Managing Without Growth – Slower by Design, Not Disaster
"Managing Without Growth" gibt einen guten Einblick in die Themen Wachstum und Wohlstand. Besonders lesenswert ist aber der Teil des Buches, in dem Peter A. Victor untersucht, wie die Funktionsfähigkeit des politischen und wirtschaftlichen Systems Kanadas auch bei Nullwachstum aufrecht erhalten werden kann. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob Vollbeschäftigung und die Reduzierung der Armut bei gleichzeitiger Minderung der Treibhausgasemissionen auch mit niedrigerem oder ohne Wirtschaftswachstum möglich sind.
Um diese Frage zu beantworten, entwirft Victor mittels eines LowGrow-Modells verschiedene Szenarien:
- Im „Business as Usual-Szenario" steigen Treibhausgas-Emissionen und Bruttoinlandsprodukt pro Kopf stark an. Armut und Arbeitslosigkeit erhöhen sich im Prognosezeitraum ebenfalls - wenn auch deutlich weniger stark.
- Das Szenario „A no Growth Disaster" belegt eindrucksvoll, dass ein Rückgang des Wirtschaftswachstums ohne begleitende politische Maßnahmen zu starken gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Irritationen in Form von hoher Arbeitslosigkeit und Armut führen kann.
- Die positivste Entwicklung zeigt das Szenario "Low then no Growth, Reduced Greenhouse Gas Emissions". Die Treibhausgasemissionen steigen zwar kurzfristig an, gehen aber ab ca. 2012 deutlich zurück. Die Wirtschaft wächst stetig immer weniger, bis sie ab 2030 etwa auf demselben Niveau verharrt. Zeitgleich sinken Armuts- und Arbeitslosenquoten.
Der positive Trend im letztgenannten Szenario wird durch verstärkte Investitionstätigkeit z.B. in erneuerbare Energien ermöglicht. Diese werden zum einen über eine CO2-Steuer und zum anderen über geringere Ausgaben beim Konsum finanziert. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit wird durch Arbeitszeitverkürzungen erreicht.
Natürlich sind quantitative Prognosen für komplexe Systeme, in die unsere Wirtschaft und Gesellschaft eingebunden sind, nur bedingt aussagekräftig. Sie geben aber zumindest Aufschluss über Wirkungszusammenhänge und Wechselwirkungen, die von politischen Maßnahmen ausgehen. Damit ist die Arbeit von Peter A. Victor ein Aufruf an Politik, Wirtschaft und Forschung, neue Wege zu denken. Nicht Wachstum oder Nullwachstum sollte das Ziel sein, sondern eine Gesellschaft mit einem nachhaltigen Lebensstil, die bei hohem, niedrigem oder auch ausbleibendem Wirtschaftswachstum funktionsfähig ist.