Erfüllter leben


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und mehr Chemikalien werden in einem Gemisch aus Wasser und Sand bei der Gewinnung von Schiefergas durch so genanntes Fracking in unterirdisches Gestein gepresst. Zur Förderung von Schiefergas genügt es nicht, wie bei konventionellem Erdgas die Lagerstätte anzubohren und das automatisch entweichende Gas abzuführen, sondern es muss aus festem Schiefergestein herausgepresst werden. Dazu werden in einem Bohrloch unter Tage Sprengladungen gezündet. Anschließend wird unter hohem Druck das Gemisch hinein gepumpt. Bis zu 30 Millionen Liter Wasser werden dabei pro Bohrloch verbraucht. Am aufgebrochenen Gestein sprengt das Gemisch den Stein weiter auf und verdrängt das Gas. Der Sand verhindert, dass sich Gesteinsklüfte wieder schließen. Die Chemikalien - darunter krebserregende Substanzen wie Formaldehyd und Naphtalin - lösen das Gas aus dem Gestein. Sie könnten, wie das Gas, über undichte Stellen in Bohrloch oder Gestein bis ins Grundwasser vordringen. 

Trotz dieser Umweltgefahren ist unwahrscheinlich, dass sich die weltweit häufig positiven Einschätzungen von Wirtschaft und Politik zum Fracking in naher Zukunft ändern werden. Vor allem in den USA werden große Hoffnungen in das Schiefergas gesetzt. Mittlerweile werden dort 37 Prozent des Erdgases mithilfe des Frackings gefördert. Schiefergas soll die USA über die nächsten Jahrzehnte mit billigem Gas versorgen, zu einem jährlichen Anstieg des BIP um 1,7 bis 2,2 Prozent führen und bis 2030 3 Millionen neue Jobs schaffen. Doch mehren sich bereits heute mahnende Stimmen: Nicht nur Ökologie, sondern auch Geologie und Ökonomie könnten dem einen Strich durch die Rechnung machen. Prognosen über Schiefergasvorräte mussten im letzten Jahr in den USA bereits um 42 Prozent nach unten korrigiert werden. Ähnliches gilt für europäische Lagerstätten. Darüber hinaus erschöpfen sich viele Bohrlöcher schneller als erwartet. Da jedes Bohrloch bis zu 11 Millionen Dollar kostet, stellt sich - vor allem angesichts der herrschenden Niedrigpreise für Gas - die Frage nach der Wirtschaftlichkeit von Fracking.

Quellen: FAZ, Global Trends 2030: Alternative Worlds, Zeit Online und Spiegel Online