähig. So kann es nicht weitergehen. Allein mit dem immer neuen Ruf nach Wirtschaftswachstum brechen wir die Strukturen weltweiter Ungerechtigkeit nicht auf. Wir diskutieren und sagen, was man ändern sollte. Und doch ist es schwierig, selbst aufzubrechen, den eigenen Lebensstil zu ändern, damit sich für andere etwas ändert. Die Probleme scheinen zu groß und unser Einfluss zu gering zu sein. Wir warten – vielleicht bis es zu spät ist. Und verbauen so die Zukunft von Euch Kindern und Jugendlichen."
(In seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst zum 98. Deutschen Katholikentag in Mannheim am 17. Mai 2012)
2012
Angela Merkel , Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Wir führen in diesen Tagen eine Diskussion, die mir manchmal ganz seltsam vorkommt. Da wird gesagt, wir würden jetzt nur noch sparen. Ich muss darauf verweisen, dass wir eigentlich nur darüber sprechen, ob wir pro Jahr zehn Prozent mehr ausgeben, als wir haben, oder nur fünf Prozent oder vielleicht nur drei Prozent. In fast keinem der Fälle wird davon geredet, dass wir irgendetwas zurückzahlen, und in nahezu keinem der Fälle wird davon geredet, dass wir nur das verbrauchen, was wir in einem Jahr einnehmen. Es gibt einige skandinavische Länder, die dabei Vorbilder sind, aber ansonsten bedeutet das, was mit austerity bezeichnet wird, ein Defizit zwischen sechs und drei Prozent. Ich kann nicht finden, dass wir damit richtig groß rauskommen. Nachhaltigkeit ist etwas, was in allen Lebensbereichen zur Selbstverständlichkeit werden muss. Deshalb werden solides Wachstum und solider Wohlstand auch nicht auf Schulden, auf mehr Ressourcenverbrauch und auf anderen Verschwendungen beruhen können."
(In ihrer Rede auf dem internationalen WBGU-Symposium "Towards Low-Carbon Prosperity: National Strategies and International Partnerships" am 9. Mai 2012 in Berlin)
2012
Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Ja, wir sorgen durch starkes Wachstum für den Wohlstand der Menschen."
(in der 177. Sitzung des Deutschen Bundestages, Zusatzpunkt 1, Aktuelle Stunde, S.21005 (B))
2012
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Es ist aber auch unsere moralische Aufgabe, die Erprobungsphasen zu durchlaufen, zu lernen, wie man mit dem Komplex neue Energieversorgung, mit Ressourceneffizienz und effizienten Technologien umgeht, und auch Subventionen zu bezahlen, denn auch wir haben an anderer Stelle, als andere noch nicht die Möglichkeiten des Wohlstands hatten, die wir hatten, über Jahre und Jahrzehnte Raubbau betrieben, wenn es darum ging, Ressourcen auszubeuten. Insofern geht es hier auch um eine gewisse Balance."
(in ihrer Rede auf dem internationalen WBGU-Symposium „Towards Low-Carbon Prosperity: National Strategies and International Partnerships“ am 9. Mai 2012 in Berlin)
2012
Kurt Bock, Vorstandsvorsitzender der BASF
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Ohne Wachstum werden in Europa und Deutschland die Verteilungskonflikte zunehmen. Die Wachstumsskepsis ist deshalb schon ein Problem. Wachstum kommt in entwickelten Ländern fast ausschließlich aus Innovationen. Wenn wir Wachstum verhindern, verbieten wir den Menschen zu denken. Nur die Wirtschaft schafft Wohlstand und Wachstum, und dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen."
(im Interview "Wer Wachstum verbietet, verhindert das Denken", Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. April 2012)
2012
Gero Jenner, Schriftsteller
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Die führenden Industriestaaten der Welt leben mit etwas viel Schlimmerem: Sie leben mit einem Wachstumszwang – und ein Zwang lässt sich eben nicht durch bloße Aufklärung beseitigen. Mit einem Zwang wird man allein dadurch fertig, dass man die ihm zugrunde liegenden Ursachen beseitigt. Unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem verstößt gerade deswegen so radikal gegen alle Forderungen auf Nachhaltigkeit, weil es auf Wachstum wie auf einer lebenserhaltenden Droge beruht. Ohne Wachstum könnte es zwar nachhaltig werden, zunächst aber bricht es bei einem Wachstumsstopp schlicht zusammen."
(Ökopolitisches Portal von Gero Jenner)
2012
Günther Oettinger, Kommissar für Energie der Europäischen Kommission
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
"Was wir tun müssen, ist, dass wir den Bürgern weiterhin deutlich machen, dass Wohlstand, ökologische Nachhaltigkeit uns sozialer Ausgleich ohne Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum überhaupt nicht zu erhalten sind."
(in: das allgäu online, 16. April 2012)
2012
Frank-Walter Steinmeier, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
Europa braucht ein Wachstumsprogramm, wenn die Konsolidierung der Staatsfinanzen erfolgreich sein soll. Gleichwohl darf dies nicht in eine neue Runde der staatlichen Verschuldung zugunsten kurzlebiger Konjunkturmaßnahmen münden. Europa braucht vielmehr ein umfassendes Investitions- und Aufbauprogramm, das die Finanzmarktkrise überwindet, die Weichen Richtung Realwirtschaft stellt, Strukturen modernisiert, die Wettbewerbsfähigkeit verbessert, die Wertschöpfung erhöht und den Zusammenhalt des Kontinents stärkt.
(in: Positionspapier "Gemeinsam stärker. Wachstumsprogramm für die industrielle Erneuerung Europas", Berlin, 3. April 2012)
2012
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Fakt ist jedoch, dass die Lebenszufriedenheit der überwältigenden Mehrheit in Deutschland schon lange nicht mehr vom materiellen Wohlstand abhängt und der Wohlstand durch Wachstum - wenn überhaupt - nur noch mäßig gemehrt wird. Wahrscheinlich ist sogar, dass weiteres Wirtschaftswachstum den Wohlstand mindert, so dass man auch bei einem steigenden Bruttoinlandsprodukt kaum noch davon sprechen kann, dass der Wohlstandspfad nach oben führt."
(im Interview auf Klimaretter.info am 26. März 2012)
2012
Achim Steiner, UNEP Executive Director
Internationale Organisationen, Neue Wohlstandsdefinition
"Das Wohlergehen einer Nation an einem so unpräzisen Maßstab wie dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukt alleine zu messen, ist nicht mehr vertretbar.“
(im Interview "Wohlergehen lässt sich nicht nur am Wachstum messen" in tagesspiegel.de, 25. März 2012)
2012
Achim Steiner, Executive Director UNEP
Internationale Organisationen, Grenzen des Wachstums
"Zwar gibt es hier auch zunehmend Akteure, die sich durchaus im Sinne der nachhaltigen Entwicklung neu definieren und ausrichten. Gleichzeitig gibt es aber nach wie vor Unternehmen, die in erster Linie maximalen Gewinn anstreben. Vor diesem Hintergrund gewinnen wirtschafts- und ordnungspolitische Instrumente immer mehr an Bedeutung. Auch weil das Paradigma „Der Markt wird es schon richten“ offensichtlich keinen Bestand hat. Das heißt nicht, dass wir den Markt in irgendeiner Form ablösen. Wir wollen kein zentralstaatliches Planungssystem. Wir haben aber sehr wohl die Verantwortung, dort korrigierend einzugreifen, wo der Markt nicht die wahren Kosten an den Verbraucher weitergibt, zum Beispiel um den Preis der Überfischung oder hoher CO2-Emissionen."
(im Interview: "Großes Bedürfnis nach Antworten" in Magazin Deutschland 1/2012)
2012
Sebastian Nerz, Vorsitzender der Piratenpartei Deutschland
Politiker + Politische Parteien, Kultureller Wandel
"Stellen wir uns der Situation wie sie ist. Hören wir auf, uns selbst etwas vorzulügen und gedankenlos die Ressourcen der Zukunft zu verbrauchen. Beginnen wir ehrlich zu werden. […] Die schwierigste Erkenntnis dürfte vermutlich sein, dass unser derzeitiger Lebensstil und unser materieller Lebensstandard eben nicht nachhaltig ist. Wir verbrauchen zu viel."
(in: "Schluss mit der Nachhaltigkeitslüge", FAZ.net, 19. März 2012)
2012
Daniela Kolbe, Vorsitzende, und Dr. Matthias Zimmer, stv. Vorsitzender der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" des Deutschen Bundestages
, Grenzen des Wachstums
"Qualitatives Wachstum entsteht durch die innovative Kraft Einzelner, durch die Kraft der Freiheit, aber es bedarf auch der Gestaltung und der Regeln, damit es sich nicht blind gegen sich selbst richtet. Deshalb geht es darum, die sozial- und umweltverträglichen Aspekte des Wirtschaftens zu stärken, schädliche Wachstumsimpulse zurück zu drängen und ein lediglich virtuelles Wachstum, das vor allem im Bereich der Finanzmarkttransaktionen entsteht, zu begrenzen."
(in: Thesen nach einem Jahr Arbeit der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ des Deutschen Bundestages vom 7. März 2012)
2012
Daniela Kolbe, Vorsitzende, und Dr. Matthias Zimmer, stv. Vorsitzender der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" des Deutschen Bundestages
, Kultureller Wandel
"In den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird Deutschland durch die demographische Entwicklung vor Herausforderungen stehen, die zu einer Verringerung der arbeitsfähigen Bevölkerung und einer weitgehenden Stagnation des klassischen absoluten BIP-Wachstums führen können. […] Deswegen müssen wir uns auch der Frage stellen, wie wir mit niedrigen oder rückläufigen BIP-Wachstumsquoten den gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern können ohne die Nachhaltigkeit aufs Spiel zu setzen."
(in: Thesen nach einem Jahr Arbeit der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ des Deutschen Bundestages vom 7. März 2012)
2012
Daniela Kolbe, Vorsitzende, und Dr. Matthias Zimmer, stv. Vorsitzender der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" des Deutschen Bundestages
, Kultureller Wandel
"Nachhaltige Entwicklung erfordert nicht nur eine massive Effizienzsteigerung bei der Ressourcen- und Energienutzung, sondern auch die dauerhafte Einordnung von Produktion und Konsum in den Kreislauf der Natur. Darüber hinaus sind individuelle Konsummuster und die Kultur der Verschwendung auf den Prüfstand zu stellen. Effizienz, Konsistenz und Suffizienz gehören zusammen, um zu Nachhaltigkeit zu kommen."
(in: Thesen nach einem Jahr Arbeit der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ des Deutschen Bundestages vom 7. März 2012)
2012
Wulf Oehme, Sprecher der Freien Demokratischen Partei
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
"Wachstum ist entscheidend, damit wir auch in Zukunft eine offene Gesellschaft bleiben, damit die Menschen in diesem Land Bildungs-, Beschäftigungs- und Aufstiegschancen erhalten. Auf Wachstum zu verzichten, bedeutet den Stillstand und damit die Versteinerung einer Gesellschaft in Kauf zu nehmen. Wo es kein Wachstum gibt, sondern es nur noch um die Verteilung des vorhandenen Wohlstandes geht, erlischt auch die gesellschaftliche Dynamik."
(Pressemitteilung der FDP vom 5. März 2012)
2012
Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
"Wir müssen an den Problemen von heute ansetzen, die sich an Klima, Energie, Ressourcenerschöpfung und sozialer Ungerechtigkeit manifestieren. Aber wir müssen auch überlegen, wie wir uns in der Dimension unseres eigenen Verhaltens und Wirtschaftens verändern müssen. Ich frage mich auch: Was können wir als Christen als Gesinnung in die Gesellschaft tragen, die auf Konsum und Grenzenlosigkeit angelegt ist? Das gilt vor allem auch im praktischen Leben.
(im Interview mit evangelisch.de, 2. März 2012)
2012
Alois Glück, Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
"Unsere heutige Art und Weise zu leben ist nicht zukunftsfähig. Dies haben verschiedene Krisen und Ereignisse in den letzten Jahren – namentlich die Wirtschafts- und Finanzkrise, die Katastrophe von Fukushima, die andauernde Ernährungs- und Hungerkrise sowie der sich verschärfende Klimawandel –deutlich gemacht. Wir erleben tiefgreifende Veränderungen, wie beispielsweise die Auswirkungen der demografischen Entwicklung, die extrem hohe Verschuldung zu Lasten der Nachkommen, eine zunehmende Knappheit der für uns lebensnotwendigen Ressourcen, ein hohes Weltbevölkerungswachstum sowie die zunehmende Instabilität im Weltgefüge durch kulturelle und soziale Konflikte. Gleichzeitig stehen wir vor gewaltigen Aufgaben, die mit dem Klimawandel und der Notwendigkeit einer umweltverträglichen Energieversorgung sowie der Bekämpfung des Hungers in der Welt einhergehen. Diese Herausforderungen und Veränderungen werden sich nicht allein mit technischen Innovationen und kleineren Kurskorrekturen bewältigen lassen. Wir brauchen grundsätzlich eine neue, nachhaltigere Gestaltung unserer Lebensweise – d.h. Nachhaltigkeit muss ein grundlegendes Prinzip für unsere Gesellschaft werden."
(Eröffnungsstatement der ZdK-Fachtagung "Kirche auf dem Weg der Nachhaltigkeit - 20 Jahre nach Rio" am 2. März 2012)
2012
Ottmar Edenhofer/Michael Jakob, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Wissenschaft, Klima und Energie
"Grünes Wachstum allein ist also nicht geeignet, die internationalen Klimaverhandlungen zu ersetzen. Es ist eine Illusion, auf einen grünen Deus ex Machina zu hoffen, der gewissermaßen das Klimaproblem als willkommene Nebenwirkung von wachstumsfördernden Maßnahmen löst, die nicht auf den Klimaschutz abzielen."
("Die Illusion des grünen Wachstums" in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. März 2012)
2012
Claus Matecki, Vorstandsmitglied Deutscher Gewerkschaftsbund
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Die heutigen Zahlen belegen erneut, dass Wachstum die eigentliche ökonomische Grundlage für mehr Beschäftigung, aber auch für mehr Steuereinnahmen und somit für eine solide Haushaltsführung ist […] Wachstum ist für Steuereinnahmen und solides Haushalten unabdingbar, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa. Also der Reihe nach. Erst Wachstum, dann Haushaltskonsolidierung.
(Pressemitteilung des Deutschen Gewerkschaftsbundes, 24. Februar 2012)
2012
Initiative neue soziale Marktwirtschaft (INSM)
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Weniger CO2 braucht mehr Wachstum" […] "Wachstum schützt das Klima. Denn technischer Fortschritt schont Rohstoffe, senkt den Energieverbrauch und macht Umweltschutz bezahlbar. Nachhaltiges Wachstum bedeutet, dass Fortschritt und Wohlstand nicht die kommenden Generationen belasten. Das schafft nur die soziale Marktwirtschaft."
(Plakat der Kampagne "Nachhaltig wachsen. Besser leben." Der INSM 2012)
2012
FDP
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
"Wachstum ist gesund" […] "Die Früchte des Wachstums sind Arbeit und Fortschritt. Wachstum ist gesund – heute und für die Zukunft. Durch Wachstum geht es den Menschen besser, auch weil im Wettbewerb um die besten Lösungen Qualität und Vielfalt entstehen. Wachstum ermöglicht die freie Entfaltung durch Bildung, schont die Umwelt durch neue Ideen und stabilisiert die Sozialsysteme. Mit mehr Wachstum können wir die Staatsschulden schneller abbauen und den Haushalt leichter ausgleichen, ohne die Menschen zusätzlich zu belasten."
("Wachstum ist Gesund", Postkarte der FDP, 2012)
2012
Philipp Rösler, Bundesvorsitzender der FDP
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
"Ob wir uns zu Wachstum bekennen oder nicht, wird zur entscheidenden Frage für eine starke Mitte in einem starken Land. Die anderen Parteien stellen Wachstum in Frage - und damit stellen sie die Freiheit des Einzelnen, Arbeitsplätze und gesellschaftlichen Fortschritt in Frage. Wer Wachstum hemmt, hemmt am Ende die Entfaltung jedes Einzelnen." … "Wachstum heißt doch nicht, dass wir endliche Ressourcen ausbeuten und abbrennen, um Überfluss zu mehren. Wachstum heißt, dass wir Wohlstand auch dort möglich machen, wo er heute nur ein Traum ist."
(im Interview für das FDP-Mitgliedermagazin "elde", 31. Januar 2012)
2012
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Wachstum schafft Wohlstand"… "Forschung, Technologie und Innovationen sind die Schlüssel für mehr Wachstum und Wohlstand. Wachstum schafft Arbeitsplätze. Wachstum schafft soziale Sicherheit - weil es viel Geld in die Kassen der Sozialversicherungen spült. Wachstum sichert auch viele soziale und kulturelle Angebote vor Ort, weil Städte und Gemeinden Steuern einnehmen müssen, um sie finanzieren zu können."
(in: Wachstumsleitlinien 2012)
2012
Andrae et.al., SPD-Fraktion in der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität"
Politiker + Politische Parteien, Neue Wohlstandsdefinition
"Wirtschaftswachstum ist kein Ziel, sondern ein Mittel, um gesellschaftliche Ziele wie soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Wohlstand und Teilhabe zu erreichen."
(in: 12 Thesen nach dem ersten Jahr Arbeit in der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" vom 3. Februar 2012)
2012
Andrae et.al., SPD-Fraktion in der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität"
Politiker + Politische Parteien, Neue Wohlstandsdefinition
"Sollten keine weitreichenden strukturellen Veränderungen in Deutschland einsetzen, so wird in den kommenden Jahrzehnten wegen des demographischen Wandels und der damit verbundenen Verringerung der arbeitsfähigen Bevölkerung mit einer weitgehenden Stagnation des klassischen BIP-Wachstums zu rechnen sein. Das BIP pro Kopf würde zwar weiter ansteigen, aber das in der deutschen Volkswirtschaft verfügbare Gesamteinkommen würde kaum noch steigen und damit auch der finanzielle Spielraum der öffentlichen Hand. Die Enquete-Kommission muss deshalb die Frage beantworten: Wie kann eine Demokratie auch in Zeiten niedrigen BIP-Wachstums gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern, ohne die Nachhaltigkeit und damit die Zukunft ihrer eigenen Existenz aufs Spiel zu setzen?"
(in: 12 Thesen nach dem ersten Jahr Arbeit in der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" vom 3. Februar 2012)
2012
Andrae et.al., SPD-Fraktion in der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität"
Politiker + Politische Parteien, Neue Wohlstandsdefinition
"Anstatt unser Hauptaugenmerk nun auf eine immer weitere Steigerung des BIP-Wachstums zu richten, muss es primär darum gehen, erstens eine gerechtere Verteilung des erwirtschafteten Wohlstandes zu erreichen und zweitens die gesellschaftlichen und ökologischen Folgen der eingetretenen Saturiertheit noch besser zu begreifen und politisch zu beantworten."
(in: 12 Thesen nach dem ersten Jahr Arbeit in der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" vom 3. Februar 2012)
2012
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Wie werden kommende Generationen dereinst unser Jahrhundert, das 21. Jahrhundert, charakterisieren?" ... "Werden Sie sagen: Das war ein Jahrhundert der Auseinandersetzungen um die Verteilung von Rohstoffen, ein Jahrhundert der Konflikte und ein Jahrhundert der Umweltzerstörung? Oder werden kommende Generationen sagen: Es war ein Jahrhundert, in dem die Länder gelernt haben, nachhaltig zu wirtschaften und gerecht gegenüber den zukünftigen Generationen zu sein? Ich arbeite dafür, dass wir es schaffen, den zweiten Weg zu gehen."
(in ihrer Rede beim Besuch der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) am 2. Februar 2012 in Peking)
2012
Kenneth Rogoff, Harvard Univsity
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Wenn wir die nächsten zwei Jahrhunderte das Pro-Kopf-Einkommen um ein Prozent im Jahr steigern würden, dann wären wir am Ende acht Mal so wohlhabend wie heute" ... "Wie wollen wir das hinbekommen, ohne die Umwelt oder die soziale Stabilität zu zerstören?"
(zitiert in Zeit Online "Wir können nicht ohne Wachstum" vom 24. Januar 2012
2012
Patrick Döring, FDP-Bundesschatzmeister
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
"Wir lösen die Herausforderungen unserer Zeit nicht durch mehr Staat, sondern indem wir die Mitte und den Mittelstand stärken und Wachstum fördern. So schaffen wir neuen Wohlstand, neue Arbeits-, Bildungs- und Aufstiegschancen. Mit Wachstum bekämpfen wir auch unsere Schulden." ... "Mittelfristig heißt das für uns: Wir wollen die Staatsverschuldung in den nächsten 15 Jahren von heute 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes auf unter 60 Prozent senken. Dieses Ziel erreichen wir durch strenge Zurückhaltung bei den Ausgaben - und vor allem durch mehr Wachstum."
(in seinem Gastbeitrag "Wir vertreten deutsche Werte" für den Focus, Pressemitteillung der FDP vom 16. Januar 2012)
2012
Katrin Göring-Eckardt, Bündnis 90/Die Grünen, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
Politiker + Politische Parteien, Neue Wohlstandsdefinition/Kultureller Wandel
"Ist es wirklich nur das größere Einkommen? Oder nicht doch eher Lebensqualität, eine intakte Umwelt, sozialer Frieden und kulturelle Infrastruktur, Kommunikation und Beteiligung. Wir brauchen eine kluge solidarische Ökonomie des Genug, wenn wir es ernst meinen mit dem gesellschaftlichen Frieden." ... "Ich hoffe, es wächst der Mut, Abschied vom alten Wachstumsbegriff zu nehmen und sich auf neue Wege hin zu einem "guten Leben" zu machen."
(auf dem Neujahrsempfang der Kreisgrünen in Fulda am 15. Januar 2012, zitiert in fuldainfo.de)
2012
Sandra Navidi, Strategieberaterin
Wirtschaft + Interessengruppen, Kultureller Wandel
"Wir werden uns an einen sinkenden Lebensstandard gewöhnen müssen."
(im Interview "Wir müssen uns an sinkenden Wohlstand gewöhnen" in Welt Online vom 7. Januar 2012)
2012
Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Wachstum schafft Arbeitsplätze. Nach zwei Jahren mit Wachstumsraten von 3% sind in Deutschland so viele Menschen in Arbeit wie nie zuvor seit der Wiedervereinigung.Wachstum schafft auch soziale Sicherheit. Nach zwei Jahren mit Wachstumsraten von 3% spült die positive wirtschaftliche Entwicklung viel Geld in die Kassen der Sozialversicherungen. Die Renten steigen, die Beiträge sinken. Und auch viele soziale Angebote, viele Kulturprojekte vor Ort können nur aufgebaut und finanziert werden, wenn die Kommunen, wenn Städte wie Stuttgart ausreichende Steuereinnahmen erzielen. Steuern wie Körperschafts- und Einkommensteuer, die nur bei Wachstum sprudeln. Wachstum bedeutet aber viel mehr. Es ist auch entscheidend für die ökologische Modernisierung. Deutschland wird nicht umweltfreundlicher durch das Verbot von Plastiktüten! Und auch nicht allein durch das Abschalten von Kernkraftwerken."
(in seiner Rede auf dem Dreikönigstreffen der FDP am 6. Januar 2012 in Stuttgart)
2011
Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanzen
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Das gegenwärtige Weltwirtschaftssystem ist an beiden Enden verbesserungsfähig: Es enthält zu vielen Menschen das vor, was sie wirklich brauchen, und gleichzeitig nährt es ein unbegrenztes und ungebremstes Begehren, das auch angesichts von Reichtum und Überfluss noch anhält. Sosehr wir uns für die Beseitigung des Hungers überall in der Welt einsetzen müssen, sosehr sollten wir uns andererseits in unseren eigenen westlichen Ländern für eine Begrenzung des Wirtschaftswachstums einsetzen.
Die Tatsache, dass unsere Wachstumsraten nicht mehr mit denen von Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien mithalten, bedeutet nicht, dass unsere Wirtschaftspolitik erfolglos ist, sondern dass wir bereits einen erheblichen Wohlstand für einen großen Teil der Bevölkerung erwirtschaftet haben und dass andere das erst noch erreichen müssen. Das sollten wir akzeptieren. Die westlichen Volkswirtschaften haben ein gewisses Maß an Saturiertheit erreicht; in dieser Situation liegen unsere Ziele und Aufgaben vor allem darin, Unterschiede und daraus resultierende Spannungen nicht übermächtig werden zu lassen."
