Erfüllter leben


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Irrweg Bioökonomie. Kritik an einem totalitären Ansatz.

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"Bislang weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit  und von den Medien kaum kommentiert, bildet sich derzeit unter dem Label »Bioökonomie« eine mächtige Allianz aus Industrie, Großinvestoren, Politik und Forschung heraus, die sich einem erschreckenden Ziel verschrieben hat: der grenzenlosen kommerziellen Nutzung allen Lebens. Im Windschatten der Finanz- und Wirtschaftskrise werden mit einem beispiellosen Aufwand an Lobbyismus, Forschungs- und Investitionsförderung, gesetzlichen Verordnungen, Landkäufen und gezielter Unterminierung alternative Wege globaler Weichenstellung vorgenommen, die schon jetzt grundlegende Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt haben.

Bereits heute wirft die Bewertung von Leben nach seinem an kurzfristigen Renditezielen gemessenen Marktwert ihre Schatten voraus: Ob es nun die brachiale Treibnetzfischerei, die gedankenlose Ausrottung unzähliger Arten zugunsten von Monokulturen, das unaussprechliche Leid der Tiere in den Tierfabriken oder das Elend als nutzlos ausgegrenzter alter und behinderter Menschen ist - in einer Welt, die das Eigenrecht von Leben negiert und keine »Nutzlosigkeit« mehr zulässt, wird alles Lebendige und damit auch der Mensch zur normierten Ware. Da ist es nur konsequent, dass die Ware Leben, sobald sie ihren Marktwert verloren hat, nur noch als Kostenfaktor betrachtet und im Falle der Tiere [...] als störender Ausschuss entsorgt wird. [...] Nachdem nun auch der Grundbaustein allen Lebens, die Gene durch Patentierung zur Vermarktung freigegeben wurden, erscheint die Umwertung alles Lebendigen zum Rohstoff »Biomasse« nur als folgerichtiger letzter Schritt auf einem verhängnisvollen Weg, den die Vertreter der Bioökonomie als Rettung vor jenen Problemen ausgeben, die größtenteils gerade durch die Ausrichtung auf kurzfristige Renditeziele erzeugt wurden."

"Anita Krätzer und Franz-Theo Gottwald beleuchten ein Feld an der Schnittstelle von Wirtschaft, Politik und Forschung, das in den Medien noch selten thematisiert wird. Die Autoren machen auf Basis der zentralen Aktionsfelder der Bioökonomie auf Weichenstellungen aufmerksam, die Tiere und Pflanzen erklärtermaßen zur »Biomasse« degradieren - eine Entwicklung, die letztlich auch vor dem Menschen nicht haltmacht."

Quellen: Leseprobe, Suhrkamp

Gottwald, Franz-Theo/Krätzer, Anita (2014), Irrweg Bioökonomie. Kritik an einem totalitären Ansatz, Berlin, 176 S.