Erfüllter leben


Übersicht Leseempfehlungen

Die Macht der einen Zahl. Eine politische Geschichte des Bruttoinlandsprodukts

smallImage

 vergrößern

"Keine statistische Kennzahl beeinflusst die aktuelle Politik stärker als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Noch in den dreißiger Jahren existierten in England und in den USA unterschiedliche Vorstellungen davon, wie sich wirtschaftliche Vorgänge in Zahlen abbilden ließen. Nur eine dieser Methoden, der Vorläufer des BIP, bewährte sich im Zweiten Weltkrieg als Planungs- und Informationsinstrument und wurde in der Nachkriegszeit von den USA mit aller politischen Macht im Westen als Standard etabliert. Zusammen mit der Idee des Wachstums gab diese Methode Hoffnung auf eine Zukunft unendlichen materiellen Wohlstands. Obwohl mit seiner Hilfe nur ganz bestimmte Probleme gelöst werden sollten, monopolisiert das BIP seitdem den Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge."

Autor Philipp Lepenies ist Senior Fellow am Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam. Er sieht in dem Unterfangen, ein alternatives Maß für menschlichen Wohlstand zu finden, die Möglichkeit, die Frage nach dem Sinn allen Wirtschaftens neu zu stellen und zu diskutieren. Auf die damit verbundenen Schwierigkeiten weist er allerdings in seinem Fazit hin:

"Das BIP und die Idee des Wachstums entstammen einer besonderen Zeit mit besonderen weltpolitischen Umständen und Herausforderungen. Es waren diese Umstände, deren Zusammenspiel dazu führte, dass sich jene Konzepte politisch durchsetzen konnten. Ein Wissen um die Entstehung des BIP könnte all diejenigen zum Nachdenken bringen, die reflexartig glauben, das BIP-Wachstum sei ein geeigneter Lösungsansatz für die Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Gleichzeitig zeigt die Erfolgsgeschichte des BIP aber auch allen, die darauf hoffen, dass sich ein Alternativmodell zum BIP durchsetzen lässt, wie schwierig es sein wird, dessen Siegeszug zu wiederholen und die Macht der einen Zahl zu brechen."

Quellen: Suhrkamp

Lepenies, Philipp (2013), Die Macht der einen Zahl. Eine politische Geschichte des Bruttoinlandsprodukts, Berlin, 186 S.