(in seinem Gastbeitrag "Sind wir zu satt für Gott?" in Christ & Welt Ausgabe 51/2011)
2011
Katrin Göring-Eckardt, Bündnis 90/Die Grünen, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
Politiker + Politische Parteien, Neue Wohlstandsdefinition/Kultureller Wandel
"Werte wie Glück und Lebensqualität lassen sich nicht allein an hohen Einkommen und der Verfügbarkeit materieller Werte messen. Soziale und kulturelle Infrastruktur sowie eine intakte Umwelt gehören ebenso dazu wie der gleichberechtigte Zugang Aller zu diesen Gütern."
(anlässlich der Podiumsdiskussion der Friedrich-Ebert-Stiftung Thürinen über die Grenzen des Wachstums am 28. November 2011)
2011
Klaus Töpfer, Exekutivedirektor von IASS Potsdam
Internationale Organisationen, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Wissen Sie, wenn Sie etwas sorgfältig in diese Gesellschaft, in der wir leben, hineinblicken, dann sehen Sie ja ganz beeindruckende Veränderungen. Da gibt es immer mehr Menschen, die sich darüber Gedanken machen, ob das alles so weiter gehen kann. Ich habe bisher nur von Effizienz gesprochen. Immer mehr Menschen machen sich Gedanken darüber, ob es nicht auch etwas um Suffizienz geht."
(im Interview "Wir leben unter dem Diktat der Kurzfristigkeit" mit dem Deutschlandradio am 27. November 2011)
2011
Klaus Töpfer, Exekutivedirektor von IASS Potsdam
Internationale Organisationen, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Also, das kommt schon aus der Bevölkerung heraus sehr deutlich voran, die Frage, wie lange kann man in einer abnehmenden Gesellschaft noch wirtschaftliches Wachstum als Grundlage von Stabilität ansehen."
(im Interview "Wir leben unter dem Diktat der Kurzfristigkeit" mit dem Deutschlandradio am 27. November 2011)
2011
Norbert Röttgen, Bundesumweltminister
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Die Gewinner des letzten Jahrhunderts müssen also nicht die Gewinner dieses Jahrhunderts sein, sondern wir haben einen ganz neuen Wettbewerb. Dieser Wettbewerb hat eine kulturelle Dimension, nämlich zu verstehen, dass Erhalt von Leben, Erhalt von Natur, Bewahrung von Ressourcen, Schonung, Effizienz – gleich wie Sie es ausdrücken wollen – etwas zu tun hat mit dem Erhalt und der Förderung von Lebensqualität. Gesunde Luft, Schönheit der Natur, Erhalt von Ökosystemen auch in ihrer wirtschaftlichen Dimension, in ihren wirtschaftlichen Dienstleistungen, die sie zur Verfügung stellen, hat etwas mit der Bewahrung und der Steigerung von Lebensqualität und nicht mit Verzicht zu tun. Das bedeutet aber durchaus auch einen kulturellen, einen sozial-kulturellen Wandel: Dass nicht der Verbrauch, der Konsum, das Wegwerfen sozusagen die höchste Form der Entfaltung ist, sondern dass eine qualitative, eine nicht rein quantitative Betrachtungsweise entscheidend ist. Das ist ein Prozess, der in den Gesellschaften stattfindet oder auch nicht stattfindet, und ich glaube, dass das die kulturelle Basis dafür ist, wer die Werthaltungen und wer Wettbewerb in diesem Jahrhundert bestimmt."
(in seiner Rede anläßlich der 4. Jahreskonferenz "Kommunaler Klimaschutz 2011" am 23. November 2011 in Berlin)
2011
Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
"Vor einem Jahr wurde immerhin als gemeinsame Absicht verankert, den globalen Temperaturanstieg auf unter 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellem Niveau zu begrenzen. Damit dieses Ziel noch erreicht werden kann, müssen die CO2-Emissionen stärker zurückgehen als bisher absehbar. Für einen erfolgreichen Abschluss des Klimagipfels müssen viele Interessen einbezogen werden. Es wird darauf ankommen, dass die Schwellenländer einem Verhandlungsmandat für ein rechtlich verbindliches Abkommen zustimmen können, das in einigen Jahren auch sie mit verbindlichen Verpflichtungen einschließt. Die Entwicklungsländer erwarten Unterstützung bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Die Industrienationen stehen damit in einer mehrfachen Verantwortung als Vorreiter. Die Staaten der Europäischen Union sind gefordert, ihr gemeinsames Gewicht zu Gunsten eines ehrgeizigen Klimaziels zur Geltung zu bringen und sich konsequent daran zu halten."
(im "Bericht zur Lage" anlässlich der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken am 18. November 2011 in Bonn)
2011
Viktor Sigl, Wirtschaftslandrat
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Wir müssen weiter auf Wachstum setzen, wenn wir den Wohlstand erhalten wollen."
(im Bericht "Wachstum für Wohlstand" vom Exporttag der Wirtschaftskammer OÖ, Neues Volksblatt, 15. November 2011)
2011
Dennis Meadows, Wissenschaftler
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
"Wachstum macht nicht auf Dauer glücklich. Fragen Sie mal ihre Landsleute, ob das Wirtschaftswachstum sie glücklich macht. Wir brauchen andere Indikatoren, um eine Gesellschaft zu bewerten. Die Kanadier entwickeln gerade den Canadian Welfare Indicator. Der setzt sich aus 64 Indikatoren zusammen. Darunter: Gesundheit, Bildung, Sicherheit, das Erlernen eines Instruments."
(im Interview "Wie retten wir die Welt, Herr Meadows?" in stern.de am 10. November 2011)
2011
Michael Otto, Otto-Group
Wirtschaft + Interessengruppen, Grenzen des Wachstums
"Wir werden sicherlich weltweit quantitativ nur noch sehr begrenzt wachsen können. Und da müssen wir eben sehen in welchen Regionen, in welchen Ländern das besonders notwendig ist. Aber ich glaube in den Industrieländern werden wir uns auch klarmachen, dass wir vom quantitativen Wachstum abkommen müssen und viel stärker qualitatives Wachstum in den Vordergrund rücken müssen."
(zitiert im Radiobeitrag "Visionäre, Weltretter und die Angst vor Unbelehrbaren, Deutschlandfunk, 10. November 2011)
2011
Christian Wulff, Bundespräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Im Grunde geht es um eine Krise, die der gleichen Diskussion und der gleichen Konsequenzen bedarf wie die Finanzkrise. Sie hat gezeigt, dass sich unsere Wachstumsmodelle letztlich nicht als nachhaltig erweisen. Und der Pfad, der aus der Krise herausführt, ist ein ganz ähnlicher. Er besteht darin, ehrlich Knappheiten zu benennen und aufzuhören, auf Pump und über die materiellen Verhältnisse zu leben im Vertrauen darauf, das Wachstum der Zukunft werde es schon richten. Überall gilt: es muss endlich nachhaltig gehaushaltet und gewirtschaftet werden! Das ist der beste Weg."
(in seiner Rede anlässlich der Verleihung des Umweltpreises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt am 30. Oktober 2011 in Stuttgart)
2011
Frank Schirrmacher
Medien + Journalisten, Ökonomisierung der Gesellschaft
"Es wird immer klarer, dass das, was Europa im Augenblick erlebt, keine Episode ist, sondern ein Machtkampf zwischen dem Primat des Ökonomischen und dem Primat des Politischen. Schon hat das Politische massiv an Boden verloren, was man daran erkennt, dass alle politischen Begriffe, die mit dem geeinten Europa verbunden waren, im Wind zerstoben sind, wie Asche. Aber der Prozess beschleunigt sich. Das absolute Unverständnis über Papandreous Schritt ist ein Unverständnis über demokratische Öffentlichkeit schlechthin - und auch darüber, dass man für sie bereit sein muss einen Preis zu bezahlen."
(im Feuilleton "Der griechische Weg - Demokratie ist Ramsch" der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 1. November 2011)
2011
Tim Jackson, University of Surrey
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
Auf einem endlichen Planeten ein gutes Leben zu führen kann weder darin bestehen, immer mehr Güter zu konsumieren, noch darin, immer mehr Schulden anzuhäufen. Denn wenn der Begriff des Wohlstands irgendeinen Sinn haben soll, dann muss er auf die Qualität unseres Lebens und unserer Beziehungen zu anderen Menschen zielen, auf die Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft unserer Gemeinschaften sowie auf unser Gefühl dafür, was uns individuell und kollektiv etwas bedeutet.
(im Beitrag "Wir Unersättlichen" in Zeit Online vom 31. Oktober 2011)
2011
Chandran Nair, Global Institute for Tomorrow
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Wir müssen aufgeben, den Leuten vorzuspielen, dass wir alle ein Auto haben können. Wir können einfach nicht alle gleich viel konsumieren – auch wenn uns das der Westen zwei Jahrhunderte lang eingetrichtert hat. Es ist unmoralisch, das permanent zu behaupten."
(im Interview "Es gibt kein Menschenrecht auf ein Auto" in Zeit Online am 27. Oktober 2011)
2011
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Dieses Weit-darüber-hinaus-Denken wird nicht nur in Ihrem Motto deutlich, sondern an vielem, was wir miteinander beraten. Dabei geht es vor allem auch um die Frage: Was sind unsere Quellen von Wachstum und Wohlstand in der Zukunft? Ein Weiter-so kann und wird es in einer Welt mit heute sieben Milliarden Menschen nicht geben. Deshalb teilen wir die Überzeugung: In Deutschland muss es erstens eine industrielle Basis geben, zweitens muss immer wieder Wachstum entstehen und drittens muss dieses Wachstum nachhaltig sein und darf nicht kurzfristigen Raubbau bedeuten. Die Bundesregierung wird alles daransetzen, dass wir auch bei den internationalen Verhandlungen über Ressourcenschonung, Umweltschutz und Klimaschutz weiter Erfolge erringen, obwohl im Augenblick der Fokus der Welt viel stärker darauf gerichtet ist, erst einmal die Krise zu überwinden."
(in ihrer Rede auf dem 22. Ordentlichen Gewerkschaftstag der IG Metall am 14. Oktober 2011)
2011
Norbert Röttgen, Bundesumweltminister
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Eine Lebensweise, die sich an den Verbrauch endlicher Güter bindet, stößt schon von ihrer inneren Logik her an Grenzen."
(in seiner Rede "Nachhaltig Wirtschaften - Qualifiziertes Wachstum als Grundlage für eine zukunftsfähige Gesellschaft" auf der BKU-Jahrestagung in Aachen am 7. Oktober 2011, zitiert in an-online.de)
2011
Hans Christian Markert, umwelt- und verbraucherpolitischer Sprecher der grünen Fraktion im Landtag von NRW
Politiker + Politische Parteien, Kultureller Wandel
"Der allmähliche Ersatz von Warenbeziehungen durch soziale Beziehungen, durch Bildung, öffentliche Güter, Gesundheit und Pflege, ökologische Dienstleistungen und Produkte, durch Kultur und Wissenschaft. Ein solcher nicht nur ökologisch, sondern auch sozial verstandener Wandel würde also nicht als ein „Weniger“ (an materiellen Ersatzbefriedigungen), sondern als ein „Mehr“ (an Lebensqualität, Würde im Alter, gesundem Leben, kultureller Teilhabe etc.) wahrgenommen werden. Das Wort „Suffizienz“ (von „genügend“ und „ausreichend“) würde so seine für viele noch abschreckende Wirkung verlieren."
(in der Rubrik Positionen "Krise? Welche Krise?" in derFreitag vom 7. Oktober 2011)
2011
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
„Wir haben in diesen Tagen die Schuldenkrise im Euro-Raum zu überwinden – eine Krise, die mit vielen technischen Begriffen immer wieder erklärt wird, die uns aber in Wahrheit zwingt, anders zu leben, nämlich nachhaltig zu leben, nicht unentwegt auf Kosten zukünftiger Generationen Werte zu verbrauchen, sondern auch an zukünftige Generationen zu denken. […] Europa ist ein reicher Kontinent – es sollte uns gelingen, nicht den Reichtum zukünftiger Generationen zu verbrauchen. Nur so werden wir auch Frieden und Demokratie bei uns erhalten.“
(Rede anlässlich des Internationalen Friedenstreffens am 12. September 2011 in München)
2011
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Deshalb wird es, wenn es um Entwicklungszusammenarbeit geht, wenn es um den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen geht, in Zukunft ganz wesentlich immer auch um Frieden oder kriegerische Auseinandersetzungen gehen. Je nachdem, wie wir die Fragen nach nachhaltigem Wirtschaften beantworten, wird sich entscheiden, ob die Welt in Frieden leben kann. Deshalb ist ein effizienter, fairer, sorgsamer Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen das A und O unserer zukünftigen Gestaltung der Welt."
(Rede anlässlich des Internationalen Friedenstreffens am 12. September 2011 in München)
2011
Dennis Meadows, Wissenschaftler
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums/Neue Wohlstandsdefinition
"Wenn wir in den 1970er-Jahren gefordert haben, die Entwicklung des Ressourcenverbrauchs zu bremsen, so müssen wir heute davon ausgehen, dass wir ihn drastisch zurückfahren müssen. Und das heißt nach heutigen Begriffen: Der Lebensstandard wird drastisch sinken müssen."
(im Interview "Der Lebensstandard wird drastisch sinken" in Der Standard am 8. September 2011)
2011
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Wir sind da ja in feiner Gesellschaft: Wir sind damit in Europa nicht alleine, wir sind damit mit den Vereinigten Staaten nicht alleine, wir sind damit mit Japan nicht alleine. Ich bin aber zutiefst davon überzeugt: Diese Krise, wenn sie nicht zu einer großen Krise der westlichen Welt werden soll, kann mit einem Weiter-so nicht bekämpft werden. Ein grundsätzliches Umdenken ist nötig. Wir müssen nachhaltig wirtschaften und nicht mehr auf Kosten zukünftiger Generationen."
(in ihrer Rede zum Haushaltsgesetz 2012 vor dem Deutschen Bundestag am 7. September 2011)
2011
Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanzen
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Nachhaltige Politik, wie wir sie verstehen, erfordert, dass sich unsere Haushalts- und Finanzpolitik an der gesellschaftlichen Realität und an den politischen Herausforderungen orientiert. Dazu gehört in allererster Linie der demografische Wandel, der unsere mittel- bis langfristigen Wachstumschancen begrenzen wird. Die Bundesregierung wird eine umfassende Strategie zur Auseinandersetzung mit den Folgen des demografischen Wandels vorlegen. "
(in seiner Rede zum Haushaltsgesetz 2012 vor dem Deutschen Bundestag am 6. September 2011)
2011
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
"Eine Abkehr von Wachstumsorientierung ist nicht gleichbedeutend mit einem Abschied von gesellschaftlichem Fortschritt. Geändert wird vielmehr die Blickrichtung: Nicht mehr die Mehrung materiellen Reichtums steht im Vordergrund, die vor allem durch Spekulation und technische Innovation getrieben wird. Ins Zentrum rückt stattdessen die nicht-materielle Wohlstandsschaffung, die durch die Wachstumsfixierung der letzten Dekaden zu sehr vernachlässigt worden ist."
(im BUND-Diskussionspapier "Wirtschaftswachstum oder nachhaltige Entwicklung, August 2011)
2011
Jürgen Trittin, Fraktionsvorsitzender Die Grünen
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum/Kultureller Wandel
"Wir brauchen außerdem eine Wachstumsstrategie für Europa, da bloßes Sparen nicht aus der Krise führen wird."
(in seinem Gastkommentar "Wir brauchen Wachstum" im Handelsblatt vom 30. August 2011)
2011
Josef Stiglitz, Columbia University New York
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
"Das Bruttoinlandsprodukt reicht nicht. Wir brauchen mindestens noch ein Maß für die Nachhaltigkeit. Und man muss messen, wie es einem typischen Menschen geht. Wenn das BIP steigt, aber der ganze Zuwachs geht an Bill Gates, dann steigt der Wohlstand im Land nicht. So war es zum Beispiel in den Vereinigten Staaten. Deshalb muss man das Einkommen der typischen Menschen messen."
(im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung "Deutschland muss mehr Schulden machen" am 28. August 2011)
2011
Christian Wulff, Bundespräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Wir dürfen die Annehmlichkeiten der Gegenwart nicht mit unserer Zukunft und der Zukunft unserer Kinder bezahlen. Wir brauchen eine Kehrtwende hin zu nachhaltigem Wirtschaften und Haushalten! Nur so kann eine freie und soziale Marktwirtschaft funktionieren."
(in seiner Rede anlässlich der Eröffnung der 4. Lindauer Tagung der Wirtschaftsnobelpreisträger am 24. August 2011)
2011
Christian Wulff, Bundespräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"In den Wissenschaften gibt es keinen Konsens, wie man persönliches Wohlergehen am besten misst. Doch verschiedene Indikatoren, die die persönliche Lebensqualität von Menschen zu erfassen versuchen, zeigen, dass das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts allein nicht zu einer Steigerung des Glücksgefühls führt. Immer dann, wenn die materiellen Grundbedürfnisse erfüllt sind, scheint nicht mehr das materielle „Mehr“ entscheidend für die Zufriedenheit zu sein, sondern vielmehr die Möglichkeit, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, sich frei und in stabilen gesellschaftlichen Verhältnissen entfalten zu können. Wohlstand hieße dann vor allem, die Chance zu haben, ein gedeihliches, sinnerfülltes und kreatives Leben zu führen. Viele, viele Menschen wünschen sich das, und ich begrüße sehr, dass die Wissenschaft menschliches Verhalten, dessen psychologische und soziologische Grundlagen endlich stärker experimentell erforscht."
(in seiner Rede anlässlich der Eröffnung der 4. Lindauer Tagung der Wirtschaftsnobelpreisträger am 24. August 2011)
2011
Erzbischof Hans-Josef Becker
NGOs, Kirchen + Kunst, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Mittlerweile gibt es angesichts des Klimawandels eine allgemeine Einsicht, dass ein Wachstum, wie es uns in den vergangenen Jahrzehnten den Wohlstand beschert hat, nicht weiter verfolgt werden darf"
(in seinem Grußwort anlässslich des Tages des Handwerks der Libori-Woche am 28. Juli 2011)
2011
Josef Ostermayer, Staatssekretär, Österreich
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Wir sind an einem Scheideweg, wie es lange nicht mehr der Fall war. Wir brauchen neue Faktoren für das Messen von Wohlstand, die sich nicht nur an der Quantität des Wachstums orientieren, sondern an der Qualität"
(in seiner Eröffnungsrede anläßlich des Jubiläums "50 Jahre OECD - 50 Jahre Österreich in der OECD" in Vertretung von Bundeskanzler Werner Feymann am 11. Juli 2011 in Wien)
2011
Jochen Zeitz, Vorstandsvorsitzender PUMA AG
Wirtschaft + Interessengruppen, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Unser Wirtschaftsmodell basiert auf einem Denken, das noch aus den Zeiten der industriellen Revolution stammt. Damals ging man davon aus, dass die Ressourcen der Natur unerschöpflich sind beziehungweise sich unsere Natur selbst von den Schäden, die ihr zugefügt werden, erholen kann. Diese Art und Weise des Wirtschaftens müssen wir ändern, so dass wir in Zukunft mit der Natur arbeiten - und nicht gegen sie."
(im Interview mit dem UTOPIA Magazin "Wird ein grünes Startup das nächste Google?" am 5. Juli 2011)
2011
Chris Huhne, Minister für Energie und Klimaschutz in Großbritannien
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Es war keine einfache Entscheidung. Kein anderes Land hat rechtsverbindliche Ziele, die bis in die Mitte der nächsten Dekade reichen. Umweltschützer und Skeptiker haben kräftig Lobbyarbeit betrieben - entweder für höhere oder für niedrigere Ziele. Bei all dem Hin und Her ist eine Tatsache übersehen worden: Der Pfad, den wir eingeschlagen haben, führt zu Wachstum. Das vierte Kohlendioxid-Budget signalisiert den Investoren: Großbritannien ist ein sicherer Standort für nachhaltiges Wirtschaften. Wir haben dafür gesorgt, dass der Blick bis ins Jahr 2027 frei ist."
(in: "Das vierte Kohlendioxid-Budget", Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 4. Juli 2011)
2011
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Die Industrieländer wollen natürlich auch ihr Wohlstandsniveau sichern, sie müssen aber auch lernen, dies vorbildhaft mit weniger Ressourcenverbrauch und mit ambitionierten Zielen im Sinne von Nachhaltigkeit zu schaffen. […] Das heißt, einerseits setzen Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz ökonomischen Vorhaben Grenzen, aber andererseits macht die Achtung vor der Natur das Wirtschaften zukunftsfähiger."
(Rede beim "Petersberger Klimadialog II" am 3. Juli 2011 in Berlin)
2011
Norbert Röttgen, Bundesumweltminister
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Anspruchsvolle Minderungsziele und rechtlich verbindliche Regeln sind wichtige Erfolgsbedingungen für ein internationales Klimaschutzsystem. Um aber ein solches System erfolgreich durchzusetzen, müssen wir Europäer zeigen, dass engagierter Klimaschutz nicht mit einem Verzicht auf Wachstum einhergehen muss. Der Einstieg in die erneuerbaren Energien und in eine Strategie der Energieeffizienz ist die beste Wachstums- und Wettbewerbsfähigkeitsstrategie, die ich kenne. […] Klimaschutz im 21. Jahrhundert wird nur gelingen, wenn er mit wirtschaftlichem Wachstum verbunden ist."
(in: "Klimaschutz ist Weltordnungspolitik" Gastbeitrag in der FAZ, 2.Juli 2011)
2011
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Meine Damen und Herren, wir wollen natürlich auch ökonomisch vernünftig agieren. Deshalb geht es beim zweiten wichtigen Leitbegriff unserer Nachhaltigkeitsstrategie um Lebensqualität. Sie hat natürlich etwas mit der Vorstellung von Wachstum zu tun. Ich beginne mit einem erstaunlichen Zitat von Ludwig Erhard, der geschrieben hat, "dass der Wohlstand wohl eine Grundlage, nicht aber das Leitbild unserer Lebensgestaltung schlechthin ist." Darauf machte Ludwig Erhard in einer Zeit aufmerksam, in der Wohlstand erkennbar wuchs. Ich glaube, dass wir heute in einer Phase der Entwicklung sind, in der der Wachstumsbegriff auch den Nachhaltigkeitsbegriff in sich aufnehmen muss, indem wir dem klassischen Bruttoinlandsprodukt oder Bruttosozialprodukt andere Indikatoren hinzufügen. Es ist sehr ermutigend, dass der Deutsche Bundestag hierzu eine Enquete-Kommission eingerichtet hat."
(Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der 11. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung am 20. Juni 2011 in Berlin)
2011
Tim Jackson, University of Surrey
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Wir brauchen eine makroökonomische Theorie, in der unsere Lebensqualität nicht mehr vom wachsenden Konsum abhängt. Dieses Konsumwachstum bedroht unsere Ressourcen, die Umwelt, es unterminiert den sozialen Zusammenhalt."
(im Interview mit taz.de, "Was heißt schon Kapitalismus" vom 11. Juni 2011)
2011
Robert Habeck, Fraktionssprecher Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Schleswig-Holstein
Politiker + Politische Parteien, Neue Wohlstandsdefinition
"Aber das Wachstum einer Gesellschaft führt nicht automatisch zu mehr Wohlstand einer Gesellschaft. Eine Ölpest, die aufwendig beseitigt werden muss, Atomkraft, Kohlekraftwerke - das klassische BIP muss das alles toll finden, weil es die Wirtschaft ankurbelt. Das ist doch absurd."
(im Interview mit taz.de, "Wir brauchen keine Autofirmen" vom 6. Juni 2011
2011
Initiativkreis "Anders wachsen"
NGOs, Kirchen + Kunst, Grenzen des Wachstums
"Mit der Schöpfung hat Gott dem Leben auf der Erde Grenzen gesetzt. Es gehört zum Geschöpfsein des Menschen, diese Grenzen anzuerkennen. Wir widersetzen uns der falschen Vorstellung vom grenzenlosen Wirtschaftswachstum."
