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Post-Oil City – Die Stadt von morgen

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Städte müssen sich von der Abhängigkeit vom Erdöl befreien. Zum einen wegen der Notwendigkeit, CO2-Emissionen einzusparen und zum anderen, da Erdöl künftig deutlich knapper und teurer werden dürfte. In der neuen Ausgabe der Zeitschrift "politische ökologie" beschreiben Wissenschaftler, Stadtplaner und Architekten, wie diese Abhängigkeit überwunden und eine nachhaltige "Post-Oil City" gestaltet werden kann.

Dass die Abkehr vom Erdöl insbesondere neuer Stadt- und Verkehrsstrukturen bedarf, zeigt Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, in seinem Beitrag "Der Moloch erfindet sich neu". Billiges Öl war der Schmierstoff für die Entwicklung der Stadtstrukturen der Moderne: Durch den hohen Grad individueller Mobilität wurde die funktionalräumliche Trennung von Arbeiten, Wohnen, Einkaufen und Kultur ermöglicht. So entstanden weitläufige Stadtstrukturen, die vom motorisierten Individualverkehr abhängig sind. Neue ökologischere Stadtstrukturen sollten daher wieder kompakter und durchmischter sein, um Verkehrsaufkommen zu vermeiden.

Sofie Wolfrum, Professorin am Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung der TU München verdeutlicht in ihrem Beitrag, dass bei technischen und baulichen Neuerungen, die den Energieverbauch minimieren sollen, das sogenannte Kapsel-Denken überwunden werden muss. Dieses ist dadurch gekennzeichnet, dass überregionale oder globale Zusammenhänge, in die Städte eingebunden sind, sowie Interessen künftiger Generationen nur unzureichend berücksichtigt werden. Masdar City, eine geplante "Zero-Carbon City" in Abu Dhabi dient ihr als Beispiel: Zwar werden dort durch neue bautechnische Standards und den Einsatz regenerativer Energien CO2-Emissionen vermieden. Gleichzeitig werden aber durch großzügige Parkhäuser viele Menschen animiert, im Umland zu wohnen und zur Arbeit in die Stadt zu pendeln. Ihr Weg zur Arbeit wird in die Bilanz ebenso wenig eingeschlossen, wie der Betrieb der nahe gelegenen Formel-1-Strecke von Abu Dhabi.

Die Notwendigkeit neuer Lebensstile wird im Beitrag von Björn und Niko Paech unterstrichen. Ihnen zufolge ist der überbordende Konsumwohlstand einsturzgefährdet und dem Wohlbefinden der Menschen zunehmend abträglich. Durch suffiziente, also weniger materiell orientierte Lebensstile sowie urbane Selbstversorgung ließen sich die Abhängigkeiten von Geld, wirtschaftlichem Wachstum sowie vom Ressourcen- und Energieverbauch verringern. Menschen, die diesem Lebensmodell folgen, gibt es bereits. Dies zeigen die Beitrage von Gerd Wessling über die Transition Town Initiativen sowie von Christa Müller über die Urban Gardening Bewegung.

Oekom Verlag (2011), Post-Oil City - Die Stadt von morgen. Politische Ökologie, Band 124.