Für eine Erneuerung der Ökonomie
Memorandum besorgter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
Berlin 13. März 2012
Eine Initiative von Ulrich Thielemann, Tanja von Egan-Krieger und Sebastian Thieme
Die Bewegung des "New Economic Thinking" hat nun auch Deutschland erfasst. Auslöser ist die anhaltende Finanzkrise, die von der überwiegenden Mehrheit der Wirtschaftswissenschaftler weder vorhergesehen noch der mit zukunftsweisenden Strategien begegnet wurde. Am 13. März veröffentlichte eine Initiative der Berliner "Denkfabrik für Wirtschaftsethik" ein Memorandum, in dem eine Abkehr der Wirtschaftswissenschaften von der "akademischen Prostitution" und dem "Wissenschaftsopportunismus", die vielerorts an die Stelle der "intrinsischen Orientierung an der Sache des Erkenntnisfortschritts" getreten seien, sowie eine grundlegende Neuausrichtung der Ökonomie gefordert werden.
Im Einzelnen ermuntern die Unterzeichner um den Wirtschaftsethiker Ulrich Thielemann ihre Kollegen zu paradigmatischer Offenheit und plädieren für eine neue wissenschaftliche Streitkultur. Ferner appellieren sie an die für die Wahrung der Wissenschaftlichkeit des Hochschulwesens zuständigen Instanzen wie den Wissenschaftsrat, auf paradigmatische Vielfalt und die Relativierung des Prinzip "Publish or Perish", das heißt bibliometrischer Kriterien für die Bewerbung akademischer Forscherkarrieren hinzuwirken. Ferner werden die für die Ausrichtung von Curricula zuständigen Instanzen aufgefordert, unter anderem die Lehrpläne interdisziplinärer zu gestalten. Schließlich soll bei der Vergabe von Fördermitteln die paradigmatische Pluralität gewahrt und eine einseitige theoretische Ausrichtung vermieden werden.
Das Memorandum kann hier unterzeichnet werden.