(in: Resolution „Wirtschaft braucht Alternativen zum Wachstum“, verabschiedet auf dem 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 1. bis 5. Juni in Dresden)
2011
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Es bedarf einer Diskussion über einen modernen Wachstumsbegriff des 21. Jahrhunderts, der auf die Chancen aller sieben Milliarden und später noch mehr Menschen abstellt. In unserem Grundgesetz steht: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Aber das steht dort eben für jeden Menschen und nicht nur für die Menschen in Deutschland und nicht nur für die Menschen in Europa. Deshalb muss sich in Zukunft nachhaltiges Wachstum nicht nur daran messen lassen, wie sich das Bruttoinlandsprodukt entwickelt, sondern auch daran, wie wir mit den Ressourcen umgehen und ob wir für eine gerechtere Welt eintreten."
(Rede auf dem 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag am 4. Juni in Dresden)
2011
Ulrich Brand, Universität Wien
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Im Vorfeld wurde ich gefragt, ob die Abschaffung des Wirtschaftswachstums der "archimedische Punkt" sei. Wir müssen zwar sehen, dass in unseren Gesellschaften viel vom Wirtschaftswachstum abhängt: die Befriedigung der Vermögensbesitzer, Lohnarbeit, der Staat und das Steuersystem. Doch der Ausgangspunkt ist ein anderer: Meines Erachtens geht es nicht in erster Linie um die Frage von wirtschaftlichem Wachstum, sondern um einen tiefgreifenden sozialökologischen Transformationsprozess."
(Rede „Die Folgen des Wachstums“ auf dem 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag am 2. Juni in Dresden)
2011
Ellen Ueberschär, Generalsekretärin Deutscher Evangelischer Kirchentag
NGOs, Kirchen + Kunst, Neue Wohlstandsdefinition
"Kirchentag in Dresden – das ist Schatzsuche nach dem anderen Wachstum. Verantwortliches Wirtschaften braucht ein neues Verständnis von Wachstum, einen anderen Maßstab als das Bruttosozialprodukt. Unter diesem Maßstab werden sich die Stichworte "ressourcenleicht, weniger und gerechter" wiederfinden."
(in: Programmheft des 33. Deutschen Evangelischen Kirchtags, 1. bis 5. Juni in Dresden)
2011
Claudia Kempfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Abteillung Energie, Verkehr und Umwelt
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
"Und Wohlstand ist deutlich mehr als nur Einkommen, Arbeitsplätze oder das Bruttoinlandsprodukt. Es geht um Umweltschutz, um wachsendes Glück und Gesundheit. Es gibt viele Indikatoren, wie man Wohlstand messen kann."
(im Streitgespräch mit Tim Jackson "Das Wachstumsmodell auf dem Prüfstand" in "Welt-Sichten", 6-2011)
2011
Aymo Brunetti, Seco
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
"Man sollte das BIP aber mit anderen Indikatoren ergänzen, um zu beurteilen, wie nachhaltig die Entwicklung in einem Land ist."
(im Interview mit NZZ Online "Das BIP ist kein Mass für Glück", 26. Mai 2011)
2011
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"In unserer modernen Hightech-Welt verlieren wir ziemlich leicht aus den Augen, wie abhängig wir von der Natur und der Umwelt sind. Oft gehen wir sorglos und verschwenderisch mit natürlichen Ressourcen um und bemerken gar nicht, dass es dabei um unsere eigene Lebensgrundlage geht. Deshalb muss die Nutzung der Natur im Einklang mit dem Schutz der Natur stehen. Darum geht es. […] Die Frage von Wachstum und Wohlstand bedarf einer neuen Messung. Das ist eigentlich die Aufgabe, die uns sozusagen noch in Fleisch und Blut übergehen muss. Eine neue, alternative Wohlstandsmessung zu entwickeln - das ist nämlich nach wie vor ein nicht ausreichend gelöstes Thema."
(Rede beim Festakt „20 Jahre Deutsche Bundesstiftung Umwelt“ am 24. Mai 2011 in Berlin)
2011
Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises
NGOs, Kirchen + Kunst, Grenzen des Wachstums/Neue Wohlstandsdefinition
"Das vorherrschende Modell der wirtschaftlichen Entwicklung hat sich als lebensfeindlich herausgestellt. […] Hungriges Geld stürzt sich auf den letzten Tropfen Wasser und den letzten Zentimeter Land des Planeten. […] Um dem echten Reichtum und dem wahren Gemeinwohl neues Leben einzuhauchen, müssen wir neue Maßstäbe jenseits des Geldes einführen und ein Wirtschaftssystem jenseits des globalen Supermarkts schaffen."
(zitiert in: „Wider das ewige Wachstum“, Frankfurter Rundschau, 20. Mai 2011)
2011
Norbert Reuter, Ver.di-Bundesvorstand
Wirtschaft + Interessengruppen/Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Ich stimme Ihnen zu, dass wir eine ganz andere, extrem ressourcenschonende Art der Produktion erreichen müssen und wir dann vielleicht wirklich nicht mehr wachsen - jedenfalls nicht nach der herkömmlichen Berechnungsweise des Bruttoinlandsprodukts."
(im Streitgespräch mit Matthias Schmelzer "Gutes Wachstum ist eine Illusion" in taz.de, 20. Mai 2011)
2011
Norbert Reuter, Ver.di-Bundesvorstand
Wirtschaft + Interessengruppen, Kultureller Wandel
"Den dafür nötigen Wertewandel hinzubekommen, zum Beispiel den Verzicht aufs Auto oder das allerneuste iPhone, ist eine wichtige, aber schwere Aufgabe. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, so etwas einfach zu verbieten. Wir müssen vielmehr politische Vorgaben machen, etwa in Bezug auf konsequentes Wiederverwerten. Und wir müssen den Menschen bessere Angebote machen, sodass sie beispielsweise den öffentlichen Verkehr nicht als Verzicht, sondern als Bereicherung empfinden."
(im Streitgespräch mit Matthias Schmelzer "Gutes Wachstum ist eine Illusion" in taz.de, 20. Mai 2011)
2011
Christian Wulff, Bundespräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums/Kultureller Wandel
"Würde die gesamte Menschheit so leben wie wir, würden wir jährlich das Fünffache unseres heutigen CO2-Ausstoßes emittieren - und den stufen fast alle Experten heute bereits als weitaus zu hoch ein. Mitte dieses Jahrhunderts aber dürften über neun Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben. Wenn sie vergleichbare Annehmlichkeiten genießen wollen, dann müssen wir unsere Industriegesellschaften umgestalten, dann braucht es heute noch unbekannte, große Innovationen. Nur so werden wir unseren Wohlstand sichern, ohne unsere eigenen Grundlagen zu zerstören."
(Rede bei der Jubiläumsgala zum 125-jährigen Bestehen der Robert Bosch GmbH
am 19. Mai 2011 in Stuttgart)
2011
Nobelpreisträger
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Our call is for fundamental transformation and innovation in all spheres and at all scales in order to stop and reverse global environmental change and move toward fair and lasting prosperity for present and future generations. […] There are compelling reasons to rethink the conventional model of economic development. Tinkering with the economic system that generated the global crises is not enough."
(in: "The Stockholm Memorandum. Tipping the Scales towards Sustainability." Stockholm, 18. Mai 2011)
2011
Alberto Acosta, FLACSO
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Das westliche Entwicklungsparadigma ist höchst gefährlich: Es garantiert den allgemeinen Wohlstand nicht, bringt das ökologische Gleichgewicht aus dem Lot und stellt dadurch das Überleben der Menschheit in Frage. Der "grüne Kapitalismus" ist eine Falle, denn er stellt die kapitalistische Logik nicht in Frage. In den letzten Jahrzehnten hat auch der Umweltmerkantilismus die Lage nicht verbessert, er ist nur Schminke."
(im Interview mit der taz, 18. Mai 2011)
2011
Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
"Die Energiefrage steht wie der Klimawandel im Brennpunkt intergenerationeller, globaler und ökologischer Gerechtigkeit. Verantwortung für sich selbst, für den anderen und für die Umwelt zu übernehmen, erfordert Lebens- und Verhaltensweisen, die von Maßhalten und Solidarität geprägt sind. Wirtschafts- und Lebensstile sind ernsthaft zu überprüfen. Der Einzelne, aber auch Gesellschaft und Staat dürfen nicht gleichgültig bleiben gegenüber den Schäden, die sie anrichten. Dazu bedarf es neuer Regeln und Formen des nachhaltigen Umgangs mit der Umwelt und der Energie."
(im Geleitwort zu „Der Schöpfung verpflichtet. Anregungen für einen nachhaltigen Umgang mit Energie“, Bonn 16. Mai 2011)
2011
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums/Neue Wohlstandsdefinition
"Ich denke, wir sind uns theoretisch auch einig darin, dass wir Zukunft nicht verbrauchen dürfen, sondern dass wir die Lebensgrundlagen für die Menschen langfristig bewahren müssen. […] Umso wichtiger ist es für uns - das erkläre ich auch oft im Ausland –, dass wir nicht noch weiter auf Kosten unserer Zukunft leben. […] Wir dürfen nicht noch mehr Zukunft verbrauchen. Das setzt unseren Gestaltungsspielräumen natürlich gewisse Grenzen. Deshalb war der Beifall ja auch so zaghaft. Aber Zukunft zu verbrauchen – wir sehen jetzt in einigen europäischen Ländern, was das heißt, welche Einschnitte es auch bedeutet, wenn man in finanzielle Schwierigkeiten kommt –, wäre die falsche Antwort."
(Rede auf der Hauptversammlung des Deutschen Städtetages am 4. Mai 2011 in Stuttgart)
2011
Tim Jackson, University of Surrey
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Die ökologischen Grenzen können wir genauso wenig ändern wie die menschliche Natur. Aber wir können die Gesellschaft immer von neuem erschaffen, und das tun wir auch. Die Normen dieser Welt sind unsere Normen. Ihre Vorstellungen sind unsere Vorstellungen. Diese Normen und Vorstellungen bilden Strukturen und Institutionen. Und genau hier muss der Wandel ansetzen.
Jenseits von Nahrung und Obdach besteht Wohlstand in der Fähigkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, Vorstellungen und Ziele mit anderen zu teilen und gemeinsam zu träumen. Wir haben uns daran gewöhnt, dieses Ziel auf materiellem Wege anzustreben. Uns von dieser Gewohnheit zu befreien ist die Grundlage für den Wandel."
(in: "Ein neuer Kapitalismus", Süddeutsche.de, 3. Mai 2011)
2011
Hans Joachim Schellnhuber, Potsdam-Institut für Klimaforschung
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"In die Vorträge, die ich weltweit zu Themen wie Klima, Energie und Nachhaltigkeit halte, flechte ich fast immer folgendes Frage-und-Antwort-Spiel ein:
1. Glauben Sie, dass es Ihnen heute besser geht als damals Ihren Großeltern? Ein Wald von Armen reckt sich hoch. 2. Glauben Sie, dass es Ihren Enkeln künftig besser gehen wird als Ihnen jetzt? Fast alle Arme bleiben unten. 3. Finden Sie das in Ordnung? Schweigen, vereinzelte verlegene Lacher . . .
Somit ist es ein offenes, beschämendes Geheimnis unserer Halbwissensgesellschaft, dass die heute lebenden volljährigen Generationen den historischen Gipfel des materiellen Wohlstands besetzen - wenn wir verstockt weitermachen wie bisher. Ich habe diese stillschweigende Übereinkunft zur exklusiven Vorteilnahme in der Gegenwart die "Diktatur des Jetzt" genannt: Wir plündern das Naturerbe der Vergangenheit in atemberaubendem Tempo und belasten bedenkenlos die Zukunft mit einem Gebirge von unbewältigten Problemen wie der "Endlagerung" von radioaktivem Material mit 24 000 Jahren Halbwertszeit."
(in: "Vorwärts zur Natur", FAZ.net, 3. Mai 2011)
2011
Jeremy Grantham, GMO Investors
Wirtschaft + Interessengruppen, Grenzen des Wachstums
"Die Welt konsumiert ihre natürlichen Ressourcen mit einer alarmierenden Rate und das bewirkt eine dauerhafte Veränderung des Wertes dieser Rohstoffe. Wir alle müssen unser Verhalten an dieses neue Umfeld anpassen. Und es wäre hilfreich, wenn wir das schnell tun würden […] Wenn wir uns weiter verzweifelt auf Wachstum konzentrieren, werden uns die Ressourcen ausgehen und alles wird zusammen brechen."
(zitiert in: "Grantham sieht Zeiten fallender Rohstoffpreise für immer vorbei", FAZ.Net, 29. April 2011)
2011
Eberhard von Kuenheim, BMW AG
Wirtschaft + Interessengruppen, Ökonomisierung der Gesellschaft
"Die - vorgeblich durch Zwänge der Wirtschaft erforderliche - Ökonomisierung der Bildung ist der falsche Weg. Indizien belegen, dass eben sie die Schäden, verursacht, die man beklagt. Aufgabe des Bildungswesens ist es, Menschen auf ihren Lebensweg und auf ihre Rollen in der Gesellschaft vorzubereiten."
(in: "Wider die Ökonomisierung der Bildung", FAZ, 13. April 2011)
2011
Günter Grass, Schriftsteller
Medien + Journalisten, Grenzen des Wachstums
"Wissen Sie, das gibt es nicht, EIN wichtigstes Thema. Das Ende der Ressourcen etwa, das Ende des Wachstums, die Globalisierung, die Wasserknappheit, das alles ist genauso wichtig. Die Gefahr ist, dass sich in naher Zukunft all das zusammenballt. Die Verteuerung der Lebensmittel, die die Menschen hier nur ein wenig ärgert, schlägt in der sogenannten Dritten Welt existenziell zu Buche. Ob das der steigende Soja- oder Reispreis ist."
(im Interview mit dem Hamburger Abendblatt, 12. April 2011)
2011
Tim Jackson, University of Surrey
Wissenschaft, Ökonomisierung der Gesellschaft
"Also materielle Güter, die strahlen auch immer etwas aus in unserer Konsumgesellschaft, und es ist eine Sprache der Waren entstanden, die mit der sozialen Identität sehr viel zu tun hat. Und diese zerstörerische Verbindung, die muss man unterbrechen. Das heißt, wir müssen wieder mehr das Soziale in den Mittelpunkt stellen, mit diesen sozialen Identitäten uns auch wieder anders auseinandersetzen - nur das macht Sinn."
(im Interview mit dem Deutschlandradio am 5. April 2011)
2011
Bernd Sommer, Kulturwissenschaftliches Institut Essen
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums / Neue Wohlstandsdefinition
"Ich denke auch, bei Fukushima war sicherlich der Auslöser das Erdbeben und der darauffolgende Tsunami, aber die Gründe liegen tiefer. Ähnlich wie bei der Katastrophe im Golf von Mexiko scheint es mit einem Wohlstandsmodell zu tun zu haben - Sie haben das in der Anmoderation ja auch schon genannt -, das darauf beruht, permanent billige Energie zur Verfügung zu stellen, und einen wachsenden Ressourcenverbrauch zu benötigen. Und dafür sind wir bereit, sehr hohe Risiken in Kauf zu nehmen, oder die Kosten und Folgekosten, die durch dieses Wohlstandsmodell entstehen, zu diskontieren auf zukünftige Generationen oder auch schon heute auf andere Menschen in der Welt, zumeist in den ärmeren Teilen."
(im Interview mit Deutschlandradio Kultur, 28. März 2011)
2011
Jürgen Hambrecht, BASF
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Wer kein Wachstum will, muss sich darüber im Klaren sein, welche sozialen Folgen das hat. Wenn man das möchte, muss man das der Bevölkerung deutlich sagen."
(im FAZ-Interview, 26. März 2011)
2011
Hans Joachim Schellnhuber, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Das ganze Wohlstandsmodell der Nachkriegszeit, ob in Japan oder bei uns, beruht darauf, dass uns billige Energie und steigender Materialumsatz immer glücklicher machen sollen. Deshalb entstehen Kernkraftwerke in geologisch superaktiven Gebieten, und deshalb verbrennen wir in einem Jahr so viel Öl, wie in 5,3 Millionen Jahren entstanden ist. Wir plündern zugleich die Vergangenheit und die Zukunft für den Überfluss der Gegenwart - das ist die Diktatur des Jetzt. […] Wir brauchen einen Gesellschaftsvertrag für das 21. Jahrhundert, der den gemeinsamen Willen besiegelt, einen nachhaltigen industriellen Stoffwechsel zu schaffen […] Das geht nur mit einem kulturellen Wandel. Dazu müsste die Gesellschaft ganz anders diskutieren als bisher. Ein solcher Wandel ist mit das Schwerste, was ich mir vorstellen kann."
(im Spiegel-Interview, 21. März 2011)
2011
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
"Weil Wohlstand und Wachstum lange Zeit einander gleich gesetzt und darüber hinaus weitgehend auf Materielles beschränkt wurden. Beides hat sich als irrig erwiesen. Wachsen kann alles Mögliche, ohne dass dadurch der Wohlstand zunimmt. Dieser kann sogar wachstumsbedingt sinken, wenn beispielsweise unersetzliche Ressourcen verbraucht oder die Umwelt beschädigt werden. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass für das Wohlstandsverständnis der meisten nicht nur und noch nicht einmal vorrangig materielle Aspekte bedeutsam sind. Mindestens ebenso wichtig sind Gesundheit, eine intakte Familie, Freunde, Muße und vieles andere. Dem ist künftig Rechnung zu tragen. Sonst erfassen die verwendeten Messgrößen nicht die Wirklichkeit."
(im Interview für "Unternehmerische Verantwortung" auf www.bosch.com, 18. März 2011)
2011
Achim Steiner, UNEP Exekutivdirektor
Internationale Organisationen, Neue Wohlstandsdefinition
"The way humanity manages or mismanages its nature-based assets, including pollinators, will in part define our collective future in the 21st century. The fact is that of the 100 crop species that provide 90 per cent of the world's food, over 70 are pollinated by bees. […] Human beings have fabricated the illusion that in the 21st century they have the technological prowess to be independent of nature. Bees underline the reality that we are more, not less dependent on nature's services in a world of close to seven billion people".
(in seiner Rede anlässlich der Vorstellung des UNEP Reports “Global Bee Colony Disorders and other Threats to Insect Pollinators“, 10. März 2011)
2011
Jakob von Uexküll, World Future Council
NGOs, Kirchen + Kunst, Grenzen des Wachstums
"Wachstum hat den Menschen bisher das Gefühl gegeben, dass ihr Lebensstandard steigt. Das wird zunehmend nicht mehr gelten. Das Wachstum, das auf steigendem Ressourcenverbrauch beruht, nimmt ein Ende."
(im Interview mit der Welt am Sonntag, 6. März 2011)
2011
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Einer der fatalsten Irrtümer in diesem Zusammenhang war im Übrigen, dass man das Wachstum über alles gesetzt hat. Wachstum war sozusagen das Oberziel. Alle anderen Ziele, zum Beispiel ausgeglichene Haushalte, hatten sich dem unterzuordnen. Deshalb sage ich auch ganz deutlich, dass ich mit großer Skepsis all die Bewegungen auf internationaler Ebene verfolge, die jetzt wieder darauf abstellen, dass wir Wachstum um jeden Preis brauchen, auch wenn das mit Verschuldung verbunden ist, was dann ein in Kauf zu nehmender Nebeneffekt sei."
(Rede bei der Veranstaltung der Stiftung Ordnungspolitik am 23. Februar 2011 in Freiburg)
2011
Ronald Pofalla, Chef des Bundeskanzleramts
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Das 21. Jahrhundert verlangt von uns, in neuer Form über Wachstum nachzudenken. Wir brauchen ein nachhaltiges Wachstum, das wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, den Schutz der Umwelt und den sozialen Zusammenhalt zusammenführt. Gleichzeitig müssen wir die Folgen unseres Handelns für kommende Generationen in unsere Entscheidungen einbeziehen."
(Rede in der Sitzung des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung am 1. März 2011)
2011
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"In gewisser Weise wirken Wirtschaftswachstum und materielle Wohlstandsmehrung ähnlich wie viele Medikamente. Wohl dosiert und in ihrer Anwendung sorgfältig kontrolliert sind ihre Wirkungen ganz überwiegend segensreich, obwohl in aller Regel keineswegs frei von unerwünschten Neben- und Folgewirkungen. Werden sie hingegen überdosiert oder nicht hinreichend kontrolliert, schlägt ihr Nutzen rasch in Schaden um, der unter Umständen den Niedergang von Gesellschaften bzw. Siechtum und Tod des Patienten bedeuten kann. Anders gewendet: Die Wirkungen von Wirtschaftswachstum und materieller Wohlstandsmehrung sind ambivalent wie die Wirkungen von Medikamenten."
(in: "Wohlstand ohne Wachstum", zur debatte 1/2011)
2011
Reiner Klingholz, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Die Vorstellung von dauerhaftem Wachstum ist überholt. Sie wird sich in einer alternden, schrumpfenden und vom Konsum her weitgehend gesättigten Gesellschaft nicht mehr erfüllen lassen."
(im Vorwort zur Studie "Die demografische Lage der Nation", Februar 2011)
2011
Vereinigung Deutscher Wissenschaftler
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Es gehört zu den unbequemen Wahrheiten, dass die Unverträglichkeit zwischen exponentiellem Wirtschaftswachstum und Naturschranken nicht erst in ferner Zukunft eintreten wird, sondern dass wir uns damit bereits heute dringend und intensiv sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene beschäftigen müssen".
(in: "Ambitionierte Ziele - untaugliche Mittel: Deutsche Energiepolitik am Scheideweg", Februar 2011)
2011
Giorgio Napolitano, Staatspräsident Italiens
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Die Leute glaubten, die EU sei so etwas wie eine Versicherung gegen alle Krisen, sie glaubten, im geeinten Europa ginge es stets voran in Richtung größeren Wohlstands. Das war ein illusionärer Glaube, und daher sind viele Menschen jetzt enttäuscht. Es war ein Fehler auch der Politik, diesen Glauben zu nähren oder zumindest nicht dagegen vorzugehen. Jetzt ist es die schwierige historische Aufgabe der Politik, dieses große Missverständnis aufzuklären und den Bürgern klarzumachen, wie wertvoll gerade auch in dieser Krise Europas Einheit und insbesondere unsere Gemeinschaftswährung ist."
(im Interview mit der Welt, 25. Februar 2011)
2011
Josef Göppel, Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Umweltausschuss des Bundestages
Politiker + Politische Parteien, Grenzen des Wachstums
"Wie kann den natürlichen Gütern der Erde im marktwirtschaftlichen System ein Preis gegeben werden, der auch den Substanzverlust der Lagerstätten und die Folgekosten der Ressourcennutzung abbildet? Die heutigen Marktpreise decken nur die Kosten der Förderung und Verteilung von Rohstoffen sowie die Gewinne der Handelsorganisationen ab. Der Wertverlust durch die Ausbeutung von Rohstofflagern und die Anhäufung von Abfällen geht nicht in die Wachstumsbetrachtungen ein. Der Verbrauch an Naturgütern wächst, das Kapital der Natur schrumpft. Ist Wachstum vor diesem Hintergrund die Lösung oder das Problem?"
(in: "Wachstum aus christlicher Sicht", Februar 2011)
2011
Mohan Munasinghe, Vizepräsident des Weltklimarates
Internationale Organisationen, Kultureller Wandel
"Nachhaltig ist die globale Entwicklung erst dann, wenn sich auch die reichsten 1,2 Milliarden Menschen beteiligen. Obwohl sie nur 20 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, verbrauchen sie 80 Prozent der Ressourcen und verursachen 75 Prozent der Emissionen. Ihr Lebensstil verschärft Armut, Klimawandel und Ressourcenknappheit. Statt die Reichen nur als Problem zu sehen, sollte man sie als Potenzial wahrnehmen. Denn ändern sie ihr Verhalten, schrumpft die ökologische Last enorm."
(zitiert in: "Wir brauchen Millenniumsziele für Reiche", Pressetext.de vom 10. Februar 2011)
2011
Zygmunt Bauman, University of Leeds
Wissenschaft, Ökonomisierung der Gesellschaft
"Wir wollen selbst nachgefragt werden und damit begehrenswert für andere sein. Darum müssen wir uns ständig in möglichst attraktiver Form präsentieren. Der Mensch verwandelt sich in eine Ware: Wir kaufen viele Produkte, um nachgefragt zu werden. Der Konsum ist der Mitgliedsbeitrag für die Gesellschaft und der Kampf um die Mitgliedschaft ist eine nicht enden wollende Aufgabe. Ja, er ist schon zur Bürgerpflicht erklärt worden."
