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Nutzen statt Besitzen - Auf dem Weg zu einer ressourcenschonenden Konsumkultur

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"Es gibt einen neuen Trend, der nicht nur in Deutschland, sondern weltweit Einzug hält: «Collaborative Consumption» oder gemeinschaftlicher Konsum heißt er und umfasst so unterschiedliche Praktiken wie Wohnungstausch, Kleidertauschparties, Autogemeinschaften, Gemeinschaftsgärten, Tauschringe für Werkzeuge, Drucker oder DVDs und vieles andere mehr.

[...] Mit der Verbreitung digitaler Leih-, Miet- und Tauschmodelle entstehen neue Geschäftsformen, die sich auf einer neuen «Währung» gründen: Vertrauen. Vertrauen, dass der andere meine Dinge gut behandelt und mich nicht hinters Licht führt, obwohl ich den anderen noch nie gesehen habe. Und so sprießen weltweit Startups und private Initiativen aus dem Boden, welche diejenigen zusammenführen, die gleiche Interessen haben: die leihen, tauschen, teilen oder schenken wollen. Das Time Magazin hat diese neue Konsumform sogar zu einer der zehn großen Ideen erkoren, die die Welt verändern werden.

[...]

Aus unserer Sicht birgt eine gemeinschaftliche Konsumkultur das Potenzial, den Ressourcenverbrauch eines jeden Einzelnen zu senken und gleichzeitig die Lebensqualität zu halten oder sogar zu erhöhen. Weil Weltbevölkerung und Wirtschaft weiter wachsen und der technische Fortschritt immer neue Bedürfnisse weckt, steigen auch Warenkonsum und Rohstoffverbrauch. Damit steigt auch der Druck auf die Ökosysteme weiter an: Die Jagd nach Rohstoffen wird bis in den letzten Winkel der Erde und der Meere getrieben, die Verschmutzung von Böden, Wasser und Luft nimmt zu. Dagegen gibt es vor allem zwei große Strategien: Erstens eine Effizienzrevolution, die den Ressourcenverbrauch durch innovative Produktionsprozesse, Technologien und Produkte senkt; zweitens eine Veränderung der Konsumkultur in Richtung gemeinschaftlichen Konsums und «geteilten Nutzens». Darin steckt ein erhebliches Potenzial für die Reduzierung der Gütermenge, ohne unseren Lebensstandard zu senken - wir können ja nach wie vor auf die gemeinschaftlich genutzten Güter zurückgreifen, auch ohne ihr alleiniger Eigentümer zu sein. Gleichzeitig kann man die Unternehmen besser in die Verantwortung für die Wiederverwertung von Produkten nehmen, wenn diese nicht mehr verkauft werden, sondern nur in die zeitweise Nutzung des Kunden übergehen, bevor sie wieder von den Herstellern übernommen werden.

Deshalb haben wir das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie mit der vorliegenden Studie beauftragt. Anhand der drei Beispiele Kleidertausch, Werkzeugverleih und Chemieleasing geht die Studie der Frage nach, welche Potenziale zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs im Konzept «Nutzen statt Besitzen» enthalten sind. In einem weiteren Teil wird untersucht, wie diese Formen des «Nutzen statt Besitzen» kommuniziert werden müssen, um sie möglichst bekannt zu machen und

Menschen für eine Veränderung ihres Konsumstils zu motivieren. Abschließend wollen wir mit einem ganzen Bündel von Handlungsempfehlungen zeigen, wie alte und neue Pioniere des Teilens, Nutzen und Tauschens unterstützt werden können. Wir hoffen, mit der vorliegen Studie einen Anstoß zu geben, damit «Nutzen statt Besitzen» -Modelle ihr Nischendasein verlassen und zu einer nachhaltigen Produktions- und Konsumweise beitragen können."

Quelle: Karolin Baedecker/Kristin Leismann/Holger Rohn/Martina Schmitt (2012), Nutzen statt Besitzen - Auf dem Weg zu einer ressourcenschonenden Konsumkultur, Schriften zur Ökologie Bd. 27, Berlin, 104 S.