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Soziale Innovationen im Aufwind

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"Während der Rio-Konferenz 1992 ist zum ersten Mal im Rahmen eines internationalen Forums die besondere Rolle der Konsumentinnen und Konsumenten für eine nachhaltige Entwicklung von Gesellschaft und Umwelt hervorgehoben worden. Der Begriff 'nachhaltiger Konsum' kennzeichnet solche Entscheidungs- und Handlungsweisen, die sozial gerecht und umweltverträglich sind.

Bisher wurde vor allem versucht, die Konsumentinnen und Konsumenten durch die Vermittlung von Wissen und die Beeinflussung persönlicher Werte und Einstellungen zu nachhaltigerem Konsum zu motivieren. Diese Versuche scheitern jedoch oft daran, dass alltägliches Konsumhandeln aus Routinen besteht und schwer veränderbar ist.

Eine alternative und viel versprechende Strategie kann daher sein, zu beobachten, wo und wie Initiativen nachhaltigen Konsums in der Gesellschaft entstehen und von diesen Experimenten zu lernen. Dabei können Möglichkeiten der gezielten Förderung und Verstärkung der Experimente sowie deren gesellschaftliche und ökologische Wirkungen entdeckt werden. Denn solche Nachhaltigkeitsinnovationen sind ein erster Schritt in Richtung eines gesellschaftlichen Wandels. Bürgerenergiedörfer, Tausch- und Teilbörsen, Do-it-yourself-Plattformen und viele weitere Initiativen und Projekte zeigen, wie nachhaltiger Konsum möglich ist. Die Initiativen und Projekte schaffen gleichzeitig förderliche Bedingungen, damit Bürgerinnen und Bürger nachhaltiger konsumieren können.

Aus wissenschaftlicher und politischer Sicht wird sozialen Innovationen das Potenzial zugesprochen, nicht nur Impulse für gesellschaftliche Entwicklung zu geben, sondern auch die Konsumentinnen und Konsumenten zu aktivieren, weil sie in ihrem Alltag direkter angesprochen und erreicht werden können. Sie treffen oftmals auf eine größere Akzeptanz als politische Maßnahmen, weil sie sich über soziale Netzwerke verbreiten. Sie bieten Gelegenheiten zum Mitmachen und Mitgestalten und werden nicht als „von oben" dirigiert empfunden. Und auch wenn sie nicht direkt von allen Konsumentinnen und Konsumenten übernommen werden, so können sie als gute Beispiele und Orientierung für gelebte Nachhaltigkeit dienen.

Ziel des Leitfadens

Unter dem Begriff „soziale Innovationen" wird eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Initiativen, Projekte sowie neuer Produktions- und Konsumpraktiken zusammengefasst, die relativ unverbunden nebeneinander stehen. Ziel des Leitfadens ist es, einen Überblick über verschiedene Typen sozialer Innovationen und ihre zentralen Merkmale zu vermitteln. Der Leitfaden zeigt Möglichkeiten zur Weiterentwicklung sozialer Innovationen für nachhaltigen Konsum auf, die über die Förderung einzelner Initiativen hinausweisen. Er richtet sich daher sowohl an so genannte „Change Agents", also engagierte Menschen, Unternehmen und Organisationen, die Alternativen zum nicht nachhaltigen Konsum entwickeln und voranbringen, als auch an wirtschaftliche, zivilgesellschaftliche und politische Akteure, die soziale Innovationen auf vielfältige Weise fördern wollen. Der Leitfaden soll dabei helfen, zukünftige Aktivitäten strategisch und damit wirkungsvoller auszurichten."

Quelle: Umweltbundesamt, Leitfaden "Soziale Innovationen im Aufwind", Dessau, September 2014, 44 S.