(im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, 29. Januar 2011)
2011
Min Zhu, International Monetary Fund
Internationale Organisationen, Neue Wohlstandsdefinition
"If you ask anyone in the emerging markets, what is your life model … they will say American lifestyle: big house and big cars … and a pension. … But it won’t work, right, because we absolutely don’t have [these] resources... The whole world has to work together to figure out a model for tomorrow."
(Rede auf dem World Economic Forum in Davos am 26. Januar 2011)
2011
Klaus Schwab, World Economic Forum
Internationale Organisationen, Neue Wohlstandsdefinition
"Am Start des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts steht die Weltgemeinschaft vor einer wichtigen Entscheidung. Wir können entweder weiterhin kurzfristige Eigeninteressen vertreten und an den altgedienten Mustern festhalten, die uns überhaupt erst in die Krise geführt haben. Oder wir können als Weltbürger zusammen im Sinne eines langfristigen globalen Allgemeinwohls agieren. Nach der Wirtschaftskrise der vergangenen zwei Jahre müssen wir uns auf eine Zeit der Bescheidenheit einstellen. In dieser neuen Realität werden von uns kollektive Opfer verlangt, um die Zukunft zu sichern."
(Kommentar in der Neuen Züricher Zeitung anlässlich des World Economic Forum in Davos am 26. Januar 2011)
2011
Rainer Brüderle, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"In Deutschland regiert die Zuversicht. In Deutschland regiert das Wachstum. In Deutschland regiert der Fortschritt. In Deutschland regiert Schwarz-Gelb."
(Regierungserklärung zum Jahreswirtschaftsbericht 2011 vor dem Deutschen Bundestag am 20. Januar 2011 in Berlin)
2011
Götz Rehn, Alnatura
, Neue Wohlstandsdefinition
„Es geht nicht mehr darum, den Menschen zu dressieren für die Wirtschaft, sondern eine Wirtschaft zu schaffen, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und zwar so, dass der Umwelt kein Schaden entsteht.“
(im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, 17. Januar 2011)
2011
Richard David Precht, Philosoph
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
„So betrachtet war 2010 ein schlechtes Jahr. Das gegenwärtige Wirtschaftswachstum blendet uns. Es suggeriert, alles ginge so weiter wie vorher, als gäbe es weiter mittel- bis langfristig Wachstum. Das ist vermutlich Unsinn angesichts der globalen Umverteilung der Märkte, der neuen Konkurrenzen, die entstehen werden, auch der gewaltigen Staatsverschuldung, mit der wir das Ganze letztlich finanzieren. Politisch hätte 2010 ein Jahr sein müssen, in dem wir einen Plan B entwickeln, was passiert, wenn wir dieses Wachstum nicht mehr haben. Das ist nicht geschehen, wir gehen seelenruhig auf den nächsten Crash zu.“
(Im Interview mit dem Tagesspiegel, 4. Januar 2011)
2010
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Wohlergehen und Wohlstand - das heißt nicht nur 'mehr haben', sondern auch 'besser leben'."
(Neujahrsansprache am 31. Dezember 2010)
2010
Walter Maier, Schweizerische Nationalbank
Wirtschaft + Interessengruppen, Grenzen des Wachstums
"Unter dem Druck der Globalisierung und der demografischen Entwicklung ist ein schleichender Wohlstandsverlust in den meisten Industriestaaten praktisch programmiert. Abzusehen sind daher auch verschärfte Verteilungskämpfe. In diesem Umfeld ist es problematisch, wenn ein großer Teil der Bevölkerung bis weit in den Mittelstand hinein den Eindruck hat, dass die Anpassungslast vor allem von denen getragen werden muss, die sowieso schon schlechter gebildet und situiert sind - und dass darüber hinaus die Eliten bei ihren Entscheidungen dafür sorgen, dass sie selbst keine Einbussen erleiden oder gar noch an Einkommen und Wohlstand zulegen können."
(in: "Schwindendes Vertrauen in die Eliten", Neue Züricher Zeitung vom 23. Dezember 2010)
2010
Josef Ackermann, Deutsche Bank AG
Wirtschaft + Interessengruppen, Kultureller Wandel
"This relates to today‟s question: “How do we deliver the next economy?” There are many facets to that, ranging from the shifting geography of growth to shifts between industries. One thing is clear: The next economy must be cleaner and more energy-efficient if we want to drive further global growth and, at the same time, keep our climate intact. This transformation will be nothing less than a new industrial revolution – a revolution that will change the way we live."
(in seiner Rede "green growth - the role of financial institutions" auf dem Global Metro Summit: Delivering the next Economy, Chicago, 8. Dezember 2010)
2010
Kerstin Andreae, Bündnis 90/Die Grünen
Politiker + Politische Parteien, Neue Wohlstandsdefinition
"Ein neuer Wachstumsindikator kann zu der Frage provozieren, wie man produktives Wirtschaften vom Ressourcenverbrauch entkoppelt und effiziente Technologien entwickelt. Wie sieht unter dieser Voraussetzung dann Mobilität aus, und wie werden die Menschen dann wohnen? Die Kernfrage lautet nicht: Wachstum ja oder nein? Sondern: Wie soll Wachstum in Zukunft aussehen? Die alten Bruttoinlandsproduktzahlen helfen da nicht weiter, auch wenn sich die Regierung an ihnen berauscht, ohne zu sehen, dass ihr das bei den strukturellen Problemen dieses Landes nichts nutzt."
(in: "Wir müssen klären, was zumutbar ist", Welt Online, 1. Dezember 2010)
2010
Europäische Umweltagentur
Internationale Organisationen, Grenzen des Wachstums
"Ein weiterer Abbau des Bestands und Flusses an natürlichem Kapital und der Ökosystemdienstleistungen in Europa wird letztendlich die Wirtschaft und den sozialen Zusammenhalt Europas untergraben. Die wachsende Nutzung der natürlichen Ressourcen, die notwendig ist, um bestehende Produktions- und Verbrauchsmuster zu erhalten, ist die treibende Kraft hinter den meisten negativen Veränderungen. Diese Entwicklungen hinterlassen einen erheblichen ökologischen Fußabdruck in Europa und in anderen Teilen der Welt."
(In: Die Umwelt in Europa. Zustand und Ausblick 2010, 29. November 2010, S. 9)
2010
David Cameron, Prime Minister of the United Kingdom
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"But here we are, and today the government is asking the Office of National Statistics to devise a new way of measuring wellbeing in Britain. And so from April next year, we’ll start measuring our progress as a country, not just by how our economy is growing, but by how our lives are improving; not just by our standard of living, but by our quality of life."
(Rede zum Thema "wellbeing", 25. November 2010)
2010
Bündnis 90/Die Grünen
Politiker + Politische Parteien, Kultureller Wandel
"Wir sollten an diese Erfahrungen und dieses Engagement anknüpfen, wenn es darum geht, die Orte, die stark dem demografischen Wandel unterworfen sind, neu und lebenswert zu gestalten. Ein lebenswerter Lebensraum ist zugleich zugänglich für Sinnfragen und schafft Offenheit für neue Lebensweisen. Gerade in Zeiten der Krise erleben wir einen Wandel von Wertevorstellungen und Lebensstilen, der nicht zuletzt mit der Skepsis gegenüber dem klassischen Wachstumsdogma zu tun hat. Es entstehen verantwortungsvolle Lebensweisen, in denen die „Höher, schneller, weiter“-Logik in Frage gestellt wird. Gleichzeitig werden in dieser „Wende zum Weniger“ immaterielle Werte wie Familie, Kultur, menschliche Beziehungen, Muße, Gesundheit, soziale Gerechtigkeit, zivilgesellschaftliches Engagement, Spiritualität oder auch Religion wichtiger."
(Parteitagsbeschluss, „21 Jahre Friedliche Revolution, Zwanzig Jahre Deutsche Einheit: Gelebte Demokratie in Ost und West!“, 19.-21. November 2010)
2010
Klaus Ernst, Vorsitzender der Linkspartei
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
"Es geht nicht ohne Wachstum, aber wir müssen sagen, welches wir wollen. […] Mehr Konsum müssen wir in vielen Bereichen erst ermöglichen. Auch dort geht es um Qualität, etwa in der Landwirtschaft. Eine ökologische Landwirtschaft ist teuer für den Konsumenten. Die müssen das leisten können. Also ist Wachstum gefragt."
(Im Interview mit der FAZ, "Der Konflikt heitß: Kapital gegen Arbeit", 18. November 2010)
2010
David Cameron, Prime Minister of the United Kingdom
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"It's time we admitted that there's more to life than money, and it's time we focused not just on GDP but on GWB - general wellbeing."
(Zitiert in: BBC News, 15. November 2010)
2010
G20
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"We pledge to continue our coordinated efforts and act together to generate strong, sustainable and balanced growth."
(The G20 Seoul Summit Leader´s Declaration, 11. – 12. November 2010)
2010
Christian Wulff, Bundespräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Wenn künftig sieben, acht oder gar neun Milliarden Menschen eine Chance haben sollen, sich in Frieden frei zu entfalten, wenn sie genügend Nahrung, sauberes Trinkwasser, Ärzte, Schulen und Energiequellen zur Verfügung haben sollen, und all das ohne ökologische Grenzen zu überschreiten - dann wird die Menschheit einen sehr grundlegenden Wandel schaffen müssen. Ich glaube, es gibt kulturelle 'tipping points', Punkte, an denen ein Wandel, der sich langsam ankündigt, plötzlich überall zu spüren ist. An denen sich die Sichtweise auf die Welt innerhalb kurzer Zeit verändert, und unsere Verhaltensweisen ebenfalls."
(Rede auf der Konferenz "Falling Walls" am 8. November 2010 in Berlin)
2010
Mathias Binswanger, Fachhochschule Nordwestschweiz, Olten
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Wenn das Bruttoinlandprodukt pro Kopf einmal ein bestimmtes Niveau erreicht hat, dann macht weiteres Wachstum die Menschen nicht mehr glücklicher oder zufriedener. Das Glücksempfinden stagniert und zwar in allen Ländern, für die entsprechende Daten vorliegen. Es scheinen Mechanismen zu existieren, die in entwickelten Ländern einer Zunahme des subjektiven Wohlempfindens mit dem Wirtschaftswachstum entgegenwirken. Diese Mechanismen lassen sich als Tretmühlen interpretieren, da die Menschen, obwohl sie stets einem höheren Einkommen hinterher rennen, glücksmäßig an Ort und Stelle treten. Daraus ergibt sich ein Dilemma für die moderne Wirtschaft: Wachstum macht die Menschen nicht glücklicher und erschwert den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, aber es ist notwendig für das Funktionieren der Wirtschaft."
(These im Rahmen der 2. Spiekerooger Klimagespräche, 6. November 2010)
2010
Reinhard Loske, Senator der Freien Hansestadt Bremen
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Der Green New Deal wird zum neuen Mainstream, auch wenn es manche noch nicht kapieren und zu verhindern trachten. Darüber könnte man sich eigentlich uneingeschränkt freuen. Kann man aber nicht so ohne weiteres, denn es leben auch Mythen wieder auf, die es eigentlich zu überwinden gilt. Das gilt vor allem für die These vom (diesmal grünen) Wachstum durch (diesmal Öko-)Innovationen und (diesmal bewusstem) Konsum. Viele Fragen werden in diesem Diskurs gar nicht mehr gestellt, etwa die nach dem rechten Maß und der gesellschaftlichen und individuellen "Durchhaltbarkeit” des "Immer Mehr, immer schneller, immer weiter”. Die im Gegenzug aufkommende Debatte über die "Postwachstumsgesellschaft” ist gut und nützlich. Wir brauchen sie als Gesellschaft dringend. Man muss aber verdammt aufpassen, sie nicht aus einer bloßen Perspektive des "Überdrusses am Überfluss” zu führen - aus "Ekel vor dem Zuviel”. Dann kann sie leicht als Spleen einer gelangweilten "Bionade-Bourgeosie” denunziert werden (von links und rechts). Was nottut ist eine soziale Theorie der Suffizienz, eine Politik der Mäßigung, die (im umfassenden Sinne) auf Balance setzt."
(These im Rahmen der 2. Spiekerooger Klimagespräche, 6. November 2010)
2010
Matthias Machnig, Wirtschaftsminister Thüringen
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Wir müssen vielmehr Massenwohlstand mit der Leistungsfähigkeit unseres Planeten in Einklang bringen. Wachstum und Ressourcenverbrauch können und müssen entkoppelt werden. Wir brauchen Wachstum mit Qualität."
(In: "Grünes Wachstum ist drin", Die Zeit, 4. November 2010)
2010
Gerhard Schick, Bündnis 90/Die Grünen
Politiker + Politische Parteien, Grenzen des Wachstums
"Unsere derzeitige Art zu wirtschaften hat uns ökonomisch, ökologisch und sozial in die Sackgasse geführt. Das zeigen die Wirtschafts- und Finanzkrise, der Klimawandel und die schwindende Artenvielfalt. Dieses Wirtschaftssystem ist für Milliarden Menschen nicht in der Lage, die grundlegenden Bedürfnisse zu decken, und verschärft die Spaltung zwischen Arm und Reich. Diese soziale Schieflage ist gefährlich."
(im Interview mit der taz "Wir meinen einen anderen Wohlstand", 31. Oktober 2010)
2010
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Wenn wir uns den Herausforderungen stellen und die Welt von morgen gestalten wollen, heißt dies auch für die Politik in Europa und hier in Deutschland, dass wir uns verändern müssen. Es gilt, einen umfassenden, langfristig angelegten Wandel, einen Transformationsprozess in Wirtschaft und Gesellschaft anzustoßen. Dieser sollte sich am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung und der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie mit ihren Leitlinien Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, sozialer Zusammenhalt und internationale Verantwortung orientieren. Das heißt: Wir müssen Fortschritt so gestalten, dass sich künftige Generationen nicht nur ausreichend mit Energie und Ressourcen versorgen können und ihnen die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten bleiben, sondern dass ihnen auch ausreichend Spielräume zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gestaltung zur Verfügung stehen. Dabei tragen wir Zukunftsverantwortung nicht nur im nationalen oder europäischen Maßstab, sondern müssen uns dieser Verantwortung auch im globalen Maßstab stellen."
(in: Umweltbericht 2010. Umweltpolitik ist Zukunftspolitik, Berlin, Oktober 2010)
2010
Reinhard Pfriem, Universität Oldenburg
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Der Klimawandel ist ein Problem der Kulturlosigkeit […] Wir sind geistig verformt, glauben ökonomisch zu handeln und haben Konsumismus zu unserem Lebensmodell erkoren."
(Rede auf dem Unternehmerforum in Vechta "Klimawandel ist ein Problem der Kulturlosigkeit", 28. Oktober 2010)
2010
Richard Florida, University of Toronto
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Die Städte, gerade im Landesinneren der USA, sind ausufernde Strukturen mit großen Vororten, manche mit problematischen Stadtzentren. Viele Leute leben außerhalb in Suburbs: Dort bewohnen sie große Häuser, zu denen sie in ihren Autos pendeln; bei diesem Lebensstil verbrauchen sie viel Energie. All das schafft Nachfrage nach industriellen Produkten: nach Autos, nach großen Häusern, ausgestattet mit allerhand Gerätschaften und elektronischen Produkten. Wir können so nicht weitermachen, das zeigt uns die Krise deutlich."
(im Interview mit dem Manager Magazin, 26. Oktober 2010)
2010
Georg Meck, Journalist
Medien + Journalisten, Plädoyer für Wachstum
"Die Abgesänge auf die Marktwirtschaft waren voreilig, die Fabriken brummen wieder, Auto- und Chemieindustrie ziehen Deutschland aus der Krise, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wächst, die Menschen finden Beschäftigung, die Arbeitslosigkeit sinkt, die Löhne steigen. Nur die Kulturpessimisten nölen: Wenn es dieses Mal noch gutging, dann kommt es nächstes Mal umso schlimmer."
(in: "Ein Hoch auf das Wachstum", FAZ vom 21. Oktober 2010)
2010
Tim Jackson, University of Surrey
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
„Eine Wirtschaft ohne Wachstum ist ein Langzeitprojekt und bedeutet nicht, dass ich mich über eine Rezession freue. Im Gegenteil. Eine Rezession hat gravierende gesellschaftliche Auswirkungen, führt zu Arbeitsplatzverlust und schädigt ein Gemeinwesen. Und hier ist das Dilemma: Weiteres Wirtschaftswachstum ist nicht nahhaltig, raubt uns langfristig unsere Lebensgrundlagen und zerstört diesen Planeten. Rezessionen aber führen zu Instabilität.“
(in: „Wohlstand ohne Wachstum ist ein Konzept für den Westen“, Change 3/2010)
2010
Peter Ehrlich, Journalist
Medien + Journalisten, Plädoyer für Wachstum
"Eine Volkswirtschaft muss aber wachsen, um in die Produktivität investieren zu können. Neue Windparks, Solaranlagen und CO2-neutrale Autos müssen entwickelt und gebaut werden, man kann sie nicht herbeischrumpfen."
(in FTD, 15. Oktober 2010)
2010
Fritz Kuhn, Bündnis 90/Die Grünen
Politiker + Politische Parteien, Grenzen des Wachstums
"Entscheidend für eine wirklich nachhaltige Entwicklung ist es, ob wir unsere Substanz erhalten oder verzehren. Ob das BIP dann gerade wächst oder nicht, bleibt eine interessante, aber keine ausschlaggebende Frage. Dass wir über Wachstum diskutieren müssen, erzwingen aber auch dessen Raten. Für Deutschland schrumpft das BIP tendenziell."
(in: "Die Zeit" vom 14. Oktober 2010)
2010
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Politiker + Politische Parteien, Grenzen des Wachstums
„Wir selber haben, was den Flächenverbrauch in Deutschland anbelangt, erhebliche Aufgaben zu lösen. Ein Land, das relativ dicht besiedelt ist und das jeden Tag sehr viel Fläche verbraucht, ist noch nicht auf dem Pfad der Nachhaltigkeit. Wenn Sie das, was wir tun, extrapolieren, dann haben wir irgendwann keinerlei natürlichen Bereiche mehr…“
(Rede auf dem Kongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion "Der Ast, auf dem wir sitzen - Entscheidungen für biologische Vielfalt und Klima“ am 6. Oktober 2010 in Berlin)
2010
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
„Wir müssen fast 20 Jahre nach Rio sagen: Der Verlust von Arten und Lebensräumen geht derzeit fast ungebremst weiter. Es waren aber keine gänzlich verlorenen Jahre, die hinter uns liegen. Doch der Befund ist nach wie vor sehr, sehr bedrohlich und bedenklich. Es ist natürlich wichtig, dass wir uns vor Augen halten, dass ein Umsteuern Zeit braucht, weil es tief in die Lebensweise und in die Wirtschaftsweise von Nationen eingreift. Aber es darf auch keine Ausreden geben, denn Nichtstun wird sich ähnlich wie beim Klimaschutz bitterlich rächen.“
(Rede auf dem Kongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion „Der Ast, auf dem wir sitzen – Entscheidungen für Biologische Vielfalt und Klima“ am 6. Oktober 2010 in Berlin)
2010
Horst W. Opaschowski, BAT Stiftung für Zukunftsfragen
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Die Selbsthilfe kann notwendige staatliche Sozialleistungen nicht ersetzen. Andererseits haben Bürger mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass sie ihre Ansprüche nicht weiter steigern können. Der Staat als Rundumversorger und Verteiler hat ausgedient, der kann das nicht mehr einlösen. Natürlich hat diese Selbsthilfe auch ihre sozialen Folgen. Wer die Bürger in schwierigen Zeiten ins Boot holt, der muss damit rechnen, dass sie in besseren Zeiten das Steuer nicht mehr aus der Hand geben."
(im Interview mit den Salzburger Nachrichten, 5. Oktober 2010)
2010
Horst W. Opaschowski, BAT Stiftung für Zukunftsfragen
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Die Einstellungen zu Wohlstand haben sich verändert. Wohlstand wird zunehmend im Sinne von persönlichem und sozialem Wohlergehen definiert oder "Gut leben statt viel haben". Wir müssen uns zwischendurch auf eine Phase des Nullwachstums einstellen. Nicht mehr der Lebensstandard muss wachsen, sondern die Lebensqualität. Wohlstand kann nicht mehr nur eine Geldfrage sein."
(im Interview mit den Salzburger Nachrichten, 5. Oktober 2010)
2010
Norbert Röttgen, Bundesumweltminister
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Wir brauchen eine Perspektive von Wachstum und Wohlstand, die nicht zu Lasten künftiger Generationen geht, sondern zu ihren Gunsten. Eine Kultur der Schonung und der Effizienz zu entwickeln und ökonomisch durchzusetzen ist deshalb eine Herausforderung, von der wir ökonomisch, ökologisch und auch gesamtgesellschaftlich profitieren. Sie ist darüber hinaus auch global relevant, da es hierbei um nicht weniger als eine der zentralen Gerechtigkeitsfragen der Zukunft geht."
(Rede auf der Konferenz "Ressourceneffizienz - Motor für ein Grünes Wachstum", 5. Oktober 2010)
2010
Olivier de Schutter, UN-Sonderbeauftragte für das Recht auf Ernährung
Internationale Organisationen, Kultureller Wandel
"Wir werden uns nicht zu einer CO2-freien Gesellschaft entwickeln können, in der die Menschenrechte besser verwirklicht werden, wenn wir Geiseln der Kurzfristigkeit von Märkten und von Wahlkampfpolitik bleiben."
(Rede auf der Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung, 28. September 2010
2010
Bernd Siebenhüner, Universität Oldenburg
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Aber es ist doch - mit Blick auf die noch zur Verfügung stehenden Ressourcen und die endlichen herkömmlichen Energiequellen - die Frage, wie weit das westliche Wirtschaftsmodell weltweit umsetzbar ist. Es zeigt sich sehr deutlich, dass unser Planet nicht im Stande sein wird, die gesamte Weltbevölkerung mit Ressourcen und Energien in dem Maße zu versorgen, wie sie bisher von den Industrieländern - also 20 % der Bevölkerung - in Anspruch genommen wurden."
(im Interview mit VDI Nachrichten, 27. August 2010)
2010
Arndt G. Kirchhoff, BDI/BDA-Mittelstandsausschuss
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Nur mit einer wachsenden Wirtschaft lässt sich der Haushalt konsolidieren. Schon ein Wachstumsrückgang von 0,1 Prozent bedeutet 2,5 Milliarden Euro weniger BIP. Das macht für die Staatskasse ungefähr 600 Millionen Euro weniger Steuereinnahmen. Bei 0,2 Prozent weniger BIP-Wachstum wären die Steuerausfälle höher als die erhofften Steuermehreinnahmen... Die Politik muss jetzt die Weichen auf Wachstum stellen."
(in: BDI-Mittelstandsinformationen - 23. August 2010)
2010
Renate Künast, Bündnis 90/Die Grünen
Politiker + Politische Parteien, Grenzen des Wachstums
"In der Vergangenheit hat unsere Wirtschaftsweise Wachstum über alles gestellt. Inzwischen wissen wir, dass wir so unsere Lebensgrundlagen zerstören."
(im Interview mit der WirtschaftsWoche, 12. Juli 2010)
2010
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Für die Völker in den früh industrialisierten Ländern, die im historischen und internationalen Vergleich einen immens hohen materiellen Lebensstandard erreicht haben, ist jedoch der Zeitpunkt gekommen einzusehen, dass für sie die weitere Mehrung materiellen Wohlstands an Grenzen stößt. Allerdings bedeutet dies nicht notwendigerweise einen Wohlstandsverlust insgesamt. Denn materielle Wohlstandsverluste können in erheblichen Umfang durch immaterielle Wohlstandsaspekte kompensiert werden."
(zitiert in: "Wir können Probleme nicht mehr durch Wachstum lösen", conturen1/2.2010)
2010
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
"Vielmehr sollten sie Formen von Wachstum und Wohlstand verinnerlichen, die, anders als die bisherigen, keine verbrannte Erde zurücklassen. Wie schwer das fällt, offenbart die seit Langem geführte Wachstumsdebatte, bei der noch immer Vertreter eines beinahe archaischen Wachstumsverständnisses den Ton angeben: Abwrackprämien statt Bildungsgutscheine, Wirtschaftssubventionen statt musischer Kindererziehung, Lohnerhöhungen statt Sabbaticals. Mit dieser Art von Wohlstands- und Wachstumsverständnis ist kein Staat zu machen und erst recht keine Zukunft. Zukunft braucht ein Wachstum, das nicht länger vorwiegend aus materiellen, sondern vermehrt auch aus immateriellen Quellen gespeist wird."
