Erfüllter leben


Übersicht Leuchttürme

Pflegebegleiter

smallImage

 vergrößern

Gegenwärtig sind in Deutschland etwa 2,25 Millionen Menschen pflegebedürftig. Von ihnen werden mehr als zwei Drittel zu Hause versorgt.[1] Dies ist für viele Angehörige sowohl eine psychische wie physische Herausforderung als auch eine finanzielle Belastung.

Eine Antwort auf diese Herausforderungen ist das Projekt "Pflegebegleiter": Seit 2004 helfen Freiwillige pflegenden Angehörigen, indem sie diese bei der Pflege emotional und organisatorisch unterstützen und mit Informationen über professionelle Hilfe oder finanzielle Unterstützung versorgen. Für viele Angehörige sind die Pflegebegleiter gerade wegen der drohenden Isolation während der häuslichen Pflege ein wertvoller sozialer Kontakt und eine Möglichkeit, über einen langen Zeitraum hinweg Sorgen und Probleme mit einer qualifizierten Person zu besprechen.

Umgekehrt können auch viele Pflegebegleiterinnen und Pflegebegleiter soziale Kontakte zu pflegenden Angehörigen oder anderen Pflegebegleitern knüpfen. Gerade älteren Personen, die aus dem Erwerbsleben ausscheiden, bietet diese Tätigkeit zudem die Möglichkeit, etwas Sinnstiftendes zu tun. Aber auch zahlreiche junge Menschen sind bei den "Pflegebegleitern" engagiert. Das Altersspektrum reicht von 19 bis 76 Jahren.

Oftmals ist es den Freiwilligen ein Anliegen, eigens erlebte Defizite bei der häuslichen Pflege bei anderen zu verhindern: Eine 25-jährige Studentin aus Freiburg wuchs in einer pflegenden Familie auf und hatte stets das Gefühl, zu kurz zu kommen. In den Familien, die sie künftig als Pflegebegleiterin betreuen wird, möchte sie daher besonders auf die Bedürfnisse der Kinder achten. [2]

Um ihre Tätigkeit kompetent ausführen zu können, werden die Pflegebegleiter in einem 60-stündigen Kurs vorbereitet.[3] Bundesweit haben sich mittlerweile mehr als zweitausend Pflegebegleiter ausbilden lassen. Sie sind in Lokalgruppen von acht bis 14 Mitgliedern an über 100 Orten in Deutschland aktiv. Neue Lokalgruppen werden durch sogenannte "Projekt-Initiatoren" ins Leben gerufen - Freiwillige, die hierfür speziell qualifiziert werden und mit Trägern vor Ort wie beispielsweise der Caritas zusammenarbeiten.

Die Ergebnisse des Projekts sind durchweg positiv: Evaluationen haben ergeben, dass sich die pflegenden Angehörigen durch die Pflegebegleitung deutlich gestärkt fühlen, es ihnen gesundheitlich besser geht, sie verstärkt Hilfe von außen in Anspruch nehmen und sich ausdrücklich einen weiteren Ausbau des Angebots wünschen. Auch die Kurse für Pflegebegleiter selbst wurden als "effektiv" und "erfolgreich" eingestuft.[4]

Und auch der quantitative Erfolg spricht für sich: Nach dem Prinzip der Pflegebegleiter entstehen nun auch in Österreich[5] und der Schweiz Projekte, bei denen pflegende Angehörige entlastet werden. In Deutschland wird zurzeit ein bundesweites "Netzwerk Pflegebegleitung" aufgebaut. Auf einer ersten Konferenz im April 2010 treffen sich hierfür die Projekt-Initiatoren in Hofgeismar bei Kassel.

Links zum Thema:

 

 


[1] Vgl. Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik 2007, S. 4

[2] Vgl. Badische Zeitung, Alleine Pflegen macht einsam, 10. März 2010

[3] Dies wird durch die einzelnen Bundesländer und Kommunen finanziell gefördert - gesetzlich geregelt durch §45d im Sozialgesetzbuch XI: "Förderung ehrenamtlicher Strukturen sowie der Selbsthilfe"

[4] Vgl. Bubolz-Lutz, E./Kricheldorff, C. (2010), Modell Pflegebegleitung; Projekt zur Begleitung pflegender Angehöriger durch Freiwillige, in: Erwachsenenbildung 1/2010, S. 43f.

[5] "Netzwerk für alte Menschen im alpenländischen Raum" (NaMaR)