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Keine absolute Entkoppelung von Naturverbrauch und Wirtschaftswachstum

Anfang Dezember 2011 wurde eine von der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" in Auftrag gegebene Studie über die Entkoppelung von Naturverbrauch und Wirtschaftswachstum veröffentlicht. Die Studie gibt einen guten Überblick über den aktuellen Forschungsstand und zeigt, dass Effizienzsteigerungen aufgrund von Reboundeffekten bisher nicht zu einer absoluten Verminderung des Ressourcenverbrauchs geführt haben.
Von einem Reboundeffekt spricht man dann, wenn durch Effizienzsteigerungen weniger Ressourcen zur Produktion eines Gutes eingesetzt werden, aber der Ressourcenverbrauch insgesamt durch die Ausweitung der Produktion steigt. Empirische Schätzungen zur Höhe von Reboundeffekten weichen stark voneinander ab. Sie reichen von 30 bis über 100 Prozent. D.h. Effizienzsteigerungen konnten in Vergangenheit nur zum Teil zu einem geringeren Ressourcenverbrauch beitragen.  In manchen Fällen haben sie diesen sogar erhöht.
Folglich bedarf es neben Effizienzstrategien weiterer Strategien bzw. Maßnahmen, um den Ressourcenverbrauch absolut zu senken. Hierzu zählen neben der Verteuerung von Ressourcen, u.a. durch Streichung von Subventionen und höhere Steuern, auch neue Lebensstile, die sich am Prinzip der Suffizienz orientieren, also auf bewusste Verringerung des Ressourcenverbrauchs setzen. Bisher konzentriert sich die Politik jedoch überwiegend auf Effizienzstrategien, da die Verfolgung alternativer Strategien Probleme in anderen Politikbereichen nach sich zieht. Beispielsweise sind einkommensschwächere Schichten von einer Verteuerung von Ressourcen stark betroffen. Nicht zuletzt deswegen scheut sich die Politik, entsprechende Maßnahmen umzusetzen.
Die Autoren der Studie benennen auch weiteren Forschungsbedarf. Zwar bezweifeln sie, dass sich die Höhe des Reboundeffekts in absehbarer Zeit genau beziffern lässt. Doch plädieren sie aufgrund der Tatsache, dass Effizienzsteigerungen allein keinen absoluten Rückgang des Ressourcenverbrauchs bewirken, dafür, dass die Forschung stärker auf alternative Strategien konzentriert wird.
Reinhard Madlener und Blake Alcott (2011), Herausforderungen für eine technisch-ökonomische Entkoppelung von Naturverbrauch und Wirtschaftswachstum. Studie im Auftrag der Enquete‐Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" des Deutschen Bundestages. Zürich.