(in: „Sollen wir immer weiter wachsen?“, WiWo, Nr 28, 12. Juli 2010)
2010
Karl-Heinz Paqué, Universität Magdeburg
Wissenschaft, Plädoyer für Wachstum
"Der weltweite Energieverbrauch wird massiv steigen, denn große Entwicklungsländer industrialisieren sich. Die Menschen dort wollen auch wohlhabend werden, und niemand sollte versuchen, sie daran zu hindern. Um deren Wachstum in Einklang mit globalen ökologischen Zielen zu bringen, braucht die Welt neues technisches Wissen - in Deutschland genauso wie in China, Indien und Bangladesch. Dieses Wissen fällt nicht vom Himmel, sondern es entsteht vor allem durch eines: Wachstum."
(in: „Sollen wir immer weiter wachsen?“, WiWo, Nr 28, 12. Juli 2010)
2010
Gerhard Scherhorn, emeritierter Professor für Konsumtheorie und Verbraucherpolitik an der Universität Hohenheim
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Es ist die Fixierung auf Wirtschaftswachstum ohne Rücksicht auf Kollateralschäden, die in die Krise geführt hat und auch in die nächste führen wird,
wenn sie das Denken weiter beherrscht."
(Impulspapier "Die Politik in der Wachstumsfalle", Tagung der Evangelischen Akademie Loccum, 2. bis 4. Juli 2010)
2010
Gerhard Scherhorn, emeritierter Professor für Konsumtheorie und Verbraucherpolitik an der Universität Hohenheim
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Zukunftsfähig ist nur eine Politik, die an die Stelle des Wachstumsziels das Ziel der Nachhaltigen Entwicklung setzt. Das Nachhaltigkeitsprinzip fordert Substanzerhaltung. Es verlangt, dass mit der Aufzehrung der Gemeingüter Schluss gemacht wird – zwar schrittweise, aber entschieden."
(Impulspapier "Die Politik in der Wachstumsfalle", Tagung der Evangelischen Akademie Loccum, 2. bis 4. Juli 2010)
2010
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Der eigentliche Wohlstand beginnt erst da,
wo das Wachstum endet. Eigentlicher, menschenspezifischer Wohlstand – das ist Freude an der Natur, der Kunst, dem Schönen, dem Lernen; das sind
menschengemäße Häuser und Städte mit Straßen und Plätzen, die die Bewohner gerne aufsuchen; das ist sinnenfroher Genuss, das ist die Fähigkeit
des Menschen, mit sich selbst etwas anfangen zu können..., das ist nicht zuletzt Revitalisierung der spirituell-kulturellen Dimension des Menschen, die
durch das Streben nach immer größeren Gütermengen weithin verkümmert ist."
(Exit.Wohlstand ohne Wachstum, S. 247)
2010
Gerhard Scherhorn, emeritierter Professor für Konsumtheorie und Verbraucherpolitik an der Universität Hohenheim
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
Mit Wachstum keine nachhaltige Entwicklung. Nachhaltigkeit bedeutet Erhaltung der Lebens- und Produktionsgrundlagen,altmodisch ausgedrückt der 'Substanz'. Das bisherige Wirtschaftswachstum aber verzehrt die Substanz. Wir verzehren die naturgegebenen Gemeingüter z.B. durch Überfischung der Weltmeere, Absenkung des Grundwassers, Verringerung der Artenvielfalt, Erwärmung des Klimas. Wir verzehren die sozial gegebenen Gemeingüter z.B., wenn zunehmende Ungleichheit der Chancen auf Bildung, Erwerb, Gesundheit, Einkommen und Vermögen den kooperativen
Zusammenhalt der Gesellschaft gefährdet. Das quantitative Wachstum der Industrieländer beruht auf fortgesetztem Raubbau an den Gemeingütern zu Lasten der Entwicklungsländer und der künftigen Generationen; es ermöglichtnachhaltige Entwicklung nicht, sondern verhindert sie.
(Impulspapier "Die Politik in der Wachstumsfalle", Tagung der Evangelischen Akademie Loccum, 2. bis 4. Juli 2010)
2010
Gerhard Scherhorn, emeritierter Professor für Konsumtheorie und Verbraucherpolitik an der Universität Hohenheim
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Es gilt zu begreifen, dass die Qualität des Lebens nur zu einem Teil durch das Kaufen und Nutzen von Waren und Diensten gefördert wird, zu einem anderen Teil aber durch
sinnvolles Tun, durch gesunde Bewegung, Pflege menschlicher Beziehungen, nachbarschaftliche Zusammenarbeit, zivilgesellschaftliche Tätigkeit, und
zum dritten durch die Kultivierung der Umweltbedingungen und der Gesellschaftsstruktur. So kann im Bewusstsein der Menschen neben das Geld als Voraussetzung für Wohlstand die Zeit als Voraussetzung für Wohlfahrt treten."
(Impulspapier "Die Politik in der Wachstumsfalle", Tagung der Evangelischen Akademie Loccum, 2. bis 4. Juli 2010)
2010
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
„Wir stehen vor der Aufgabe: Wie schaffen wir es, weltweit nachhaltig und balanciert, aber vor allen Dingen nachhaltig Wachstum zu schaffen? Diese Aufgabe ist noch etwas schwieriger, als es darum ging, eine gesamtdeutsche Soziale Marktwirtschaft zu schaffen. Wir müssen lernen, mit begrenzten Ressourcen umzugehen. Sicherlich kann nicht allein die Größe des Bruttoinlandsprodukts für entwickelte Industrienatio-nen auf Dauer der einzige Wachstumsindikator sein. Es geht um Lebensqualität. Es geht um Bildung. Es geht um sozialen Frieden, um innere und äußere Sicherheit. Diese Verfolgung einer in den Zielsetzungen weiterentwickelten Sozialen Marktwirt-schaft wird für uns die große Aufgabe in der Zukunft sein. Ich glaube, Deutschland hat hier viele, viele Beiträge auch zur internationalen Diskussion zu leisten, um auf diesem Weg weiterzukommen“.
(Rede auf der Veranstaltung „20 Jahre Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion“ am 29. Juni 2010 in Berlin)
2010
Richard David Precht, Buchautor und Journalist
Medien + Journalisten, Grenzen des Wachstums
„Die Entfremdung der Politiker von den Bürgern ist mehr als nur eine Frage von verweigerter Mitbestimmung. Sie ist auch der immer trotzigere Versuch, eine Politik von gestern zu bewahren, in der Form und im Inhalt. Ihren stärksten Ausdruck findet sie in der Ideologie des Wachstums, die glauben machen möchte, dass wir weiterhin die Umwelt zerstören und Ressourcen aufbrauchen müssen, um noch mehr Konsumgüter zu erzeugen. Tatsächlich fördert das Wirtschaftswachstum schon lange nicht mehr den Wohlstand, sondern es ruiniert ihn.“
(in: Spiegel Online, „Die entfremdete Republik“, vom 28. Juni 2010)
2010
Norbert Röttgen, Bundesumweltminister
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
„Wenn wir unsere Wirtschafts- und Lebensweise nicht ändern, werden Ölfirmen für uns in immer sensiblere Gebiete vordringen, auch in Regenwälder und in die Arktis.“
(im Spiegel-Interview, „Gefahr für den Wohlstand", vom 28. Juni 2010)
2010
Wolfgang Sachs, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH
Wissenschaft, Kultureller Wandel
„Ich denke, dass der grüne Kapitalismus sich zu einem System transformieren muss, wo ich nicht weiß, ob es noch kapitalistisch zu nennen ist. Auf jeden Fall zu einem System, wo nicht mehr Wachstum und damit auch nicht mehr Profit die Priorität haben.“
(in: weed-Sonderbeilage in der taz – 19.Juni 2010)
2010
Elmar Altvater, Freie Universität Berlin
Wissenschaft, Kultureller Wandel
„Bei der Naturkrise ist es offensichtlich, dass wir Grenzen überschritten haben. Wir können die Ernährungskrise und die Energiekrise, den Peak Oil, hinzufügen. Dann haben wir – neben der Demokratiekrise – auch eine Hegemonialkrise. Wir sind an der Grenze von ganz vielem, und daher müssen wir die Frage stellen: Muss man nicht das System ändern, um wieder auf eine andere Entwicklungsbahn zu kommen?“
(in: weed-Sonderbeilage in der taz – 19.Juni 2010)
2010
Jeremy Rifkin, Präsident der Foundation of Economic Trends
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
“This next stage after the collapse of Copenhagen and now with the collapse of the global economy, we have to change the way we think about all this and we have to see that opportunity for a new economic vision, game plan and a new economic revolution that will get us to a post-carbon society.”
(im EurActiv-Interview, am 16. Juni 2010)
2010
Franz Walter, Universität Göttingen
Wissenschaft, Kultureller Wandel
„In diesen Jahren geht etwas zu Ende, gesellschaftliche und ökonomische Axiome sind zerbrochen. Und doch gibt es nirgendwo eine auch nur vage Skizze für das Folgende, für den Postsozialismus, den Postkapitalismus, das Postchristliche in den rundum ausgenüchterten europäischen Gesellschaften. Wohl in keiner neuzeitlichen Krise herrschte eine solche Begriffslosigkeit bei der Betrachtung von Zukunft, bei den Erörterungen über das "Danach". Die im Bundestag vertretenen Parteien vermögen das Neue längst nicht mehr vorweg zu nehmen oder gar vorweg zu denken. Verantwortlich dafür ist keineswegs die oft gern attestierte Abgehobenheit der Parlamentarier in Deutschland.“
(in: Spiegel Online, „Einen Denker brauchen wir“ vom 1. Juni 2010)
2010
Christian Böllhoff, Geschäftsführer der Prognos AG
Wirtschaft + Interessengruppen, Grenzen des Wachstums
"Auch wenn man steigende Investitionen und höhere Produktivitätsfortschritte als zuletzt annimmt, ist es ausgesprochen schwierig, Ansatzpunkte für ein langfristiges Wachstum oberhalb von einem Prozent zu finden."
(zitiert in: Handelsblatt "Deutschland schwindet die Kraft" vom 27. Mai 2010)
2010
Wolfgang Kaden, Journalist
Medien + Journalisten, Grenzen des Wachstums
"Seit vielen Jahrzehnten schon wird die Illusion vom stetig steigenden Sozialprodukt mit immer neuen Staatsschulden aufrechterhalten. Es begann in den Siebzigern, als die damalige sozial-liberale Koalition die ersten schweren Konjunkturkrisen mit staatlichem "Deficitspending" zu überwinden suchte - und versäumte, die zu diesem Zweck aufgenommenen Schulden im nachfolgenden Aufschwung zurückzuzahlen."
(in: "Wachstum? Diese Zeiten sind vorbei", Spiegel Online 18. Mai 2010)
2010
Horst Köhler, Bundespräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Bis zur Stunde verlassen wir uns darauf, dass vor allem Wirtschaftswachstum helfen wird, mit dem Schuldenproblem fertig zu werden. Manche empfehlen sogar, dafür zunächst noch mehr Schulden zu machen. Ich glaube, das ist ein schlechter Rat, dem wir auf keinen Fall folgen sollten. Er würde uns in eine aussichtslose Schuldenfalle führen, weil sich für die entwickelten Volkswirtschaften Grenzen des Wachstums nicht mehr übersehen lassen."
(Rede "Die Krise nicht verschwenden!" von Bundespräsident Horst Köhler beim IX. Munich Economic Summit, 29. April 2010)
2010
Frank-Walter Steinmeier, SPD
Politiker + Politische Parteien, Neue Wohlstandsdefinition
"Wir müssen die Ziele und Maßstäbe unseres Wirtschaftens neu definieren. Es gilt, nachhaltige Lebensqualität und gesellschaftlichen Fortschritt in den Mittelpunkt zu rücken. […] Der Zustand der Umwelt, das Niveau von Gesundheit und Bildung, Sicherheit, politische Teilhabe und Zugang zu Arbeit, aber auch die Verfügbarkeit von freier Zeit - all das erfasst das BIP nicht. Auch über die Verteilung von Wohlstand und Lebenschancen gibt das BIP keine Auskunft."
(Gastkommentar in der FTD vom 18. April 2010)
2010
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Unser Wohlstand steht auf Pfeilern, die wegbrechen. Seit Beginn der Industrialisierung haben wir unsere natürlichen Ressourcen nicht mehr gebraucht, sondern verbraucht. Wir haben fast kostenfrei die Umwelt belastet, wir haben die Gesellschaft verschlissen. Und jetzt haben wir noch jahrzehntelang versucht, die Sache durch neue Schulden anzufeuern. Diese Art von Wohlstand werden wir in Zukunft nicht mehr haben."
(im Interview mit DiePresse.com am 17. April 2010)
2010
Jürgen Trittin, Bündnis 90/Die Grünen
Politiker + Politische Parteien, Neue Wohlstandsdefinition
"Wir müssen unseren Wohlstand so organisieren, dass wir nicht länger sklavisch abhängig vom Wachstum sind"
(zitiert in: SpiegelOnline "Grüne kämpfen gegen die Wunderwaffe Wachstum" vom 15. April 2010)
2010
Ernst Ulrich von Weizsäcker, Wissenschaftler
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Dieses expansive Wachstum ist jetzt an seine Grenzen gekommen - die weitere technologische Entwicklung ohne klare ökologische Ausrichtung führt geradewegs in den Abgrund. Darum muss der Fortschritt grün werden."
(Essay "Fortschritt ja, aber bitte grün" in SpiegelONLINE vom 15. April 2010)
2010
Peter Bofinger, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
„Auch Deutschland bewegt sich seit Jahren am Rande der Deflation. Und der Weltwirtschaft stehen schwierige Zeiten bevor. Ich fürchte: Die Bürger müssen mit mageren Zeiten rechnen. […] Meine Befürchtung ist, dass wir in eine längere Phase der Stagnation geraten. Die Wachstumstreiber fehlen. Vor der Krise waren es die Privathaushalte in den USA, in Süd- und Osteuropa, in Großbritannien und Irland, die dank großzügiger Kredite die Weltkonjunktur am Laufen hielten. Seit dem Einbruch 2008 haben öffentliche Haushalte mit ihren Konjunkturprogrammen den Laden in Schwung gehalten. Doch auch damit wird nun definitiv Schluss sein.“
(im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, "Deutschland droht eine längere Stagnation", 23. März 2010)
2010
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Wir werden diese Krise gemeinsam (…) nur mit Wachstum überwinden, und genau um dieses Wachstum geht es uns. Dafür kämpfen wir, wie gesagt, mit einer gewissen Leidenschaft, aber ich meine, das ist auch innerhalb der erlaubten Grenzen."
(auf der Pressekonferenz nach dem Spitzengespräch der Bundeskanzlerin mit der deutschen Wirtschaft in München, 05. März 2010)
2010
Ulrich Witt, Max-Planck-Institut für Ökonomik
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Unser jetziger materieller Lebensstandard, wie wir ihn in Europa kennen, ist nicht für acht oder neun Milliarden Menschen verfügbar. (…) Nur solange der technische Fortschritt stärker zunimmt als die Ressourcen-Verknappung, kann es unter realen Bedingungen ein Mehrprodukt je Arbeitsstunde geben. Wenn Energie und Material zur Neige gehen, zu teuer werden, ist schnell Schluss mit dieser Art von Wachstum."
(im Interview mit Focus-Money, 1. März 2010)
2010
Burkhard Schwenker, Chef der Unternehmensberatung Roland Berger
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Im Grunde ist es ganz einfach. Wer für wachsenden Wohlstand ist, muss auch für eine wachsende Wirtschaft sein. Das eine kann es ohne das andere nicht geben. Wenn wir uns vornehmen, den Wohlstand binnen einer Generation zu verdoppeln, was ich für ein erstrebenswertes Ziel halte, dann bedeutet das, dass das Bruttoinlandsprodukt jedes Jahr im Schnitt um drei Prozent wachsen muss. Das hat nichts mit Ideologie zu tun, sondern schlicht mit Mathematik."
(im Interview mit Focus, 1. März 2010)
2010
Silke Helfrich/ Rainer Kuhlen/ Wolfgang Sachs/ Christian Siefkes
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Zweifellos ist es höchst fahrlässig, weiterhin auf ein steigendes Volkseinkommen zu setzen. Das Gegenteil zu tun, nämlich auf wirtschaftliche Stabilität und Konsumbeschränkung zu setzen, hat mehr Vernunft für sich. Die Gründe dafür sind ausreichend bekannt: Klimachaos, schwindende Öl- und Gasreserven, wachsende Schuldenberge und verstärkte Ressourcenansprüche an verschiedenen Orten der Welt. Es genügt, darauf hinzuweisen, dass es bald – vielerorts schon jetzt – nicht mehr um Wachstum, sondern um zivilisiertes Überleben geht."
(in: Heinrich Böll Stiftung (Hrsg.), "Gemeingüter-Wohlstand durch Teilen", S. 41, Februar 2010)
2010
Bevölkerungsumfrage (IfD Allensbach)
NGOs, Kirchen + Kunst, Plädoyer für Wachstum
"55 Prozent der Anhänger der CDU/CSU, 52 Prozent der Anhänger der SPD halten es für besonders wichtig, die Politik in den nächsten Jahren auf mehr Wirtschaftswachstum auszurichten."
(zitiert in: Renate Köcher, "Politik in der pragmatischen Gesellschaft", FAZ vom 24. Februar 2010)
2010
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Besonders wichtig ist mir, (…) dass wir die Frage, was im 21. Jahrhundert Wachstum ist und was Wohlstand für hoch entwickelte Industrienationen bedeutet, gemeinsam im Sinne der Nachhaltigkeit und der Zukunftsfähigkeit bearbeiten wollen. (…) Wir müssen neu denken. Wir müssen neu wirtschaften. Wir brauchen eine nachhaltige Budgetpolitik, eine nachhaltige Finanzpolitik."
(auf der Pressekonferenz zu "Agenda 2020" mit Präsident Sarkozy in Paris, 04. Februar 2010)
2010
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Wir werden auch andere Dinge gemeinsam tun. Aber besonders wichtig ist mir, dass wir verabredet haben, dass wir die Frage, was im 21. Jahrhundert Wachstum ist und was Wohlstand für hochentwickelte Industrienationen bedeutet, gemeinsam im Sinne der Nachhaltigkeit und der Zukunftsfähigkeit bearbeiten wollen.
Wir werden, ausgehend von dem Stiglitz-Kommissionsbericht, dann die Sachverständigenräte oder Wirtsachaftsweisen, wie es in Frankreich heißt, zusammensetzen. Sie sollen für uns bis zum Ende des Jahres einen Bericht erarbeiten und sagen, wie wir neue Idikatoren finden können. Genau das werden wir dann auch in Europa einspeisen, um dort auf einer modernen Grundlage im Sinne eines nachhaltigen, verantwortungsvollen Wirtschaftens über die Wachstumsstrategie zu beraten."
(Gemeinsame Pressekonferenz - 12. Deutsch-Französischer Ministerrat, 4. Februar 2010)
2010
Nicolas Sarkozy, französischer Staatspräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
„Wir sind der Ansicht, dass Deutschland und Frankreich die Wachstumsindikatoren weiterentwickeln müssen, wenn wir dauerhafte Entwicklung sicherstellen wollen.“
(gemeinsame Pressekonferenz mit Angela Merkel - 12. Deutsch-Französischer Ministerrat, Paris, 4. Februar 2010)
2010
Rainer Brüderle, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Deutschland muss jetzt das Potenzial für dauerhaftes, selbsttragendes Wachstum wieder aufbauen. Wir brauchen einen höheren Wachstumspfad. [...] Dauerhaftes Wachstum erreichen wir nur mit niedrigen Steuern."
(Rede zum Jahreswirtschaftsbericht 2010 der Bundesregierung vor dem Deutschen Bundestag, 28. Januar 2010)
2010
Mathias Greffrath, Journalist
Medien + Journalisten, Grenzen des Wachstums
"Wachstum für den Wohlstand, Wachstum für die Armen, die Kinder, die Kitas, die Umwelt und den Schuldendienst. Lieder von gestern, an die auch hinter diesen Tribünen niemand mehr so recht glaubt. "
(in: Das Schlagloch. Wir sind Roland Koch, taz, 26. Januar 2010)
2010
Kurt Biedenkopf, Ministerpräsident a.D.
Politiker + Politische Parteien
Politiker + Politische Parteien, Grenzen des Wachstums
"Ich habe nichts gegen Wachstum. Ich habe aber etwas gegen Wachstum, wenn es zu Lasten der Staatsfinanzen geht. Dann leihen wir uns das Wachstum von der kommenden Generation, um unsere gegenwärtigen Probleme zu erleichtern."
(zitiert in: „Der Irrglaube der Demokratie an ewiges Wachstum“, Die Welt vom 24. Januar 2010)
2010
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Wir haben weitere Kaufkraftstimulierungen angeregt. Genau daraus ist eine bessere Wirtschaftsentwicklung bis November entstanden, so wie wir das wollten. Die hat uns Spielräume eröffnet, den nächsten Impuls zu setzen, um für die Steuerschätzung im Mai wieder eine bessere Entwicklung zu haben. Das ist unsere Philosophie. Wer diese Art, zu denken, nicht aufbringt, der muss wirklich in sich gehen. Es ist notwendig, dass wir diesen Kurs fortsetzen, dass wir weiter auf Wachstum setzen und uns gleichzeitig mit der Haushaltskonsolidierung befassen."
(Rede zum Haushaltsgesetz 2010 vor dem Deutschen Bundestag am 20. Januar 2010 in Berlin)
2010
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Aber nun stehen wir vor der vielleicht kompliziertesten Situation, die man sich vorstellen kann. Wir haben uns verschuldet, wir sind in der Krise, wir müssen langfristig auf Nachhaltigkeit setzen, aber gleichzeitig müssen wir Wachstumsimpulse setzen, weil jeder weiß, wenn wir das nicht tun, dann werden wir uns noch lange mit Sparen beschäftigen können und müssen an die Substanz dessen gehen, was in Bildung, in Forschung, in Investitionen hineingeht. Das darf nicht passieren.
Ich sage auch: Was ich nicht will, ist, den sozialen Frieden dieses Landes so auf den Prüfstand zu stellen, dass er nicht mehr erhalten werden kann. Dieser ist genauso eine Stärke der Sozialen Marktwirtschaft. Vielleicht haben wir aber nie so sehr gesehen, wie hilfreich betriebliche Mitbestimmung ist, wie im letzten Jahr, als vieles auch miteinander besprochen wurde."
(Rede beim "Wirtschaftsgespräch 2010" des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen am 18. Januar 2010 in Düsseldorf)
2010
Ernst Ulrich von Weizsäcker, Wissenschaftler
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Wenn man Beschäftigung über alles stellt, dann darf man nicht am Wachstumsdogma kratzen. Aber da ist ein Denkfehler drin: Man tut so, als wären Arbeitsplätze auch dann gut, wenn sie zerstörerisch oder sinnlos sind. Für den Wohlstand wäre besser: weniger Arbeit, aber die besser verteilt."
(im Gespräch mit FORMAT, 10. Januar 2010)
2010
Franz Fischler, Ökosoziales Forum
NGOs, Kirchen + Kunst, Grenzen des Wachstums
"Langfristig ist es schlicht nicht machbar, immer weiter zu wachsen. Man muss den Umstieg daher planen. Es ist außerdem ein falsches Dogma, weniger Wachstum mit Verzicht gleichzusetzen. Man muss sich doch fragen: Wozu soll dieses Wachstum dienen? Es kann nicht immer um "mehr" gehen – sondern um mehr Qualität."
(im Gespräch mit FORMAT, 10. Januar 2010)
2010
Renate Künast, Bündnis 90/Die Grünen
Politiker + Politische Parteien, Kultureller Wandel
"Diejenigen aus den anderen Parteien, die jetzt das Wort Grün im Munde führen, betrachten das nur als Zusatz. Sie wollen mit der Umwelttechnik nur einen zusätzlichen Wirtschaftszweig aufmachen. Sie meinen, das ginge ohne Veränderung des Lebensstils. Wir aber wollen unsere Art zu leben und zu wirtschaften grundsätzlich umbauen. Ich will jetzt keinen Verzicht predigen, sondern unsere Grundausrichtung verändern."
(im Interview mit der FAZ, 9. Januar 2010)
2010
Herman Van Rompuy, Präsident des Europäischen Rates
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"We need more economic growth, in order to finance on a sound basis our social model, to preserve our European way of life."
