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Prozent der Afrikaner, das entspricht 550 Millionen, sind derzeit jünger als 19,5 Jahre. Etwa 220 Millionen sind zwischen 15 und 24 Jahre und damit in einem Alter, in dem wichtige Grundlagen für die spätere berufliche Existenz gelegt werden. Obwohl heute mehr Jugendliche in Afrika weiterführende Schulen besuchen als früher sind die Schulbesuchsquoten im internationalen Vergleich noch immer niedrig. Zwar werden fast 100 Prozent der 5- und 6-jährigen Afrikaner eingeschult, doch verlässt ein Zehntel der Kinder in den arabischen und reichlich ein Drittel der Kinder in den Ländern südlich der Sahara die Grundschule vorzeitig. Südlich der Sahara besuchen nur 40 Prozent der Kinder eine Schule der Sekundarstufe und nur sechs Prozent eine Schule, die zur Hochschulreife führt. Stattdessen muss hier ein Drittel der 5- bis 14-Jährigen seinen Lebensunterhalt durch Arbeit verdienen. In Ghana werden beispielsweise 34 Prozent, in Sambia 41 Prozent und im Niger 43 Prozent der 5- bis 14-Jährigen regelmäßig zu Arbeiten im Haushalt, der Landwirtschaft oder in Fabriken herangezogen. Und auch für diejenigen mit höherer Schulbildung sind die Aussichten auf einen regulären Job schlecht, denn in vielen afrikanischen Ländern hat die Zunahme der Zahl der Arbeitsplätze mit der Zunahme der Zahl der Absolventen weiterführender Schulen nicht Schritt gehalten. Die Folge ist massive Jugendarbeitslosigkeit.
Da ist es nur allzu verständlich, dass sich immer mehr junge Afrikaner aufmachen, um ihr Heil in anderen Regionen der Welt, insbesondere in Europa, zu suchen. Dort verdingen sie sich in Billigjobs als Küchenhilfe oder Straßenverkäufer. Die meisten leben unter unwürdigen Bedingungen - ungewollt und unintegriert. Und der Flüchtlingsstrom wird weiter wachsen, denn bis 2050 wird sich die Bevölkerung Afrikas von 1,1 auf 2,3 Milliarden Menschen mehr als verdoppeln.
Eine wirkliche Lösung gibt es nicht. Die Afrikaner müssen im Zeitraffer das schaffen, wofür die Europäer 150 Jahre gebraucht haben: ein Bildungs- und Ausbildungssystem aufbauen, rentable Arbeitsplätze schaffen und ein verlässliches Rechts- und Verwaltungssystem etablieren, ohne im Gegensatz zu den früh industrialisierten Ländern zugleich die Umwelt zu beschädigen. Hierzu benötigen sie die Hilfe der Europäer. Darüber hinaus müssen die Europäer ernsthaft klären, wie sie es künftig mit den Flüchtlingen aus Afrika halten wollen. Das Thema darf nicht Politikern wie Marine Le Pen oder Geert Wilders überlassen bleiben.
Quellen: World Population Prospects, Human Development Report 2013.