Schulfach "Glück"
Schule macht unglücklich. So sehen das zumindest viele Kinder. Laut einer Erhebung aus Österreich ist für Neun- bis 13-Jährige nur der Besuch beim Zahnarzt schlimmer. Besonders groß ist die Angst, zu versagen. Einer Studie des deutschen Kinderschutzbundes zufolge hat mehr als ein Fünftel der Neun- bis 14-Jährigen Angst vor schlechten Noten. Vor allem trifft dies auf ältere Kinder zu. Während in der vierten Klasse nur jedes 16. Kind Schulängste hat, ist es in der siebten Klasse bereits jedes dritte.
Dass Schule unglücklich macht, wollte Ernst Fritz-Schubert, Direktor der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg, nicht weiter akzeptieren. Er führte das Fach „Glück" ein und entwickelte gemeinsam mit Experten aus verschiedenen Bereichen einen konkreten Lehrplan. Seit 2007 lernen Schüler, ihr Selbstwertgefühl zu entwickeln, kreativ Aufgaben zu bewältigen, im Team zusammenzuarbeiten, Verantwortung zu übernehmen und vieles andere mehr. Statt Stress und Leistungsdruck bietet das Fach Raum für Muße, Kreativität und Solidarität.
Das Projekt wurde wissenschaftlich evaluiert. Die Ergebnisse sind viel versprechend. Während 68 Prozent der „Glücksschüler" bekunden, in ihrer Klasse Gemeinschaft und Unterstützung zu erfahren, sind es bei den anderen Schülern gerade einmal elf Prozent. 71 Prozent der „Glücksschüler" antworten auf die Frage „Wie gut fühlst du dich alles in allem?" mit „gut" oder „sehr gut". Bei der Vergleichsgruppe sind es lediglich 30 Prozent. Drei Jahre zuvor fühlten sich auch die „Glückschüler" noch ähnlich unwohl. Nicht zuletzt dieser Erfolg rechtfertigt die Auszeichnung „Ausgewählter Ort 2008", die die Willy-Hellpach-Schule für ihr neues Fach im Wettbewerb „Deutschland - Land der Ideen" (http://www.land-der-ideen.de/) von der Bundesregierung erhielt.
Ansprechpartner und weitere Informationen zum Schulfach „Glück":
Willy-Hellpach-Schule:
Oberstudiendirektor Ernst Fritz-Schubert
Römerstr. 77, 69115 Heidelberg
Tel: 06221-507700
Fax: 06221-164518
Internet: www.whs.hd.bw.schule.de/