Erfüllter leben


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Lebensräume für Jung und Alt

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Künftig wird der Anteil älterer Menschen mit Unterstützungs- und Pflegebedarf stark ansteigen. Dies führt zu einer wachsenden Kostenbelastung der sozialen Sicherungssysteme. Aufgrund rückläufiger finanzieller Mittel der Bürger und der öffentlichen Hand wird dieser Kostenmehraufwand nur schwer zu stemmen sein. Darüber hinaus erfordern die demographischen Verschiebungen ein neues gesellschaftliches Miteinander der Generationen. Folglich sind Projekte gefragt, die familiäre und nachbarschaftliche sowie Generationen verbindende Strukturen stärken.

Daher hat die Stiftung Liebenau das Konzept der "Lebensräume für Jung und Alt" entwickelt: Wohnanlagen, in denen verschiedene Generationen miteinander leben und sich gegenseitig helfen.

Das erste Wohnprojekt wurde 1995 in der Gemeinde Vogt im Landkreis Ravensburg realisiert. In der Wohnanlage gibt es Wohnungen mit eineinhalb bis vier Zimmern, so dass sie von der Größe her den Ansprüchen junger und älterer Bewohner, Alleinstehender sowie von Paaren und Familien gerecht werden. Alle haben eine barrierefreie Ausstattung. In der Wohnanlage leben über 60 Menschen aller Altersstufen: Rund ein Viertel ist zwischen 18 und 39, ein Fünftel über 80 Jahre alt.

Die Wohnanlage ist nahe des Gemeindezentrums Vogt gelegen. So können Einkäufe, Arztbesuche und Behördengänge in unmittelbarer Nähe erledigt werden. Das Herzstück der Anlage ist das Service-Zentrum: ein Begegnungsort, der allen Bewohnern offen steht. Unter anderem werden hier ein Mittagstisch für Senioren und Schüler, ein Literaturkreis und Spielrunden angeboten. Zudem werden Beratungs- und Servicedienstleistungen durch einen Sozialarbeiter vermittelt.

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Auf freiwilliger Basis übernehmen die Bewohner Hausmeister- und Gartentätigkeiten oder unterstützen hilfebedürftige Nachbarn beim Kochen, Einkaufen oder der Kinderbetreuung. Wird dennoch professionelle Hilfe benötigt, bietet die nahe gelegene Sozialstation St. Anna Grund- und Behandlungspflege, Kinderkrankenpflege, hauswirtschaftliche Hilfen und Essen auf Rädern an.

Die Bewohner der „Lebensräume" tragen die Kosten ihrer Eigentums- oder Mietwohnung sowie die Finanzierung ihres Lebensunterhalts selbst. Ein gewisses Kontingent an Wohnungen wird öffentlich gefördert. Die Gemeinwesenarbeit, wie die Beratung und Vermittlung von Dienstleistungen, ist kostenlos. Die professionellen Pflegeleistungen werden nach den Kostensätzen der Pflegeversicherung verrechnet.

Das Konzept der "Lebensräume für Jung und Alt" wird derzeit von der Stiftung Liebenau an rund 21 Standorten in Süddeutschland und Österreich erfolgreich umgesetzt. Die Stiftung ist auch Teil des Netzwerks SONG (Soziales neu gestalten), in dem weitere Akteure, u.a. das Evangelische Johanneswerk e.V. (Bielefeld) und die Bank für Sozialwirtschaft (Köln) vertreten sind. Ein Schwerpunkt des Netzwerks ist die zukunftsfähige Ausrichtung der Altenhilfe unter besonderer Berücksichtigung innovativer, gemeinwesensorientierter Wohn- und Betreuungsmodelle.

Dass Konzepte wie "Lebensräume für Jung und Alt" Wohnqualität sowie Gesundheit der Bewohner erhöhen und sich zudem finanziell rechnen, hat eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim ergeben. Ihm zufolge sind die Gesamtkosten des Unterstützungsbedarfs der Bewohner im Vergleich zu klassischen Wohn- und Versorgungsformen um bis zu 30 Prozent niedriger. Gleichzeitig nehmen die Bewohner deutlich mehr Angebote der Nachbarschaftshilfe in Anspruch, sind insgesamt aktiver und verbringen weniger Zeit allein. 

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des Netzwerks SONG und der St. Anna-Hilfe der Stiftung Liebenau.