Erfüllter leben


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Growth in Transition

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Das Buch, das vom österreichischen Lebensministerium initiiert und unterstützt wurde, liefert einen Überblick über die aktuelle Debatte zum Thema Wachstum und Wohlstand. Es ist die englischsprachige, überarbeitete und deutlich erweiterte Fassung des Buchs "Welches Wachstum ist nachhaltig?" aus dem Jahr 2009.

Fritz Hinterberger und seinen Mitstreitern ist es gelungen, die wichtigsten Protagonisten dieser Debatte zusammen zu bringen. Nach einer Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Wachstumsdebatte durch Rita Trattnigg vom österreichischen Lebensministerium liefern Fritz Hinterberger und Elke Pirgmaier ein umfassendes Argumentarium zum Thema Wirtschaftswachstum. Im Anschluss daran zieht Herman E. Daly eine Bilanz des gegenwärtigen ökonomischen Wachstums. Sein Fazit: Das Wachstum der letzten Jahre hat uns ärmer, nicht reicher gemacht. Lesenswert sind ferner die Beiträge der Mitwirkenden im Denkwerk Zukunft Tim Jackson und Juliet Schor. Ersterer plädiert dafür, das Wohlstandsverständnis um immaterielle Dimensionen zu erweitern. Letztere bricht eine Lanze für die Selbstversorgung, da sie nicht nur zu einem höheren Selbstwertgefühl führe, sondern auch einen geringeren ökologischen Fußabdruck hinterlasse.

Darüber hinaus kommen aber auch weniger wachstumskritische Autoren zu Wort. So hält Andreas Breitenfellner, Wirtschaftsanalyst bei der Europäischen Kommission, Wachstum auch künftig für einen Teil der Lösung, wenn es qualitativ, nachhaltig und ressourceneffizient sei. Letzteres propagiert auch Tomoo Machiba von der OECD als Weg zu "Green Growth" und "Green Economy".

Erik Assadourian vom Worldwatch Institute geht dies nicht weit genug. Er wirbt für einen tiefgreifenden kulturellen Wandel, der an sechs gesellschaftlichen Institutionen ansetzen müsste: Bildung und Erziehung, Traditionen, Regierung und öffentliche Verwaltung, Wirtschaft, Medien sowie soziale Bewegungen aller Art. Maja Göpel vom World Future Council sieht drei Hebel, die den Bewusstseins- und Verhaltenswandel beschleunigen könnten: Reorganisation des Finanzsystems, eine umfassende Steuerreform sowie eine Veränderung der Ziele, Größe und Bilanzierung von Unternehmen. Schließlich mahnt Martin Siecker eine neue Kultur der Einkommensverteilung an. Die gegenwärtige Art zu wirtschaften und zu leben sei weder ökologisch noch sozial nachhaltig, da sie zu steigender Einkommensungleichheit führe, die wiederum hohe soziale Kosten nach sich ziehe. Auch deshalb sei ein Wandel zu nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweisen erforderlich.

Hinterberger, Friedrich/Pirgmaier, Elke/Freytag, Elisabeth/Schuster, Martin (Editor) (2012), Growth in Transition, London.