Erfüllter leben


Übersicht Leseempfehlungen

Herausforderungen für eine technisch-ökonomische Entkoppelung von Naturverbrauch und Wirtschaftswachstum unter besonderer Berücksichtigung der Systematisierung von Rebound-Effekten und Problemverschiebungen

"Hinter dem etwas sperrigen Titel verbirgt sich eine hochinteressante und lesenswerte Analyse der Wirkzusammenhänge zwischen technischem Fortschritt, Effizienzsteigerung, Wachstum sowie Energie- und Ressourcenverbrauch. Das in der Fachliteratur als Rebound-Effekt bezeichnete Phänomen beschäftigt die Wirtschaftswissenschaften seit Jahren. Die Ergebnisse der neueren Forschung haben das Potenzial, die klima- und energiepolitische Debatte einschneidend zu verändern: Schließlich stellt der Rebound-Effekt eine Grundannahme der gängigen Klima- und Energiepolitik in Frage, nämlich dass Effizienzsteigerung zwangsläufig in deutliche absolute Minderverbräuche münde. Viele Studien, aufgrund derer die politischen Institutionen den Umbau des Energiesystems anstreben, haben offenbar diese komplexen, aber entscheidenden Zusammenhänge allzu oft nicht berücksichtigt.

[...]

Klar wird, dass die Verminderung des Energiebedarfs nicht einfach durch das Umlegen von Effizienzhebeln erfolgen kann, mit denen unmittelbar verbrauchsmindernde Effekte erzielt werden können, wie es einige Studien versprechen. Daher empfehlen Madlener und Alcott, nicht alleine auf die Energieeffizienz zu wetten. Wolle man den Energie- und Ressourcenverbrauch absolut senken und nicht nur spezifisch, empfehlen die Forscher "das Prinzip der Suffizienz oder Genügsamkeit". Sollte die Genügsamkeit, also der freiwillige Verzicht als gesellschaftliches Prinzip, nicht wirksam werden, sei die notwendige Reduktion letztlich nur durch "Ressourcensteuern, Begrenzung des Ressourcenverbrauchs bzw. der Schadstoffemissionen (Caps)" erreichbar. Die Nutzung dieser Instrumente, um den Rebound zurückzudrängen, hätten jedoch gravierende Folgen für jede Volkswirtschaft.

[...]

Die Erkenntnis, dass die angestrebte Verminderung des absoluten Energie- und Ressourcenverbrauchs mit Wohlstandsverlusten einhergeht, muss einen Platz in der politischen Debatte bekommen. Ob ein "Energiekonsens" möglich ist, wenn Verbrauchsminderung und damit verbunden die Einschränkung von Lebensqualität und persönlicher Freiheiten politisch vorgegeben ist, muss eine gesellschaftliche Debatte klären. Erst dann können wirklich weitreichende und langfristige politische Entscheidungen zum angestrebten ökologischen Umbau der Industriegesellschaft und des Energiesystems getroffen werden."

Quelle: Energiewirtschaftliche Tagesfragen, Zeitschrift für Energiewirtschaft, Recht, Technik und Umwelt

Reinhard Madlener/Blake Alcott (2011), Herausforderungen für eine technisch- ökonomische Entkoppelung von Naturverbrauch und Wirtschaftswachstum unter besonderer Berücksichtigung der Systematisierung von Rebound-Effekten und Problemverschiebungen, Berlin, 64 S.