Erfüllter leben


Übersicht Denkzahl

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Prozent weniger Popsongs als noch in den 1960er Jahren werden heute in einer Dur-Tonart geschrieben. Schnelle Stücke in Dur-Tonarten, aus denen in den 1960ern noch 85 Prozent der Titel in den Charts bestanden, werden meist als fröhlich wahrgenommen, während langsame Moll-Stücke eher traurig wirken. Ein Forschungsprojekt der Freien Universität Berlin hat über 1000 Musikstücke mit höheren Chartplatzierungen in den letzten 50 Jahren analysiert und einen Trend zu langsamen und in Moll vertonten Stücken ausgemacht. Deren Zahl hat sich in von 1960 bis 2010 verdoppelt. Die Stücke werden allerdings nicht generell trauriger, vielmehr werden Texte und Musik vielschichtiger. So kommt es durchaus vor, dass in einem Lied verschiedene Emotionen transportiert werden, während in den 1960er Jahren eindeutig fröhliche Lieder die Charts dominierten. Diese stärkere Akzentuierung verschiedener Emotionen, auch in ihrer Widersprüchlichkeit, ist Spiegelbild unserer Kultur, die gefühlsbetonter ist als früher.

Die Entwicklung weist erstaunliche Parallelen zur klassischen Musik vom 17. bis 19. Jahrhundert auf. Während im Barock und in der Klassik im 17. und 18. Jahrhundert die Musikstücke eindeutig fröhlich oder traurig waren, werden spätestens mit der Romantik im 19. Jahrhundert die Stücke vielschichtiger und im Bezug auf ihren Gefühlsausdruck ambivalent.

Quellen: Freie Universität Berlin und Spiegel