(bei seiner Antrittsrede, zitiert in: Deutsche Welle, 4. Januar 2010)
2010
Bevölkerungsumfrage (Eurobarometer)
NGOs, Kirchen + Kunst, Plädoyer für Wachstum
"Grundsätzlich erscheint die Konzentration auf Wachstum und mehr Arbeitsplätze den Bürgern sinnvoll, denn für eine klare Mehrheit der Deutschen (59%, +5 Pp) und der Europäer (56%, + 1 Pp) bestimmt wirtschaftliche Leistungsfähigkeit die Stellung der Europäischen Union in der Welt."
(Europäische Kommission, Eurobarometer 72, Herbst 2009, S. 34)
2010
Edmund Phelps, Columbia University
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
"The good economy should serve the good life."
(zitiert in: Nachhaltigkeit – Monatsthema 01/10: Besser statt mehr – Wachstum im Wandel, Januar 2010)
2010
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Nachhaltig höheres Wachstum wird damit entscheidend für den langfristigen Konsolidierungserfolg. Tragfähige öffentliche Finanzen sind wiederum eine Voraussetzung für mehr Wachstum und Beschäftigung."
(in: Jahreswirtschaftsbericht 2010, Mit neuer Kraft die Zukunft gestalten, S. 13)
2010
Christine Ax, "f hoch x" - Institut für zukunftsfähiges Wirtschaften
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
"Wenn es kein Wachstum mehr gibt, wenn keine Zuwächse mehr zu verteilen sind und Knappheiten über die Preise im Alltag ankommen, steht unsere Gesellschaft vor politschen und sozialen Konflikten. Die Leere, die entsteht, wenn Konsum keine zentrale sinnstiftende Instanz der Gesellschaft mehr ist, muss durch Inhalte gefüllt werden, die es ermöglichen, ein sinnvolles, selbstbestimmtes und tätiges Leben zu führen."
("Bildung fürs Leben" in: Irmi Seidl/Angelika Zahrnt (Hrsg.) (2010) Postwachstumsgesellschaft - Konzepte für die Zukunft, Marburg, S. 77)
2009
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Das vergangene Jahr stand im Zeichen der größten weltweiten Finanzkrise unserer Zeit. 2010 wird sich entscheiden, wie wir aus dieser Krise herauskommen […] Dazu müssen und werden wir als Bundesregierung alles tun, um Wachstum zu schaffen. Denn wir wollen mit mehr Wachstum klug aus der Krise kommen."
(Neujahrsansprache 2010, 31. Dezember 2009)
2009
Michael Hüther, Institut der deutschen Wirtschaft
Wissenschaft, Plädoyer für Wachstum
"Zunächst ist nicht die Zahl, sondern das Ziel entscheidend. Nämlich, dass alle in der Gesellschaft vorhandenen Beschäftigungswünsche befriedigt werden. Unter den gegebenen Umständen brauchen wir über mehrere Jahre etwa zweieinhalb Prozent Wachstum, um dieses Ziel zu erreichen. Bei einem weiter flexibilisierten Arbeitsmarkt wäre diese Beschäftigungsschwelle durchaus geringer."
("Die Knautschzone hat gehalten", in: Der Westen, 31. Dezember 2009)
2009
Hans Werner Kilz, Journalist
Medien + Journalisten, Grenzen des Wachstums
"Auch die neue Bundesregierung folgt dem Irrglauben, mit Wachstum, funktionierenden Märkten und technologischem Fortschritt jedes Problem lösen zu können. Wenn die Bürger nur genug konsumieren, wird ihnen weisgemacht, werden sie mit auffrischender Konjunktur in eine rosige Zukunft schweben - ganz so, als sei die Welt des Konsums ein Ort der Glückseligkeit."
(Kommentar in der Süddeutschen Zeitung, 31. Dezember 2009)
2009
Yvo de Boer, Sekretariat der Klimarahmenkonvention der UN
Internationale Organisationen, Grenzen des Wachstums
"Das menschliche Antlitz ist vom Radarschirm der Verhandlungen völlig verschwunden". Es gehe im Zuge der Aushandlungen in den Vorbereitungen für das Kyoto-Nachfolgeabkommen "nur noch um Energie und Wirtschaftswachstum".
(zitiert in der ZEIT vom 3.12.2009, Nr. 50)
2009
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Es beginnt ein neues Jahrzehnt, in dem sich vieles für unser Land entscheiden wird. Es wird sich entscheiden […] wie wir unseren Wohlstand erhalten, indem wir unsere Art zu leben und zu wirtschaften ändern."
(Neujahrsansprache 2010, 31. Dezember 2009)
2009
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Denn es ist keine Frage: Dieses Klimarahmenabkommen ist ein globales Abkommen, weil der Klimawandel nur global bewältigt werden kann. Dabei müssen wir einander helfen. Aber wir müssen genauso auch dazu bereit sein, unseren Lebensstil zu ändern. Deshalb ist Technologie wichtig. Deshalb sind erneuerbare Energien wichtig. Und deshalb ist das gemeinsame Verständnis wichtig, dass wir auf einem Planeten leben, dass nach einer bestimmten Zeit die Armut des einen auch die Armut des anderen sein wird, dass wir zusammengehören und zusammen agieren können."
(Rede auf der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen, 17. Dezember 2009)
2009
Reinhard Loske, Senator der Freien Hansestadt Bremen
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Viele Leute haben schon verstanden, dass das ewige Mehr auf Dauer nicht funktioniert. Das spiegelt sich auch in Umfragen: In vielen Industrieländern nimmt die Zufriedenheit der Menschen trotz steigenden materiellen Wohlstands nicht mehr zu."
(Interview in der taz, 5. Dezember 2009)
2009
Reinhard Loske, Senator der Freien Hansestadt Bremen
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Wie viele andere Zeitgenossen mache ich mir Sorgen über einen gefährlichen Effekt. Manche Autos brauchen zwar weniger Benzin, aber wir haben immer mehr davon. Durch Dämmung sinkt der Energiebedarf der Häuser, aber die Wohnungen werden größer. Deswegen reicht es nicht, Klimaschutz auf Fragen der Technik zu begrenzen."
(Interview in der taz, 5. Dezember 2009)
2009
Reinhard Loske, Senator der Freien Hansestadt Bremen
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Wir brauchen dringend neue Methoden, um unseren Wohlstand zu messen. Die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts reicht nicht mehr aus. Der Wert von sauberem Wasser, guter Luft, biologischer Vielfalt und einem stabilen Klima fällt dabei unter den Tisch. Und wir müssen uns eingestehen, dass die bloße quantitative Zunahme der Produktion keinen Sinn mehr hat. Im Gegenteil - das Festhalten an ihr schafft neue Probleme. Wir müssen lernen, zwischen produktivem und destruktivem Wachstum zu unterscheiden."
(Interview in der taz, 5. Dezember 2009)
2009
Dennis Meadows, Wissenschaftler
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Growth will soon come to an end along one of two paths. Either humanity can turn to the pursuit of quality rather than quantity, or problems such as climate change and oil depletion will bring on stagnation and decline despite our best efforts to sustain a rising GDP."
(auf der Konferenz des Denkwerks Zukunft, 30. November 2009)
2009
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Die Vorstellung, dass das Wachstum der Wirtschaft und die Mehrung materiellen Wohlstands zumindest in den reichen Ländern zum Stillstand kommen oder sogar in ihr Gegenteil umschlagen könnten, ist vielen Menschen so zuwider, dass sie sich ihr verweigern. An so etwas, so heißt es, wollen wir gar nicht denken. Das wäre das Ende unserer Kultur."
(Schlusswort auf der ersten Konferenz des Denkwerks Zukunft, 30. November 2009)
2009
Jakob von Uexküll, World Future Council
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
"Also die Kluft zwischen Worten und Tat wird natürlich immer größer. Die Regierung, die herrschenden Eliten wissen ganz genau, dass es so nicht weiter gehen kann, aber sie haben riesige Angst vor dem Übergang. Ich glaube diese Angst ist übertrieben."
(auf der ersten Konferenz des Denkwerks Zukunft, 30. November 2009)
2009
Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Wenn es uns mit der Generationengerechtigkeit ernst ist, müssen wir künftig auf qualitatives statt quantitatives Wachstum setzen. Umwelt- und Klimaschutz bringen enorme Wachstumschancen mit sich. Es ist ein Wachstum, bei dem wir unseren Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung dramatisch einschränken. In der EU sollen bis 2050 80 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden, verglichen mit 1990. Das braucht nicht nur neue Technologien, sondern auch einen neuen Lebensstil. Einen, in dem Zeitwohlstand und immaterielle Güter wie Bildung, Kultur und zwischenmenschliche Beziehungen wichtiger sind, als jeweils das neueste Handy zu besitzen."
(auf dem Bundessymposion "Kompetenzzentrum Deutschland - Neues Wachstum durch Innovation" des Wirtschaftsrats der CDU, 27. November 2009)
2009
Thomas Hanke, Wirtschaftsjournalist
Medien + Journalisten, Plädoyer für Wachstum
"Nun hatte Meadows Ansatz vor 40 Jahren einen vernünftigen Kern: Der Erde wurde zu viel Raubbau an Ressourcen zugemutet. Auch heute noch ist das der Fall, beim Klima. Doch haben wir inzwischen die Mittel und Techniken in der Hand, das zu ändern, mit wenig Energie und Ressourcen zu produzieren. Allerdings brauchen wir dafür mehr Wachstum. Es stellt sich sogar zwangsläufig ein, wenn wir international die neuen, schonenden Produktionsverfahren ausdehnen und rasch genug hochfahren. Wachstum ist aber auch notwendig, weil keine Volkswirtschaft es je geschafft hat, im Stillstand auf alte Prozesse und Techniken zu verzichten. Hier, in der mangelnden Wachstumsorientierung, liegt auch der blinde Fleck der schwarz-gelben Wirtschaftspolitik."
(in: "Wider einen neuen Wachstumspessimismus", Handelsblatt, 26. November 2009)
2009
Al Gore, Politiker und Friedensnobelpreisträger
Politiker + Politische Parteien, Kultureller Wandel
"Die einzig sinnvollen und effektiven Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise erfordern radikale Veränderungen in unserem Verhalten und Denken - Veränderungen hin zu mehr Effizienz und Naturschutz, weg von fossilen Brennstoffen zu Solar-, Wind- und anderen Formen erneuerbarer Energie."
(zitiert in seinem Buch "Wir haben die Wahl", S. 315)
2009
Norbert Röttgen, Bundesumweltminister
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Ohne Wachstum werden wir keines unserer Probleme lösen. Aber entscheidend ist, wie der Wachstumsbegriff aussieht. Das Bruttoinlandsprodukt mit aller Macht zu steigern ist der falsche Weg. Das haben wir ja beim Banken-Crash erlebt. Rein ökonomische Fixierung hatte ihren Höhepunkt in den Exzessen des Finanzmarkts. Das ist nicht das Wachstum, das wir wollen. Wir wollen Nachhaltigkeit, wir wollen gesundes Wachstum. Und das hat auch eine ökologische Komponente."
(im Interview mit FOCUS, 47/2009, 16. November 2009)
2009
Reinhard Loske, Senator der Freien Hansestadt Bremen
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Dass ohne Wachstum alles nichts sei, wie jüngst Bundeskanzlerin Merkel meinte, ist eher als Diagnose einer Krankheit zu verstehen. Wenn unsere Gesellschaft, die öffentlichen Haushalte und das soziale Sicherungssystem permanentes Wachstum zur unbedingten Voraussetzung hätten, stünden wir bald vor dem "Nichts". Wir müssen uns also fragen, wie man Individuen und Unternehmen vom Wachstumszwang befreien kann."
(in: "Ist ohne Wachstum wirklich alles nichts?", FAZ, 16. November 2009)
2009
Reinhard Loske, Senator der Freien Hansestadt Bremen
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Um dem Klimawandel zu begegnen, brauchen wir einen Wandel hin zu einer klimaverträglichen Kultur, die sich Schritt für Schritt vom Wachstumszwang und dem Bruttoinlandsprodukt als Maßstab für Wohlstand befreit und Technik zweckgerichtet in gesellschaftliche Ziele einbettet. Dieser Ansatz setzt an der Wachstumskritik der siebziger Jahre an, in deren Zentrum die biophysikalischen Grenzen des Wirtschaftens ebenso standen wie die Zweifel am Sinn immerwährender Expansion für den Einzelnen und die Gesellschaft."
(in: "Ist ohne Wachstum wirklich alles nichts?", FAZ, 16. November 2009)
2009
Norbert Röttgen, Bundesumweltminister
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Richtig ist, dass Wachstum und Wohlstand keine Synonyme sind. Richtig ist auch, dass der Wachstumsbegriff des 20. Jahrhunderts ausschließlich auf das BIP-Wachstum abstellte, also auf das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes. Diese Fixierung auf das quantitative Wachstum müssen wir aufgeben. Wir brauchen einen neuen Wachstumsbegriff – einen, der nicht nur rein ökonomisch ist. Gesundes Wachstum muss dazu dienen, die Lebensqualität der heutigen Generation zu verbessern, ohne die Chancen der nächsten Generation zu beeinträchtigen."
(Interview in DIE ZEIT Nr. 47, 12. November 2009)
2009
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Wachstum zu schaffen, das ist das Ziel unserer Regierung. [...] Ohne Wachstum keine Investitionen, ohne Wachstum keine Arbeitsplätze, ohne Wachstum keine Gelder für die Bildung, ohne Wachstum keine Hilfe für die Schwachen. Und umgekehrt: Mit Wachstum Investitionen, Arbeitsplätze, Gelder für die Bildung, Hilfe für die Schwachen und – am wichtigsten – Vertrauen bei den Menschen."
(Regierungserklärung, 10. November 2009)
2009
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Dabei wissen wir alle in diesem Hause: Der Schutz unseres Klimas ist eine Menschheitsaufgabe. Im vor uns liegenden Jahrzehnt entscheidet sich, ob wir eine Chance haben, die Auswirkungen des weltweiten Klimawandels auf ein erträgliches Maß zu begrenzen – genau das meinen wir mit dem Zweigradziel –, oder ob wir das nicht schaffen. Es entscheidet sich, ob wir insgesamt eine Art des Wirtschaftens finden, die nicht mit den Grundlagen ihres eigenen Erfolgs Raubbau treibt, oder ob wir es eben doch tun. Es entscheidet sich, welche Zukunft unser Planet und damit wir, die wir diesen Planeten bewohnen, haben."
(Regierungserklärung, 10. November 2009)
2009
Horst Köhler, Bundespräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Es geht auch um mehr als um Wachstum, wie wir es bisher gewohnt waren. Die Menschheit steht vor der existenziellen Aufgabe, den Klimawandel zu begrenzen. Das ist eine große Herausforderung an unseren Erfindergeist und unsere Alltagsgewohnheiten. Die Produktion und der Verbrauch von Energie und Rohstoffen müssen umweltschonend und nachhaltig werden, damit wir nicht länger die Zukunft unserer Kinder und Enkel aufzehren. Die Transformation hin zu einer ökologischen sozialen Marktwirtschaft ist möglich und nötig, und sie wird neue Arbeit und neues Einkommen schaffen. Der Wandel wird auch unseren Lebensstil verändern – wir werden lernen, mit weniger Verbrauch glücklich und zufrieden zu sein. Wir werden nach einer neuen Art von Wachstum streben: nach wachsendem Wohlergehen für Mensch und Schöpfung."
(Ansprache zur Ernennung des Bundeskabinetts, 28. Oktober 2009 in Berlin)
2009
Horst Köhler, Bundespräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Es ist ja inzwischen kein Erkenntnisproblem mehr: Wir müssen weg vom Öl. Wir brauchen einen neuen Antriebsstoff für unsere Volkswirtschaften. Wir müssen hin zu erneuerbaren Energien und zu viel mehr Energie- und Ressourceneffizienz. Dieser Wandel ist ökologisch nötig, und er ist wirtschaftlich chancenreich. Dabei müssen wir uns darüber im Klaren sein: Es geht nicht um das Drehen an einigen kleinen Stellschrauben der Energieversorgung, und wir haben auch nicht beliebig Zeit. Es geht um nichts weniger als um die Transformation in eine "postkarbone Gesellschaft". Das wird für uns alle Veränderung und Umstellung bedeuten. Wir werden neue Gewohnheiten entdecken. Und ich bin sicher: Diese Transformation wird uns zu einer neuen, einer besseren Lebensqualität führen."
(Grußwort anlässlich der Verleihung des Deutschen Umweltpreises, 25. Oktober 2009 in Augsburg)
2009
Mathias Greffrath, Journalist
Medien + Journalisten, Grenzen des Wachstums
"Das Mantra ist von vorgestern: Die Zuwachsraten der alten Industrienationen sinken seit Jahrzehnten; der fossile Brennstoff des Wachstums wird rar; eine Welt nach dem Modell westlichen Wohlstands ist undenkbar. Die Klimakatastrophe wird allein durch effizientere Technik und erneuerbare Energien kaum zu vermeiden sein. Langsam sickert die unerfreuliche Erkenntnis durch: Die Wachstumsperiode der letzten zwei Jahrhunderte war eine welthistorische Ausnahme."
(im Deutschlandfunk, 2. Oktober 2009)
2009
Nicolas Stern, London School of Economics
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Rich nations will have to forget about growth to stop climate change."
(zitiert in: The Guardian, 11 September 2009)
2009
Centre for Global Growth Companies
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"A more holistic, multi-sector cooperative approach to promoting growth is necessary to save jobs and create new ones and to "reskill" and "upskill" workforces."
(Annual Meeting of the New Champions 2009)
2009
Joseph E. Stiglitz/Amartya Sen/ Jean-Paul Fitoussi
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
"Current well-being has to do with both economic resources, such as income, and with non-economic aspects of peoples’ life (what they do and what they can do, how they feel, and the natural environment they live in). Whether these levels of well-being can be sustained over time depends on whether stocks of capital that matter for our lives (natural, physical, human, social) are passed on to future generations.”
(in: "Report by the Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress”, September 2009)
2009
Horst W. Opaschowski, BAT Stiftung für Zukunftsfragen
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Eine Neubesinnung auf das Beständige findet statt. Und das ist immer weniger nur eine Frage des Geldes. Das neue Wohlstandsleben ist auf Nachhaltigkeit angelegt. Statt Wohlleben heißt es eher Wohlergehen und ist nicht mehr nur von Konjunkturzyklen und Börsenkursen abhängig. Es geht wieder um das Gelingen des Lebens. Und das kann auch bedeuten: Gut leben statt viel haben!"
(in: "Wohlstand neu denken", 2009)
2009
Europäische Kommission
Internationale Organisationen, Neue Wohlstandsdefinition
"Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist, insbesondere in der gegenwärtigen Rezession, ein aussagekräftiger und allgemein anerkannter Indikator zur Beobachtung kurz- bis mittelfristiger Schwankungen der wirtschaftlichen Tätigkeit. Es ist trotz seiner Mängel immer noch der beste einzelne Messwert zur Feststellung der Leistungsfähigkeit einer Marktwirtschaft. Das BIP ist aber nicht dazu gedacht, den längerfristigen wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt und insbesondere die Fähigkeit einer Gesellschaft zur Lösung von Problemen wie Klimawandel, effiziente Ressourcennutzung oder soziale Integration genau zu messen. Es spricht vieles dafür, das BIP mit Statistiken zur Berücksichtigung anderer wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Fragestellungen zu ergänzen, die ebenfalls entscheidende Bedeutung für das Wohlergehen der Menschen haben."
(in: MITTEILUNG DER KOMMISSION AN DEN RAT UND DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT. "Das BIP und mehr. Die Messung des Fortschritts in einer Welt im Wandel", Brüssel, 20. August 2009)
2009
Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident von NRW
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Wenn wir unseren Wohlstand nicht nur halten, sondern mehren wollen, dann brauchen wir in Zukunft jährliche Wachstumsraten von 3 Prozent. Die durchschnittliche Wachstumsrate von jährlich 1,5 Prozent, die wir in Deutschland von 1998 bis 2008 hatten, wird auf lange Sicht nicht ausreichen, um die öffentlichen Haushalte und die Finanzen der Sozialversicherungen auf Dauer in Ordnung zu bringen."
(Pressekonferenz, 19. August 2009)
2009
Herman Daly/Tim Jackson u.a.
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
"We see [today] a society and a Government whose primary objective is still the achievement of economic growth as conventionally understood and measured, with as much social justice and environmental protection as can be reconciled with that central goal. We envisage a society whose primary goal should be the wellbeing of society itself and of the planetary resources and environment that sustains us all, with economic objectives shaped to support that central goal rather than the other way around."
(in: "Open Letter to the Queen", 14. August 2009)
2009
Georg Fahrenschon, Bayerischer Staatsminister der Finanzen
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Wir müssen jetzt mehr denn je unsere Politik darauf ausrichten, der deutschen Wirtschaft zurück auf ihren Wachstumspfad zu helfen."
(Rede auf dem Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken am 21. Juli 2009, zitiert in: Inter|esse 6/7 2009, S. 3)
2009
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Milliarden von Menschen kämpfen ums Überleben und wir, die wir einen unvergleichlich höheren Lebensstandard haben, werden ständig animiert, doch noch mehr zu konsumieren. Iss was! Trink was! Kauf dir noch ein T-Shirt, obwohl für dessen Produktion tausende von Litern Wasser benötigt werden, die es in den Baumwollregionen oft nicht gibt. Diese Gebiete versteppen und versanden dann. Nein, ein immerwährendes Wachstum von zwei oder drei Prozent kann nicht funktionieren. Ein Taschenrechner offenbart die ganze Absurdität dieses Konzepts. Drei Prozent Wachstum - das bedeutet in einem Menschenleben die Verzwölffachung der Gütermenge."
(Interview im FOCUS, 6. Juli 2009)
2009
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Das Problem dieser Gesellschaft ist deshalb auch nicht Wachstum an sich, sondern dass sie sich auf eine ganz bestimmte Wachstumsform versteift hat, die Ressourcen verbrauchende, Umwelt belastende Mehrung materieller Güter. Und diese stößt an Grenzen."
(Interview im FOCUS, 6. Juli 2009)
2009
Reiner Klingholz, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Auch die Strategie, sich notgedrungen an das Schrumpfen anzupassen, bringt keine Wende: Wo Schulen schließen, Buslinien eingestellt und Ämter zusammengelegt werden, ziehen gerade junge Familien erst recht weg. Anpassen fördert den demographischen Niedergang, auch wenn das Gegenteil geplant war. Das Dilemma zeigt, dass Deutschland nicht nur eine neue Demographiepolitik braucht, sondern dass wir uns auch generell von einem Phantom verabschieden müssen. Denn die Grenzen des Wachstums zeigen sich an allen Fronten: Der Gehalt an Treibhausgasen in der Atmosphäre sollte besser nicht weiter ansteigen; die Ölvorräte sind bald zur Hälfte erschöpft; seltene, aber ungemein wichtige Metalle wie Rhenium oder Gallium gehen deutlich früher zur Neige, so dass niemand so recht weiß, wie wir künftig unsere Flugzeugturbinen und Solarzellen bauen sollen. Nennenswertes Wirtschaftswachstum in früh industrialisierten Nationen, deren Konsum längst gesättigt ist und die ihren demographischen Höhepunkt hinter sich haben, ist kaum noch vorstellbar."
(in: "Herr Minister, wir schrumpfen", FAZ, 1. Juli 2009)
2009
CDU/CSU
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
"Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist stark. CDU und CSU sind optimistisch, dass die Menschen in unserem Land – wenn wir unsere Wachstumspolitik fortsetzen – in den nächsten Jahren wieder nachhaltiges Wirtschaftswachstum schaffen werden. Wir können auch in Zukunft Wachstum in Deutschland erreichen. Die Haushaltskonsolidierung bleibt unser Ziel. Sie schafft Spielräume, um mit attraktiven steuerlichen Rahmenbedingungen die Grundlage für mehr Wachstum und Beschäftigung zu legen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist der Staat gefordert. Er muss alles tun, um Brücken für den nächsten Aufschwung zu bauen. Die aus Wachstum folgenden Steuermehreinnahmen wollen wir in etwa gleichen Teilen für Haushaltskonsolidierung, Zukunftsinvestitionen und Entlastung der Bürger verwenden. Eine richtige Steuerpolitik befördert Wachstum."
