Erfüllter leben


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Mehr Demokratie durch soziales Engagement

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Experimentierstunden für Kindergarten-Kinder vergrößern

Der Rückgang des politischen Interesses Jugendlicher lässt aufhorchen: 2008 interessierten sich laut einer Allensbach-Umfrage gerade einmal 48 Prozent für Politik. 1997 waren es noch 55 Prozent.

Wie lassen sich Jugendliche für politische Zusammenhänge und Demokratie sensibilisieren? Ein erfolgsversprechender Weg, Verantwortungsbewusstsein und Demokratieverständnis von Kindern und Jugendlichen zu wecken, führt über gesellschaftliches Engagement (vgl. Kasten). Deshalb fördert die Freudenberg Stiftung (http://www.freudenbergstiftung.de/) im Rahmen ihres Schwerpunktes „Demokratische Kultur in Schule und Gemeinde" Initiativen, die gesellschaftliches Engagement von Kindern und Jugendlichen und damit die Demokratie als Lebens- und Gesellschaftsform stärken.

„Service-Learning - Lernen durch Engagement" ist eine dieser Initiativen. Bei dieser Unterrichtsmethode wird gesellschaftliches Engagement mit fachlichem Lernen verbunden. Das heißt: Schülerinnen und Schüler setzen sich für das Gemeinwohl ein, tun etwas für andere oder die Gesellschaft. Sie engagieren sich aber nicht losgelöst oder zusätzlich zur Schule - das Engagement der Schülerinnen und Schüler wird vielmehr im Unterricht geplant, reflektiert und mit Inhalten der Bildungs- und Lehrpläne verknüpft. Der Ansatz ist geeignet für alle Schulformen, Altersstufen und Fächer. Zum Beispiel beschäftigen sich Achtklässler in Biologie mit Ökosystemen und legen einen Naturlehrpfad mit Infotafeln zum lokalen Ökosystem an - denn ein brach liegendes Wiesenstück drohte zur Müllkippe zu verkommen. Oder: Grundschulkinder üben in der Klasse das betonte Vorlesen und veranstalten Märchen-Vorlesetage in der öffentlichen Bücherei - denn Veranstaltungen für Kleinkinder sind in der Stadt weitgehend dem Rotstift zum Opfer gefallen.

Aktuell sind bundesweit rund 60 Schulen in einem Netzwerk (http://www.service-learning.de/) mit eigenen Projekten beteiligt.

Zum Beispiel die Helen-Keller-Schule in Berlin-Charlottenburg. Dort unterstützen die Schülerinnen und Schüler einmal wöchentlich für zwei Unterrichtsstunden soziale Einrichtungen, wie Kindertagesstätten, Seniorenheime, die Bahnhofsmission oder eine Gartenarbeitsschule. Sie bieten Vorlesestunden und Fußballtraining für Kinder an, gestalten Bastelnachmittage, planen Ausflüge mit Senioren oder pflanzen Bäume. Jedes Schuljahr werden drei Einsatzphasen zu je acht Wochen festgelegt. So erhält jeder Schüler die Möglichkeit, sich in verschiedenen Bereichen zu engagieren. Die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler werden mit den Lehrerinnen und Lehrern im Unterricht diskutiert und fächerspezifisch aufgearbeitet. In Arbeitslehre geht es um „soziale Arbeit" und das Einschätzen eigener Kompetenzen, im Deutschunterricht werden z.B. Erlebnisschilderungen und persönliche Stellungnahmen zu der Arbeit in den sozialen Einrichtungen verfasst. Die dabei aufgeworfenen gesellschaftlichen Fragen werden im Religionsunterricht erörtert. Am Ende des Schuljahres beurteilen die Schülerinnen und Schüler ihre Erfahrungen und Eindrücke, die sie in den sozialen Einrichtungen gewinnen konnten, mittels eines schriftlichen Fragebogens. Zudem erhalten sie ein Teilnehmerzertifikat und gestalten eine gemeinsame Abschlussfeier.

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Das Projekt „Service-Learning" der Helen-Keller-Schule in Berlin wurde erstmalig im Schuljahr 2005/2006 in den Stundenplan integriert. Neben der Freudenberg Stiftung kooperiert die Schule mit der Freiwilligen-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf "Schüler lernen Verantwortung" (FISch) (http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/org/jugend/fisch/).

Zunehmend findet das Konzept auch an Hochschulen Anklang. In Service-Learning-Seminaren werden die theoretischen Lerninhalte in Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Einrichtungen praktisch angewendet. Durch dieses Konzept profitieren sowohl die Träger der pädagogischen Programme als auch die Studentinnen und Studenten: die sozialen Einrichtungen erhalten kostenlose Unterstützung durch die Studierenden, diese wiederum können ihr theoretisches Wissen anwenden und besser verstehen. Zudem werden die Studentinnen und Studenten sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst.

Weitere Informationen zum Thema „Service-Learning" und zu den Projekten finden Sie auf dem Internetportal http://www.service-learning.de/ oder direkt bei der Freudenberg Stiftung: http://www.freudenbergstiftung.de/.

Ehrenamtliches Engagement Jugendlicher

In Deutschland sind mit etwa einem Drittel der 13- bis 17-Jährigen deutlich weniger Jugendliche ehrenamtlich aktiv als in anderen Ländern. Ehrenamtliche Aktivitäten sind jedoch für eine demokratische Gesellschaft von besonderem Belang, da sie neben der Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts einen positiven Einfluss auf die Persönlichkeitsbildung der Jugendlichen haben. Diese sind aufgrund der Ausübung ihres ehrenamtlichen Engagements oft politisch interessierter, zeigen größere Eigeninitiative und Verantwortung und legen mehr Wert auf Fairness. Näheres zu diesen Zusammenhängen können Sie bei der Landesstiftung Baden-Württemberg erfahren.