Erfüllter leben


Übersicht Leseempfehlungen

Sicher leben statt viel haben - das veränderte Wohlstandsdenken

smallImage

 vergrößern

"Deutschland geht es gut. [...] Doch gleichzeitig stabilisiert sich der Anteil der Bevölkerung, der sich Sorgen um den Erhalt des erarbeiteten und verdienten Wohlstands macht. [...] Dies geht aus dem aktuellen NAWI-D, dem Nationalen WohlstandsIndex für Deutschland, hervor, den das weltweit tätige Markt- und Sozialforschungsinstitut Ipsos und der renommierte Zukunftswissenschaftler Professor Dr. Horst W. Opaschowski am 8. April in Berlin vorstellten. Im Zeitraum von Juni 2012 bis März 2014 befragte Ipsos repräsentativ 16.000 Personen in Deutschland danach, was sie unter Wohlstand und Lebensqualität verstehen und wie sie ihre eigene Lebenssituation derzeit einschätzen. [...]

Den meisten Deutschen geht es heute gut - aber ihre Zukunft scheint vielen nicht mehr sicher. In Zeiten, in denen sich weltweit Krisenherde ausbreiten, wächst die Sehnsucht der Bevölkerung nach Sicherheit und verändert sich ihre Vorstellung von Wohlstand und Lebensqualität. Drei Viertel der Deutschen (75%) antworten auf die Frage, was sie unter Wohlstand verstehen: 'Keine finanziellen Sorgen haben'. Ganz obenan stehen weiterhin Wünsche nach einem sicheren Einkommen (68%) und einem sicheren Arbeitsplatz (62%). Aber auch Werte wie 'sich eine gute medizinische Versorgung leisten können' spielen für gut jeden zweiten Befragten (55%) eine Rolle. Professor Opaschowski: 'Wohlstand fängt für die Bundesbürger mit dem persönlichen Wohlergehen an und hat mittlerweile mehr mit der Erhaltung der Lebensqualität als mit der Steigerung des Lebensstandards zu tun'.

[...] In den WohlstandsIndex fließen Parameter des ökonomischen, ökologischen, gesellschaftlichen und individuellen Wohlstands ein. Im Bundesländer-Vergleich sind Bayern (53%) und Hamburg (54%) die Gewinner und Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt  (je 33%) die eindeutigen Verlierer der Wohlstandsverteilung. Die Wohlstandskarte Deutschlands lässt dennoch keine Rückschlüsse auf ein mögliches West-Ost-Gefälle erkennen. Denn die Thüringer schätzen sich ähnlich wohlhabend ein (40%)  wie die Hessen (39%). Und die Bewohner in Mecklenburg-Vorpommern (40%) können durchaus einem Vergleich mit den Rheinland-Pfälzern (41%) standhalten, weil sie den größten ökologischen Wohlstand in Deutschland aufweisen. Naturnähe und Nachhaltigkeit sind auch jenseits von Arbeit und Brot ein Indikator für Wohlstand und Lebensqualität.

In Krisenzeiten besinnen sich Menschen vielfach auf das, was ihnen Grundgeborgenheit im Leben gewährt und zum persönlichen und sozialen Wohlergehen beiträgt: Das Zusammensein mit Freunden und Familie als nachhaltige Wohlstandsqualität - vor allem dann, wenn Arbeit und Einkommen nicht mehr sicher sind. Laut NAWI-D geben vier von zehn Deutschen gute Familienkontakte als ihre persönliche Wohlstandswunschdefinition an. Und für beachtliche zwei Drittel der Bundesbürger (67%) ist diese Definition Realität, sie stimmen der Aussage zu 'Ich habe gute Kontakte zu meiner Familie'. Opaschowski: 'Die Familie überlebt alle Krisen. In der Familie fühlt man sich sicher: Sie ist die beste Lebensversicherung und - im positiven Sinne - billig und barmherzig: Ein 'sicherer' Heimathafen'. Sozialer Wohlstand kann materielle Wohlstandsdefizite abfedern und ausgleichen helfen. [...] Opaschowski: 'Die Familie schützt vor vielen Armutsrisiken des Lebens und ist so wertvoll wie die Geldanlage. Neben dem Beziehungsreichtum trägt die Familie auch materiell zur Gewinnmaximierung des Lebens bei'.

Frauen heben im Unterschied zu Männern als persönliche Wohlstandswirklichkeit besonders hervor, für andere da zu sein (+ 12 Prozentpunkte), in Frieden mit ihren Mitmenschen leben zu können (+5) und gute Kontakte zu ihrer Familie und ihren Verwandten zu haben (+3). Wohlstand fängt für Frauen mit dem sozialen Wohlergehen an. Frauen pflegen mehr die Nähe zum sozialen Nahmilieu. Zudem geben relativ mehr Frauen als Männer an, umweltbewusst zu leben  (+4). 

Die Wohlstandswirklichkeit von Männern zeigt eine leichte, aber signifikante Besserstellung im materiellen Bereich. Bei den Werten 'gesicherten Arbeitsplatz haben' (+3), ein 'sicheres Einkommen haben' (+2) und 'Eigentum besitzen' (+2) sind sie jeweils den Frauen gegenüber im Vorteil. Demnach haben Männer einen etwas höheren Lebensstandard, Frauen punkten bei der Lebensqualität.  Lebenswichtig ist beides - mit einem Unterschied: Lebensqualität trägt mehr zur Lebenszufriedenheit bei. Vielleicht auch ein Grund dafür, warum sich Frauen im Leben etwas glücklicher fühlen als Männer."

Quelle: Ipsos