(in: Regierungsprogramm 2009 - 2013: "WIR HABEN DIE KRAFT", Juni 2009)
2009
Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
"Was heute Wohlstandsmehrung genannt wird, ist zunehmend nur der Versuch, Schäden zu beseitigen, die bei einem solideren Wachstum überhaupt nicht aufgetreten wären."
(Interview in der FAZ, 3. Juni 2009)
2009
Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
NGOs, Kirchen + Kunst, Kultureller Wandel
"Eine Orientierung der Politik und der Wirtschaft am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung und des qualitativen Wachstums ist deshalb langfristig die zentrale Herausforderung. Selbst wenn diese Politik zu vergleichsweise niedrigerem quantitativem Wachstum führte, wäre sie zum Nutzen der meisten Menschen auf der Erde und der Natur."
(in: "Wie ein Riss in einer hohen Mauer", EKD-Texte, 100, Juni 2009)
2009
Wolfgang Uchatius, Journalist
Medien + Journalisten, Kultureller Wandel
"Warum brauchen wir Wirtschaftswachstum? Weil sonst Firmen sterben. Weil dann Menschen arbeitslos werden, arm und unglücklich. Ist das unausweichlich? Eine Alternative muss her."
("Wir können auch anders", in: Die Zeit, 20. Mai 2009)
2009
Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Welches Wachstum brauchen wir denn? Das Wachstum hat alles determiniert. Es hieß immer: Wir brauchen Wachstum. Und nach dem Preis, für den wir es erhalten, ist nie gefragt worden. Die erste Große Koalition Ende der 60er Jahre hatte schon einmal Wachstum zum Oberziel erklärt und gleichzeitig damit begonnen, schrittweise eine grandiose Staatsverschuldung aufzubauen, weil Wachstum nicht in ein Verhältnis zu dem Preis gesetzt wurde, den man dafür zahlt. Das, was wir jetzt als internationale Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise bezeichnen, beruhte letztendlich auch auf einem Wachstum auf der Basis nicht tragfähiger Grundlagen."
(Rede auf dem Kongress "Deutschland – eine Generation weiter. Die Zukunft hat schon begonnen" des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, 18. Mai 2009)
2009
Dennis L. Meadows, Universität New Hampshire
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
"Das Problem ist nicht, dass wir mehr Wohlstand wollen. Das Problem ist, dass wir Wohlstand durch materiellen Besitz definieren. Es gab Gesellschaften und Menschen, die dachten, ihnen ginge es besser nicht nur durch mehr Güter, sondern durch den Erwerb von Weisheit, Verständnis, mehr Freunden oder besserer Gesundheit. In diesem Fall können wir fast unbegrenzt reicher werden. Nur wenn wir Autos wollen, größere Häuser oder nach Hawaii in den Urlaub fliegen wollen, gibt es einen Widerspruch."
(Interview in: Technology Review, 24. April 2009)
2009
Barack Obama, Präsident der USA
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Nach Wochen der Vorbereitung haben wir uns auf eine Reihe von noch nie dagewesenen Maßnahmen verständigt, um Wachstum wiederherzustellen und zu verhindern, dass so eine Krise noch einmal ausbrechen wird."
(auf dem G20 Gipfel in London, zitiert in: Berliner Zeitung „1 Billion Dollar gegen Krise“, 2. April 2009)
2009
Tim Jackson, University of Surrey
Wissenschaft, Neue Wohlstandsdefinition
"Every society clings to a myth by which it lives. Ours is the myth of economic growth. For the last five decades the pursuit of growth has been the single most important policy goal across the world. […] There is something odd about the modern refusal to countenance anything but growth at all costs."
(in: "Prosperity without growth", 2009)
2009
Tim Jackson, University of Surrey
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Above all, there is an urgent need to develop a resilient and sustainable macro-economy that is no longer predicated on relentless consumption growth. The clearest message from the financial crisis of 2008 is that our current model of economic success is fundamentally flawed. For the advanced economies of the Western world, prosperity without growth is no longer a utopian dream. It is a financial and ecological necessity.”
(in: "Prosperity without growth", 2009)
2009
Tim Jackson, University of Surrey
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"A less growth-driven economy will improve people’s work-life balance. Enhanced investment in public goods will provide lasting returns to the nation’s prosperity.”
(in: "Prosperity without growth", 2009)
2009
Paul Welfens, Bergische Universität Wuppertal
Wissenschaft, Plädoyer für Wachstum
"Für Normalbürger muss die Perspektive sein, dass es weiter Wachstum gibt. Nur das ist ökonomisch vernünftig."
(Interview im General-Anzeiger, 27. März 2009)
2009
Horst Köhler, Bundespräsident
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Wir können uns nicht mehr hauptsächlich auf wirtschaftliches Wachstum als Problemlöser und Friedensstifter in unseren Gesellschaften verlassen"
(Berliner Rede 2009, zitiert in: FAZ, 24. März 2009)
2009
Barack Obama, Präsident der USA
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Our efforts must begin with swift action to stimulate growth. Already, the United States has passed the American Recovery and Reinvestment Act — the most dramatic effort to jump-start job creation and lay a foundation for growth in a generation.”
(Presseerklärung, 23. März 2009)
2009
Jakob von Uexküll, World Future Council
NGOs, Kirchen + Kunst, Grenzen des Wachstums
"Man hat uns vorgegaukelt, dass wir viel reicher seien, als wir es sind. Dann ist die Blase geplatzt. Wir haben auf Pump gelebt, übrigens vor allem auch auf Kosten der Natur. Ökonomische Zyklen kommen und gehen. Bei Geldschulden gibt es Gläubiger, die Bilanz kann man wieder ausgleichen. Die Schulden, die wir uns gegenüber der Natur aufgebürdet haben, bleiben über viele Generationen, wenn nicht ewig."
(Interview im Hamburger Abendblatt, 24. Februar 2009)
2009
Wolfgang Reitzle, Vorstandsvorsitzender der Linde AG
Wirtschaft + Interessengruppen, Grenzen des Wachstums
"Vor diesem Hintergrund werden wir in den reifen Märkten - wie beispielsweise Deutschland und Frankreich - in den nächsten 10 Jahren ein Wachstum von 2 Prozent nicht mehr sehen. Es wird sich eher auf einem gleichbleibenden Niveau bewegen, vielleicht werden wir sogar leicht im Minus sein oder uns über ein Plus von 1 Prozent freuen. Wir müssen uns der Realtiät stellen. Zu glauben, dies ist nur eine kurze Schwächephase, und dann geht es schon wieder aufwärts, ist eine Illusion."
(3. Ameranger Disput "Familie und Liebe" der Ernst Freiberger-Stiftung am 6. Februar 2009 in Amerang)
2009
Wolfgang Reitzle, Vorstandsvorsitzender der Linde AG
Wirtschaft + Interessengruppen, Kultureller Wandel
"Es muss ein Umdenken stattfinden. Wenn wir krampfhaft an einer wachstumsbasierten Gesellschaftsform festhalten, werden unsere Staatssysteme nicht mehr funktionieren... Wenn es uns nicht schnell gelingt, einen neuen Grundkonsens in der Gesellschaft zu finden, wird der Übergang von einer wachstumsbasierten Philosophie zu einer Ressourcen schonenden, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Gesellschaftsform mit Verwerfungen verbunden sein."
(3. Ameranger Disput "Familie und Liebe" der Ernst Freiberger-Stiftung am 6. Februar 2009 in Amerang)
2009
Wolfgang Reitzle, Vorstandsvorsitzender der Linde AG
Wirtschaft + Interessengruppen, Grenzen des Wachstums
"Die Wachstumsgläubigkeit ist nicht nachhaltig. Sie kann es gar nicht sein, schon allein wegen der demografischen Entwicklung, wegen der begrenzten Ressourcen, aus vielen weiteren Gründen."
(3. Ameranger Disput "Familie und Liebe" der Ernst Freiberger-Stiftung am 6. Februar 2009 in Amerang)
2009
Andrew Bacevich, Boston College
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Amerika lebt über seine Verhältnisse […] unsere Zwangslage ist ein Auswuchs unserer Lebenskultur, des American Way of Life. Daran ändert sich nichts durch einen Wechsel im Weißen Haus. Dazu müssen wir Bürger beschließen, anders leben zu wollen."
(Interview in der Süddeutschen Zeitung, 16. Januar 2009)
2008
Harald Welzer, KWI Essen
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Wenn man Wert darauf legt, dass die eigenen Kinder und Enkelkinder eine Überlebenschance haben […], dann wird man davon abgehen müssen, das ganze Leben nach dem Prinzip des Wachstums zu organisieren."
(Interview im Deutschland-Radio, 27. Dezember 2008)
2008
Norbert Röttgen, Bundesumweltminister
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Ich will dazu beitragen, dass wir in den nächsten vier Jahren umsteuern in der Art, wie wir leben und wirtschaften."
("Wir müssen anders Leben", Interview für Dein Spiegel, 01. Dezember 2009)
2008
Clemens Fuest, University of Oxford
Wissenschaft, Plädoyer für Wachstum
"Wer mehr Wirtschaftswachstum fordert, gerät leicht in den Verdacht, eindimensional, materialistisch oder ökonomistisch zu denken. Dabei wird leicht übersehen, dass unzureichendes Wirtschaftswachstum negative Folgen hat, die in allen Bereichen der Gesellschaft spürbar sind. Arbeitslosigkeit, die Unterfinanzierung von Schulen und Universitäten, sinkende Standards medizinischer Versorgung, der Abbau sozialer Leistungen und der Verfall der staatlichen Infrastruktur, all dies sind Folgen mangelnden Wirtschaftswachstums, die man auch in Deutschland besichtigen kann. Es geht also um mehr als Pauschalurlaube und die Größe des nächsten Autos."
(in: 16. Schönhauser Gespräche - Berlin, 13. November 2008)
2008
George W. Bush, ehem. Präsident der USA
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Geht raus und kauft ein, das ist das Patriotischste, was ihr machen könnt."
(zitinert in: "Die nächste Kreditkrise naht", FTD, 4. November 2008)
2008
Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI)
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Trotz der internationalen Finanzkrise und der sich abzeichnenden (technischen) Rezession in Deutschland, bleibt die Politik aufgefordert, auf kurzfristige Konjunkturprogramme zu verzichten und auch im bevorstehenden Wahljahr 2009 eine Politik für Wachstum und Beschäftigung zu verfolgen."
(in: "Steigende globale Risiken - deutsche Wirtschaft im Abschwung", BDI-Konjunktur-Report, Ausgabe 04, 20. Oktober 2008)
2008
Europäischer Rat
Internationale Organisationen, Plädoyer für Wachstum
"Der Europäische Rat unterstreicht, dass es wichtiger denn je ist, die Strukturreformen weiterzuführen, um dazu beizutragen, das Wachstum in Europa wieder anzukurbeln und die Beschäftigungslage zu verbessern."
(Tagung am 15./16. Okt. 2008, zitiert in: EU-Nachrichten, Nr. 3, 16. Oktober 2008)
2008
Frank Mattern, McKinsey
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Drei Prozent Wachstum sind nötig und möglich für Deutschland". Wachstum ist erforderlich, "um die gewohnten Lebens- und Sozialstandards zu halten. Nur dann können breite Schichten der Bevölkerung von der wirtschaftlichen Entwicklung profitieren... Bei weniger Wachstum gerät die Mittelschicht weiter unter Druck, da die wirtschaftliche Basis für breiten Wohlstand entfällt."
(bei der Vorstellung der McKinsey Studie "Deutschland 2020", 5. Mai 2009)
2008
Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Eine Fortsetzung der Wachstumspolitik ist nicht nur wegen der immer bestehenden politischen Zielsetzung, die Beschäftigung hoch zu halten und den Wohlstand der Bevölkerung zu steigern, wichtig. Sie ist es vor allem auch mit Blick auf zwei grosse Herausforderungen, denen sich die Schweiz stellen muss und auf welche die Wirtschaftspolitik rechtzeitig und adäquat antworten sollte.
Erstens zu nennen ist die sich beschleunigende Globalisierung. […] Zweitens ist es die demographische Alterung, welche die Schweiz - ähnlich wie andere Industrieländer - in zuneh-mendem Ausmaß herausfordern wird."
("Wachstumspolitik 2008 - 2011 Beschreibung der Maßnahmen", 3. April 2008)
2008
Bevölkerungsumfrage (Eurobarometer)
NGOs, Kirchen + Kunst, Neue Wohlstandsdefinition
Laut einer Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2008 sind mehr als zwei Drittel der EU-Bürger der Meinung, dass bei der Bewertung des Fortschritts soziale, ökologische und wirtschaftliche Indikatoren gleichermaßen zur Anwendung kommen müssen. Nur knapp ein Sechstel der Befragten sprach sich für eine Bewertung hauptsächlich anhand wirtschaftlicher Indikatoren aus.
(Europäische Kommission, Spezielle Eurobarometer-Umfrage Nr. 295/ März 2008)
2008
Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI)
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
Das BDI-Manifest für Wachstum und Beschäftigung – Deutschland 2020 "…macht deutlich, dass mit der Wertschöpfung im ökonomischen Sinne die Schaffung und Sicherung immaterieller Werte Hand in Hand geht: so die Sicherung der Freiheit mit der Freiheit zum kreativen wirtschaftlichen Wettbewerb und dem daraus resultierenden Wohlstand; die Bildung, die Werteorientierung im Leben gibt, mit der Ausbildung zu qualifizierter Arbeit; ein längeres Leben in vitaler Verfassung mit mehr Beschäftigung und höherem Einkommen im Gesundheitssektor; die produktive Mobilität von Waren und Personen mit der Begegnung von Mensch zu Mensch, lokal, regional und global."
("Das BDI-Manifest für Wachstum und Beschäftigung – Deutschland 2020", 2008)
2008
WWF Deutschland - Stiftung für den Schutz der biologischen Vielfalt und der natürlichen Umwelt
NGOs, Kirchen + Kunst, Grenzen des Wachstums
"Über sechs Milliarden Menschen bevölkern inzwischen unseren Planeten. Während sich die Bevölkerungszahl im vorigen Jahrhundert fast vervierfacht hat, ging allein in den letzten 35 Jahren – so haben es WWF-Wissenschaftler mit dem Living Planet Index ermittelt – fast ein Drittel des natürlichen Reichtums an Wäldern, Flüssen und Meeren verloren. Für immer."
("Ohne die Natur wird der Mensch nicht überleben", 2008)
2007
Christian Amsinck, Vereinigung der Unternehmerverbände in Berlin und Brandenburg e.V.
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Ohne Wachstum bekommen wir unsere Probleme nicht gelöst, wie die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zeigt. In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der Arbeitslosen in Berlin und Brandenburg um 100 000 gesunken. Das ist beachtlich und ein Effekt des Wachstums."
(Interview im Tagesspiegel, 31. Dezember 2007)
2007
Jürgen Trittin, Bündnis 90/Die Grünen
Politiker + Politische Parteien, Kultureller Wandel
"Ist die Grenze, die Dennis Meadows der Welt zu Bewusstsein gebracht hat, eine absolute Grenze, ist sie der Sargnagel eines jeden Wachstumsbegriffs? Nein, diese Grenze führt Ökonomie auf ihr Ziel zurück. Ziel einer jeden Wirtschaftsweise ist letztlich die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen."
(Laudatio für Prof. Dennis Meadows, Verleihung der Berliner Friedensuhr, 7. November 2007)
2007
SPD-Parteivorstand
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
"Wir brauchen eine anhaltende Wachstumsdynamik, die zu einem höheren Angebot an Arbeitskräften führt [...] Sozialdemokratische Wirtschafts- und Sozialpolitik hat zum Ziel, die Wachstumskräfte der Wirtschaft zu stärken, Arbeitsplätze zu schaffen und die Sicherheit für die Menschen zu erhöhen. […] Die Finanz- und Geldpolitik in Deutschland und Europa muss die Wachstumskräfte stärken. Eine hohe Binnennachfrage ist die Voraussetzung für mehr Beschäftigung. Wir setzen uns für eine an der Produktivität orientierte Lohnpolitik ein."
(Parteivorstands-Beschluss, 6. Januar 2007)
2007
Fritz Kuhn, Bündnis 90/Die Grünen
Politiker + Politische Parteien, Neue Wohlstandsdefinition
"Wir sind extrem abhängig vom quantitativen Wachstum, das müssen wir ändern. Solange der Staat verschuldet ist, gibt es gar keine Alternative zum quantitativen Wachstum. Das folgt aus der Zins- und Zinseszinsformel. Das Ideal wäre eine qualitative Wachstumsstrategie, die die ökologische Belastung Jahr für Jahr minimiert und die Abhängigkeit vom quantitativen Wachstum reduziert. Das geht nur über ausgeglichene Haushalte, weil dann der Staat nicht mehr wie heute ein Wachstumsmotor sui generis ist. Der Abbau der Staatsverschuldung ist darum eine der dringlichsten politischen Aufgaben."
(in: Böll.Thema, Grüne Marktwirtschaft, Ausgabe 1/07)
2006
Dennis L. Meadows, Universität New Hampshire
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"We are on a treadmill that spins faster and faster but leads nowhere. In order to produce more and more physical goods, people, culture, and the environment have been degraded in ways that prevent them from offering the qualitative satisfactions they used to give.”
(Interview für EuroNatur, 22. Dezember 2006)
2006
Nicolas Stern, London School of Economics
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"[Ignoring climate change] could create risks of major disruption to economic and social activity […] on a scale similar to those associated with the great wars.”
("Stern Review on the Economics of Climate Change", Oktober 2006)
2006
Guido Westerwelle, FDP
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
"Doch die beste Vermittlung und die strengsten Kontrollen helfen nichts, wenn es keine Arbeitsplätze gibt. Deshalb brauchen wir eine Wirtschaftspolitik, die Wachstum schafft - durch ein gerechtes Steuersystem statt durch maßlose Steuererhöhungen."
(Pressemitteilung, 9. Juni 2006)
2006
SPD-Parteivorstand
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
"Wir werden die Arbeitslosigkeit weiter entschieden bekämpfen. Um erfolgreich zu sein, brauchen wir mehr Wirtschaftswachstum und folglich mehr Investitionen. Nur so entstehen neue Arbeitsplätze."
("Schwerpunkte sozialdemokratischer Politik in der Bundesregierung 2006", Januar 2006)
2006
Horst W. Opaschowski, BAT Stiftung für Zukunftsfragen
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Wohlstand fängt mit dem Wohlfühlen an. Die Bundesbürger wollen lieber glücklich als reich sein. Und das heißt: Mit Familie und Freunden in Frieden und ohne Sorgen leben können."
(www.opaschowski.de, 2006)
2006
Kurt Beck, Ministerpräsident Rheinland-Pfalz
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Um erfolgreich zu sein, brauchen wir mehr Wachstum."
(in: "Schwerpunkte sozialdemokratischer Politik in der Bundesregierung 2006")
2005
Europäische Kommission
Internationale Organisationen, Plädoyer für Wachstum
"Die Kommission schlägt vor, die Strategie von Lissabon mit neuem Leben zu erfüllen; hierzu sollen die Anstrengungen auf zwei zentrale Aufgaben konzentriert werden: Herbeiführung eines kräftigeren und nachhaltigen Wachstums und Schaffung von mehr und besseren Arbeitsplätzen. Nur wenn Europa seine Hausaufgaben in Sachen Wachstum und Arbeitsplätze macht, lassen sich die Ressourcen erschließen, die wir benötigen, um unsere ehrgeizigen Ziele im wirtschaftlichen und sozialen Bereich sowie im Umweltschutz zu erreichen"
("Mitteilung der Europäischen Kommission an den Rat der Europäischen Union", 2. Februar 2005 )
2004
CDU-Bundesvorstand
Politiker + Politische Parteien, Plädoyer für Wachstum
"Steigendes Bruttoinlandsprodukt erzeugt wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt sowie materiellen Wohlstand; geringes oder fehlendes Wachstum führt zu wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Abstieg und Rückschritt." (S. 6) "Wachstum ist nicht alles - aber ohne Wachstum ist alles nichts!" (S. 11) "Wachstum ist kein Selbstzweck, sondern die Voraussetzung dafür, dass alle am Arbeitsleben teilhaben können" (S. 12) "Wir brauchen Wachstum, um die Gerechtigkeit zwischen den Generationen wieder herstellen zu können" (S. 13) "Wir brauchen Wachstum, um eine kontinuierliche Entwicklungszusammenarbeit vor allem mit den ärmsten Ländern der Erde finanzieren zu können" (S. 13). "Nur durch mehr Wachstum können in Deutschland mehr Ausbildungsplätze angeboten werden" (S. 19)
(Leitantrag zum 18. Bundesparteitag: "Wachstum - Arbeit - Wohlstand", Dezember 2004)
2004
Thomas Straubhaar, Hamburger WeltWirtschaftsInstitut
Wissenschaft, Plädoyer für Wachstum
"Selbst wenn Ökonomen von 'realem' Wirtschaftswachstum reden, meinen sie nicht notwendigerweise, dass auch mehr Güter und Dienstleistungen produziert werden, sondern dass mehr Werte geschaffen werden, oder noch besser, dass die Wertschätzung für Verzehr, Verwendung oder Benutzung von Schuhen, Kleidern, Autos oder Urlaubsreisen gestiegen ist. Ökonomisches Wachstum ist zu allererst ein abstraktes Kopfphänomen."
(in: "Kein Wohlstand ohne Wachstum", in: Finanz und Wirtschaft 80, 9. Oktober 2004)
2004
Avenir Suisse
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Deshalb sind sich viele der Wohlstandsgefährdung durch ausbleibendes Wachstum noch nicht bewusst. Mehr Wachstum ist jedoch nicht nur wünschenswert, sondern erforderlich. Solange andere aufholen, die Schweiz aber immer noch nahe der Spitze bleibt, beunruhigt das kaum jemanden. Überholt aber ein Land nach dem anderen die Schweiz im kaufkraftbereinigten Pro-Kopf-Einkommen, wird sich das (angebliche) Glücksgefühl der Schweizer kaum mehr lange aufrecht erhalten lassen."
(in: "Wohlstand ohne Wachstum – eine Schweizer Illusion", April 2004.)
2004
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
Wirtschaft + Interessengruppen, Plädoyer für Wachstum
"Die Ziele der Lissabon-Strategie sollen die Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt machen, einen Wirtschaftsraum, der fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen und dabei ein jährliches, stetiges und nachhaltiges Wachstum von 3% zu erreichen. Der DGB unterstützt diese ehrgeizigen Wachstumsziele und fordert die Bundesregierung dazu auf, alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen um diese Ziele zu erreichen."
(in: "Eckpunkte des DGB für den EU-Frühjahrsgipfel März 2004 zur Umsetzung der Lissabon-Strategie", 26. Januar 2004)
2002
Karl-Heinz Brodbeck, Universität Würzburg
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Zunehmende soziale und ökologische Probleme einer kleiner gewordenen Welt machen die Grenzen des bloß quantitativen Wachstums bewusst."
(Interview in Der Tagesspiegel, 22. Dezember 2002)
2002
Greenpeace
NGOs, Kirchen + Kunst, Grenzen des Wachstums
"Mehr Beschäftigung ist nicht die zwangsläufige Konsequenz von Wachstum. Vor allem in einigen europäischen Ländern war in den vergangenen Jahren ein Anstieg der Arbeitslosigkeit trotz positiver Wachstumsraten (jobless growth) zu beobachten. Arbeitsplatzabbau scheint in manchen Wirtschaftssektoren gar zur Voraussetzung für schnelleres Wachstum zu werden."
(in: "Nachhaltige Wirtschaft. Wirtschaften ohne Wachstum?", 26.Oktober 2002)
2002
Greenpeace
NGOs, Kirchen + Kunst, Neue Wohlstandsdefinition
"Das, was wir als Wachstum definieren und messen, ist nicht unbedingt Indikator für mehr Wohlstand, Wohlergehen und Zufriedenheit. "Wachstum" stellt die Statistik auch fest, wenn z. B. eine Zunahme von Verkehrsunfällen den Mehreinsatz von Abschleppdiensten, Krankentransporten und Ärzten erforderlich macht. Oder wenn Dörfer geräumt und dem Schaufelbagger übergeben werden, um dem Braunkohletagebau Platz zu machen."
(in: "Nachhaltige Wirtschaft. Wirtschaften ohne Wachstum?", 26. Oktober 2002)
2002
Greenpeace
NGOs, Kirchen + Kunst, Neue Wohlstandsdefinition
"Trotz dieser Einwände ist die Steigerung des Bruttosozialproduktes noch immer eine der wichtigsten Orientierungsgrößen für den Erfolg des Wirtschaftens. Es scheint fast ein Tabu zu sein, auch nur darüber nachzudenken, das Streben nach Wachstum aufzugeben, selbst wenn der Preis dieses Wachstums die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen sein sollte."
