Erfüllter leben


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Räumliche Mobilität in der Zweiten Moderne.

Freiheit und Zwang bei Standortwahl und Verkehrsverhalten

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"Die Menschen in modernen Gesellschaften sind hochgradig mobil und überwinden immer größere Distanzen. Während mit dieser Entwicklung ein Fortschrittsversprechen verbunden ist, wird nur selten die Frage gestellt, inwiefern die wachsenden Mobilitätsanforderungen zu mehr Lebensqualität beitragen. Wird diese Entwicklung von den Menschen bewusst vorangetrieben oder sind sie Getriebene einer Entwicklungsdynamik, auf die sie kaum Einfluss nehmen können und die ihr Leben im Ergebnis beeinträchtigt? Sind die Handlungen von Menschen im Rahmen räumlicher Mobilität frei gewählt oder sind sie weitgehend erzwungen?

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen gehen der zentralen Frage nach, wie sich das Verhältnis von Freiheit und Zwang darstellt und die räumliche Entwicklung moderner Gesellschaften bestimmt. Dabei wird Siedlungsentwicklung als soziales Phänomen thematisiert, das eng mit Formen individueller Mobilität verbunden ist. Ein spezielles Augenmerk gilt der Frage, inwieweit unter diesen Bedingungen räumliche Mobilität politisch gestaltet werden kann."

Stephan Baubitz zeigt in seinem Beitrag "Mobilitätsalltag von Einkommensarmen im städtischen Raum", dass beispielsweise einkommensschwache Bevölkerungsgruppen in Städten nicht nur in der Möglichkeit der Verkehrsteilnahme eingeschränkt sind, sondern infolgedessen auch in der Möglichkeit, unter selbst gewählten Bedingungen am sozialen Leben teilzunehmen - so dies überhaupt im gewünschten Maße möglich ist.

Annette Haas plädiert hingegen für einen umfassenden Bewusstseinswandel im Bereich der Mobilität. Die häufig als Zwang empfundene Mobilität sei einseitig ökonomisch getrieben und habe sich von den sozialen Anforderungen der Menschen weitestgehend entfernt. Darüber hinaus verursache sie immense ökologische Kosten.

Eine durch räumliche Mobilität ermöglichte neue Form des Zusammenlebens erwartet Darja Reuschke. Als Haushalte mit multilokalen Lebensformen nennt sie beispielsweise Paare, die aufgrund großer Distanzen nicht regelmäßig pendeln können und deswegen entweder getrennte Haushalte führen oder aus beruflichen Gründen eine Zweitwohnung unterhalten. Mit diesen Lebensformen sei in Zukunft - vor allem bei hochqualifizierten Paaren ohne Kindern - verstärkt zu rechnen.  

Quelle: LIT-Verlag

Schwedes, Oliver (Hrsg.) (2013), Räumliche Mobilität in der Zweiten Moderne. Freiheit und Zwang bei Standortwahl und Verkehrsverhalten, Mobilität und Gesellschaft, Band 3, Münster, 331 S.