Erfüllter leben


Übersicht Leseempfehlungen

Geo-Engineering. Notwendiger Plan B gegen den Klimawandel?

smallImage

 vergrößern

Die Verhandlungen über ein globales Klimaabkommen zur Reduktion der CO2-Emissionen scheinen festgefahren. Eine zeitnahe Begrenzung der Erderwärmung auf ein erträgliches Maß durch sogenannte Vermeidungsstrategien erscheint daher immer unwahrscheinlicher. Dies lässt die Rufe der Befürworter einer möglichen Alternative, die des Geo-Engineering, immer lauter werden.

Das neue Heft der Politischen Ökologie, "Geo-Engineering. Notwendiger Plan B gegen den Klimawandel?" öffnet die Black Box des Geo-Engineering und hinterfragt dessen Chancen und Risiken: Was ist Geo-Engineering? Dürfen wir ins Klimasystem eingreifen, nur weil es die Technik zulässt? Wer darf am Thermostat drehen? Können wir es uns leisten, Geo-Engineering nicht zu erforschen?

Geo-Engineering sind technische (oft globale) Eingriffe in (bio)chemische Kreisläufe, durch die die Erderwärmung auch ohne Reduktion der anthropogenen d.h. vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen begrenzt werden kann.

Eine Technologie zielt z.B. darauf ab, CO2 zu binden, indem die Ozeane mit Eisen "gedüngt" werden. Vor allem in südlichen Ozeanen ist das Algenwachstum, durch den Mangel an Eisen limitiert. Wird dieses künstlich hinzugefügt, vermehren sich die Algen stärker und binden dabei CO2. Andere Technologien haben das Ziel, das Sonnenlicht stärker zu reflektieren, z.B. indem Schwefeldioxid (SO2) in die Stratosphäre "geblasen" wird. Hierdurch bilden sich vermehrt Sulfataerosole, die das Sonnenlicht reflektieren und somit die Erderwärmung begrenzen. Dieser Effekt war in der Vergangenheit bei Vulkanausbrüchen, insbesondere bei dem des Pinatubo, zu beobachten.

Diese Maßnahmen bergen eine Vielzahl von Risiken: Zum Beispiel kann sich die regionale Niederschlagsmenge verringern, die Ozeanversauerung fortschreiten oder die Ozonschicht abnehmen. Eine geringere Sonneneinstrahlung beeinflusst die Photosynthese von Pflanzen und die Photovoltaik-Nutzung. Der Sulfateintrag in die Stratosphäre führt vermehrt zu saurem Regen und die Himmelsfarbe wechselt von Blau zu weiß. Hinzu kommt, dass viele Maßnahmen sehr ressourcenintensiv sind und bei ihrer Umsetzung große Mengen an CO2 produziert werden. Um zum Beispiel die Konzentration der Sulfataerosole in der Luft hoch genug zu halten, muss laufend SO2 durch Flugzeuge oder Ballons in die Stratosphäre transportiert werden.

Die Autoren sind sich daher weitestgehend einig, dass die Risiken des Geo-Engineering bisher nicht genug erforscht sind sowie möglicherweise auch gar nicht in ihrem vollen Umfang abzuschätzen und zu kalkulieren sind. Hinzu kommt, dass hierdurch lediglich Symptome behandelt werden und nicht die Ursachen des Problems: unsere ressourcenintensiven Konsum- und Lebensstile.

Mehr zur aktuellen Ausgabe der politischen Ökologie können Sie hier erfahren 

Oekom Verlag, politische ökologie120: Geo-Engineering. Notwendiger Plan B gegen den Klimawandel? Mit Beiträgen von O. Renn, K. Ott, P. Mooney, A. Grundwald, A. Oschlies, U. Potzel, u.v.m., 72 S., ISBN 978-3-86581-226-1

Mehr zum Thema:

Pat Mooney, Träger des alternativen Nobelpreises und Mitbegründer und Geschäftsführer der ETC Group, setzt sich dafür ein, ein Moratorium auf jegliche Formen des Einsatzes von Geo-Engineering zu verhängen. Anlässlich der Jubiläumskonferenz "30 Jahre Alternativer Nobelpreis" wird er am 16. September 2010 im Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung zu Gast sein und zum Thema "Zukunft neu denken - Risiken wachstumsabhängiger Lebensstile und mögliche Alternativen" referieren und diskutieren.

Mehr Informationen