(in: "Nachhaltige Wirtschaft. Wirtschaften ohne Wachstum?", 26. Oktober 2002)
2000
Vorsitz des Europäischen Rates
Internationale Organisationen, Plädoyer für Wachstum
"Die Union hat sich heute ein neues strategisches Ziel für das kommende Jahrzehnt gesetzt: das Ziel, die Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt zu machen - einem Wirtschaftsraum, der fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen."
(in: "SCHLUSSFOLGERUNGEN DES VORSITZES EUROPÄISCHER RAT (LISSABON)", 23. und 24. März 2000)
1994
Union of Concerned Scientists
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Human beings and the natural world are on a collision course. Human activities inflict harsh and often irreversible damage on the environment and on critical resources. If not checked, many of our current practices put at serious risk the future that we wish for human society and the plant and animal kingdoms, and may so alter the living world that it will be unable to sustain life in the manner that we know. Fundamental changes are urgent if we are to avoid the collision our present course will bring about.”
("Statement of Union of Concerned Scientists", unterzeichnet von mehr als 1.600 Wissenschaftlern und 104 Nobelpreisträgern, 8. September 1994)
1985
Kurt Biedenkopf, Ministerpräsident a.D.
Politiker + Politische Parteien, Grenzen des Wachstums
"Die Aufforderung der nachwachsenden Generationen, der Kirchen, der Wissenschaften, aber auch von seiten der Einsicht und der Vernunft, vom quantitativen zum qualitativen Wachstum zu finden und damit die Begrenzungskrise zu überwinden, die uns bedroht, ist letztlich eine Aufforderung an europäisches Denken. Daß dies so ist, befreit uns aber nicht von unserer eigenen Verantwortung. Nicht nur die Demokratie und die Freiheit, auch qualitatives Wachstum beginnt zu Hause."
(in: „Die neue Sicht der Dinge“ (1985), S. 459)
1980
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
Otto Schlecht berichtete 1980, Erhard habe es missbilligt, "daß wir es gewagt hätten, nun Wachstum zu einem selbständigen Ziel zu machen." Für ihn habe es nur das magische Dreieck - Preisstabilität, hoher Beschäftigungsstand und außenwirtschaftliches Gleichgewicht - gegeben. Wachstum war eine natürliche Folge der anderen drei Ziele.
(Quelle: Kurt H. Biedenkopf, Die neue Sicht der Dinge - Plädoyer für eine freiheitliche Wirtschafts- und Sozialordnung, München 1985, S. 128)
1979
Kurt H. Biedenkopf, Ministerpräsident a.D.
Politiker + Politische Parteien, Grenzen des Wachstums
"Der Fehler liegt nach meiner Überzeugung in der vorweggenommenen Annahme, dass nur bei bestimmten Wachstumsraten, die gewissermaßen vorher festgesetzt werden, sozialpolitische, allgemeinpolitische, insbesondere verteilungspolitische Probleme lösbar seien."
(Rede im Deutschen Bundestag, 8. Februar 1979)
1979
Kurt H. Biedenkopf, Ministerpräsident a.D.
Politiker + Politische Parteien, Grenzen des Wachstums
"Was zur Debatte steht, ist die Funktion des Wirtschaftswachstums und sein Stellenwert in der Wirtschaftspolitik. Ich habe den Eindruck - und sich sage das hier im Sinne eines Diskussionsbeitrages... dass wir zunehmend zu einer Politik des Wirtschaftswachstums als des primären Ziels der Wirtschaftspolitik übergehen, weil viele von uns der Auffassung sind, dass ohne ein angemessenes Wachstum die Regierbarkeit unseres Landes gefährdet wäre."
(Rede im Deutschen Bundestag, 8. Februar 1979)
1978
G 7 - Weltwirtschaftsgipfel, Abschlusserklärung
Staatsoberhäupter + Regierungen, Plädoyer für Wachstum
"Besseres Wachstum ist erforderlich, damit die freie Welt den Erwartungen ihrer Bürger und den Bestrebungen der Entwicklungsländer gerecht werden kann."
(zitiert in: Biedenkopf, Kurt (1985), "Die neue Sicht der Dinge", S. 137)
1978
Carl Friedrich von Weizsäcker, Physiker und Friedensforscher
Wissenschaft, Kultureller Wandel/Grenzen des Wachstums
"Die Menschheit braucht Wirtschaftswachstum, um auch nur die Menschen zu ernähren, die unsere Medizin schon zum Leben verurteilt hat. Unser Gesellschaftssystem braucht weiteres Wachstum, um die Strukturänderungen zu ertragen, zu denen das bisherige Wachstum es zwingt. Keine der bald verfügbaren Energiequellen ist ohne Gefahren, klimatisch-ökologisch die fossilen Brennstoffe, anfällig vielleicht gegen Unfälle, gewiß gegen Gewalttat die Kernenergie. Haben nicht jene Kulturkritiker recht, die einen grundsätzlichen Verzicht auf die sogenannte Wachstumsideologie fordern, auf die Erzeugung immer neuer Bedürfnisse, die nur der Aufrechterhaltung des Wachstums dienen, ohne unser Glück zu vermehren? Muß unser eigentliches Ziel nicht eine neue Bewußtseinsstufe der Menschheit sein, die auf gefährdenden Überfluß zu verzichten lernt? Wäre das heilsame Ziel nicht eine asketische Weltkultur? Ich verweise auf Fritz Schumacher, 'Small is Beautiful', als den wohl abgewogensten Autor dieser Denkrichtung."
(in seinem Artikel "Mit der Kernenergie leben" in Die Zeit vom 17. März 1978)
1977
Carl Friedrich von Weizsäcker, Wissenschaftler
Wissenschaft, Kultureller Wandel
"Wir wären alle glücklicher", wenn wir unsere Kultur so verändern würden, dass "wir mit weniger Energie auskommen würden."
(58. Bergedorfer Gesprächeskreis 1977, ziertiert in: Irmi Seidl/Angelika Zahrnt (Hrsg.) (2010) Postwachstumsgesellschaft - Konzepte für die Zukunft, Marburg, S. 47.)
1972
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Vielleicht - oder ich meine sogar: gewiß - hat viele von uns die notwendige Hinlenkung aller menschlichen Energien auf die Rückgewinnung und Sicherung unserer materiellen Lebensgrundlagen in die Irre laufen lassen, und dabei ist das rechte Gefühl für die Rangordnung verlorengegangen. Ob wir die uns unabweisbar gestellte Frage glücklich zu lösen vermögen, wird unser Schicksal ausmachen."
(Quelle: Ludwig Erhard/Alfred Müller-Armack (Hrsg.), Soziale Marktwirtschaft - Ordnung der Zukunft, 1972)
1972
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Es ist ökonomisch höchst naiv, die Meßziffer für das Wirtschaftswachstum, die reale Veränderungsrate des Bruttosozialprodukts, in irgendeiner Weise mit der Vorstellung zusammenzubringen, dass die 'kollektive Wohlfahrt' gesteigert werde."
(Quelle: Ludwig Erhard/Alfred Müller-Armack (Hrsg.), Soziale Marktwirtschaft - Ordnung der Zukunft, 1972, S. 147)
1972
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Wachstumspolitik bedeutet konkret Förderung der Investitionen durch staatliche Hilfen, Erhöhung der Exportziffern durch eine verschleppte Aufwertung, staatliche Ausfuhrgarantien und Kreditvergünstigungen, öffentliche Regional- und Strukturpolitik durch gezielte Förderungsmaßnahmen, kurz eine Wiederbelebung des Arsenals der merkantilistischen Wirtschaftspolitik des achtzehnten Jahrhunderts unter völliger Hintansetzung aller Argumente, die seither gegen die einseitige Produzentenorientierung der Wirtschaftspolitik vorgebracht worden sind. Ob die Konsumenten mit den Gütern, die sie für ihr Einkommen kaufen können, wirklich zufrieden sind, gerät in Vergessenheit."
(Quelle: Ludwig Erhard/Alfred Müller-Armack (Hrsg.), Soziale Marktwirtschaft - Ordnung der Zukunft, 1972, S. 148)
1972
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Es ist also nicht wahr, daß eine Marktordnung wie die soziale Marktwirtschaft wesentlich auf die Maximierung des Sozialprodukts oder sonst eines Einzelzieles gerichtet ist. Sie ist auf überhaupt kein Ziel gerichtet als nur das eine, ein geordnetes Zusammenleben der Menschen zu ermöglichen, damit jeder seine eigenen Ziele überhaupt erst mit grundsätzlicher Aussicht auf Erfolg verfolgen kann...
Glaubt eine Mehrheit von Menschen, Konsum und Wirtschaftswachstum bedeute höchste Lebenserfüllung, so wird die Marktwirtschaft auch die bestmögliche Verfolgung der Ziele Konsum- und Wachstumsmaximierung ermöglichen, aber sie ermöglicht genauso die Verwirklichung ganz anderer Werte durch eine Mehrheit oder Minderheit ihrer Mitglieder."
(Quelle: Ludwig Erhard/Alfred Müller-Armack (Hrsg.), Soziale Marktwirtschaft - Ordnung der Zukunft, 1972, S. 171)
1968
Robert Kennedy, US Senator
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Das Bruttoinlandsprodukt misst alles, außer dem, was das Leben lebenswert macht."
(zitiert auf dradio.de im Beitrag "Bruttoinlandsprodukt - ein Mysterium", 4. Juli 2011)
1966
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"So ist einerseits eine dauerhafte und erfolgreiche Politik auf eine leistungsstarke Wirtschaft angewiesen, wie umgekehrt eine stetige und zugleich dynamische Wirtschaftsentwicklung durch eine stabile politische Ordnung begünstigt wird. Bedenklich ist nur die unübersehbare Tendenz, dem 'Wachstum' als einer Art Fetisch einseitig den höheren Rang gegenüber der Ordnung einzuräumen.
Die Wirtschaft ist eben nicht etwa nur von ihren Ergebnissen, sondern vor allem auch von ihrer ordnungspolitischen Gestaltung her für die politische Wirklichkeit von wesentlicher Bedeutung. Politische und wirtschaftliche Ordnung sind ebenso wie die individuelle menschliche Freiheit unteilbar."
(Ludwig Erhard, Wirtschaft und Wirtschaftsordnung in der modernen Politik, Beitrag zur Festschrift für Jacques Rueff am 6. Juni 1966, Quelle: Karl Hohmann (Hrsg.), Ludwig Erhard - Gedanken aus fünf Jahrzehnten, Econ Verlag, Düsseldorf/Wien/New York 1988, S. 1015)
1965
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Was wir außerdem brauchen, ist ein neuer Stil unseres Lebens. Die wachsende Produktion allein hat keinen Sinn. Lassen wir uns von ihr völlig in Bann schlagen, geraten wir in solcher Jagd nach materiellen Werten in den bekannten Tanz um das Goldene Kalb. In diesem Wirbel aber müßten die besten menschlichen Eigenschaften verkümmern: Der Gedanke an den 'anderen', an den Menschen neben uns. Das Gefühl für Dinge, die sich - wie etwa die Vorsorge für die Zukunft unserer Kinder - nicht unmittelbar zu lohnen scheinen. Nur aus unserer Bescheidung nämlich können die Mittel fließen, die unserer Jugend mehr und bessere Ausbildungsmöglichkeiten eröffnen. Und unser Beispiel wird ihr den Glauben geben, daß materieller Gewinn nicht der Weisheit letzter Schluß, des Lebens einziger Sinn ist. Schließlich haben wir auch eine geschichtliche Aufgabe, Werke und Werte der Kunst, der Kultur und der Wissenschaft nachhaltig zu fördern.
Das bedeutet, wir sollten hinsichtlich unserer eigenen Wünsche hier und da Beschränkung üben. Wer unserem Volke nichts anderes zu geben vermag, als 'besser leben' oder 'weniger arbeiten', der wird die Geister und Herzen auf die Dauer nicht gewinnen können. Über dem löblichen Streben des einzelnen müssen wir als Volk und Nation um die Verwirklichung übergeordneter Ziele bemüht sein. Dann werden wir überrascht feststellen, daß wir mit dem allgemeinen Wohl zugleich die Grundlagen unseres eigenen Lebens gefestigt haben."
(Ludwig Erhard, Formierte Gesellschaft, Rede vor dem 13. Bundesparteitag der CDU in Düsseldorf am 31. März 1965, Quelle: Karl Hohmann (Hrsg.), Ludwig Erhard - Gedanken aus fünf Jahrzehnten, Econ Verlag, Düsseldorf/Wien/New York 1988, S. 921)
1964
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Ich verstehe mich zu diesen Ausführungen in dem Bewußtsein, daß es auch in der Wertung des Materiellen gewiß Grenzen gibt. Mit steigender Produktivität und mit der höheren Effizienz der menschlichen Arbeit werden wir einmal in eine Phase der Entwicklung kommen, in der wir uns fragen müssen, was denn eigentlich kostbarer oder wertvoller ist: Noch mehr zu arbeiten oder ein bequemeres, schöneres und freieres Leben zu führen, dabei vielleicht bewußt auf machen güterwirtschaftlichen Genuß verzichten zu wollen. Ich glaube jedoch, dass wir 'so weit' noch nicht sind. Es wird wohl noch einige Zeit vergehen, bis wir uns mit dieser Frage ehrlich auseinanderzusetzen reif sind."
(Quelle: Ludwig Erhard, Wohlstand für alle, bearbeitet von Wolfram Langer, Bonn, 8. Auflage 1964, S. 230)
1964
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Meine Antwort ist klar und eindeutig: Ich glaube nicht, daß es sich bei der wirtschaftspolitischen Zielsetzung der Gegenwart gleichsam um ewige Gesetze handelt. Wir werden sogar mit Sicherheit dahin gelangen, daß zu Recht die Frage gestellt wird, ob es noch immer richtig und nützlich ist, mehr Güter, mehr materiellen Wohlstand zu erzeugen, oder ob es nicht sinnvoller ist, unter Verzichtsleistung auf diesen 'Fortschritt' mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Muße und mehr Erholung zu gewinnen."
(Quelle: Ludwig Erhard, Wohlstand für alle, bearbeitet von Wolfram Langer, Bonn, 8. Auflage 1964, S. 232 f.)
1963
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Lassen Sie mich ein offenes Wort sprechen: Wir müssen uns entweder bescheiden oder mehr arbeiten. Die Arbeit ist und bleibt die Grundlage des Wohlstandes. Es muß uns ferner daran gelegen sein, die mit dem wachsenden Wohlstand sichtbar gewordenen Misstände auf ein Mindestmaß zu beschränken. So mancher Begüterte scheint in seiner persönlichen Lebensführung nur allzu leicht zu vergessen, daß der Wohlstand wohl eine Grundlage, nicht aber das Leitbild unserer Lebensgestaltung schlechthin ist. Sicher handelt es sich dabei um solche Leute, denen es leichter war, den Wohlstand zu erringen als ihn zu bewältigen. Wenn deren Haltung oft sogar zum öffentlichen Ärgernis wird, dann bin ich mir wohl bewußt, daß solche Entartungserscheinungen nicht durch Gesetz eingefangen werden können, sondern daß die Kreise, die es angeht, das Ihre tun müssen, um ein Standesbewusstsein zu entwickeln, das unserem sozialen Leben und unserer Stellung in der Welt gemäß ist."
(Ludwig Erhard, Politik der Mitte und der Verständigung, Regierungserklärung vom 18. Oktober 1963, Quelle: Karl Hohmann (Hrsg.), Ludwig Erhard - Gedanken aus fünf Jahrzehnten, Econ Verlag, Düsseldorf/Wien/New York 1988, S. 837)
1962
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Wir müssen es verstehen, dass ganz gleich, wo der Einzelne im beruflichen oder privaten Leben steht, es uns aufgegeben ist, den Menschen mit seiner Umwelt zu versöhnen und wieder eine Harmonie im Ganzheitlichen zu finden. Es genügt nicht, wenn der Einzelne abseits seiner beruflichen Tätigkeit glaubt, er könnte, von solcher Erdenschwere frei, der Welt entfliehen. Das mag ihm über den Augenblick hinweg helfen. Aber es wird ihn nicht erretten. In der Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, in der Gestaltung unserer Städte, die keine Ruhe mehr bieten und in sich nicht mehr harmonisch gegliedert sind, in der Ordnung unserer Wirtschaft, des Verkehrs und so fort müssen wir wieder die Harmonie zwischen dem Menschen und seinem äußeren Leben zurückgewinnen oder neu gestalten. Wir müssen eine Versöhnung schaffen zwischen dem Menschen und seiner Umwelt. Das beginnt im Betrieb, das heißt im beruflichen Leben, und wirkt fort über alle Seinsbereiche des Menschen, wo immer er wirkt. So glaube ich, dass die Wirtschaftspolitik der Zukunft immer mehr die Züge einer bewussten Gesellschaftspolitik annehmen muss. Was man mit Wirtschaftspolitik erreichen kann, haben wir demonstriert. Aber wir haben noch nicht überzeugen können, dass ihr Reichtum den Menschen zum Glück gereicht. Wir sehen mehr und mehr ein, dass ein Weiteres dazu gehört und das zu gewinnen ist uns aufgegeben, unabhängig von politischen Meinungen, so lange wir nur Freiheit wollen. Das ist die Frage unserer Zeit, die beantwortet werden muss."
(Ludwig Erhard, Europäische Zwischenbilanz, Rede vor der Gesellschaft für auswärtige Politik und der Österreichischen Industriellen-Vereinigung am 8. Februar 1961 in Wien, Quelle: Ludwig Erhard, Deutsche Wirtschaftspolitik. Der Weg der Sozialen Marktwirtschaft, Econ Verlag, Düsseldorf/Wien, 1962, S. 553)
1961
Organisation für Wirtschaft und Zusammenarbeit in Europa (OECD)
NGOs, Kirchen + Kunst, Ökonomisierung der Gesellschaft
"Heute versteht es sich von selbst, dass auch das Erziehungswesen in den Komplex der Wirtschaft gehört, dass es genauso notwendig ist, Menschen für die Wirtschaft vorzubereiten wie Sachgüter und Maschinen. Das Erziehungswesen steht nun gleichwertig neben Autobahnen, Stahlwerken und Kunstdüngerfabriken. […] ohne zu erröten und mit gutem ökonomischen Gewissen, [kann] behauptet werden, dass die Akkumulation von intellektuellem Kapital der Akkumulation von Realkapital an Bedeutung vergleichbar - auf lange Dauer vielleicht sogar überlegen - ist."
(im Abschlussbericht der OECD-Konferenz "Wirtschaftswachstum und Bildungsaufwand" in Washington 1961. zitiert in "Anpassung an eine Scheinwelt" in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. Dezember 2013, S. 2)
1961
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Es sind in unserem gesellschaftlichen Leben freilich auch schon Zeichen der Versöhnung zu erkennen. Wenn wir den Wohlstand mehren und der einzelne fortdauernd besser leben kann, dann wird früher oder später ein Punkt der Sättigung erreicht. Hier wirkt das Gesetz des abnehmenden Nutzens. Die Reize stumpfen sich ab, und mit jedem weiteren Aufwand wird das Glücksgefühl, das mit erreicht wird, die innere Befriedigung, relativ immer kleiner. Da gibt es dann einen Punkt, wo sich sozusagen die Woge bricht, wo der Aufwand an materiellen Mitteln, an Fleiß, an körperlicher und geistiger Kraft sich nicht mehr lohnt. Auf solche Weise kommen wir - statistisch freilich nicht registrierbar - dem Zeitpunkt näher, zu dem der einzelne sich sagt: 'Das kann nicht der Sinn des Lebens sein'. Und dann müssen wir bereit und in der Lage sein, ihm darauf eine Antwort zu geben. Darin sehe ich unsere christliche Verpflichtung."
(Ludwig Erhard, Freiheit und Verantwortung, Ansprache vor dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU am 2. Juni 1961 in Hamburg, Quelle: Karl Hohmann (Hrsg.), Ludwig Erhard - Gedanken aus fünf Jahrzehnten, Econ Verlag, Düsseldorf/Wien/New York 1988, S. 683)
1961
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Neue Wohlstandsdefinition
"Dass Wohlstand Schattenseiten hat, ist wohlbekannt, und dass er nicht zufrieden macht, ist ein alter Hut. Heredot würde für seine trockene Feststellung 'Wenn es den Menschen gut geht, können sie niemals genug bekommen!' heute zahlreiche Beispiele finden. Dies sei klar: Wohlstand ist eine Grundlage, aber kein Leitbild für die Lebensgestaltung. Ihn zu bewahren ist noch schwerer, als ihn zu erwerben. Deshalb erwächst uns die schwierige Aufgabe, ihn geistig zu bewältigen. Wir müssen die Ansprüche disziplinieren, die Forderungen an uns selbst steigern und die an die Allgemeinheit, verkörpert in Wirtschaft und Staat, mäßigen. Daß die Jugend in den Gebieten der technischen Zivilisation zuweilen randaliert und oft betonte Indifferenz hervorkehrt, ist zutiefst darin begründet, daß das heftige Streben nach materiellem Wachstum sie anödet, und dass sie vom Leben mehr verlangt als weniger Arbeit und mehr Lohn, geringes Risiko und hohen Profit, nebst staatlicher Fürsorge von der Wiege bis zum Grabe. Dem auf den Grund zu gehen und daraus praktische Folgerungen zu ziehen, ist für junge Menschen, die nach geistigen Werten verlangen und nach Persönlichkeit streben, der erste Schritt zu einer wirksamen politischen Mitgestaltung. Jeder für sich und auf seine Weise; der größere Rahmen, nach dem Sie fragen, wird sich dann von selbst ergeben. Wer aber glaubt, dass ein hoher Lebensstandard genüge, um dem politischen Kommunismus Widerpart zu leisten, der ist seiner Doktrin näher, als er weiß und will."
(in einem Schreiben an die Oberprima des Martin-Butzer-Gymnasiums vom 1. März 1961, zitiert in: Ludwig Erhard (Hrsg.) "Deutsche Wirtschaftspolitik. Der Weg der sozialen Marktwirtschaft" S. 559 f., Düsseldorf/Wien/Frankfurt am Main 1962.)
1960
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Grenzen des Wachstums
"Das Unbehagen der Menschen trotz ständig wachsender Konsumverbesserung und Konsumausweitung kann als Beweis dafür gelten, dass sich dieser unbestreitbare Wert abnützt, wenn sich das individuelle Leben nicht organisch in eine vom Menschen und der Gesellschaft gleichermaßen bejahte Umwelt einzufügen vermag."
(in einer Rede vor dem Bundesparteitag der CDU am 28. April 1960 in Karlsruhe, zitiert in: Ludwig Erhard (Hrsg.), Deutsche Wirtschaftspolitik, S. 490, Düsseldorf/Wien/Frankfurt am Main 1962.)
1957
Ludwig Erhard, ehem. Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler
Staatsoberhäupter + Regierungen, Kultureller Wandel
"Wir werden sogar mit Sicherheit dahin gelangen, dass zu Recht die Frage gestellt wird, ob es noch immer nützlich und richtig ist, mehr Güter, mehr materiellen Wohlstand zu erzeugen, oder ob es nicht sinnvoll ist, unter Verzichtsleistung auf diesen 'Fortschritt' mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Muße und mehr Erholung zu gewinnen."
(Ludwig Erhard (1957), Wohlstand für alle bearbeitet von Wolfram Langer(1964))
1852
John Stuart Mill, britischer Philosoph und Ökonom
Wissenschaft, Grenzen des Wachstums
"Es liegt auch nicht viel Befriedigendes darin, wenn man sich die Welt so denkt, dass für die freie Tätigkeit der Natur nichts übrig bliebe, dass jeder Streifen Landes […] in Kultur genommen sei […]. Wenn die Erde jenen großen Bestandteil ihrer Lieblichkeit verlieren müsste, den sie jetzt Dingen verdankt, welche die unbegrenzte Vermehrung des Vermögens und der Bevölkerung ihr entziehen würde, […] so hoffe ich von ganzem Herzen im Interesse der Nachkommen, dass man schon lange, bevor die Notwendigkeit dazu treibt, mit einem stationären Zustand zufrieden sein wird."
(in seinem Werk "Grundsätze der politischen Ökonomie nebst einigen Anwendungen auf die Gesellschaftswissenschaft" von 1852, S. 228)