Mobilität im Wandel
Trotz gestiegener Spritpreise und drohenden Klimawandels bleibt das Auto das liebste Fortbewegungsmittel der Deutschen. Seit 2001 ist der Bestand an Personenkraftwagen von rund 39 auf knapp 42 Millionen gestiegen. Dies hat nicht nur negative Folgen für die Umwelt, sondern führt auch zu Bewegungsmangel und gesundheitlichen Problemen. Gründe genug unser Mobilitätsverhalten zu ändern.
Im Folgenden werden drei Projekte vorgestellt, die zeigen, dass dies möglich ist - wenn auch in kleinen Schritten.
Leuchtturmprojekt „TravelSmart"
Mit dem Konzept TravelSmart des Unternehmens Socialdata sollen Bürger durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit dazu ermuntert werden, ihr Auto stehen zu lassen und den Weg zum Einkauf, zur Arbeit oder in die Schule zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen.
Dabei setzt TravelSmart auf den direkten Kontakt mit der Bevölkerung. Die erste Begegnung wird per Telefon oder an der Türschwelle gesucht. Zunächst werden Informationen zum bisherigen Mobilitätsverhalten erhoben, z.B. wie oft öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad benutzt oder welche Strecken zu Fuß zurückgelegt werden. Hierbei wird schnell klar, wer generelles Interesse am Thema hat und wer nicht.
Fahrradboten beliefern dann die interessierten Bürger mit individuell zugeschnittenen Informationsmaterialien, wie Busfahrplänen und kleineren technischen Geräten wie Pedometer, mit denen sie ihre am Tag gemachten Schritte zählen können. Anfangs weniger Interessierte werden mit Broschüren versorgt, die die ökologischen und gesundheitlichen Probleme des gestiegenen motorisierten Individualverkehrs aufzeigen. Gleichzeitig versenden die Kommunal- und Landesregierungen Briefe, um die Bevölkerung zur Teilnahme am Programm zu motivieren.
Seit 1996 wurden in Nürnberg im Rahmen von TravelSmart-Projekten alle 500.000 Einwohner der Stadt im Schnitt bereits zweimal angesprochen. Und das mit Erfolg: Die Zahl der Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln konnte um rund 13 Prozent gesteigert werden. Dadurch werden pro Jahr rund 14.000 Tonnen CO2 eingespart.
Umgesetzt wird das Konzept in weiteren Städten sowohl in Deutschlands als auch in Österreich, Schweden, Großbritannien, Australien und den USA. Insgesamt wurden weltweit bisher knapp 4 Millionen Menschen in etwa 300 Projekten erreicht. Mehr über TravelSmart können Sie hier erfahren.
Leuchtturmprojekt „Mit dem Rad zur Arbeit"
In Deutschland und Europa gibt es weitere viel versprechende Initiativen, die unser Mobilitätsverhalten nachhaltiger gestalten wollen. So zum Beispiel das Projekt „Mit dem Rad zur Arbeit". Dieses will mehr Menschen dazu bewegen, vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen. Im Aktionszeitraum vom 1. Juni bis 31. August 2010 kann man auf der Internetseite der Initiative seine mit dem Fahrrad zur Arbeit zurückgelegten Kilometer dokumentieren. Am Ende werden unter allen Teilnehmern Preise verlost. Bereits 2009 wurde das Projekt mit über 170.000 Teilnehmern erfolgreich durchgeführt. Gefördert wird die Initiative u.a. durch die Bundesregierung im Rahmen des Nationalen Aktionsplans "IN FORM - Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung".
Leuchtturmprojekt „Scuolabus a piedi"
Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Scuolabus a piedi" in Rom. Das dortige Stadtreferat für Familie und Kinder hat den „Geh-Bus" ins Leben gerufen, um Kinder zu ermuntern, zu Fuß in die Schule zu gehen. Ehrenamtliche Begleiter laufen eine bestimmte Route durch das Stadtviertel bis zur Schule. Zu festen Zeitpunkten kommen sie an „Bus-Stationen" vorbei, an denen sich die Kinder ihnen anschließen können. Das Projekt stieß sowohl bei den Kindern als auch den Eltern auf positive Resonanz.