Erfüllter leben


Übersicht Leseempfehlungen

Vielleicht will der Kapitalismus gar nicht, dass wir glücklich sind?
Erkenntnisse eines Geläuterten

smallImage

 vergrößern

"'Vielleicht will der Kapitalismus gar nicht, dass wir glücklich sind?', fragt der Wirtschaftswissenschaftler Max A. Höfer in seinem gleichnamigen Buch. Die Frage überrascht, denn der Autor weiß, wie das mit dem ganz großen Geld geht. Ihm ist bewusst, dass Geld die Freiheit für ein anregendes Leben bietet, aber er hat eine neue und für ihn zunächst bittere Erkenntnis gewonnen: 'Kapitalismus macht keinen Spaß mehr.' Ist das ein plötzlicher Sinneswandel? Ist Höfer, der als Journalist für namhafte Wirtschaftszeitungen schrieb, vom Saulus zum Paulus geworden?

Nicht ganz, denn der Autor ist Teil einer Gesellschaft, die sich in den letzten Jahren stark verändert hat. Workaholics sind nicht länger ein paar vereinzelte Manager, die Tag und Nacht auf Kosten ihrer Gesundheit und ihrer Familie arbeiten und deswegen von der breiten Mehrheit mit verständnislosem Kopfschütteln bedacht werden. Heute ist der ganz normale Arbeitnehmer zum Workaholic geworden, wir alle arbeiten immer mehr, immer länger und sind dabei in einem sehr hohen Tempo unterwegs. Höher! Schneller! Weiter! So scheint die Devise des modernen Menschen zu lauten. Höfer fühlt sich bei seiner kritischen Analyse des Kapitalismus an den tragischen Helden Sisyphos erinnert, denn wir alle arbeiten pausenlos, ohne jemals ein erkennbares Ziel zu erreichen. Der Wissenschaftsjournalist führt in seinem Buch eine Studie der Universität London an, die besagt, dass höheres Einkommen nicht dafür verwendet wird, mehr Zeit für glücklich machende Tätigkeiten zu verwenden. Stattdessen pendeln wir länger zur Arbeit, haben weniger Freizeit und weniger Zeit für Familie und Freunde, sobald wir mehr verdienen. Aber wer zwingt uns, immer mehr zu arbeiten, wer verlockt uns, noch mehr Konsumgüter anzuhäufen?

Die Antwort ist erschütternd, denn wir müssen uns dafür nur an die eigene Nase fassen: Wir alle machen unser Selbstwertgefühl viel zu stark von unserer Arbeit und dem vermeintlichen beruflichen Erfolg abhängig. [...]

Der bedeutendste griechische Philosoph war uns weit voraus: 'Aristoteles zählte Arbeit ausdrücklich nicht zu den Glücksgütern wie Freundschaft, Gesundheit oder Muße, ohne die niemand seiner Meinung nach glücklich sein kann.'

Warum schalten wir also nicht endlich einen Gang runter? Welche Alternativen gibt es zu unserem bisherigen Leben - und was macht uns glücklich? Höfer hat Antworten auf diese existentiellen Fragen, zeigt, wie etwas Arbeitsleben und Stadtplanung sich ändern könnten, um den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden und was jeder einzelne tun kann, um wieder mehr bei sich zu sein."

Quelle: Random House Verlag via Zeit Online

Höfer, Max A. (2013), Vielleicht will der Kapitalismus gar nicht, dass wir glücklich sind? Erkenntnisse eines Geläuterten, München, 256 S.